Ihr macht es einem aber auch nicht leicht Leute. Aber was ist schon einfach? Mein Beitrag beruht ganz entscheidend auf folgender Aussage:
Semiramis schrieb:
Ich suche nach einer Möglichkeit, Magie auch in meinem eigenen Weltbild unterzubringen - denn prinzipiell theile ich Giacomos kritische Sicht der Dinge... Magie - als etwas über- oder außernatürliches definiert - fliegt aus meinem Weltbild raus, Magie als wundersame innernatürliche Vorgänge dagegen löst sich von selbst auf, weil dann die Grenze zwischen physikalischen Erkenntnissen und Magie weg ist... nun ist Magie nirgends mehr eingeordnet...
Was spielt das eigentlich für eine Rolle, in welche Schublade man diesen Begriff steckt? Versteht man dadurch wirklich etwas? Was passiert denn, wenn eine Möglichkeit bestünde, die Magie in ein Weltbild einzuordnen?
Magie in ein Weltbild einzuordnen, das jenem von Semiramis entspricht, dürfte ein außerordentlich schwieriges Unterfangen sein. Er sagt, wenn Magie etwas Übernatürliches ist, dann würde sie aus seinem Weltbild hinausfliegen. Somit wäre ihm ein Zugang zu einem Verständnis verbaut, denn Magie existiert in diesem Augenblick nicht mehr für ihn.
Was heißt eigentlich Übernatürlich in diesem Zusammenhang? Offenbar etwas, was außerhalb der Gesetzmäßigkeiten der Natur liegt. Etwas, was nach der Meinung des sogenannten modernen Menschen nicht existieren darf, weil es nicht existieren kann, wenn man die Naturgesetze zugrunde legt. Oder was bitteschön ist Übernatürlich? Diese Frage erscheint mir in diesem Zusammenhang angebracht auch wenn sie mehr oder weniger rhetorischen Charakter hat.
Andererseits ist es wohl so, dass sich ihm das Verständnis von Magie, wenn es sich um reine innere Vorgänge handelt, ebenfalls der Zugänglichkeit zu entziehen scheint, da diese sich dann aufgrund mangelnder wissentschaftlicher Nachweisbarkeit auflösen.
So jetzt muss ich mal schauen, wie ich da die Kurve bekomme. Vielleicht sollte ich mal mit folgendem anfangen. Hier wurde häufiger erwähnt, das magische Praktiken auch zu Ergebnissen führen können, die einen objektiven Charakter haben, weil die Ergebnisse für alle sichtbar sind. Schwierig wird es an der Stelle, wie es zu diesen Ergebnissen kam.
Ich habe mich bei meinem ersten Post hier bewusst bemüht, die eigentlich wichtigen Aspekte von Magie anzudeuten. Um das zu erkennen, ist es allerdings in meinen Augen notwendig, gerade das Zitat im ersten Post nicht nur Verstandesgemäß zu erfassen, sondern - und hier fehlen mir schon wieder die Worte - vielleicht am besten auch mit dem Herzen zu lesen.
Das Problem, dass ich einfach sehe, ist das bei der Definiton von Magie als Praxis willentlich Veränderung der Realität herbeizuführen, ein Schwerpunkt gesetzt wird, der zumindest für einige magische Schulen nicht ausschlaggebend ist. Wobei ich größtes Verständnis für die habe, die Magie so definieren. Letztlich wird dies Art Magie zu praktizieren häufig in der Literatur erwähnt. Und was soll man machen, wenn man nichts gegenteiliges liest und somit sein Wissen erweitern könnte? In diesem Zusammenhang sei auch auf das erwähnte Zitat von Crowley verwiesen, das ebenfalls eine Definiton von Magie liefert. Allerdings hat Crowley wohl auch folgendes geschrieben:
Es ist nur der Magus, er, vom Grade darüber, der Chokmah, Weisheit, erlangt hat und wagen darf, so zu handeln. Er muß wagen zu handeln, wenn es auch ihm nicht gefällt. Er muss den Fluch seines Grades annehmen, wie es im Buche des Magus geschrieben steht.
Quelle: Magick, Band 1 in der Übersetzung von M. D. Eschner, Kersken-Canbaz-Verlag, Seitenzahl weiß ich gerade nicht
Ich erkläre kurz etwas zu diesem Zitat. Crowley bezieht sich in seinen Ausführunge eigentlich auf den Grad des Meisters des Tempels, der sich unter dem des Magus befindet. Zugrunde gelegt, ist das Gradsystem des Orden des Silbernen Sterns auch bekannt als Astrum Argenteum.
