Krieg gegen die Miliz "IS" - Gründe und Folgen

streicher

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Hallo fumarat,

meinst du, dass die Schlüsselfiguren des IS sich dieser Verse nicht bewusst sind?

Ich hatte mich neuerdings mit einem Lehrer aus dem Oman unterhalten, der mir dann den Begriff des 'Jihad' erklärt hat. Und er hat dann aufgezählt, welche Regeln des 'Jihad' der IS bricht, es war eine lange Liste und sicher nicht vollständig. Letztendlich sah er eben das religiöse Interesse bestenfalls noch im Vordergrund, im Hintergrund konnte er sich nur Strippenzieher vorstellen, die ganz eigene Maxime haben. Und natürlich nach Macht streben.

Jedoch erscheint es durchaus auch delikat, wenn die Überlieferung vom 4ten Kalifen (von wann sind diese Zeilen?) die Gefahr beim Namen nennt, wie sehr der Islam instrumentalisiert wird/werden kann.

Besten Gruß, streicher
 

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Auseinandersetzungen in den eigenen Reihen, Fahnenflucht, Gefängnisausbruch wohl mit Hilfe von Insidern; zudem Abschneiden von Versorgungsrouten, irakische Offensive in Tikrit, Guerrillaaktionen gegen den IS, Abkehr der Bevölkerung, etc. Die Herausforderungen für den IS kommen von innen und außen. Muss sich der selbsternannte Kalif bald einen Fluchtweg suchen?

Zwietracht und Realitätsschock im Kalifat
 

Giacomo_S

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Das war zu erwarten, fast schon ungewöhnlich, dass dergleichen noch nicht eher passiert ist.
Wer seine Truppe nicht disziplinieren kann, und dazu gehört bspw. auch ein militärisch korrekter Umgang mit dem ggf. gefangen genommenen Gegner und Zivilisten, der wird die Folgen einer fehlgeleiteten Politik bald in den eigenen Reihen spüren.

Wer seine Leute moralisch verwahrlosen lässt - und da ist es völlig egal, ob das zunächst nur an dem Gegner oder an Zivilisten passiert - der braucht sich auch nicht wundern, dass er seine Leute intern nicht mehr unter Kontrolle bekommt, wenn die Zeiten härter werden.
 

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Würden sie dort nicht ernsthafte Probleme mit den Kartellen bekommen?


Dokumente sollen nun die IS-Strategie enthüllen, wie sie zum Beispiel die Eroberungsfeldzüge von langer Hand geplant hätte. Sie entstammen wohl einem ehemaligen Geheimdienstoberst der Luftabwehr.
Der Oberst, der unter dem Tarnnamen Haji Bakr bekannt wurde, ging Ende 2012 nach Syrien; er war verantwortlich für die Machtübernahme des IS dort. Bakr wurde im Januar 2014 bei Gefechten getötet.
In den Plänen, die der SPIEGEL nach mehrmonatigen Recherchen in Syrien exklusiv auswerten konnte, offenbart sich nichts von dem religiösen Fanatismus, mit dem der IS sich nach außen präsentiert. Die Dokumente enthüllen die Methoden eines hochkomplexen Geheimdienststaates, der sich auf flächendeckende Ausspionierung, Überwachung und Morde gründet. Dokumente enthüllen IS-Strategie
 

Giacomo_S

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streicher schrieb:
Würden sie dort nicht ernsthafte Probleme mit den Kartellen bekommen?

Sollte man meinen, tatsächlich machen diese Organisationen wohl hin- und wieder gemeinsame Sache, wenn es denn den jeweils eigenen Interessen dient, vor allem wohl, wenn es um Geldgeschäfte und -wäsche geht. In der Vergangenheit haben auch große Banken wortwörtlich mit eingehendem Bargeld riesige und schmutzige Geschäfte gemacht.
Das Ekelhafte daran ist, dass nicht einmal die amerikanischen Behörden dies verfolgen konnten, da es zu weiteren Krisen im Bankensektor geführt hätte:

