streicher schrieb:
Es gibt wohl einen allmählichen Paradigmenwechsel. Die Schulbildung geht von dem Schwerpunkt "Wissensvermittlung" weg und gleichzeitig gewinnt die Vermittlung von "Kompetenzen" an Gewicht. Damit wird mehr darauf geschaut, dass die Schüler etwas für das konkrete eigene Leben mitbekommen, sie werden weniger gebildet, sondern dazu herangeführt bzw. ihnen die Möglichkeit gegeben, sich selbst aktiv zu bilden. Das bedeutet auch, dass der Unterricht weniger frontal geführt wird (die Tendenzen gibt es ohnehin schon), Teamarbeit und das selbstständige Planen und organisieren gefördert und gewollt wird. Auch die Lehrkräfte probieren sich neu aus. Die neuen Lehrpläne werden schon, bundesweit meine ich, allmählich eingeführt.
Du sprichst von den neuen Kerncurricula. Man kann sie bereits auf den Seiten der Kultusministerien im PDF-Format anschauen, bzw. auf seinen Rechner runterladen.
Der Vorteil der Vermittlung von Kompetenzen anstelle von auswendig lernen kann sein, dass Schüler sich auf die Gebiete konzentrieren, die sie wirklich interessen, was zu hohen Leistungen führen kann. Ein Nachteil kann sein, dass Schüler sich auf Gebiete konzentrieren, die ihnen niemals etwas nützen werden. Zugegeben, die Gefahr ist keine neue; geht jemand ein Fach studieren, von dem es heißt, mit diesem ist die Zukunft zu machen, dann gibt es dennoch keine Garantie, dass dieser jemand auch tatsächlich Arbeit im studierten Bereich finden wird.
An den Begriff können wir uns ja annähern. Strukturelle Gewalt hat als Ausgangspunkt gesellschaftliche Bedingungen: in der Arbeitswelt: Leistungsdruck; wie du schon angedeutet hast: ungleiche Lebensbedingungen für unterschiedliche Gruppen; fehlende Kontrollinstanzen. Damit ist die Gewalt mehr oder minder in das System eingebaut.
Die Gewalt scheint eigentlich sogar mehr oder minder in das Leben eingebaut zu sein. Wobei es ja hier um Gewalt von Mensch gegen Mensch geht. In der Arbeitswelt konkurrieren Menschen gegen andere Menschen. Das alleine muß noch kein Anlaß zu Gewaltanwendung sein. Stellt sich die Frage, was Gewalt ist, wo sie anfängt. Physische Gewalt ist eine Ausdrucksform, eine andere ist psychische Gewalt. Ich bin mir nicht sicher, ob Leistungsdruck eine Form von Gewaltanwendung ist. Auch wenn es unfair gegenüber dem Individuum erscheint, aber wenn es die geforderte Leistung nicht bringen kann, dann muß sich ein Arbeitgeber wohl fragen, ob diese Person trotzdem ein Teil des Teams bleibt und eventuell anders planen, Ziele aus Rücksichtnahme neu festsetzen oder aber die Person muß durch eine neue Arbeitskraft ersetzt werden.
Ungleiche Lebensbedingungen für unterschiedliche Gruppen, finde ich nur dann wirklich abträglich, wenn diese Gruppen über keine öffentlichen Mitgestaltungsmöglichkeiten verfügen, d.h. wenn sie ausgegrenzt werden. Es gibt ja auch durchaus Leute, die sich bewußt für ein enthaltsames Leben entscheiden oder Leute, die auf den nächsten Karriereschritt verzichten, weil sie sich anderen Dingen widmen möchten. Als Gewalt würde ich in diesem Zusammenhang bezeichnen, wenn der Stärkere z.B. Informationsbeschaffung, Meinungsbildung- und äußerung für bestimmte Gruppen unter Strafe stellen würde und diesen Gruppen vorschreibt, was sie zu denken und zu öffentlich zu vertreten haben.
In dem Redeausschnitt von Frau Wagenknecht in der Sammlung aktueller Zitate sehe ich in den Reaktionen ihrer Mitpolitikern so etwas wie eine subtile Gewalt. Denn anstatt sie reden zu lassen und dann mit Argumenten/anderen Perspektiven/von mir aus parteipolitisch gefärbten Meinungen zu antworten, wird reingeredet, verhöhnt, von vornherein geblockt.
