Musik aus Spaghetti-Western

Semiramis

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Hallo Streicher,

den Thread will ich noch von vorne bis hinten durchgehen.
das freut mich natürlich sehr :-D Kommentare auch zu zuvor geposteten Sachen: gerne. (oder wenn jemandem was einfällt, was auch noch hineinkönnte) - Der Thread ist ja nicht wirklich geordnet (nach was hätte man das auch ordnen sollen) und folgt eher den "Ordnungskriterien", was mir am meisten gefallen hat bzw. nach der Reihenfolge, in der mir Filme und deren Musik begegnet ist - da so gut wie keiner alle SW-Filme und deren Musik kennen kann, ist so eine offene Sortierung wahrscheinlich ohnehin am praktikabelsten (soll heißen: würde man chronologisch vorgehen, würde der Thread wahrscheinlich nie über das Jahr 1966 hinauskommen :lol: )

Zum Django-Titellied-Remix auf "Modern Times":
Ja, das scheint mir schon ein regelrechtes "Gesamtkunstwerk"; mich hat es beeindruckt, wie man mit so dermaßen einfachen musikalischen Mitteln etwas sehr Hörbares und zu dem entsprechend geschnittenen Video auch noch sehr Passendes basteln kann - die Musik orientiert sich in ihrem Verlauf ja auch noch spürbar an der Szenenentwicklung - sehr schön :-D

Zu "Una Canzone per la Luna" / "Addio Colonello":
Mir kommen die Lieder teilweise wie Variationen vor, in der Melodie; oder auch transponiert. Das "Addio Colonnello" hat zudem ein viel langsameres Tempo, wodurch das Lied eine ganz andere Dramatik bekommt.
Das führt im Grunde auf eine Charakteristik der ganzen SW-Musik hinaus: Man kann durchaus, imho, von einer SW-Musik sprechen, einer Art eigenem Musikstil, der sich im Laufe der Zeit (und eigentlich relativ schnell) ausgebildet hat. Man merkt das noch bei den ganz frühen Filmen, so gegen 1964, wie man sich noch vom Stil der Vertonung amerikanischer Western erst loslöst und noch ein bisschen auf der Suche nach einem eigenen Stil ist - aber das pendelt sich sehr bald ein, wozu die bereits existierenden Filme sicherlich auch für jeweils spätere als Orientierung gedient haben. Zudem ist es auch eine relativ überschaubare Menge an Filmkomponisten, die SW vertont haben - und die meisten von ihnen waren dann auch nicht nur für einen Film verantwortlich. Man kann - vor diesem Hintergrund - einen Grundstil der SW (auch in genrespezifisch charakteristischer Instrumentierung: die Verwendung von Trompeten, Cembalo, Trommeln ("militärischer Rhythmus"), Gitarren (gezupft) und Orgeln - aber so gut wie nie E-Gitarren) ausmachen und daneben den jeweils eigenen Stil einzelner SW-Komponisten. Francesco de Masi z.B. ( https://www.youtube.com/watch?v=1kfYZnSCs8E ) kann ich mittlerweile ganz gut heraushören, oder Vasco & Mancuso ( https://www.youtube.com/watch?v=r-oLsWZmP54 ) .... Ennio Morricone und Bruno Nicolai, die am meisten Beschäftigten, sind allerdings schwer zu unterscheiden: Oft hat der eine geschrieben, der andere bei der Aufnahme dirigiert, wechselseitig, und sie teilen sich auch oft die Musiker und Solisten...
Im konkreten Fall hat der Film "Per qualche dollari in più (Für ein paar Dollar mehr)" von 1965, der das "Addio Colonello" beinhaltet, schon 2 Jahre existiert, als "Una Canzone per la Luna" in dem Film von 1967 auftaucht - der Dollar-Film ist als einer der bekanntesten SW überhaupt bei allen Beteiligten (inklusive Zuschauern) als bekannt vorauszusetzen, und daneben sind die ersten Takte beider Musikstück so derart identisch, dass ich das als bewusstes Zitat verstehe, das sich dann jedoch in eine andere musikalische Variante weiterentwickelt. Solche genreinternen Verweise auf musikalischer Ebene setzen ja auch im Grunde nur das fort, was man auch in Handlungselementen, Verweisen in Ausstattungen bis hin zur filmübergreifenden Nutzung von Figuren vorfindet - und so finden sich musikalische Zitate durchaus öfter (wenn nicht gleich ganze Musikstücke in einem späteren Film zweitverwendet werden (um meinen geliebten "Marsch des Henkers" ( https://www.youtube.com/watch?v=gumrtof1P3E ) aus "Preparati la Bara!" (1968) mal wieder anzubringen, der aus dem 1964er Film "Le pistole non discutono" stammt. )
- Zum "Addio Colonello" selbst: Es ist einerseits die Themenmusik von Lee van Cleef's Figur des Colonel Mortimer (so wie die Clint Eastwood-Figur auch eine eigene Themenmusik hat in diesem Film), aber das Musikstück mit diesem Titel ist eine spezielle Variante, die einer bestimmten Filmszene zugeordnet ist (die oben verlinkte https://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=M8XVIan6VmE#t=286 ) - zu verschiedenen Links haben verschiedene Leute immer wieder sinngemäß kommentiert, das sei "die ganze Tragik der Colonel Mortimer-Figur in zwei musikalischen Minuten zusammengefasst" - für sich eines der bekanntesten SW-Musikstücke, und ja, thatsächlich auch eines der imho traurigsten und melancholischsten, die ich überhaupt kenne (eine Träne verdrückend geschwärmt).

Ich habe schon überlegt, noch einen zu öffnen, um dort alte Songs, Evergreens, Hits und ihre Remixe (usw.) zu listen und gegebenenfalls zu kommentieren. Zum Beispiel wurden Songs wie von Bob Marley in der Salsaszene neu vertont.
Perche non :) Wenn ich was finde, trage ich das gerne bei.