Hier werden zwei Dinge deutlich. Zum Einen, dass man offensichtlich eine gewisse Reife erlangt haben muss, um zu Handeln - und hier kann imho nur die magische Handlung gemeint sein, so wie sie zum Beispiel noTom beschrieben hat - und zum Anderen scheint es so, als wäre dies nicht der Endpunkt der Entwicklung. Der Endpunkt kann nicht erreicht sein, weil es über dem Grad des Magus einen weiteren (Ipsissimus) gibt . Mit Reife meine ich folgendes: Was tut ein Magier, wenn er ein Kind ertrinken sieht? Unterstellen wir mal, er wäre aufgrund seiner "übernatürlichen" Kräfte in der Lage, das Kind zu retten. Eine andere Möglichkeit der Rettung besteht nicht. Was soll er tun? Soll er seine Kräfte gebrauchen?
Manch einer wird sagen, natürlich soll er sie gebrauchen, das wäre eine gute Tat, schließlich rettet er jemand vor dem sicheren Tod. Wie stellt sich jedoch die Situation dar, wenn er das Kind rettet und aus diesem Kind ein Massenmörder wird. Die Beantwortung dürfte schwerer werden. Trägt nicht auch der Retter eine Mitschuld an dem Tod der Menschen, die das Kind später töten wird. Zu diesen Morden wäre es nie gekommen, wenn der Magier seine Kräfte nicht eingesetzt hätte. Im umgekehrten Fall, wird man fragen dürfen, ob die Rettung eines Menschen nicht eine gute Tat ist und das ein eigentlicher Kausalzusammenhang zwischen der Rettung, also dem Weiterleben und den späteren Morden nicht gegeben
ist.
Ich werde eine Antwort auf die Frage schuldig bleiben, wobei ihr sicher sein könnt, dass ich wüsste, was ich täte, wenn ich an Stelle des Magiers wäre.
Trotz dieser etwas langen Ausführungen zur Reife, möchte ich den Schwerpunkt meiner Betrachtung auf das legen, was Crowley als Fluch des Magus bezeichnet. Hier wird mehr oder weniger deutlich, dass dies eine zwingende Notwendigkeit ist, wenn man den Weg geht. Es ist aber nicht das eigentliche Ziel.
Jetzt nähern wir uns meinem ersten Beitrag hier mit Riesenschritten. Was ist denn dann das Ziel? Nun, die Initiation im Abendland hat weniger mit einem Erkenntnisvorgang zu tun, sondern ist vielmehr eine Kunst (Ars regia, Königliche Kunst) und ein Werk (Großes Werk, opus magicum) oder ein symbolisches Bauwerks (Bau des Tempels), so dass sie sich ganz wesentlich von den östlichen Traditionen unterscheidet in denen die Vorstellung des Weges zu einem einzigen Ausdruck, dem Tao, verschmilzt.
Hier sei ein kleiner Exkurs erlaubt, in dem ich darauf eingehe, warum ich Crowley in Zusammenhang mit der abendländischen Tradition bringe. Nun ich glaube, er hat nicht ganz unwesentliche Bestandteile seiner Lehre einfach vom Order of the Golden Dawn geklaut. Wenn diese Leute nicht in der abendländischen oder auch westlichen Tradition agiert haben, weiß ich auch nicht, was westliche Tradition eigentlich ist. Nicht vergessen zu erwähnen sollte man in diesem Zusammenhang auch die Schriften von Abramelin (die hier, glaube ich, schon genant wurden), die Crowley offenbar gekannt hat und dies nicht zuletzt durch seine Mitgliedschaft im Golden Dawn.
Zurück zu dem vorher Gesagten. Wie bitte? Keine Erkenntnis, sondern eine Kunst ein Bau sogar. Mag das ein Widerspruch zu meinem ersten Post sein? Nein, keineswegs! Magie in dem Sinne, wie sie in der westlichen Tradition gesehen wird, hat viel damit zu tun, das "Ich" zu zerstören und ein neues "Ich" zu erschaffen. Siehe auch den ersten Satz in dem Zitat im meinem ersten Post. Letzlich läuft es dann wohl darauf hinaus, dass man, sobald dieses neue Ich erschaffen hat, keinen Wert mehr auf Veränderungen der Realität durch reine Willenskraft legt. Magie in dieser Form, wäre dann wohl nur noch Dreck.
Hier erscheint es mir angebracht, einen weiteren Exkurs einzufügen, da ich nicht ausschließen kann, das meine Ausführungen im letzten Absatz den einen oder anderen animieren könnten, magisch an sich zu arbeiten. Wer immer diesen Weg geht, setzt sich der Gefahr aus seelisch und geistig zu erkranken. Deshalb warne ich hiermit ausdrücklich davor.