Im Juli 2012 wurde die Bank vom US-Senat wegen ihrer „durch und durch versaute[n] Unternehmenskultur“ („pervasively polluted“) gerügt. Die vorgebrachten Vorwürfe betrafen Geldwäsche für Terroristen und Drogenhändler.
[...]
... einigten sich die Bank und die US-Staatsanwaltschaft auf eine Geldbuße in Höhe von 1,9 Milliarden US-Dollar ...
[...]
... höchste Geldbuße, die für solch eine Straftat je gezahlt wurde ...
[...]
Laut Breuer hätte die strafrechtliche Verfolgung von HSBC zu gravierende Auswirkungen gehabt, da die Bank ihre Banklizenz in den USA sehr wahrscheinlich verloren hätte, womit der Fortbestand der Bank gefährdet gewesen wäre, was wiederum tausende von Jobs gekostet und zur Destabilisierung des gesamten Bankensystems geführt hätte.

Quelle: Wikipedia, HSBC-Bank, Strafverfahren
 

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Mit Investitionen kann gehebelt werden. Vielleicht suchen sich Personen gerade solche Stellen, um diesen schmutzigen Interessen nachzukommen.
Andererseits frägt man sich, ob in einem so großen Unternehmen wie in der HSBC die rechte Hand weiss, was die linke tut.
 

Giacomo_S

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streicher schrieb:
Andererseits frägt man sich, ob in einem so großen Unternehmen wie in der HSBC die rechte Hand weiss, was die linke tut.

Ich zitiere noch einmal aus dem Wikipedia-Eintrag:

Im Februar 2015 wurde das bisher größte Datenleck der Bankenbranche als Swiss-Leaks bekannt, das vertrauliche Dokumente der HSBC Private Bank (Suisse) betraf. Sie offenbarten das Bild „einer kriminellen Organisation“. Insgesamt sollen die Daten 100 Milliarden US-Dollar betreffen von 106.000 Kunden aus 203 Ländern. Die HSBC machte Geschäfte „mit Personen, die verdächtigt werden, Osama bin Ladens Terrorgruppe finanziert zu haben. Mit Waffendealern, die vermutlich Granaten zu Kindersoldaten nach Afrika verbrachten. Mit Handlangern von Diktatoren, mit mutmaßlichen Händlern von Blutdiamanten oder Drogen und mit Betrügern aller Art“.

Bei solchen Größenordnungen - 100 Milliarden US$, 106.000 Kunden - kann mir niemand erzählen nichts gewusst zu haben. Da haben nicht nur interne Kontrollmechanismen versagt und man hat das nicht nur billigend in Kauf genommen. Das war ein aktives Geschäftsmodell.

Außerdem: Jeder kleine ebay-Händler wird belangt, wenn er Hehlerware verkauft. Zugebenermaßen löst dessen Verhaftung und Liquidation seines Geschäftes auch keine Bankenkrise aus.
 

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Jetzt kommt die Bank mit einer lächerlichen 38-Millionen-Zahlung davon. Dafür werden die Ermittlungen eingestellt. Das nenne ich Aufklärung der anderen Art.

Die britische Großbank HSBC hat sich mit den Schweizer Behörden in Zehntausenden Fällen von Geldwäsche außergerichtlich geeinigt. Die Bank zahlt umgerechnet 38 Millionen Euro, im Gegenzug stellt die Genfer Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen wegen Verdachts auf Geldwäsche ein.
Zu den Kunden gehörten Diktatoren und bekannte Kriminelle.
 

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Unter "Gründe" für den derzeitigen Zustand in Irak und Syrien ist der Einmarsch 2003 unter der Führung der Bush-Regierung zu verbuchen.
In lebhafter Erinnerung ist im selben Atemzug sicherlich der damalige Verteidigungsminister Rumsfeld zu nennen, der seine Position in jener Zeit zu relativieren versucht. So wird er zitiert mit den Worten:
"Die Vorstellung, dass wir eine Demokratie im Irak formen könnten, schien mir unrealistisch."
Haben sie möglicherweise die Unknown Unknowns herausgefordert? Und wie unknown waren diese Unknowns eigentlich? Einst schüttelte er mit dem Diktator die Hände, den sie durch den Einmarsch aus dem Amt jagten. Dass allerdings bei Wegfall einer starken Hand bei falscher Handhabe das Chaos ausbrechen kann, ist in der Geschichte der Politik doch keine Unbekannte.
Dazu: Wer hat den Irak kaputt gemacht?
Daraus auch obiges Zitat
 

