Zu den Regimestürzen in Nordafrika

Goatboy

Erleuchteter
Registriert
18. November 2009
Beiträge
1.319
Lasst uns jetzt, da Gilga anscheinend wieder aus dem Urlaub zurück ist, wo er zweifellos lauter wichtige und einflussreiche Leute, die alle seine guten Freunde sind, getroffen und vielen wunderschönen Frauen seinen heißen Liebesnektar eingeflößt hat, nicht wieder in einen inhaltsleeren fünfseitigen Wortwechsel darüber abgleiten, wie toll die Türkei doch ist und viel besser als Deutschland und mit den viel cooleren Soldaten und den viel kompetenteren Politikern und den viel schnelleren Autos und den viel willigeren Frauen und...
 

Gilgamesh

Ehrenmitglied
Registriert
24. Juni 2003
Beiträge
2.747
@Secrador
Es ist doch erstaunlich, wie still der Westen gegenüber den Schurkenstaaten ist. Dabei steht das Volk diesmal fast vollkommen geschlossen hinter den Demokratiebestrebungen.

@Simple
Was gibt es über die türkischen Denkstrukturen denn zu bemängeln? Wenn deine korrupten Medien dich nicht verblenden würden, wüßtest du zum Beispiel, dass nicht Westerwelle sondern Abdullah Gül für die Freilassung deutscher Geiseln aus dem Iran gesorgt hat.

@Goatboy
Nett anzusehen, dass ich dich geistig beschäftige...
 

sercador

Meister
Registriert
2. Januar 2011
Beiträge
204
Gilgamesh schrieb:
@Secrador
Es ist doch erstaunlich, wie still der Westen gegenüber den Schurkenstaaten ist. Dabei steht das Volk diesmal fast vollkommen geschlossen hinter den Demokratiebestrebungen.
Es ist ja nicht nur "das Volk", erstaunlicherweise verfolgen auch die meisten Medien keine irgendwie geartete Kampagne gegen die Freiheitsbewegungen.
Dabei werden die Veränderungen in Nordafrika und Arabien einen viel größeren Einfluß auf unseren Alltag haben, als es Afghanistan jemals haben könnte.
Das Tor nach Afrika öffnet sich gerade.
Die EU wird sich entscheiden müssen, ob sie analog zur Südgrenze der USA einen irgendwie gearteten Todesstreifen bauen will oder einen eigenen anderen Weg findet.

Vor zwanzig Jahren öffnete sich die Ostgrenze und das hat unsere Gesellschaft verändert. Jetzt kommt der Süden und es wird uns wieder durchschütteln und neu mischen.
"Mögest du in interessanten Zeiten leben" lautet ein starker chinesischer Fluch. So gesehen sind wir wohl verflucht.
 
G

Guest

Guest
Verdammt, der Ölpreis ist eben auf 114$ explodiert, heute morgen waren es noch 103$. :evil:
 

sercador

Meister
Registriert
2. Januar 2011
Beiträge
204
shechinah schrieb:
Verdammt, der Ölpreis ist eben auf 114$ explodiert, heute morgen waren es noch 103$. :evil:

Angesichts der Leichen auf den Straßen von Tripolis hat es mich bei diesem post gerade mächtig geschüttelt.
 

Goatboy

Erleuchteter
Registriert
18. November 2009
Beiträge
1.319
So ging es mir gestern beim Themenabend auf Phoenix mit dem Titel „Aufruhr in Libyen -Sorge ums Öl“.
 

Themis

Erleuchteter
Registriert
20. Dezember 2004
Beiträge
1.412
sercador schrieb:
Die EU wird sich entscheiden müssen, ob sie analog zur Südgrenze der USA einen irgendwie gearteten Todesstreifen bauen will oder einen eigenen anderen Weg findet.

"Mögest du in interessanten Zeiten leben" lautet ein starker chinesischer Fluch. So gesehen sind wir wohl verflucht.
Was gibt es denn, wovor sich der Westen fürchten müsste? Hohe Benzinpreise? Wären diese nicht eh mit dem brisanten Wachstum der Schwellenländer und einer eventuellen Verknappung des Rohöls irgendwann in den nächsten Jahren gestiegen? Islamisten an der Macht? Der Fall Israels? Halte ich beides für unwahrscheinlich. Schließlich haben die letzten Wochen ja eindrucksvoll gezeigt, dass die Menschen dort in erster Linie einfach nur anständig und in Frieden leben wollen.
Das schafft zum einen keine Theokratie und wird drsweiteren viel eher mit einem starken Handelspartner Israel erreicht.
Menschenmassen, welche sich in Fischerbooten nach Italien, Spanien und Griechenland absetzen?
Kann sein, allerdings wäre das m.E. nur eine kurzzeitige Erscheinung.
Denn langfristig wird kein Weg daran vorbeiführen, dass sich auch in Nordafrika (sowie im gesamten nahen Osten) die Lebensverhältnisse denen Europas anpassen werden. Und dieses wird nunmal am ehesten mit einer Demokratisierung sowie stabilen wirtschaftlichen und politischen Verhältnissen erreicht.
Ich sehe immer noch in den ganzen Ereignissen von Marokko bis Yemen die einzigartige Chance auf eine nachhaltige Verbesserung des globalen politischen Klimas.
Hunderte Menschen sind in den letzten Wochen gestorben. Allein das zeugt von einem großen Willen der Menschen dort.
 

