Mwst. auf 19% und keiner geht auf die Barrikaden?!

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Allerdings ist die Konjunktur nur eine Scheinblüte. Kurzfristig erleichtert die zunehmende Geldentwertung der exportorientierten Industrie zwar den Wden Welthandel, für die Volkswirtschaft hat sie hingegen verheerende Folgen.

Technischer Fortschritt und Rationalisierung des Arbeitsprozesses sind die Schlüsselbegriffe für internationale Wettbewerbsfähigkeit.

Zunehmendes Streben nach Marktbeherrschung und Wettbewerbsbeseitigung führen zu verstärkter Kartellbildung und Unternehmenskonzentration.

Dem grassierenden Elend der am Rande des Existenzminimums lebenden Arbeiterfamilien steht eine Investoren- und Unternehmer-Kaste mit einem avantgardistischen Lebensstil kaum dagewesener Intensität gegenüber. Ebenso wie der Freizeit- und Vergnügungsbereich immer konkretere Formen annimmt, wachsen in einer durch Technikbegeisterung geprägten Zeit die Möglichkeiten der Kommunikation und der Motorisierung.

Der Alltag wird zunehmend von einer konsum- und freizeitorientierten Massenkultur bestimmt, die mit neuen Medien das Bedürfnis der Menschen nach Unterhaltung und Entspannung befriedigt.

Arbeitslosigkeit und Elend führen zu einer Kriminalisierung des Alltags

Trotz angehobener Stundenlöhne erreicht der Reallohn der unteren Einkommensschichten aufgrund stetig steigender Lebenshaltungskosten nicht mehr den Stand der Vorjahre. Für die Arbeiter und kleinen Handwerker gaibt es kaum Möglichkeiten, ihren engen Wohnungen in den dunklen Mietskasernen der Großstädte zu entfliehen. In den städtischen Ballungszentren herrscht Wohnungsnot und Wuchermieten.

Auszüge aus einem Aufsatz "Willkommen in der Weimarer Republik".
Quelle: "Willkommen in der Weimarer Republik" von Heirich Huter, erschienen in der Zeitschrift "Neue Weltschau" Oktober 1969
Ich hab das mal hochkopiert
-dkR


Irgendie hab ich das Gefühl, daß wir uns in einer vergleichbaren Situation befinden. Es gibt da - vorallem was die Politische Landschaft betrifft - noch viel mehr offensichtliche Parallelen.

Ich kann nur hoffen, daß es nicht wieder auf`s Gleiche rausläuft wie damals.

Wobei ich immer öfter von Bekannten Sätze wie:
"Wir brauchen wieder mal einen Krieg" höre.

Wie ist das in eurem Bekanntenkreis? Ist die Bereitschaft zu einem Krieg oder einer sonstwie radikalen Lösung auch schon zu spüren?
 

Gaara

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Ich höre das nie, aber der Weimarer Republik-Text trifft wirklich den Nagel auf den Kopf. Dennoch denke ich, daß wenn es in Deutschland einen Krieg gäbe, würde der Fall "Niemand geht hin" eintreffen. Die Jugend hätte da doch keinerlei Bock drauf, was ein positiver Aspekt ist...

Früher oder später wird dieser wirtschaftliche Zustand aber die ganze Welt einholen.
 

Aphorismus

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shechinah schrieb:
Irgendie hab ich das Gefühl, daß wir uns in einer vergleichbaren Situation befinden. Es gibt da - vorallem was die Politische Landschaft betrifft - noch viel mehr offensichtliche Parallelen.

Aha? Welche denn?

Ich kann mit dem zitierten Text überhaupt nichts anfangen und habe den starken Verdacht, dass wer auch immer den verfasst hat, erstens keine Ahnung von der Weimarer Republik hatte und zweitens die derzeitige Situation falsch einschätzt.

Zunehmendes Streben nach Marktbeherrschung und Wettbewerbsbeseitigung führen zu verstärkter Kartellbildung und Unternehmenskonzentration.