Denn es macht ja einen Unterschied, ob ein Ausschuss seinen Bürgern eine Anhörung anbietet, oder ob ein Gremium geschaffen wird, dass zivilgesellschaftliche Akteure hinter seinem Rücken hat und die Bürger vor Ort engagieren wollen, zum Beispiel in den Phasen, in welchen die Bedarfe festgestellt werden, bei der Planung und in der Umsetzung.
Ja, sicher macht es einen Unterschied. Die Demokratie breitet sich überall aus, und mehr Menschen nehmen ihr Recht in Anspruch, sich zu äußern und sich mit anderen zusammenzuschließen, z.B. im Rahmen eines Vereines, um etwas für sie Wichtiges aufzubauen. Da sich die Arbeitswelt dahingeht wandelt, dass die Zahl der dauerhaft Arbeitslosen eher noch größer wird und die dagegensteuernden Maßnahmen der Ämter weiterhin geringe bis keine Wirkung zeitigen dürften, werden sich sehr viele selbst beschäftigen müssen. Auch ohne Bezahlung. Sicherlich werden nicht alle ein Versagen des Staates und des Westens erkennen wollen und zum IS wechseln, sondern die realen Entwicklungen sehen und das tun, was bleibt, nämlich sich in irgendeiner sozialen oder politischen Sache zu engagieren. Die Chance scheint mir zu sein, dass das was der Staat einfach nicht schaffen kann, von den Heeren der Arbeitslosen geschafft werden könnte. Wie das konkret aussehen könnte, muß aber jeder selbst herausfinden.
Wenn Spritautos bis 2030 abgeschafft werden sollen, klingt das nach Öko-Diktatur. Nein, dass soll es nicht werden. Überhaupt finde ich einige Ideen, die "grün" anmuten, beim genaueren Nachdenken gar nicht mal unbedingt so "grün". Es gibt sicherlich einige, die sich für die großen Umweltfragen/-Probleme und Wirtschaftsfragen unserer Zeit idealtypische Lösungen ausgedacht haben.
Ich habe nun endlich herausgefunden, was mich eigentlich stört an der Agenda 21. Es ist das Gefühl überrollt zu werden von Anforderungen wie ich sein soll und was ich zu denken habe und was ich ablehnen und was ich gutheißen soll. Die Ironie an der Geschichte ist ja, dass ich die Ansichten, die der Agenda 21 zugrundeliegen nichtmal grundsätzlich ablehne. Dennoch scheint bereits alles festzustehen, alles ist perfekt durchgeplant. Wo ist da echte Partizipation? Nur ein Beispiel, die Leute sollen mehr Fahrrad fahren. Also müssen die Leute dahingebracht werden mehr Fahrrad zu fahren. Echte Partizipation bedeutet für mich aber Folgendes: ein Problem wird erkannt, in diesem Falle der negative Effekt zu großen Benzinverbrauchs für die Umwelt und die größer werdende Verstopfung des Straßensystems. Anstatt jetzt eine einzige Lösung vorzuschreiben, wird das Problem an die Öffentlichkeit abgegeben - die kann nämlich durchaus sehr kreativ sein - bis dann eine, zwei, mehrere Lösungen gefunden werden, die u.U. viel besser sind als das Umsteigen auf Fahrräder. Das Internet bietet eine super Infrastruktur, z.B. über Seiten wie
diese, die völlig unpolitisch Probleme lösen will.
Mehr Bildung oder vielleicht auch eine neu ausgerichtete Bildung könnte lebensnaher sein, jedoch auch die Reflexion und das Hinterfragen fördern bzw. auch die Kompetenz fördern, selbst zu planen und zu organisieren und zu realisieren.
Die Frage ist mMn, ob wir eine Art Plan- und Kommandowirtschaft haben wollen, in der die von Dir genannte Form der Bildung lediglich Augenwischerei ist, weil sämtliche Bereiche des Lebens gesetzgeberisch, bzw. per
Soft Power durchgestaltet sind und in Wahrheit keine Alternativen zulassen, was Partizipation zu einem reinen Schauspiel machen würde.
Oder ob die von Dir genannte Form der Bildung den Wortbedeutungen gerecht wird und mehr in sowas wie Basisdemokratie mündet, bzw. eine starke Privatgesellschaft zulässt, in der privates Unternehmertum und Initiative Tugenden sind. Da es wohl auch nicht wünschenswert ist, ganz ohne staatliche Regulation auszukommen, kann eigentlich nur der Mittelweg, also eine starke Privatgesellschaft voller mündiger, an der Gemeinschaft interessierter, Bürger, die sich nicht darauf verlassen, dass der Staat schon alle Probleme lösen wird, anstrebenswert sein.