Beste Grüße,
Semi
 

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Hallo Semiramis,

wenn man sich nur eingehend damit beschäftigt, tun sich ganz neue Perspektiven auf...

Semiramis schrieb:
https://www.youtube.com/watch?v=r-oLsWZmP54 ) .... Ennio Morricone und Bruno Nicolai, die am meisten Beschäftigten, sind allerdings schwer zu unterscheiden: Oft hat der eine geschrieben, der andere bei der Aufnahme dirigiert, wechselseitig, und sie teilen sich auch oft die Musiker und Solisten...
Im konkreten Fall hat der Film "Per qualche dollari in più (Für ein paar Dollar mehr)" von 1965, der das "Addio Colonello" beinhaltet, schon 2 Jahre existiert, als "Una Canzone per la Luna" in dem Film von 1967 auftaucht - der Dollar-Film ist als einer der bekanntesten SW überhaupt bei allen Beteiligten (inklusive Zuschauern) als bekannt vorauszusetzen, und daneben sind die ersten Takte beider Musikstück so derart identisch, dass ich das als bewusstes Zitat verstehe, das sich dann jedoch in eine andere musikalische Variante weiterentwickelt. Solche genreinternen Verweise auf musikalischer Ebene setzen ja auch im Grunde nur das fort, was man auch in Handlungselementen, Verweisen in Ausstattungen bis hin zur filmübergreifenden Nutzung von Figuren vorfindet - und so finden sich musikalische Zitate durchaus öfter (wenn nicht gleich ganze Musikstücke in einem späteren Film zweitverwendet werden (um meinen geliebten "Marsch des Henkers" ( https://www.youtube.com/watch?v=gumrtof1P3E ) aus "Preparati la Bara!" (1968) mal wieder anzubringen, der aus dem 1964er Film "Le pistole non discutono" stammt. )
Und das ist mal ein Augenöffner: die Wiederaufnahme eines Themas als "Zitat" - ein schöner Begriff. So geschieht Kommunikation mit anderen Mitteln.
Auf der Bühne ist es ja schon beeindruckend, wie die Musiker miteinander kommunizieren, ohne das Worte fallen. Und so wie oben genannt kommt noch das Zeitlose hinzu.

Besten Gruß
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Semiramis

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Hallo streicher :)

Ja, das mit den "Zitaten" in der Musik schien mir irgendwie naheliegend, wenn man bedenkt, wie oft in diesen Filmen auch sonst auf anderen Ebenen mit Verweisen (expliziten Wiederaufnahmen) gearbeitet wird - es schien mir da sehr naheliegend, anzunehmen, dass sich das auch in der Muik fortsetzt. Dabei schwankt das Zitieren imho zwischen bewussten Verweisen auf die "Primärquelle" und "Zitaten", die in das "Allgemeingut" des Genres eingegangen sind, und nicht mehr auf einen bestimmten Film allein hinweisen.
Zahlreiche Elemente führen so im Laufe der Zeit ein Eigenleben - um nur eines von zahllosen Beispielen zu nennen: z.B. das Motiv einer Horde Reiter mit Fakeln, die durch eine nebulöse Dunkelheit jemandem nachjagen; das taucht in zahlreichen Filmen wieder auf und schafft beim Zuseher das Moment eines ganz allgemeinen Wiedererkennens eines bekannten Motives.
Mir selbst ist das Motiv zum ersten Mal in "Django il bastardo (1969)" begegnet - keine Ahnung, ob das wirklich das "erste Mal" dieses Motives war, aber es passt natürlich super in die Atmosphäre dieses "Geisterwesterns" - und selbst im 2014er Spätwestern "Das finstere Tal" taucht eine identische Szene wieder auf....
Vergleiche: https://www.youtube.com/watch?v=zIPG971MWAs&feature=youtu.be&t=3937 (Min. 1.05.39 "Django il bastardo") und https://www.youtube.com/watch?v=VsLnBQ4IyCc&feature=youtu.be&t=51 (Min. 0.52 aus dem späten Film)

Beste Grüße,
Semi
 

Semiramis

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Wo ich den Film grad schon mal erwähnt habe und anlässlich des Reviews hier: http://www.ask1.org/blog/2015/07/12/das-finstere-tal-eine-filmanalyse/
ein Nachtrag zu Das finstere Tal (2014)

Das Titellied "Sinnerman"
- in der Variante von Clara Luzia
https://www.youtube.com/watch?v=zC7U9bGEwMs&index=4&list=RDJ00EmF13FK4
- in der Abspann-Variante von "One two three Cheers and a Tiger" feat. Lana Sharp
https://www.youtube.com/watch?v=Wn0z-tJkpQ8

stellt zwei Neu-Interpretationen eines Liedes von Nina Simone dar:
https://www.youtube.com/watch?v=QH3Fx41Jpl4
 

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Hallo Semiramis,

Semiramis schrieb:
Zahlreiche Elemente führen so im Laufe der Zeit ein Eigenleben - um nur eines von zahllosen Beispielen zu nennen: z.B. das Motiv einer Horde Reiter mit Fakeln, die durch eine nebulöse Dunkelheit jemandem nachjagen; das taucht in zahlreichen Filmen wieder auf und schafft beim Zuseher das Moment eines ganz allgemeinen Wiedererkennens eines bekannten Motives.
Das führt dann vielleicht auch in eine Erwartungshaltung des Zuschauers: es gibt für den Zuschauer gewisse Elemente, die zu einem 'guten Western' dazugehören. So wie ein Zuschauer bei einem Actionfilm wohl erwartet, dass es eine heiße Verfolgungsjagd mit heißen Vehikeln in einer markanten Stadt geben wird.