Nail

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ISIS ist eine Menge von fanatischen Verbrechern. Auch viele Muslime sind gegen den IS. Und kein Wunder, dass immer mehr junge europäische Muslime auf den Islam verzichten und zum Christentum konvertieren. Hauptgrund dafür ist Enttäuschung.
Unter meinen Bekannten waren ein paar Muslime. Wir besuchten das Fitness-Zentrum zusammen. Sie trainierten sich sehr sehr hartnäckig. Dann verschwanden die beiden plötzlich. Sie kamen in zwei Monaten zurück, waren niedergeschlagen. Die Jungs erzählten mir, wie sie dem Islam gedient hatten. Sie hofften, sie werden aktiv am Dschihad teilnehmen, impossible missions in Syrien erfüllen mit coolen Waffen in der Hand. Doch war ihr Grundpflicht die Huren zu kontrollieren, die aus Polen, Rumänien und der Ukraine für den Genuss der IS-Kämpfer geliefert worden waren. Die Kerle haben nicht einmal die Waffen in der Hand gehabt!
Die beiden sind drogensüchtig geworden. Der eine ist wegen der Kokain-Überdosierung gestorben. Der zweite kam zur Vernunft, wird jetzt behandelt und konvertierte zum Christentum.
Dieses Beispiel zeigt, dass jeder einen Fehler begehen kann, doch ist nur ein normaler Mensch imstande, ihn einzusehen und abzulegen.
 

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Willkommen im Forum, Nail,

Nail schrieb:
ISIS ist eine Menge von fanatischen Verbrechern. Auch viele Muslime sind gegen den IS. Und kein Wunder, dass immer mehr junge europäische Muslime auf den Islam verzichten und zum Christentum konvertieren. Hauptgrund dafür ist Enttäuschung.
Das habe ich bislang noch nicht gelesen. Meist liest man, dass die Salafisten Zulauf haben, dass sich junge Leute radikalisieren und nach einem starken Gruppengefühl suchen, oder von Krieg und Abenteuer romantisieren. Sogar von einem Beispiel gab es zu lesen, in welchem eine junge Frau mit Karriere in verschiedenen Freikirchen schließlich im Salafismus landete.
Andersherum wurde darüber berichtet, dass ehemalige Kämpfer der IS bei einem Imam in Deutschland eine gewisse Entradikalisierung und psychische Betreuung erfahren können. Insbesondere legt er in der Koranauslegung ganz andere Fundamente und öffnet ihnen auch auf diesem Wege die Augen.


Unter meinen Bekannten waren ein paar Muslime. Wir besuchten das Fitness-Zentrum zusammen. Sie trainierten sich sehr sehr hartnäckig. Dann verschwanden die beiden plötzlich. Sie kamen in zwei Monaten zurück, waren niedergeschlagen. Die Jungs erzählten mir, wie sie dem Islam gedient hatten. Sie hofften, sie werden aktiv am Dschihad teilnehmen, impossible missions in Syrien erfüllen mit coolen Waffen in der Hand. Doch war ihr Grundpflicht die Huren zu kontrollieren, die aus Polen, Rumänien und der Ukraine für den Genuss der IS-Kämpfer geliefert worden waren. Die Kerle haben nicht einmal die Waffen in der Hand gehabt!
Das ist mal ein heftiges Beispiel aus erster Hand. Sie wurden also als Zuhälter unter radikalreligiösem Deckmantel eingesetzt. Das passt allerdings ins Bild, wenn an der Spitze Psychopathen die Steuerruder in der Hand haben und viele in leitenden Positionen der IS schon auf eine Gefängniskarriere oder auf Straftaten vor ihrer Zeit im IS zurückblicken können.
 