Ein_Liberaler

Forenlegende
Registriert
14. September 2003
Beiträge
9.777
Zustimmung, nur: Nicht einmal die Lebensverhältnisse in Griechenland haben sich bisher nachhaltig an die in Kerneuropa angeglichen. Bis es einmal soweit ist, bleibt nur die Wahl zwischen Transferunion und Völkerwanderung. Das wird zu ziemlich schmerzhaften Anpassungsprozessen führen, mit Stärkung der fremdenfeindlichen tendenzen und allem, was dazugehört.
 

POW

Großmeister
Registriert
4. Dezember 2004
Beiträge
812
Es ist doch schon interessant zu sehen, dass die westlichen Medien erst jetzt anfangen über die Verhältnisse und die schlechten Angewohnheiten von Diktatoren und deren Familien berichten, obwohl deren menschenverachtender Lebensstil schon seit Jahren bekannt war aber der Öffentlichkeit immer wieder vorenthalten wurde:

http://www.n-tv.de/mediathek/videos/politik/Gaddafi-Clan-lebt-in-Saus-und-Braus-article2692306.html

Naja, wenn man sich berichte wie diesen: http://www.n-tv.de/wirtschaft/Im-Zelt-mit-Gaddafi-article2669731.html durchliest, kann einem mal wieder nur schlecht werden. Tja, hauptsache, der Rubel rollt.


Und wieso lässt ließ der Westen zu, dass so ein Geisteskranker C-Waffen wie Senfgas besitzen darf?
http://www.n-tv.de/politik/Libyen-wird-zum-Schlachthaus-article2700046.html

Und auch der folgende Artikel zeigt mir, wie hilf- und kraftlos Europa wirklich ist: http://www.n-tv.de/politik/pressestimmen/Sanktionen-muessen-sofort-erfolgen-article2699516.html

Nur die Schweiz, so hatte ich gestern gelesen soll wohl Gadaffis Gelder und das seines näheren Umfeldes eingefroren haben.
 

Ein_Liberaler

Forenlegende
Registriert
14. September 2003
Beiträge
9.777
Gaddafi war jahre- und jahrzehntelang isoliert und wurde nur von Moskau gestützt. Zuletzt hat man gehofft, ihn einbinden zu können, er hat ja pomphaft dem Terrorismus abgeschworen und ein nichtvorhandenes Atomwaffenprogramm aufgegeben. Was sollte man mit ihm machen? Die Blockade bringt nichts, siehe Kuba, siehe Nordkorea. Wandel durch Annäherung soll dagegen mit der DDR toll geklappt haben. Sein Öl kauft garantiert irgendjemand, wenn nicht wir, dann eben China. Ohne direkte Intervention war der Mann schlecht loszuwerden. Direkte intervention siehe Irak, da haben auch alle Zeter und Mordio geschrien. Natürlich ist es skandalös, daß jetzt Aufständische mit FN-Gewehren niedergeschossen werden statt mit chinesischen Kalaschnikows, es ist eine Schnade, daß Europa diesen Mann mit Waffen beliefrt hat.
 
G

Guest

Guest
sercador schrieb:
Angesichts der Leichen auf den Straßen von Tripolis hat es mich bei diesem post gerade mächtig geschüttelt.

Die Leichen sind natürlich tragisch, aber ich sehe keinem Zugsamenhang zwischen Spekulationsgewinnen und Leichen, außer dem, daß die Leichen als Vorwand für die Spekulation herhalten müssen, um es mal etwas überspitzt zu sagen.
 

Gilgamesh

Ehrenmitglied
Registriert
24. Juni 2003
Beiträge
2.747
Eine LÜGE, dass Gaddafie NUR von Moskau unterstützt wurde!!!
In meinen Aufzeichnungen steht ne ganz andere Geschichte, nämlich die, dass Europa dem Gaddafie angeboten hat, er solle sich doch für den Lockerbie-Amschlag gerade stehen, paar Milliarden Entschädigung zahlen und gut ist!