"Das finstere Tal" ist ein echt beeindruckend geschriebener Roman; den Film habe ich noch nicht gesehen. Diese Bildungslücke sollte ich mal schließen. Im Interesse an der Musik wohl auch... :)

Besten Gruß
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Semiramis

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Hallo Streicher :)
Zu: "Das finstere Tal"
Du bist der erste, von dem ich höre, dass er das Buch gelesen hat - ich habe grad damit angefangen; nachträglich zum Film sozusagen. Falls Du den Film mal gesehen haben wirst, wäre ich natürlich neugierig, wie du ihn gegenüber dem Buch einschätzt :) ( (automatischer) thread: http://www.weltverschwoerung.de/off-topic/26897-das-finstere-tal-eine-filmanalyse.html )

Beste Grüße,
Semi
 

Semiramis

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Mal wieder was Neues:

Corri uomo corri (1968)
Lauf um dein Leben; Run man run; The Big Gundown 2: Run man run
(Fortsetzungsfilm von Sollima zum Film "Der Gehetzte der Sierra Madre)
protagonista: Tomás Milián

Nebenbemerkung: Die Titelvergabe von Sollimas Trilogie ist schon übel:
"La resa dei conti" ist der Name eines Musikstücks (das Lee-van-Cleef-Thema) im Film "Per qualche dollaro in più" (Für ein paar Dollar mehr, 1965). "La resa dei conti" ist dann auch der Titel eines Filmes von Sollima (Der Gehetzte der Sierra Madre, 1966), dessen Titellied "Corri uomo corri" heißt, was dann seinerseits der Titel des Sollima-Filmes von 1968 wird. - Wenn da mal keine "Titelverwirrung" entsteht...

Musik: Bruno Nicolai

"Duello"
https://www.youtube.com/watch?v=UYiwK0kxJnc
(etwas Ruhiges, Stilles - und dann doch Gänsehaut, wenn die "Bläserfraktion" (ich vermute Posaunen) einsetzt ... ;-) )
[die "Fanfaren" hat Bruno Nicolai dann auch 1970 in extenso genutzt für die Musik des Filmes "Un uomo chiamato Apocalisse Joe" (siehe S. 2) : https://www.youtube.com/watch?v=cvl7lhzjZKI ]

Titelmelodie:
https://www.youtube.com/watch?v=JGSOZzfnD2g

weitere Teile der Musik (Titelmelodie in variation)
https://www.youtube.com/watch?v=JGSOZzfnD2g
https://www.youtube.com/watch?v=GUL3GuwBmMY
_____________
der Vollständdigkeit halber:
Titolo di testa und Lied: Espanto en el corazon (gerüchteweise gesprochen von Tomás Milián; gesungen von Peter Boom)
https://www.youtube.com/watch?v=bPHrpCA_fyk
(something exotic... und schlechte Tonquali)
https://www.youtube.com/watch?v=KQV9yuLJs7Q
(bessere Tonqualität)
 

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Semiramis schrieb:
Hallo Streicher :)
Zu: "Das finstere Tal"
Du bist der erste, von dem ich höre, dass er das Buch gelesen hat - ich habe grad damit angefangen; nachträglich zum Film sozusagen. Falls Du den Film mal gesehen haben wirst, wäre ich natürlich neugierig, wie du ihn gegenüber dem Buch einschätzt :)

Beste Grüße,
Semi
Hallo Semiramis,

noch ein Grund mehr, den Film zu schauen. :wink:
Nachdem ich deinen sehr ausführlichen Artikel im Blog gelesen habe, ist mal mein erster Eindruck: gut umgesetzt, leichte Handlungsänderungen. Wenn's so weit ist, werde ich im Blog nach langer Zeit (oder das erste Mal?!) die Kommentarfunktion nutzen...

Besten Gruß
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Hallo Semiramis,

Semiramis schrieb:
Musik: Lallo Gori

Titellied:
https://www.youtube.com/watch?v=vwLP-pzDhuY
Ein wunderschönes Titellied mit interessantem Text und Ohrwurm-Qualitäten… :sound2:
Zustimmung! :)
Eigentlich liegt die Zeit bei mir schon lange zurück, als ich noch viele Spaghetti-Western gesehen habe. Ziemlich bald gab es in unserem Haushalt keinen Fernseher mehr. Und mein Bedarf an dem Ding war auch später nicht so groß...
Aber Melodien und Musik in der Art sind eingängig.

Nun aber habe ich doch noch eine Frage: was hat dich auf die Musik der Spaghetti-Western-Filme gebraucht? Die Expertise macht dir so schnell keiner nach...

