Momentan ist der Dienst Google Street View in aller Munde. Alle Welt schreit jetzt nach Datenschutz, weil sie Angst davor hat, dass irgendwelche Kleinkriminellen die Fotos ihrer Strassenzüge, hinweg über die Hecken der Kleinbürgerlichkeit, für die Planung und Ausführung Ihrer Vorstadtraubzüge nutzen könnten. Gleichzeit hat Familienvater XYZ Angst, beim Verlassen des Sexshops um die Ecke fotografiert zu werden und nicht verfremdet worden zu sein. Währenddessen stellt Frau XYZ aus dem Haus hinter der Hecke der Kleinbürgerlichkeit arglos die süssen Babyphotos ihres 18 Monate alten Sohnes mit Nennung der entsprechenden KITA, die ihr Sohn besucht, bei Facebook ein, wobei die Privatsphären Einstellungen ihre Accounts löchrig sind wie ein Schweizer Käse. Später am Abend schreibt Herr XYZ noch in einem Forum bei XING, wie Unzufrieden er doch mit seinem unfähigen Chef ist.
Datenschutztechnisch herrscht in heutigen Zeiten eine unerträgliche, auf Halbwissen basierende Bigotterie. Während wir uns von Google Street View bedroht fühlen und dafür mächtig Kampagne machen, stellen wir selber freiwillig intimste Daten ins Netz und liefern unzähligen Päderasten Wichsvorlagen, indem wir vollkommen unreflektiert Photos unserer Kinder bei sozialen Netzwerken wie “Facebook” oder “StudiVz” einstellen, ohne uns Gedanken darüber zu machen, wer auf diese Daten zugreifen kann.
Offensichtlich hört unser Bewusstsein für Datenschutz aber gleichzeitig in dem Moment auf, in dem wir uns selbstbestimmt fühlen - und Google hat die Frechheit besessen, uns nicht zu fragen, bevor sie mit ihren Knipskarren an unseren kleinbürgerlichen Hecken vorbeigefahren sind.
Besser man macht es wie Apple: hier kaufen die Leute sich demnächst - ganz selbstbestimmt - ein sauteures Lifestyle Produkt, genannt iPhone, und geben dem Konzern gleichzeitig die Erlaubnis sie bis in Schlaf hinein zu überwachen. Mit seiner Kamera, dem GPS-Chip, dem Beschleunigungssensor und nicht zuletzt dem Mikrofon ist das iPhone die eierlegende Wollmichsau unter den Big Brother-Produkten. Klar das können auch andere Handys - aber wenn deren Hersteller solche Überwachungs- und Allmachtsphantasien wie Apple hätten, dann wäre die Datenschutzkacke MÄCHTIG am Dampfen.