So ein Quark. Im Zuge der Durchsetzung der neoliberalen (nicht mit 'neokonservativ' zu verwechseln) Agenda durch u.a. die Weltbank und den IWF wird immer mehr privatisiert und somit Wettbewerb geschaffen.

Dem grassierenden Elend der am Rande des Existenzminimums lebenden Arbeiterfamilien steht eine Investoren- und Unternehmer-Kaste mit einem avantgardistischen Lebensstil kaum dagewesener Intensität gegenüber.

"Grassierendes Elend der Arbeiterfamilien"? Geht's noch? Muss in Deutschland irgendjemand Hunger leiden? Nein! Kriegen die Leute, die nicht für sich selber sorgen können vom Staat eine Wohnung finanziert? Ja. "Grassierendes Elend" findet man in Afrika oder Asien, aber mit Sicherheit nicht in Deutschland. Wer so formuliert dem muss man die Heulsusenmentalität gar nicht mehr inhaltlich nachweisen.

Der Alltag wird zunehmend von einer konsum- und freizeitorientierten Massenkultur bestimmt, die mit neuen Medien das Bedürfnis der Menschen nach Unterhaltung und Entspannung befriedigt.

Und scheinbar wundert sich der werte Verfasser dieser gequirlten Hühnerkacke nicht einmal, dass da ja irgendetwas nicht stimmen kann, wenn einerseits noch genug Leute übrig sind, die Playstations und Handys kaufen aber andererseits "grassierende Armut in der Arbeiterklasse" herrscht. Denn mit Handys verdient man nur Geld, wenn die von vielen Leuten gekauft werden, das sind ja keine reinen Luxusartikel obwohl sie weitgehend unnötig sind.

Der unteren Mittelschicht geht es im Vergleich zu vor zwanzig Jahren schlechter, weil im Zuge der Globalisierung der übermäßige Luxus in dem wir hier auf Grund von Marktabschottungen leben, reduziert wird, da durch den Abbau dieser Abschottungsmentalität eine weltweite Nivellierung stattfindet.

Arbeitslosigkeit und Elend führen zu einer Kriminalisierung des Alltags.

Das ist eine blödsinnige, hohle und unbedeutsame Phrase, da sie auf Deutschland einfach nicht in dem Maße zutrifft, wie hier unterstellt wird. Überhaut "Arbeiterklasse" - ich glaub mein Schwein pfeift. Soll der Verfasser doch eine Kommune gründen und da mit seinen Genossen Kartoffeln züchten und die Weltrevolution vorbereiten.

In den städtischen Ballungszentren herrscht Wohnungsnot und Wuchermieten.

Noch mehr gequirlte Scheiße. Die Mieten sind in Deutschland vergleichsweise spottbillig, fast überall haben wir Überkapazitäten.

Ich bitte den Ton dieses Posts zu entschuldigen, aber mir geht - auch wenn ich gegen berechtigte Kritik wirklich nichts habe - dieses sinnlose Rumgeflenne wirklich tierisch auf den Sack. So kann das ja gar nichts werden.
 

Ein_Liberaler

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Erst glaubte ich an einen historischen Text aus Weimarer Zeiten, aber Aphorismus' Antwort veranlaßte mich zum nochmaligen Lesen - offenbar sind wirklich wir es, die in der Weimarer Republik willkommen geheißen werden.

Das ist nun wirklich Kappes, und erst recht, was die Politik angeht. Schließlich haben zwei sozialdemokratische Parteien, die hervorragend miteinander können, die absolute Mehrheit und nicht zwei Parteien vom Rande, die beide Demokratie und Menschenrechte abschaffen wollen und deren Anhänger gelegentlich aufeinander schießen.
 
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Quelle: "Willkommen in der Weimarer Republik" von Heirich Huter, erschienen in der Zeitschrift "Neue Weltschau" Oktober 1969

Edit:

Der Satz "Willkommen in der Weimarer Republik" der dem Aufsatz seinen Titel gab ist ein Zitat aus dem Kabarettprogramm von Werner Finck (Kabarett Katakombe).
 