Besten Gruß
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Semiramis

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Hallo Streicher!
Freut mich sehr, dass Dir die Musik gefällt – ich sehe, Du hörst Dich durch den Thread :-D
Zu dem Stück: Habe ich erwähnt, dass Franco Neros Kleidung in diesem Film zwei Zitate darstellt: Die Felljacke als Angleichung an den „Mann ohne Namen“ (Clint Eastwood), der schwarze Umhang als Zitat des direkt zuvor mit Nero gedrehten Django.
„You’ll come back home some day“ ist aber auch eine schöne Überleitung zu Deiner Frage:
Das ist eine sehr verwinkelte Geschichte. Die erste „Etappe“ war schon sehr früh: Ich habe als Kind öfter mal Filme mitgeschaut, die „die Erwachsenen“ gesehenen haben – und in meiner Erinnerung sehr prägend war ein Film mit einem Henker, der mir einfach unendlich leid getan hat – mit 3 - 4 Jahren hat man noch kein Verständnis für die lange Linie eines Filmes, aber einzelne Szenen sind umso eindrücklicher: Ein Henker reitet in die Stadt und alle stehen neugierig „Spalier“, drehen sich aber aus Angst vor ihm weg und tuscheln untereinander, aber keiner redet mit ihm – unterlegt von wunderschöner, getragener Musik; ich habe aus Mitleid geweint.
Fast 30 Jahre später hat mir mein Vater die „Don Camillo und Peppone“-Filme nahegebracht; und ich habe aus Interesse dann alles gesehen: Auch den 6ten Film, den sie nach dem Tod von Fernandel während der Dreharbeiten dann mit anderen Schauspielern nochmal neu gedreht haben und auch die Adaption durch Terence Hill. Über Terence Hill kam ich dann auf andere Filme von ihm, und es war eine Freude, die Bud-Spencer-Terence-Hill-Sachen wiederzusehen, die ich mit 10/11 schon bewusst mit „den Erwachsenen“ mitgeschaut hatte – und auf einmal fand ich den Film mit dem Henker wieder – unerwartet, schön: „Preparati la Bara!“ (Django und die Bande der Gehenkten via Neu-Syncro als „Joe der Galgenvogel“ – dass der Film als ab 16 / 18 klassifiziert ist: Schwamm drüber :lol: ), und ich fand die Szene mit dem Einmarsch des Henkers in die Stadt wieder und die wunderschöne Musik dazu: https://www.youtube.com/watch?v=gumrtof1P3E ( *eine leise Träne verdrückend* )
Damit hat die bewusste heutige Beschäftigung bei mir angefangen – und dieser Film allein hat auch schon einige der Dinge für mich eröffnet, die ich bei vielen anderen SW wiedergefunden habe: Die Sache mit den Syncros (und die Comedy-Neuvertonungen, wie hier); die Sache mit der Musik (teils eigene für den Film, teils „zusammengeklaut“ aus anderen Filmen – wie auch der „Marsch“, wie ich später entdeckte). Gerade „Preparati la Bara!“ hat auch eine sehr konstante musikalische Untermalung, die einen großartigen Score bildet – ähnlich wie auch Django (1966), auf den ich recht schnell im Umfeld des ersten Filmes gekommen bin: Zwei Filme mit großartigem Soundtrack, eigenen Titelliedern in mehreren Varianten und Sprachvarianten und vielen in sich abgeschlossenen Musikstücken (keine reine musikalische Szenenunterstützung). Da gibt’s doch sicher noch mehr?! Und so kam ich auf viele weitere Filme, immer mit einem Ohr für die Musik…
Dass allgemein diese SW-Filme wie auch deren Musik eine große (und immer nachwachsende, scheint es) Fangemeinde haben, für die es sich für die Labels lohnt, einen guten Teil dieser doch um die 50 Jahre alten Filme in allen neuen DVD-Formaten und digital überarbeitet zu veröffentlichen und ebenso zahlreiche OSTs der Filmmusik, hat mich da nicht überrascht. Und die Verröffentlichungswelle hält an: Mit dem Durchsetzen der DVDs und mp3s hat man mit der Neuherausgabe angefangen, und es kommen jährlich neue „gerettete“ Filme und deren Musik hinzu. :-D
Ich selbst habe mich auch von einzelnen Schauspielern dann schneisenartig durch die SW führen lassen: Andere SW mit Terence Hill und Franco Nero; über die Django-Figur bin ich dann auf Anthony Steffen’s Filme gekommen z.B. und so weiter ;-) Aber auch Komponisten und musikalische Solisten tauchen öfter auf: bei letzteren z.B. einzelne Trompeter mit herrlichen Soli in verschiedenen Filmmusiken. Die Musik spielt bei diesen Filmen eine große Rolle – im Genretypischen Erzählstil hat sie imho einen gleichberechtigten Anteil an der Erzählung der Filmgeschichte wie die Bilder und die doch sehr oft non-verbalen Darstellungen; sie ist wirklich ein Stützpfeiler dieser Filme (man denke: die Dollar-Trilogie ohne Morricones Musik... undenkbar https://www.youtube.com/watch?list=RDgumrtof1P3E&v=ao4TIiziT-g ). Und die Art der Musik hat mich auch vom Stil her sehr angesprochen (als jemand, der ursprünglich eher aus dem „klassischen“ Bereich kommt) – sehr viel Orchester, aber gerne mit „militärisch angehauchtem“ Rhythmus…Trompeten habe ich allerdings erst durch diese Musik hier so richtig schätzen gelernt, auch wie sehr sie sich bei Soli entfalten könnten, hatte ich bis dahin gewaltig unterschätzt. Nunja, è emerso così. ;-)
https://www.youtube.com/watch?v=xeryHZ8i74s
 

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Hallo Semiramis,

aus einem Irlandurlaub zurück: jetzt habe ich wieder mehr Zeit zum Hören. :)
Erst mal Danke für die ausführliche Darstellung!
Zu dem "Werdegang": die Szene mit dem Henker scheint wirklich eine Art "Schlüsselerlebnis" gewesen zu sein. Wenn ich so nachdenke, kamen bei mir die Filme mit "Schlüsselcharakter" doch ein ganzes Stück später. Die ersten beiden waren wohl "Matrix" und "12 Monkeys". Über die habe ich noch lange nachgedacht - und natürlich immer wieder angeschaut, bestimmt Szenen auch gezielt wieder und wieder... Aber das ist ein Thema für sich. Und insbesondere 12 Monkeys hat einen äußerst interessanten Soundtrack. :D

La resa dei conti von Morricone: erkenne ich die Anspielung an Bach richtig wieder? - Da hört man ja die "Königin der Instrumente"...

