Schwere Unruhen in England

agentP

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Es wurde mir von meinen Eltern beigebracht und nicht von der Gesellschaft, nicht von der Politik, nicht von Straßengangs. Es mir beizubringen hat außerdem kein Geld gekostet.

Schön. Dann kannst du stolz auf deine Eltern sein, dass sie dir die Botschaft umsonst mitgegeben haben und du nix dazu tun musstest.
Offensichtlich haben nicht alle Menschen das Glück verantwortungsvolle Eltern zu haben. Würdest du sagen diese Leute sind selber daran schuld, dass ihre Eltern Pflaumen sind?


Da fängt doch schon wieder die Rechtfertigung an. Es hat den armen kleinen Randalierern halt keiner Beigebracht, dass man nicht den MediaMarkt plündert und den Fernseher auf eBay vertickt.
Nein, es ist eine Erklärung dafür, warum diese Leute womöglich nicht lernen, dass Leistung einen weiterbringt. Ob sie deswegen kriminell werden oder nicht, ist dann immer noch offen. Monokausale Erklärungsansätze funktionieren da imho nicht. Weder der Ansatz "böse Gesellschaft" macht Media Markt Plünderer, noch "wir sind Inseln und leben unbeeinflusst von unserer Umwelt".

Die Migranten habe ich in´s Spiel gebracht, weil sie EIN Beispiel dafür darstellen, dass Chancen haben und ergreifen alleine offensichtlich auch nicht reicht. Ich hätte auch die Studien anführen können, die Belegen, dass Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern selbst dann seltener eine Gymnasialempfehlung bekommen, wenn sie einen besseren Notenschnitt haben als die Konkurrenz aus der Akademikerfamilie. Auch hier scheint Leistung und Chancen ergreifen nicht zu reichen.

Wenn ich glauben würde, dass wir wirklich immer und überall Chancengleichheit haben, dann würde ich der Aussage von goatboy übrigens voll recht geben.
 

dkR

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Wenn ich glauben würde, dass wir wirklich immer und überall Chancengleichheit haben, dann würde ich der Aussage von goatboy übrigens voll recht geben.
Da gibts zwei Möglichkeiten. Man setzt sich weinend in die Ecke und schimpft auf die Umstände, oder man macht das beste aus der Sache.
Um zu lernen, dass sich Leistung nicht lohnt, müßte man es vielleicht mal mit Leistung probieren, ich hab da so leise Zweifel ob das jeder schonmal ausprobiert hat.

Natürlich hat nicht jeder die gleichen Chancen und Optionen, aber für irgendeinen Job wird es ja wohl langen.
 

Goatboy

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agentP schrieb:
Schön. Dann kannst du stolz auf deine Eltern sein, dass sie dir die Botschaft umsonst mitgegeben haben und du nix dazu tun musstest.
Offensichtlich haben nicht alle Menschen das Glück verantwortungsvolle Eltern zu haben. Würdest du sagen diese Leute sind selber daran schuld, dass ihre Eltern Pflaumen sind?
Im Zweifelsfall würde ich sagen, dass die Pflaumen am Verhalten ihrer Kinder schuld sind. Man kann bei allem guten Willen Eltern nicht von ihrer Verantwortung für ihre Kinder entbinden. Und was zur Hölle soll den bitte "und du nix dazu tun musstest" bedeuten? Du hast keine Ahnung, wo ich herkomme, wie ich aufgewachsen bin und was ich tun musste oder nicht musste und maßt dich an, hier ein Fazit über meine Erziehung zu ziehen? Bin ich jetzt auf einmal der, dem sein Leben lang im Vorbeigehen Zucker in den Arsch geblasen wurde? Der nie einen Finger rühren musste und jetzt anderen erzählt, man müsse für seine Chancen arbeiten? Nur aus Interesse: ist es das, was du mir unterstellst? Wie weit willst du mit deiner Rechtfertigung von Verbrechern denn noch gehen?
 

agentP

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Ich bezog die Aussage, dass du "nix dazu tun musstest" alleine darauf dass deine Eltern dir etwas in Bezug auf "Chancen nutzen" beigebracht haben und du es dir nicht alleine aneignen musstest. Dass die dir das umsonst beigebracht haben und niemand sonst auch nicht du dir selber hattest du selber gechrieben. Kein Grund wieder sonst was reinzulesen und abzugehen wie ein Zäpfchen.

Wie weit willst du mit deiner Rechtfertigung von Verbrechern denn noch gehen?