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Kein Tippfehler.

Ich finde es - im Gegenteil - eher spannend wie Autoren, welche die Weimarer Republik "live" erlebt haben (Hutter war 1969 über 60) die Zustände aus ihrer Sicht beschreiben und wie ähnlich sie der Gegenwart sind.

Haben wir etwa momentan keine Scheinblüten Konjunktur?

Haben wir etwa keine Geldentwertung durch den Euro?

Hat die Globalisierung (Welthandel), für die Volkswirtschaft keine verheerende Folgen.

Haben wir nicht einen extremen Trend zur Unternehmenskonzentration?

Stehen nicht jeden Tag Meldungen über Verarmung, Schwund des Mittelstandes und immer größerer Schere zwischen Arm und Reich
in den Zeitungen?
Beherscht nicht die Unterschichtdebbate die Medien?

Leben wir etwa nicht in einer "von Technikbegeisterung geprägten Zeit" Sind etwa nicht die "Möglichkeiten der Kommunikation und der Motorisierung" so ausgeprägt wie nie zuvor?.

Wir unser Alltag nicht "zunehmend von einer konsum- und freizeitorientierten Massenkultur bestimmt, die mit neuen Medien das Bedürfnis der Menschen nach Unterhaltung und Entspannung befriedigt"?.

Werden nicht jeden Tag "Arbeitslosigkeit und Kriminalisierung" beklagt?

Auch in der Parteilandschaft sehe ich durchaus Parallelen.

Unzählige Parteien von einer Minderheit gewählt sind allesamt völlig unfähig ihren Job zu machen hin und her vor und zurück rein in die Kartoffeln raus aus den Kartoffeln - Ständig neue halbgare, wenn nicht Verfassungswiedrige Gesetze, Abgaben, Steuern, Verbote, Einschränkungen, Spitzelmaßnahmen, Repressalien - der Gestank von Krieg liegt in der Luft.
 

agentP

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Haben wir etwa keine Geldentwertung durch den Euro?
Haben wir die?
Euro.gif

Seit 1999 Der Euro seit Einführung am 1.1.1999

Daten wurden aktualisiert am
27. 9. 2006.

Hat die Globalisierung (Welthandel), für die Volkswirtschaft keine verheerende Folgen.
Wohl eher der Umgang mit der Globalisierung, wie der Boom in anderen Ländern zeigt.
 

Aphorismus

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shechinah schrieb:
Ich finde es - im Gegenteil - eher spannend wie Autoren, welche die Weimarer Republik "live" erlebt haben (Hutter war 1969 über 60) die Zustände aus ihrer Sicht beschreiben und wie ähnlich sie der Gegenwart sind.

Du, es wird auch mehr als genug Leute geben, die die Weimarer Republik noch miterlebt haben, die das ganz anders sehen als der Herr Hutter. Wobei ja nicht einmal gesagt ist, dass der sich der Meinung des Artikels bezogen auf die heutige Zeit überhaupt anschließen würde.

shechinah schrieb:
Haben wir etwa momentan keine Scheinblüten Konjunktur?

Das kann sich nur zeigen.

shechinah schrieb:
Haben wir etwa keine Geldentwertung durch den Euro?

Öhm... nein?

shechinah schrieb:
Hat die Globalisierung (Welthandel), für die Volkswirtschaft keine verheerende Folgen.

So schreibt der Hutter das doch gar nicht. Der spricht von kartellen und Monopolen. Und die werden immer weiter abgebaut. Zum Beispiel durch die Privatisierung vormals staatlicher Unternehmen wie Post und Telekom.

shechinah schrieb:
Haben wir nicht einen extremen Trend zur Unternehmenskonzentration?