Mir war nicht bewusst, in wie vielen Filmen Terence Hill mitgespielt hat. Vielleicht ist mir das als Kind einfach nicht aufgefallen. Aber an seine Komödien mit Herrn Spencer erinnere ich mich sehr wohl. :cowboy:

Bis dann erstmal
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Semiramis

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Hallo Streicher! :)

Da sagst Du etwas - die Verzierung der ersten Note für die Orgelstimme in "La resa dei conti" ( https://www.youtube.com/watch?v=ao4TIiziT-g&feature=youtu.be&list=RDgumrtof1P3E&t=50 ) hat mich an irgendwas erinnert - jetzt, wo Du Bach ansprichst, muss ich an Bachs Toccata in d moll denken:
https://www.youtube.com/watch?v=ho9rZjlsyYY - die gleiche prominent an erster Stelle herausgehobene Verzierung... Da Morricone ja in anderen Musikstücken schon Beethoven ("Für Elise") und Mozart ("Kleine Nachtmusik") verarbeitet / zitiert hat (siehe auf den vorangegangenen Seiten hier), wäre das hier als Zitat durchaus denkbar.

Terence Hill - ja... Natürlich konnte ich mich an "Vier Fäuste für ein Hallelujah" erinnern, wie überhaupt an die "Klamauk-Filme" mit Bud Spencer (auch wenn ich da den Inhalt der einzelnen Filme nicht mehr richtig sortieren konnte) - aber mit dem Henker hatte ich ihn überhaupt nicht in Verbindung gebracht... (Eigentlich ein gutes Zeichen für Schauspieler, muss man sagen ;-) ) Es ist im Laufe all der Jahre allerdings eine stattliche Anzahl Filme, in denen er mitgespielt hat, geworden, wie ich festgestellt habe - und es hat mich gefreut, zu erfahren, dass er nach wie vor die Hälfte jeden Jahres mit Drehen verbringt: Seit geschätzt 12 Jahren läuft im italienischen Fernsehen eine Krimireihe um einen Pfarrer Don Matteo (TH), die nach wie vor traumhafte Einschaltquoten hat; die neueste Staffel wird zur Zeit grad gedreht... :-D ( https://www.youtube.com/watch?v=UneCafnaiEM von letztem Jahr ein Interview am Set, ab min. 0.45) - Bedauerlicherweise ist es beim testweisen Übersetzen der ersten zwei Folgen der ersten Staffel ins Deutsche geblieben.

_____________________
NB: Wo ich grad dabei bin: Die mir bislang bekannten letzten Reste der "deutschen Muttersprache" (O-Ton) von TH kamen 2010 in einer ORF-Kurzreportage zu dem Dreh von "Un passo dal cielo" / "Dem Himmel nah" zum Einsatz:
https://www.youtube.com/watch?v=T1A6xeXIOlw&feature=youtu.be&t=44
 

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Allonsanfàn (1974)
Kein Italowestern - ein Revolutionsdrama um einen französischen Adeligen im 19. Jahrhundert und ein weitgehend vergessener italienischer Film aus der Mitte der 1970er Jahre; meines Wissens gab es auch keine deutsche Übersetzung.
Aber Ennio Morricone war für die Musik verantwortlich.

"Rabbia e tarantella" - Ein weit über den Film hinaus bekanntes Stück ist die Themenmelodie des Filmes:
https://www.youtube.com/watch?v=ttbL3Y8sdBQ :semi:

Weiteres:
- "Rabbia e tarantella, no. 3"
https://www.youtube.com/watch?v=V2p9X1EddDI
- An dem Orchester sieht man, wie schwer es ist, dieses Stück nachzuspielen:
https://www.youtube.com/watch?v=womwggSQNFQ

"Ritorno a casa"
https://www.youtube.com/watch?v=uecb33LREoY - schön. :)

____________________
Mit ausnahmsweisem Dank an Tarantino, der sehr verlässlich in seinen Filmen hübsche Musik zusammen"klaubt"... Eine (wie immer mit dem Original identische) Neuverwerthung von "Rabbia e tarantella" in "Inglorious Basterds" (2009) https://www.youtube.com/watch?v=HBa5NWOuO7k
 

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Il grande duello (1972)
Drei Vaterunser für vier Halunken (mein Gott, was für ein Titel...),
The Grand Duel, The Big Showdown.
protagonista: Lee van Cleef

Musik: Luis Bacalov / Sergio Bardotti

Themenmusik: "Il grande duello, parte prima"
https://www.youtube.com/watch?v=41HEOgoTaw0
https://www.youtube.com/watch?v=gSgLbSxpTSI
https://www.youtube.com/watch?v=nXKOJR3rSuw

(Es klang so nach Edda Dell'Orso - und voilà. Vergleiche zu ihr auch das hier zB:
https://www.youtube.com/watch?v=6s1Q-wccYoU (aus "Anda muchacho, spara!" (1971)
https://www.youtube.com/watch?v=pn7BA_y_h6M (aus "La notte che Evelyn uscì della tomba" (1971)
- siehe zu beidem: S. 1 dieses Threads.)
_________
Tarantino...
https://www.youtube.com/watch?v=qe2axAR9GZ4 (in: Kill Bill wiederverwendet: Themenmusik, parte prima)
https://www.youtube.com/watch?v=qQcuASCavRM (in: Kill Bill wiederverwendet: obige Themenmusik parte 4 - hier ist allerdings noch etwas anderes mit drin: So um Min. 5 (Min. 4.20 - 5.34 genauergesagt) leitet es über in die Titelmusik von "I lunghi giorni della vendetta" (1966 (1967) : https://www.youtube.com/watch?v=okX6dcLIkX0 - vgl. S. 5 in diesem Thread.)
 

Semiramis

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Lucky Luke (1990-1992)
protagonista: Terence Hill
Pilotfilm und 8 Fernsehfolgen (in halber "Westernfilm-Länge", dh zu je 45 min.)

Titellied für alle 9 Filme (Roger Miller - "Lucky Luke rides again") https://www.youtube.com/watch?v=o-YEaF5XiqA :semi:
(Der Schatten ist lernfähig, muss ich immer denken :lol: )

ohne Bild, Titellied+ Harmonikaversion einer der wichtigen Themenmusiken: https://www.youtube.com/watch?v=mqKDJs62aAA

Es scheint, dass es von dieser Serie nie einen OST gegeben hat - und so existiert auch keine offizielle Version, die von den Hintergrundgeräuschen des Vorspannes "bereinigt" wäre - bedauerlicherweise. (Das Auffällige Knurren ist ein Puma, sei angemerkt.)