Welche Rechtfertigung denn? Ich habe im Verlauf 2 mal wörtlich geschrieben, dass Verbrecher gestraft gehören. Punkt. Wenn du den Unterschied zwischen einer Rechtfertigung und einer Klärung möglicher Ursachen für ein Verhalten nicht kennst ist das nicht mein Problem.

Um zu lernen, dass sich Leistung nicht lohnt, müßte man es vielleicht mal mit Leistung probieren, ich hab da so leise Zweifel ob das jeder schonmal ausprobiert hat.

Da wirst du aber -genau wie ich- nur spekulieren können.

Natürlich hat nicht jeder die gleichen Chancen und Optionen, aber für irgendeinen Job wird es ja wohl langen.
Keine Ahnung. Aber da im Rahmen der aktuellen Berichterstattung in Bezug auf Jugendarbeitslosigkeit in England immer wieder Quoten von 20% genannt werden, ist es womöglich nicht ganz so einfach.
 

Ein_Liberaler

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England hat genau einen Schluß aus der Pisastudie gezogen: Wenn unsere Schulschwänzer am Tag des Pisatests zufällig auch gerade schwänzen, ist eigentlich allen geholfen.

Und aus den europäischen Vergleichszahlen zur Hochschulreife: Wir sollten die Anforderungen für die A-Levels an die unterschiedlichen Begabungen anpassen. Der eine ist eben besser in Mathematik, und der andere in Hauswirtschaft, aber letztlich kann jeder irgend etwas sehr gut, und wenn am Ende alle ein A bekommen, bedeutet das, daß wir ihre besonderen Begabungen entdeckt haben, im Ggsatz zu den blöden Krauts. Und dann können wir das notfalls wieder etwas differenzieren, indem wir ein A* einführen.

Und aus dem Gerede von der postindustriellen bzw. Dienstleistungsgesellschaft: Wir brauchen eigentlich nur London, und letztlich nur die City, und könnten auf den Rest des Landes eigentlich verzichten. Auf deutsch heißt das: Wir brauchen nur Broker und die Dienstboten der Broker, und Leute, die diesen beiden Brötchen backen und Kaffee in Pappbechern verkaufen. Wir wollen aber betonen, daß der eine Job so gut ist wie der andere, und wem das nicht paßt, der soll betteln gehen.

Und aus der Multikultiidee: Wenn es zur Kultur der Pakistaner gehört, die britischen Gerichte zu meiden und ihre Rechtsstreitigkeiten von Schariagerichten beilegen zu lasen, dann sollten sie diese Kultur ausleben dürfen, und wenn die althergebrachte Gesellschaftsform der Karibik die Jugendbande ist, dann sollten wir uns freuen, daß unsere karibischen Einwanderer an diesem folkloristischen Brauch festhalten und ihre Kultur pflegen.
 

wintrow

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Naja es gibt nicht einen Grund um diese Gewalt zu rechtfertigen. Aber die englische Gesellschaft sollte sich vor all zu harten Verurteilungen gegenüber der Jugend hüten. War es schliesslich die Elite die einen raub Kapitalismus ohne industrielle Basis und nur auf finanzpolitische Ziele etabliert ahben. Als Jugendlicher würde ich bei dieser Politik auch abkotzen. Lieber Millionen für eine alte monarchie und noch älteren vergreisten Palarmentarier ausgeben als für die Jugend. da geht der Daumen hoch!
 

agentP

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Der eine ist eben besser in Mathematik, und der andere in Hauswirtschaft, aber letztlich kann jeder irgend etwas sehr gut, und wenn am Ende alle ein A bekommen, bedeutet das, daß wir ihre besonderen Begabungen entdeckt haben

Ich finde den Gedanken an sich so dumm nicht. Meinem besten Freund zu Schulzeiten hätten maue Leistungen in Französisch und Deutsch fast die Zulassung zum Abitur gekostet und jetzt sitzt er zumindest auf einer Juniorprofessur an einem Institut für theoretische Informatik. Kann ich nicht schlecht finden, dass er seine kritischen Fächer im damaligen Leistungskurssystem rechtzeitig loswerden konnte.
Hauswirtschaft, Kunst, Religion alleine sollten natürlich nicht für eine allgemeine Hochschulreife langen.
 

wintrow

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Was bitte rechtfertigt den Vergleich von Börsengeschäften mit Raub?
Zum Beispiel die Tatsache das Gewinne privatisiert sind und die Verluste zunehmend solidarisiert werden. Das heisst ich mit meinen Steuergeldern musste Banken retten und somit auch die Renditen von ANleger, obwohl ich selber keien Anlagen von Börsengeschäften habe. Da ist für mich Raub!
 