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Nachdem Russland deutlich gemacht hat, dass es das Regime in Syrien stützen möchte und Truppen nach Syrien verlegt, ist die Antiterrorallianz gezwungen, sich neu zu positionieren. Russland sagt selbst, es wolle nicht, dass Syrien im Chaos und in völliger Auflösung der Institutionen endet wie der Irak oder Libyen. Chaos ist jedoch schon da, aber nach russischer Sicht auch noch ein Minimum an Institutionen, auf denen sich neue Strukturen leichter aufbauen ließen. Eventuell kommt eine neue Anti-IS-Koalition zustande, mit Russland im Boot. Auch die Kanzlerin zeigte sich jüngst offen für Gespräche mit Assad.
Dazu: Merkel-Vorstoß zu Assad findet zunehmend Unterstützung
Zu der Frage, was Putin in Syrien wirklich will. Militärisch soll wohl auch der Iran engagiert werden. Im Artikel wird bemerkt, dass der Iran sogar ein ernsthafteres Interesse an der Regimeerhaltung in Syrien hat als Russland. Unter den IS-Kämpfern sind ca. 1500 der russischen Sprache mächtig.

Wohin geht das alles?
 

Lamzal

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haruc

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Oho, schaut her. Vor ein paar Wochen noch ließ der Kreml durch seine Internettrolle den Westen als Hort des Faschismus verteufeln, und auf einmal wird die Waffenbrüderschaft beschworen. Eine Kehrtwende in bester orwellianischer Manier.
 

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Interessant, dass die Türkei ISIS mag. Mir kommt das Foto übrigens alt vor, geht es anderen auch so?

Man könnte sich auch mal wieder mit dieser Isis beschäftigen.

__________
Nun aber doch ein paar Zeilen zu dem Krieg in Syrien, im Irak und so weiter.

Erstens: in einigen Ländern des Arabischen Frühlings, in denen der Diktator vom Stuhl gestoßen wurde, hat sich Machtvakuum breitgemacht, welches von verschiedenen Gruppen, von gemäßigt bis radikal, insbesondere radikal, vehement ausgenutzt wurde. Tunesien befindet sich auf besseren Wege, "exportiert" jedoch ironischerweise viele radikale Kämpfer.
Eine Absetzung braucht eine Strategie für das Danach, die möglichst breit getragen werden kann. Wäre ein allmählicher Regimewechsel nicht besser, statt einer Revolution eine Transition?
Wie falsch zum Beispiel der Einmarsch in den Irak mit Regimeabsetzung war, unterstreicht auch der ehemalige US-Geheimdienstchef Mike Flynn: "Wir waren zu dumm".

Zweitens: Nicht nur Krieg nährt den Terror, sondern auch radikale Lehren und Schulen. Eine wesentliche Rolle spielt dabei Saudi-Arabien, das neben Erdöl auch Wahabismus exportiert (Dazu: Der Nährboden des Terrors. Dazu ein Zitat von Cem Özdemir (Link zu Interview mit der FAZ): „Ich will nicht, dass Saudi-Arabien Moscheen in Deutschland baut“.

Drittens: Nach Saudi-Arabien wird freilich auch geliefert, nicht zuletzt Waffen und Technologie. Heckler & Koch will eine Sturmgewehrfabrik in Saudi-Arabien errichten, darf jedoch einige Bauteile nicht ausführen und erhebt daher Anklage gegen die Regierung (Der Großteil der genehmigten Ausfuhren sind Kleinwaffen für arabische Länder.
Saudi-Arabiens Rolle ist in der arabischen Welt mindestens eine zweifelhafte. Das zeigt der Umgang mit und die Informationspolitik zu den Unglücken in Mekka in diesem Jahr, aber auch der Krieg im Jemen, oder auch die fehlende Bereitschaft, Flüchtlinge aus den Krisengebieten im eigenen Land aufzunehmen. Gerade das Letztgenannte widerspricht dem Islam.
 

Waffa

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Erdogans Politik dreckig? Zu milde gesagt! Sein Politik ist terroristisch! Dieser (an das hawaiianische Wort angelehnte und hier abfällig gemeinte Wort für Mensch) steckt mit dem IS unter einer Decke! Erdogan muss weg! Er ist ein Schandfleck der NATO!


Edit: Satzbaustein ersetzt
somebody/admin
 

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