Hier mit dem Vorspann (und dem ganzen Pilotfilm - wer weiß, wie lang dieser Link verfügar bleibt ... (was bei der desolaten Veröffentlichungslage dieser Reihe sehr bedauerlich ist))
https://www.youtube.com/watch?v=M5RdpF_wmic

Über diese Serie ist viel geschrieben worden - und wenig Gutes. Für Verwirrung sorgte bereits schon das Outfit von Terence Hill in der "Lucky Luke"-Rolle: "Nobody" spielt Lucky Luke? Für mich ist diese Serie eigentlich aus der Zeit gefallen - sie funktioniert wie ein klassischer Spaghettiwestern, und wer (außer den Genrefans) hat das Anfang der 90er noch verstanden? Ein für mich wichtiges Charakteristikum der SW war, dass die Schauspieler sehr schnell anfingen, nicht mehr hinter ihrer jeweiligen Rolle zurückzutreten - stattdessen verbanden sich ein bestimmter Rollentypus mit einem Schauspieler, was bedeutete: Sobald der Schauspieler irgendwo auftauchte, war er automatisch diese Rolle - ob er sie nun gerade spielte oder nicht. So konnte Clint Eastwood beispielsweise in SW nie mehr etwas anderes sein als "der Mann ohne Namen", Lee van Cleef nur Sabata (oder eben Rollen, die von Sabatas Charakter übernommen wurden), Franco Nero nur Django (egal in welcher Rolle er auftaucht), Anthony Steffen die "was wäre, wenn eine andere Geschichte zugrundeliegen würde"-Djangos usw. usw. (Etwas, was sich auch im Setting fortsetzt, zB: die Cinecitta-Westernstadt blieb immer wieder dasselbe Dorf, egal welchen Namen es in welchem Film auch hatte. Und die spanischen Wüsten: In den verschiedensten Filmen kommt immer mal wieder der "Pilz" vor - eine eigentümliche Felsformation riesigen Ausmaßes -, egal in welcher Ecke von Amerika das nun gerade jeweils sein soll, es bleibt ein "ach, der Pilz. :) " - Ähnlich wie das Setting auf den Charakter von Stadt und Ort zurückwirkt, geht diese Symbiose zwischen Schauspieler und Rolle in der Regel so weit, dass die Figuren auch einen guten Teil Charakteristika der Schauspieler abbekommen (das Mitten-im-Leben-Stehen von Franco Nero, das Herrschaftliche von Anthony Steffen, oder eben auch das bewust-Harmlose von Terence Hill; - bei letzterem sieht man auch, wie Veränderungen im Schauspieler die Rolle verändern: Seit 1990 hat THs Nobody-Figur eine Schwere bekommen, die sie vorher nicht hatte.)
Terence Hill geriet gerade noch gegen Ende der SW auch noch in diesen Sog hinein - zunächst war es "Trinity", aber als "Nobody" kam, schien er seine Rolle gefunden zu haben - und einem Interview mit TH nach, nahm er diese Rolle ganz in SW-Tradition dann auch an. Und so sagte er über die "Lucky Luke"-Reihe: "Das war noch immer der lange, weiße Lodenmantel, den ihm der Regisseur des ersten Nobody-Filmes mal gegeben hatte..." "Nobody" war seit dem eben seine Rolle in SW - und ganz im Sinne der SW, in denen Schauspieler und eine fixe Rolle ineinander übergehen, hat TH das auch bis zu seinen (bislang...) letzten Western (Doc West 1 und 2, 2009 (!!) ) durchgezogen...
Was die Fans des Genre freut, hat bereits in den 90ern keiner sonst mehr verstanden, scheints... So sind die Filme auch ein "was wäre, wenn Lucky Luke Nobody wäre" geworden - sie konnten nicht anders werden, wenn Terence Hill ihn spielt (was am Genre der Western, nicht an einer vermeintlichen Unwandelbarkeit des Schauspielers liegt - gerade TH hat ansonsten sehr unterschiedliche Rollen sehr überzeugend verkörpert, imho).
Dass ich dennoch denke, dass die Filme (wenn man sich von der Äußerlichkeit der Kostümierung mal nicht ablenken lässt) sehr nah am Original-Comic geblieben sind, ist eigentlich eine richtige Leistung... Es ist ein Statement der Filme, dass TH hier aus Lucky Luke genug Nobody-haftes (was bedeutet: herzensgut und unschuldig naiv, aber dennoch mit letztlich überlegener Präsenz Herr der Lage) herausholt, um beide Rollen in einem zu sein.
Was Fans der Comics zT übel aufgestoßen ist, ist das Fehlen der "egozentrischen und schwebenden Noblesse", die Lucky Luke in den Comics habe - Man kann nun sagen, bei einer Nobody-Lucky Luke-Verbindung musst irgendwas in der Symbiose hinten runterfallen. Ehrlich gesagt, empfand ich die "Noblesse" von LL beim Lesen der Comics immer als aufgesetzter Zug, der sich in den Geschichten selbst schnell verflüchtigt - und so hatte ich beim Schauen dieser Filme den Eindruck: Vielleicht ist TH hier sogar näher dran an dem Charakter der Figur, im Sinne von: sogar auch charakterlich eine Art "reale Vorlage für die Comics"... So empfinde ich die Kritik am Fehlen der Noblesse, aber das ist meine ganz unerhebliche eigene Meinung ( ;-) ), als genauso oberflächlich wie die Kritik an der Kleidung (Und mal ehrlich, wenn man versucht hätte, die Kleidung 1:1 zu kopieren (was Nobody/TH eh nicht getan hätte), wäre auch wieder jemand gekommen, dem die Farben nicht gut genug getroffen gewesen wären...)
Total unterschätzt und leider oft missverstanden, so mein Fazit. - Aber ich bin froh über die Filme.
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Pilotfilm: "Daisy Town"
Episoden (in verschiedenen Reihenfolgen zusammengebunden) :
- Chi è Mr. Josephs? (Ein explosives Geschäft)
- Una notte di mezza estate a Daisy Town (Ein Trunk von ganz besonderer Güte)
- Il treno fantasma (Ein schöner Zug von Geisterhand)
- La mamma dei Dalton (Ma Dalton ist und bleibt einmalig)
- Caffè olè (Kaffee macht müde Männer munter)
- Le fidanzate di Lucky Luke (Wer andern eine Braut besorgt...)
- Magia indiana (Wo bitte bleibt das Gegengift?)
- Pesce d'aprile (Ein Zar kommt meistens im April)
Das Problem am Pilotfilm (imho in seiner derzeitigen Form der Schwächste der ganzen Reihe) ist, dass ein guter Teil der Handlung fehlt - der tragische Tod seines Sohnes fiel in die Zeit des Drehs dieses Filmes - und statt die Rolle, für die er vorgesehen war, neu zu besetzen, strich sie TH komplett raus.(Der Film hat am Abspannbeginn auch ein Memoria an den Sohn). Das Ergebnis ist ein Fragment, dem man das Fehlen einer der wichtigsten Antagonisten-Figuren deutlich anmerkt - konsequenterweise (auch im obigen Sinne der SW) taucht diese Rolle des "Billy the Kid" auch in keiner der Serienfolgen (etwa in anderer Besetzung) auf. - Abgesehen davon, dass "Daisy Town" zwar super geeignet ist, um alle relevanten Personen vorzustellen, aber ich den gleichnamigen Comic auch schon mit Abstand den langweiligsten unter allen (mir bekannten, etwa 3/4) LL-Comics fand - wenn die Vorlage schon langweilig ist (imho), wie soll dann die Filmhandlung besser werden... Der ursprünglich für den Film vorgesehene Plot hätte dem Film gut gethan - aber ich verstehs, dass der Film unter den Umständen, gefühlsmäßig angemessen, ein Fragment bleiben musste - Und wenn, nach SW-Maßstäben, TH in einem solchen Film schon Nobody ist (essentialistisch gemeint), ist es eigentlich auch nur angemessen, wenn der Film/die Figur dann auch den Schauspieler reflektiert. Lange Rede, ich sehe diesen Pilot-Film unabhängig von der Reihe als etwas Eigenes, dass ich mit all seiner HIntergrundgeschichte nicht mehr als normalen Film sehen kann und beurtheilen will.
Anders die Episoden; ansonsten noch zu diesen Filmen: Meine LIeblingsfolge (sofern man die einzelnen überhaupt gegeneinander gewichten will - sie haben alle etwas, was mich annimiert, sie nochmal und wieder sehen zu wollen) ist die mit dem Kaffee:
Aus dem Anfangsmonolog des Pferdes (Jolly Jumper): "So geht das nicht, Kumpel: Kein Kaffee, kein Mensch sein ... Manche behaupten, im Westen sei der Lebenssaft das Schmiergeld - andere meinen, es wäre das Gold. Aber die irren sich alle: Es ist der Kaffee..." - Und dann sehen wir, zu was die "Leute im Westen" fähig sind, im Positiven wie im Negativen, wenn der Kaffee ausgeht... :lol: (ähm. :pott: - ohne eine gute Tasse Kaffee dabei kann ich den Film nicht schauen :lol: )