Gleichzeitig haben die USA dem Mann auf die Schulter geklopf und ihm nahegelegt, er solle doch sein Öl dem Westen zur Verfügung stellen und man wurd gute Freunde. Andernfalls hätte er Irak und Saddam vor Augen. Und so schlüpfte Gaddafie wieder in sein Fashingskostüm und unterschrieb alles, was ihm nütze.

Nur, um hier mal von falschen Gerüchten liberaler Seite entgegen zu wirken. Gaddafie ist und war eine Marionette des Westens! Nicht der Russen! Die komplette Arabische Sippschaft ist (noch) eine Marionette des Westens und das seit Zerschlagung des Osmanischen Reiches.

***
Übrigens sehe ich eine 90% Wahrscheinlichkeit, dass Gaddafie in seinem Wahn zum Abschluß seines Lebens Europa militärisch angreift, um wenigstens ein paar seiner Ex-Freunde mit in den Tod zu ziehen...

Umso mehr wundere ich mich, dass Europa seine Grenzen nicht endlich verteidigt?! Weil...wenn schon in Afghanistan Deutsche Grenzen verteidigt werden, wo bleibt die Verteidigung der unmittelbaren echten Grenze? Aber bin froh, dass dieses Gesicht westlicher Politik offensichtich wird. Es sind schon genug Lügen verbreitet worden...!
 

erik

Erleuchteter
Registriert
4. April 2004
Beiträge
1.557
@gilga

Du bist entweder zu jung, oder schon zu alt (Alzheimer?) um dir die längeren Zeiträume der Gaddafi Herrschaft in Libyien vor Augen zu führen.

Bis 2001 war der Mann für den Westen ein ziemlicher Aussätziger und es wurden keine Geschäfte mit ihm gemacht.
V.a. nach 9/11 hatte man auf einmal einen "Vorzeige Araber" der dem Terrorismus abschwor und auf diesen seltsamen Pakt war man offenbar von westlicher Seite bereit, dankbar einzugehen. (auf die Zusammenhänge mit Öl und Absicherung der südlichen Mittlemeergrenze ist dazu an anderer Stelle eigentlich alles gesagt worden)

Vor 2001 war er einer der Erzschurken im lustigen Diktatoren-Quartett und es gab genug Versuche, ihn ganz persönlich umzubringen.
Der Angriff der USA auf seine Residenzen in Tripolis (vor der er sich jetzt so "wirksam" in Szene setzt) und der Angriff auf seine (vermeintliche) Maschine und sich daran anschließende Luftkampg zwischen liybschen und Nato-Maschinen, in dessen Folge ein Passagierflugzeug abgeschossen wurde. (Die genauen Umstände sind bis heute nicht offizielle aufgeklärt worden)
http://de.wikipedia.org/wiki/Itavia-Flug_870
 

Gilgamesh

Ehrenmitglied
Registriert
24. Juni 2003
Beiträge
2.747
Erik, du verstehst mich nicht!

Mir ging es um die Doppelmoral des Westen! Da haben wir mit Gaddafie einen echten Terroristen an der Staatsspitze und wen versuchen die Neo-Allierten in die Demokratie zu bomben? Irak und Afghanistan, die dem Westen nicht mal was getan haben und wie nicht mal Volksaufstände für mehr Demokratie zu finden waren.

Aber lass mal Libyen links liege, schlimm sind auch die Saudies! Da herrscht Scharia! Menschen werden wegen Diebstahl die Hände abgehackt. 50 % der Bürger werden der Bildung ausgeschlossen und sind Analphabeten. Der Rest wird dumm und in der Steinzeit gehalten. Aber die Saudies sind die besten Freunde Deutschlands und der USA. Da hört man nichts mit pöhsen Moslems und Sharia etc...Alles nur geheuchelt gegen Iran, wobei die Zustände da auch nicht gut sind, aber die Araber leiden auch und nichts tat der Westen, ausser denen die Rohstoffe auszusaugen. Und das finde ich geheuchelt!

Und nicht zu vergessen, der kleine verschworene Verein hier, Teil der User, die ebenso rumheucheln und diese Zustände unterstützen, zumindest aber die Lüge aufrecht halten wollen...Einfach nur erbärmlich.
 

Simple Man

Forenlegende
Registriert
4. November 2004
Beiträge
8.452
Die Türkei hat mit den Saudis übrigens auch wunderbare Geschäfte laufen, sowohl militärisch als auch wirtschaftlich ... da scheint dich das nicht zu stören, da weist du gerne auf die "Emanzipation" der Türkei von Europa hin ... und die von dir vollmundig angekündigten Beziehungen mit China nicht zu vergessen ... hören wir da auch mal Kritik von dir?
 

Themis

Erleuchteter
Registriert
20. Dezember 2004
Beiträge
1.412
Ich möchte noch hinzufügen, dass der Erdogan sich Anfang der Woche noch geweigert hatte den Gaddafi-Preis für Menschenrechte 2010 zurückzugeben.