Ein_Liberaler

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Hast Du immer noch nicht mitgekriegt, daß Du fast nur staatseigene Banken gerettet hast und daß die Commerzbank längst dabei ist, ihre Schulden beim Staat zu tilgen? Und selbst wenn... Wer Dir Dein Geld fortnimmt, ist der Staat und nicht die Banken. Bei dem müßtest Du Dich beschweren.

Trennung.

Bei uns ging vieles, aber im Abitur hieß es eine Fremdsprache muß, und Religion oder Sport oder Musik kann. Ich persönlich habe aber keine Probleme damit, auf eine förmliche Hochschulzulassung ganz zu verzichten. Irgendwann kommen Klausuren, und da hat man drei Versuche und gut ist. Ich hänge da keinerlei Dogmen an. Ich glaube nur, daß zwölf oder 13 Jahre eine verflixte Zeitverschwendung sein können, wenn man die ganze Zeit nur Dinge tut, die einem Spaß machen, die man ohnehin schon kann und wo keine Anforderungen gestellt werden, mit dem hauptsächlichen Ziel, am Ende eine hübsche Urkunde mit einer tollen Durchschnittsnote zu bekommen.
 

wintrow

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Hast Du immer noch nicht mitgekriegt, daß Du fast nur staatseigene Banken gerettet hast und daß die Commerzbank längst dabei ist, ihre Schulden beim Staat zu tilgen? Und selbst wenn... Wer Dir Dein Geld fortnimmt, ist der Staat und nicht die Banken. Bei dem müßtest Du Dich beschweren.
Wusste nicht das die HRE oder Commerzbank vorher staatliche Banken waren. Die wurden verstattlicht um sie zu retten und schlechte Anteile auszusondern, und mit welchen Geld? Klar hat hier auch die Politik versagt, aber allein die Nichteinsicht von Leuten wie Ackermann und Co,d as sie Fehler gemacht haben macht mich wütend.
Das "To Big to Fail" ist ein schlechter Witz!

Trennung
Wer nur das macht was er kann wird sich nie fortwärts bewegen. Selbstantrieb und der Wille neues, fremdes zu lernen ist ein Garant für Erfolg im Leben.
 

Ein_Liberaler

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Klar, ausgerechnet Ackermann. Der ist schuld. Im übrigen, lern aufmerksam lesen. Fast nur. Von einer Staatsferne der Bayerischen Hypo-Vereinsbank oder ihrer Tochter DEPFA kann außerdem kaum die Rede sein, und wenn der Staat sich bemüßigt fühlt, eine Bank zu retten, die von Anfang an nichts anderes war als eine Bad Bank für die faulen Immobilienkredite der HVB, dann tut es mir leid. Die HRE war Schrott, sie wurde gegründt, um Schrottpapiere zu parken, und der Staat hat mit seiner Hilfe genau einen Tag zu lange gewartet, um den Mutterkonzern in Regreß nehmen oder es wenigstens versuchen zu können.
 
G

Guest

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agentP schrieb:
Offensichtlich haben nicht alle Menschen das Glück verantwortungsvolle Eltern zu haben. Würdest du sagen diese Leute sind selber daran schuld, dass ihre Eltern Pflaumen sind?

Natürlich sucht es sich keiner aus, als fünftes Baby von Heroinsüchtigen arbeitslosen Eltern geboren zu werden. Und natürlich kann niemand was dafür und in welchem Umfeld er aufwächst.

Aber für ALLES andere ist jeder selbst zuständig und voll verantwortlich.

Wenn jemand wirklich den Wunsch hat nicht so zu werden, wie seine heroinsüchtigen, arbeitslosen Eltern, steht es ihm offen in eine beliebige Bibliothek zu marschieren, und sich dort in einem Beliebigen Fachgebiet zu qualifizieren. Mann muß es halt nur wollen.

"Mir hat nie einer eine Chance gegeben"

Ha ! Wen ich das schon höre. Zuhause vor der Glotze sitzen und warten bis einer klingelt und sagt "hey wie wär´s ich habe hier eine Chance für dich" - oder wie stellen die sich das vor?