Abspannmusik für alle 9 Filme: Arlo Guthrie "The lonesomest cowboy in the West"
https://www.youtube.com/watch?v=kVvc8BixEbY
 

streicher

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Hallo Semiramis,

Semiramis schrieb:
Titellied für alle 9 Filme (Roger Miller - "Lucky Luke rides again") https://www.youtube.com/watch?v=o-YEaF5XiqA :semi:
(Der Schatten ist lernfähig, muss ich immer denken :lol: )
Musik und Bild machen den Charakter sehr sympathisch. Amüsant finde ich auch den Auftritt des Pumas und des Erdhörnchens. :lach3:

Was Fans der Comics zT übel aufgestoßen ist, ist das Fehlen der "egozentrischen und schwebenden Noblesse", die Lucky Luke in den Comics habe - Man kann nun sagen, bei einer Nobody-Lucky Luke-Verbindung musst irgendwas in der Symbiose hinten runterfallen. Ehrlich gesagt, empfand ich die "Noblesse" von LL beim Lesen der Comics immer als aufgesetzter Zug, der sich in den Geschichten selbst schnell verflüchtigt - und so hatte ich beim Schauen dieser Filme den Eindruck: Vielleicht ist TH hier sogar näher dran an dem Charakter der Figur, im Sinne von: sogar auch charakterlich eine Art "reale Vorlage für die Comics"... So empfinde ich die Kritik am Fehlen der Noblesse, aber das ist meine ganz unerhebliche eigene Meinung ( ;-) ), als genauso oberflächlich wie die Kritik an der Kleidung (Und mal ehrlich, wenn man versucht hätte, die Kleidung 1:1 zu kopieren (was Nobody/TH eh nicht getan hätte), wäre auch wieder jemand gekommen, dem die Farben nicht gut genug getroffen gewesen wären...)
Total unterschätzt und leider oft missverstanden, so mein Fazit. - Aber ich bin froh über die Filme.
Ehrlich gesagt, zählten die LL-Comics zu den wenigen, die ich damals gern gelesen habe und auch besitzen wollte. TH finde ich in der Filmrolle durchaus gut. Wie du schon sagtest, er ist natürlich auch ein Charakter für sich...
Zur Kritik an der Kleidung: dann wurde vielleicht auch noch die Haar- oder Augenfarbe kritisiert... :plemplem: Wer wirklich etwas aussetzen will, findet immer was.
 

