Vorab: Sorry für die Zitat-Orgie. Pick dir die zentralen Punkte raus, wenn du magst. Ich habe das, was mir wichtig ist, mit Fettdruck hervorgehoben.
Ein_Liberaler schrieb:
Mir scheint die Ehrenmordkultur hauptsächlich aus dem islamischen Kulturkreis, und also aus Vorder- und Zentralasien zu kommen.
Der Zusammenhang zum Mittelaler ist mir immer noch nicht klar. Ebenso wenig halte ich es für angemessen, die Kultur Vorder- und Zentralasiens auf diesen einen Punkt, für den du weiterhin jedwede Quellenangabe oder ähnliches schuldig geblieben bist, zu reduzieren.
Ein_Liberaler schrieb:
In Europa gibt es meiner Ansicht nach nichts vergleichbares. Ja, es gibt Eifersuchtss- und Rachemorde, aber der klassische, kaltblütige Ehrenmord, wie er an Töchtern und Schwestern exekutiert wird, auch um andere weibliche Familienmitglieder unter ständigem Terror zu halten, scheint mir spezifisch islamisch zu sein.
Das ist leider nicht richtig. Der Ehrenmord ist nicht islamisch. Du schrebst ja selbst, dass der Islam für dich nur die Überbleibsel älterer Kulturen aufgegriffen hat. Das muss dann aber doch auch eigentlich für diesen Punkt ebenso gelten, oder? Wikipedia ist ganz hilfreich, Stichwort
Ehrenmord:
Grundlage für diese Mordtaten ist ein so genannter uralter Ehrenkodex, der bestimmte Verhaltensregeln festlegt. Insbesondere stark traditionsbewusst verwurzelte Menschen, Gruppen oder Gesellschaften, wie sie häufig in islamisch geprägten ärmeren Ländern – dort sogar bei nicht-muslimischen Minderheiten, z.B. Jesiden (vgl. Du’a Khalil Aswad) – vorzufinden sind und die sich stark an alten Sitten, Gebräuchen und Ritualien orientieren, wird die Ehre einer Person oder der Familie, einer Gruppe oder sogar des Landes als besonders hohes und schützenwertes Gut eingestuft, das es zu wahren und zu verteidigen gilt. Bei Gesichtsverlust, d. h. Verstoß gegen einen Ehrenkodex, werden zur „Wiederherstellung der Ehre“ in bestimmten Fällen auch Mordtaten ausgeübt.
Ein_Liberaler schrieb:
Für mich stellt sich das Phänomen als türkisch, dabei vor allem kurdisch.
Wieder Wiki:
Die Todesstrafe wegen sexueller Vergehen ist seit den Zeiten des antiken Babylon (1700 v. Chr). (Codex Hammurabi) bekannt.
Wenn die Ehefrau eines Mannes mit einem anderen Mann beim Beischlaf ergriffen wird, bindet man beide und wirft sie ins Wasser.
Wenn jedoch der Herr der Ehefrau seine Ehefrau am Leben lässt, dann wird auch der König seinen Diener am Leben lassen.
Wenn die Ehefrau eines Mannes wegen eines anderen Mannes ihren Ehemann töten lässt, dann wird man diese Frau pfählen.
Wenn ein Mann nach dem Tode seines Vaters im Schoße seiner Mutter schläft, wird man beide verbrennen.
§§ 127 ff.
Die ältesten den Ehrenmord legitimierenden Gesetze stammen aus dem Recht des assyrischen Reichs. Ehrenmorde basierten auf der Vorstellung, die Jungfräulichkeit einer Frau sei der Besitz ihrer Familie.
Und wie sieht es in Europa aus?
In Westeuropa praktizierte man die Tötung ehebrecherischer Frauen bei bestimmten germanischen Stämmen.
Im alten Rom war dem pater familias oder dem Familienältesten das Recht vorbehalten, eine unverheiratete aber sexuell aktive Tochter oder eine ehebrecherische Frau zu töten.
Scheint also gar nicht so dermaßen unüblich oder spezifisch asiatisch gewesen zu sein, wie du angenommen hast.
Insbesondere Abrechnungen unter Verbrecherclans kann man meiner Ansicht nach nicht mit der gesellschaftlich geachteten, als Widerherstellung des Rechts empfundenen islamischen Mordkultur vergleichen.
Jetzt schweifst du ab. Es ging eigentlich nicht um islamisches Recht per se und eigentlich nicht einmal um Ehrenmorde, sondern die von dir gewählte Formulierung "mittelalterlich-asiatische Mordkultur". Wie gesagt, das "mittelalterlich" verstehe ich nicht. Entweder das soll heißen, dass es eine Kultur ist, die unserer Kultur des Mittelalters gleicht - dann wäre es aber Quatsch, sie eine asiatische Kultur zu nennen. Oder es soll heißen, dass diese vermeintliche Mord-Kultur historisch im Mittelalter anzusiedeln ist - dann verstehe ich nicht, wieso du das an aktuellen Beispielen aufhängst. Vielleicht klärst du mich ja auf, wie das gemeint war.
Ein_Liberaler schrieb:
Daß Du, Aphorismus, bei mir noch nichts von Anerkennung für die islamische Kultur gelesen hats, ist kein Wunder - ich habe nichts derartiges geschrieben und habe es auch nicht vor.