Die obigen Ausführungen stellen eine Annäherung an den Begriff der Magie dar, die für Semiramis völlig wertlos ist , weil sie sich im Inneren abspielt und somit auflöst.
Soviel zu dem Gesichtspunkt der Innerlichkeit.
Was ist nun mit dem Übernatürlichen? Weil Magie nunmal nicht funktioniert, wird es außerordentlich schwer sein Semiramis eine Brücke zu deren Verständnis zu bauen. Mit funktionieren meine ich natürlich Funktionalität, wie wir sie im streng wissentschaftlichen Sinne definieren. Hier kann man wohl das Ursache-Wirkung-Prinzip anführen. Und dieses Prinzip ist nicht so ohne weiteres für den Außenstehenden auf Magie übertragbar, so dass diese eigentlich "nicht funktioniert". Mit Verständnis meine ich in diesem Fall, das rein intellektuelle Herangehen an die Definiton von Magie.
Ich bestreite keinewegs, das es einen Intellektuellen Zugang zur Magie geben kann. Ein eigentliches Verstehen vom initiatischen Standpunkt aus betrachtet ist damit aber nicht gegeben. Anders formuliert: Es sind zwei paar Schuhe, etwas zu denken und etwas zu sein. Deshalb muss ich den Hinweis von 20
Es ist aber eben auch so das es zwei Pole gibt von denen man sich einem solchen Thema nähern kann, mit der Ratio (ich bin recht nahe an dem Pol) oder mit dem Gefühl. Welches der "richtige" Pol ist, ist eine müssige Frage denn beide Pole sind wichtig. Man kann sich höchstens Fragen von welchem Pol starte ich die Reise.
mit einem schlichten Nein abtun. Hier sei bemerkt, das sich seine Ansicht achte und ihn auch von seiner Meinung nicht abbringen möchte. Sie entspricht einfach nur nicht meinen Erfahrungen.
Abschließend noch verschiedene Randbemerkungen:
Es kann in diesem Post nicht darum gehen jemand zu überzeugen. Das geht nicht bei einem Thema, das subjektive Betrachtungsweisen bedingt.
Ich sehe in Semiramis einen Suchenden, so wie ich es in meiner Jugend war und eigentlich immer noch bin, wobei es völlig egal ist, wie alt er oder sie ist. Deshalb beteilige ich mich hier.
Unbefriedigend ist in meinen Augen an diesem Thread, das Magie mit dem Unterbewussten in Verbindung gebracht wird. Magie hat nichts mit den Kräften des Unterbewussten zu tun. Vielmehr geht es darum diese auszuschalten. Alles andere kann fatale Folgen haben. Dazu sei erwähnt, dass man das Ego durchaus als Haus betrachtet kann, dessen Bauweise keine geordnete Struktur besitzt, sondern eher diesem
Gebäude gleicht. Das Unterbewusstsein ist da noch um einiges schlimmer. Es ist sozusagen der dunkle Keller des Hauses, in dem man sich verlaufen kann. Wenn man ein solches Gebäude einreisst um es neu aufzubauen, dann kann man während der Abrissarbeiten die eine oder andere böse Überraschung erleben.
Soweit es mir bekannt ist, sind die Kräfte des Unterbewussten eher in der schamanistischen Tradition beheimatet und haben in meinen Augen nichts in einem Thread über Magie zu suchen. Ich bin allerdings kein Fachmann für Schamanismus.
Es tut mir leid, dass ich in diesem Post von inneren Vorgängen und äußeren Auswirkungen geredet habe, weil es diesen Unterschied eigentlich nicht gibt. Dummerweise ist mir nicht bekannt, wie man etwas erklären kann, ohne diese Dualität aufrechtzuerhalten. Allerdings befinde ich mich da in guter Gesellschaft.
Ich glaube nicht, dass Schilderungen von meinen persönlichen Erlebnissen diese Diskussion bereichern würden, da sie unglaubwürdig erscheinen und ich nicht geneigt bin, mir den Unmut meiner rational erzogenen Mitmenschen zuzuziehen.
Ich weiß, dass ich Semiramis auf seinem weiteren Weg nicht helfen kann und kann zum Thema selbst auch nichts mehr beitragen, was noch nicht gesagt wurde.
Ich verbleibe als Leser dieses Threads in der Hoffnung, das man wenigstens einen Teil meines Geschreibsels nachvollziehen kann und es bleibt zu hoffen, das Semiramis seinen Weg geht. Wo er ankommt ist letzlich unbeachtlich.