Mann muß schon selbst den Anfang machen, sich selbst qualifizieren, weiterbilden, Fähigkeiten entwickeln usw. Das Problem ist, daß die meisten dieser Penner überhaupt kein Interesse an nix haben.

Weiber, Drogen, Autos und Bling -daß ist das einzige wofür sie die interessieren. Wirtschaft, Technik, Geschichte, Informatik, irgendwelche Fachgebiete? Fehlanzeige -

"Sowas langweilt mich total, was soll ich mit dem Scheiß-ich hab keinen Bock mein Leben lang zu Arbeiten und dann in die Grube zu fahren wie mein Alter, ich will jetzt Spaß"

hat mal so einer zu mir gesagt.

Was macht man mit solchen Typen? Ich halte die nicht für resozialisierbar. Eine verlorene Generation.
 

Angel of Seven

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shechinah schrieb:
Was macht man mit solchen Typen? Ich halte die nicht für resozialisierbar. Eine verlorene Generation.

Tja, anscheinend hat man verpasst, ihnen überhaupt ein Bild eines positiven Lebens vor Augen zu führen. Ein Leben wofür es sich lohnt sich anzustrengen. Das ist auch schwierig, der glückliche englische Bankangestellte (weil gutbezahlte Industriejobs gibt es so gut wie gar nicht mehr) kanns ja nicht sein..... :geifer:
 

agentP

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Natürlich sucht es sich keiner aus, als fünftes Baby von Heroinsüchtigen arbeitslosen Eltern geboren zu werden. Und natürlich kann niemand was dafür und in welchem Umfeld er aufwächst.

Aber für ALLES andere ist jeder selbst zuständig und voll verantwortlich.

Genau. Die ersten Worte die so ein Heroinbaby sich aneignen sollte, wenn es sprechen lernt sind: "Ich will einen Entzug!". Wenn nicht...Pech gehabt!

Wusste nicht das die HRE oder Commerzbank vorher staatliche Banken waren.

Ich bin mir dafür aber absolut sicher, dass die HSH Nordbank, die KfW-Gruppe und die WestLB staatliche Banken waren/sind und als erste in der Krise auf´s Maul gefallen sind.
 

Ein_Liberaler

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Mann muß schon selbst den Anfang machen, sich selbst qualifizieren, weiterbilden, Fähigkeiten entwickeln usw. Das Problem ist, daß die meisten dieser Penner überhaupt kein Interesse an nix haben.

Weiber, Drogen, Autos und Bling -daß ist das einzige wofür sie die interessieren. Wirtschaft, Technik, Geschichte, Informatik, irgendwelche Fachgebiete? Fehlanzeige -

"Sowas langweilt mich total, was soll ich mit dem Scheiß-ich hab keinen Bock mein Leben lang zu Arbeiten und dann in die Grube zu fahren wie mein Alter, ich will jetzt Spaß"

hat mal so einer zu mir gesagt.

Was macht man mit solchen Typen? Ich halte die nicht für resozialisierbar. Eine verlorene Generation.

Möglicherweise ja. Kein Grund zur Freude, sondern ein gewaltiges Problem, und man kann sich so eine verlorene Generation, und dann die nächste verlorene Generation, deren Kinder, auch heranzüchten. Imho hat der britische Staat einiges in genau diese Richtung unternommen, und wir lassen hier in D auch eine Menge Kinder von Staats wegen verwahrlosen.
 

gaia

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"Sowas langweilt mich total, was soll ich mit dem Scheiß-ich hab keinen Bock mein Leben lang zu Arbeiten und dann in die Grube zu fahren wie mein Alter, ich will jetzt Spaß"

hat mal so einer zu mir gesagt.
Naja...wenn ich mal daran denke wieviele unter den Folgen ihres Jobs im Alter leiden müssen, kann ich das schon ein wenig verstehen.

Ein Student hat mir dagegen mal erklärt warum er Lehrer wird:

Mein Vater hat sein Leben lang gearbeitet nur damit er im Alter entlassen wird und jeden Cent dreimal umdrehen muss- das passiet MIR nicht. Ich werde Lehrer und mach mit 40 auf ausgebrannt und geh in Pension...
So kann man das auch betrachten ;-) Toll was da an motivierten Lehrkräften auf den Nachwuchs zukommt........
Imho hat der britische Staat einiges in genau diese Richtung unternommen, und wir lassen hier in D auch eine Menge Kinder von Staats wegen verwahrlosen.
Das würde ich auch so sehen. Die Verantwortung abzuschieben, finde ich ein bisschen einfach.
 

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