Was meinst du damit? Fusionen? Und inwieweit die Kartelle schaffen sollen, verstehe ich nicht. Im Bereich der Medien gibt es da sicher ein paar Fälle, aber bezogen auf die Gesamtlandschaft wirtschaftlicher Unternehmen würde ich mit nein antworten.

shechinah schrieb:
Stehen nicht jeden Tag Meldungen über Verarmung, Schwund des Mittelstandes und immer größerer Schere zwischen Arm und Reich
in den Zeitungen?
Beherscht nicht die Unterschichtdebbate die Medien?

Ja und ja. Und beides finde ich unangemessen übertrieben.

shechinah schrieb:
Leben wir etwa nicht in einer "von Technikbegeisterung geprägten Zeit" Sind etwa nicht die "Möglichkeiten der Kommunikation und der Motorisierung" so ausgeprägt wie nie zuvor?.

Ist das nicht seid Jahrzehnten so? Und was ist daran denn auszusetzen, in einer von Technikbegeisterung geprägten Zeit zu leben? Ist doch schön, dass wir hier über das Netz diskutieren können etc.pp.!

shechinah schrieb:
Wir unser Alltag nicht "zunehmend von einer konsum- und freizeitorientierten Massenkultur bestimmt, die mit neuen Medien das Bedürfnis der Menschen nach Unterhaltung und Entspannung befriedigt"?.

Das ist doch jedem selbst überlassen. Wer nicht mitmachen will, der kauft sich eben keinen Fernseher. Zwingt einen ja keiner und den meisten Leuten macht das schlichtweg Spaß.

shechinah schrieb:
Werden nicht jeden Tag "Arbeitslosigkeit und Kriminalisierung" beklagt?

Ja, geflennt wird in Deutschland gerne und viel.

shechinah schrieb:
Auch in der Parteilandschaft sehe ich durchaus Parallelen.

Unzählige Parteien von einer Minderheit gewählt sind allesamt völlig unfähig ihren Job zu machen hin und her vor und zurück rein in die Kartoffeln raus aus den Kartoffeln - Ständig neue halbgare, wenn nicht Verfassungswiedrige Gesetze, Abgaben, Steuern, Verbote, Einschränkungen, Spitzelmaßnahmen, Repressalien - der Gestank von Krieg liegt in der Luft.

Wenn man die ursprünglich zu Grunde liegende Linie (Weimarer Republik) nicht kennt, kann man sich natürlich alles so "parallel" hinbiegen, dass es passt, auch wenn die Linien in einem rechten Winkel zueinander stehen. Wo sind denn die radikalen Parteien im Bundestag? Die Linke oder was? Die paar Spacken, die die NPD gewählt haben, kannst du jawohl kaum meinen, oder? Die haben doch nicht einmal ein einziges Mandat!
 

Simple Man

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shechinah schrieb:
Haben wir etwa momentan keine Scheinblüten Konjunktur?
Allein bei dem Wort "Scheinblüten-Konjunktur" sträuben sich mir die Nackenhaare. Des Weiteren: Woran machst du bitte fest, dass der leichte Aufwärtstrend nur eine "Scheinblüte" ist?

Haben wir etwa keine Geldentwertung durch den Euro?
Ich nehme an, du beziehst dich auf die Geldentwertung 1914 bis 1923? (Musst du wohl, auch wenn die WR erst 1919 gegründet wurde, denn auf die Deflation späterer Jahre kannst du dich schlecht beziehen.)
Allerdings die Hyperinflation der 20er Jahre mit der, aus Volkswirtschaftlicher Sicht nicht mal so deklarierten, "Inflations"rate von derzeit ca. 1,9% zu vergleichen, erscheint mir schon ein ziemlich unpassend.

Haben wir nicht einen extremen Trend zur Unternehmenskonzentration?
Was für Formen der Unternehmenskonzentration denn genau? Und gibts da auch Zahlen, Belege etc?

Unzählige Parteien von einer Minderheit gewählt
Du kannst scheinbar nicht weit zählen ... :O_O: ... wieviele Parteien sind gerade im Bundestag und/oder Bundesrat? Da reichen zehn Finger locker für aus, um das zu zählen ...

der Gestank von Krieg liegt in der Luft.
Wo?
 
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