Semiramis

Großmeister
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streicher schrieb:
Zur Kritik an der Kleidung: dann wurde vielleicht auch noch die Haar- oder Augenfarbe kritisiert... :plemplem: Wer wirklich etwas aussetzen will, findet immer was.
Wohl wahr. Und wer dem Genre der SW anhängt, aber auch TH/BS-Fans, scheints - hat gelernt, dass die Kritiken selten wohlwollend ausfallen, sobald das Wort SW (oder eben TH/BS-Filme) fällt... Man denke an das Lexikon des INternationalen Films, das selbst über die Juwelen unter den SW keine guten Worte übrig hat - ich hab manchmal den Eindruck, beides wurde vorverurtheilt: SW: Filme mit viel Gewalt und ohne INhalt, TH/BS-Filme: ach, Hau-drauf-Filme... Zumindest kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass da eine wirkliche Auseinandersetzung damit und mit den eigenen Vorurtheilen gar nicht beabsichtigt war. - Schade, denk ich mir. Die Fans hats nicht gestört. - Aber deswegen hat mich auch die Reaktion auf diese Serie nur bedingt gewundert... Terence Hill dreht einen Western, die Reaktionen waren vorprogrammiert :lol: :k_schuettel:

Die LL-Comics hab ich auch gern gelesen - und ich hatte beim Schauen der Filme dasselbe "heimelige" Gefühl wie beim Lesen der Originalcomics: "Es sind halt Comics - keiner wird ernsthaft verletzt; niemand wird getötet, und selbst die Bösen bleiben auf eine gewisse Art menschlich immer noch gut (auch die Daltons haben ein Gewissen... ) ;-)
Das hat zwar alles mit dem Charakter der "harten, ernsten" SW aus der Anfangszeit nichts zu tun, aber die Entwicklung in den 70ern (aus der Zeit "Nobody" stammt) ging ja schon in eine "Comedy"-Richtung, hin zu: mehr "Slapstick", und harmloser. - Ich kann mir da schon irgendwie vorstellen, wo TH da die Parallelen zwischen seinem Nobody und LL/den ganzen Comic-Geschichten gesehen hat....

Zu dem Puma (oder was für eine Wildkatze das auch immer ist, man korrigiere mich da gerne) - TH liegt da höchstsselbst stocksteif auf dem Boden, wo der Puma um hin herumschleicht. Einer von den Dreh-Geschichten, die gute Erzählungen abgeben, die aber beim zweiten Drübernachdenken grenzwertig waren - sprich: Crew und TH, sagen sie selbst, würden das kein zweites Mal machen... (Nebenbei, über Unfälle und grenzwertige Situationen bei den Drehs von SW könnte man einen ganzen Band füllen, was ich da so bisher gelesen habe...)

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Noch zur Publikationslage dieser Serie:
Eine Liste mit Veröffentlichungen: http://heyse-online.de/spencerhilldb/film.php?film=63
Originalsprachen: Englisch/Italienisch. Während der Kinofilm (der Pilotfilm) unproblematisch ist, gab es bei der deutschsprachigen Version der Serienfolgen größere Veränderungen: Bei allen ist eine Schere großflächig zum Einsatz gekommen, um die Einzelfilme auf die gewünschte Laufzeit zu kriegen. - Bei der Gesamtveröffentlichung waren diese geschnittenen (und logischerweise nicht in deutsch syncronisierten) Schnipsel dankenswertherweise dabei - dennoch: Gerade "Magia indiana" hat dadurch sehr gelitten. Bei diesem Film haben sie für die deutsche Version einen ganzen Handlungszweig herausgeschnitten (die Indianerin, ausgerechnet...) und man kann aufgrund der "Schnipsel" nur erahnen, wie schön der Film in seiner Original-Szenenanordnung gewesen ist (so ein bisschen ein Spiel mit "wach ich, träum ich, oder bin ich schon tot?!")
 

Semiramis

Großmeister
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Zwei kleinere Anmerkungen
Le pistole non discutono (Musik) - mal wieder.

Wen wunderts, die Musik zur Henkerszene behalte ich immer so ein bissl im Auge; erstaunlich, wo die nach dem Filmtitel benannte Themenmusik des Filmes Le pistole non discutono von 1964 = La marcia del carnefice von 1968 überall so Verwendung findet:
https://www.youtube.com/watch?v=7DllRrAQ4Bg&feature=youtu.be&t=138 (Video zum "Code Lyoko Playstation-Spiel). :lol:

Und: Am Anfang und Ende eines Trailers für den Film "Una pistola per Ringo" (1965) :
https://www.youtube.com/watch?v=vUYXsQm9OLE
(Dass für Tailer oft nicht die Film-eigene Musik (die da in der Regel noch nicht fertig war... ;-) ) verwendet wurde, sondern bereits vorhandene aus anderen Filmen, ist nichts Ungewöhnliches... Da gibt es bei den SW insgesamt eine sehr hübsche wilde Durchmischung von Film-Musikthemen... - nebenbei auch noch etwas, was neben den wiederkehrenden Schauspielern und Komponisten/Musikern das Genre auch ein bissl mehr als "Einheit" konstituiert...


Und das Titellied "Lonesome Billy" aus dem Film Le pistole non discutono mal in einer ganz eigenen Version:
https://www.youtube.com/watch?v=kdcxOxc45KU
(Zum Vergleich: Originalintro des Filmes: https://www.youtube.com/watch?v=HEs2QexdlLA )
Ein bisschen kann ich mir die Schockierung 1964 - wo es noch nicht ganz so üblich war, dass Helden in James-Bond-Manier aufräumen - vorstellen, ein Titellied mit der Textzeile "That was Billy, Lonesome Billy, the rough man who would rather kill than run." ...
 

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