Das wundert mich nicht. Bei deiner Einstellung, würdest du als Moslem sicher ebensowenig ein gutes Wort über das Christentum verlieren. Du bist Traditionalist. Ein liberaler Traditionalist, versteht sich.
Ein_Liberaler schrieb:
Islamische Kultur ist meiner Ansicht nach das, was der Islam jeweils von der Kultur unterworfener Völker übriggelassen hat. Ich halte den Islam für eine außerordentlich zerstörerische und wenig schöpferische Religion.
Wenn du mal etwas mehr Zeit hast, setze ich dir gerne auseinander, inwieweit, nämlich sehr weit, dieses Statement auch auf das Christentum zutrifft.
Ein_Liberaler schrieb:
Den Islam greife ich an, weil es modern ist, ihn ohne jeden Grund über den grünen Klee zu loben und seine schädlichen Einflüsse, seine Verbrechen zu ignorieren
Ersetze "Islam" durch "Christentum" und du hast meine Meinung. Übrigens wundert mich deine Einschätzung sehr. Weder in Talkshows noch sonst irgendwelchen Medien erlebe ich es so, dass es modern ist, den Islam "über den grünen Tee zu loben". Was ich sehe, wenn ich den Fernseher anmache oder die Zeitung aufschlage, sind (meist im Vergleich zu dir weniger liberale) Traditionalisten, die irgendwelchen geistigen Dünnpfiff über die christlichen Werte als Fundament unserer abendländischen Gesellschaft faseln. Mir scheint das, obwohl es im Süden Deutschlands ohnehin nie aus der Mode kommt, derzeit überaus angesagt zu sein, sei es bei Diskussionen über den Islam oder auch nur, wenn es um Pornos oder Schul-Amokläufer geht.
Ein_Liberaler schrieb:
Das Christentum ist in seinen Dogmen höherer Blödsinn, aber die Geschichte hat gezeigt, daß es das beste war, was wir erwischn konnten.
Das halte ich für durch und durch revisionistisch. Und unfair. Wir haben uns nicht
wegen dem Christentum sondern
trotz des Christentums in eine freiheitliche Gesellschaft entwickelt.
Ein_Liberaler schrieb:
Geistige Freiheit war weder im Islam möglich, noch in Gesellschaften, die nach streng philosophischen Maßstäben regiert wurden.
Geistige Freiheit war im Christentum, so lange es noch realen Einfluss hatte, der den der jeweiligen Machthaber überstiegen hat, ebenso wenig möglich.
Der Islam hat geistige Freiheiten jahrhundertelang ermöglicht, von denen unser christliches Abendland nur träumen konnte. Die kulturelle Blühtezeit schlechthin erlebte Spanien unter Besatzung der Mauren. Isbesondere der Sufismus gehört an dieser Stelle erwähnt.
Faktisch ist deine Aussage falsch. Mehr Menschen sind über hunderte von Jahren von der christlichen Kirche ihrer Freiheit beraubt worden, als dies beim Islam, mit seiner dezentralen Struktur, der Fall war.
Ein_Liberaler schrieb:
Universitäten gab es nur im christlichen Abendland - medizinische Hochschulen gab es außerhalb sicher bessere, aber an denen konnte keine wissenschaftliche und später weltanschauliche und politische Freiheit gedeihen.
Die Entstehung von Universitäten als Verdienst dem Christentum zuzurechnen, mag, da sich die Unis aus Klosterschulen entwickelt haben, gerade noch angehen, aber daraus ableiten zu wollen, dass das Christentum das beste war, was wir erwischen konnten, finde ich absurd.
Mir ist mal das Argument begegnet, dass die Nazis das beste waren, was Deutschland hätte passieren können, weil wir nie und nimmer eine so starke Wirtschaft ohne die Hilfe der Amerikaner nund den kalten Krieg hätten haben können. Das mag chronologisch richtig sein, inhaltlich bleibt es Quatsch. Egal wie man es von den heutigen Folgen her bewerten mag: Die Nazis waren nicht das beste, sondern das schlimmste, was uns passieren konnte. Praktische Folgen hin oder her. Dein Argument scheint mir strukturell identisch zu sein.
Ein_Liberaler schrieb:
Trennung von Staat und Religion gab es nur im Christentum.
Der Gottesstaatsbegriff stammt von Augustinus, einem der Kirchenväter. Ab wann waren denn im Christentum Staat und Kirche getrennt? Und wer waren die Kräfte, die diese Trennung foricert haben? Die christliche Kirche oder deren Gegner?
Die Trennung von Staat und Kirche ausgerechnet dem Christentum als Vedienst anrechnen zu wollen, hieße den Bock zum Gärtner zu machen. Damit verhöhnst du die Menschen, die durch die Hand der Kirche gestorben sind, um genau die Freiheiten, die du so schätzt, zu erkämpfen. Ich finde das ziemlich verdreht.
Ein_Liberaler schrieb:
Können wir uns nicht darauf einigen, daß es allenfalls eine beleidigende Herabwertung anderer ist?
Wo ist da der Unterschied? Durch diese beleidigende Herabwertung wertest du das Christentum automatisch auf.