Also Gilga, warum gibst Du den Gaddafi-Preis für Menschenrechte (was für ein Hohn) nicht zurück, Hmmm? Ich frage Dich auch nur, weil Du mal geschrieben hattest, dass Du Erdogans Seelenverwandter seist, und wir unsere Fragen an ihn ruhig an Dich stellen könnten.
Also, raus mit der Sprache, Gilga, warum wird der Preis nicht wieder zurückgegeben?



Ein Liberaler schrieb:
Zustimmung, nur: Nicht einmal die Lebensverhältnisse in Griechenland haben sich bisher nachhaltig an die in Kerneuropa angeglichen. Bis es einmal soweit ist, bleibt nur die Wahl zwischen Transferunion und Völkerwanderung. Das wird zu ziemlich schmerzhaften Anpassungsprozessen führen, mit Stärkung der fremdenfeindlichen tendenzen und allem, was dazugehört.
Prinzipiell richtig, nur haben die meisten Nordafrikanischen Länder im Gegensatz zu Griechenland große Rohstoffvorräte.
Das Ruhrgebiet war ja auch mal das Herzstück der deutschen Entwicklung zur modernen und wohlhabenden Gesellschaft.
Ich denke, gerade Lybien oder Ägypten werden nicht auf Pump leben müssen.
 

Gilgamesh

Ehrenmitglied
Registriert
24. Juni 2003
Beiträge
2.747
Guter Einwand Themis!
Der Preis für Menschenrechte wird von der UN vergeben. Das dieser zufällig den Namen Gaddafie trägt, liegt in den auch mir verschleierten Zustand, dass ausgerechnet Gaddafie im Jahre 2010 in den Menschenrechtsrat gewählt wurde..

Gaddafi wacht für UN über die Menschenrechte

Frag mich jetzt nicht, wer das zugelassen hat.

@Simple

Klar macht die Türkei mit den Saudies auch Geschäfte. Ebenso mit Israel. Wie in Israel so auch (noch) in Saudi Arabien hat die Türkei keinen Einfluß. Auch wenn sie wollte und das Regime dort versuchen würde zu putschen, stehen die Amerikaner hinter den Saudies! Der komplette Nahe Osten ist nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches unter den Westmächten aufgeteilt und auch wenn die aktuellen Staaten Souverän wirken, sind sie es doch nicht. An oberster Hirarchie stehe doch noch Engländer, Franzosen oder Amerikaner...
Erst durch die aktuellen Umbrüche und echter Domokratie, kann nun endlich auch die Türkei einfluß nehmen, indem sie mit interessenverwandten Parteien dieser Länder Kooperationen beschließt. Ist in dem Gebilde Europa und USA doch nicht anders.

Aber noch ist Saudi Arabien noch nicht soweit und wenn die Amis mit denen bisher Geschäfte machen, werden die Türken es ebenso tun...bis zum Umsturz.
 

sercador

Meister
Registriert
2. Januar 2011
Beiträge
204
Gilgamesh schrieb:
... An oberster Hirarchie stehe doch noch Engländer, Franzosen oder Amerikaner...
Engländer und Franzosen jubeln, wenn sie das lesen.
Der Rest schaut betreten zu Boden.
Natürlich sind da Einflüsse von Engländern, Franzosen, den USA, Italien und Deutschland.
Aber die Herrscher in Nordafrika und Arabien sind doch schon lange keine Marionetten mehr!
Diese Zeiten sind spätestens mit der OPEC begraben worden.
 

Gilgamesh

Ehrenmitglied
Registriert
24. Juni 2003
Beiträge
2.747
So, da sich meine Fakefreunde von Wikileaks sich kaum zu den Regimestürzen äußern, lege ich doch mal paar Leaks nach...

Bereits die Bush-Regierung arbeitete an einem Projekt, den kompletten Nahen Osten zu erweitern und über Umstürze in Demokratien zu verwandeln. Bekannt auch unter "Greater Middle East Project"

Hier ein paar Fragmente aus der Zeit..

Dem Projekt eines «Neuen Nahen Ostens»: Kreative Zerstörung als revolutionäre Kraft

In seiner Rede an die Nation verwies US-Präsident Bush wieder auf die zentrale Rolle des Plans für den Mittleren Osten

Die Türken reagieren ziemlich wachsam auf die Ereignisse,da in den US-Papieren des Greater Middle East auch die Türkei zerspalten werden soll...theoretisch!

Wobei die aktuellen Ereignisse wohl zu früh gezündet wurden, von wem auch immer....

Hier noch mal ne Karte von Wikipedia. Wir sehen hier wohl, welche Gebiete dieses Jahr noch dran sind..

500px-Greater_Middle_East_(orthographic_projection).svg.png
 
Oben