@SL
Ich finde es zeigt aber auch wie wichtig es ist, sich darüber zu beschweren und nicht nur darüber im privaten zu ärgern.
Mit beschweren, meine ich auch offiziell beim arbeitsamt bescheid sagen, wenn man so einen ein-euro-job bekommt.
natürlich ist es wichtig sich zu beschweren und noch viel wichtiger, sich zu organisieren. nun ist es aber oft so, wie auch im oben beschriebenen fall, das die leute einfach die klappe halten. sie sind isoliert, verunsichert oder sie denken, wenn sie alles tun was von ihnen verlangt wird, könnte das vielleicht in ein anstellungsverhältnis münden. mit dieser masche arbeiten ja auch immer mehr firmen, die sich reihenweise kostenlose praktikanten an land ziehen, die dann durch den nächsten abgelöst werden usw.
was sehr schwer zu kontrollieren ist, wenn es denn überhaupt kontrolliert wird, ist, wieviele reguläre arbeitsplätze dadurch abgebaut und mit 1,-€-jobbern ersetzt werden. das, was als zusätzliche tätigkeit definiert wird, ist sehr dehnbar, wie ja auch im obigen beispiel gut zu erkennen.
"Die andere Kraft arbeitet zu 90 Prozent in der Küche und spült den ganzen Tag. Den Rest der Zeit verteilt sie Kaffee oder reicht den Heimbewohnern Essen", sagt er. "Allein durch die Arbeit an der Spüle ist eine Stelle eingespart." Und "Essen reichen" sei eigentlich Aufgabe für qualifiziertes Personal. Die Mitarbeiterin sei aber nicht qualifiziert, sagt Schulz.
erstmal muss der 1,-€-jobber überhaupt erkennen, das er hier eine tätigkeit verrichtet, die eigentlich nicht zusätzlich ist, sondern von qualifizierten kräften ausgeführt werden müsste. zweitens muss er auch erstmal schnallen, das durch seine arbeit eine reguläre stelle verdrängt bzw. erst gar nicht besetzt wird. das stelle ich mir gar nicht so einfach vor.
der hinweis auf diesen fall kam ja bezeichnenderweise auch nicht von dem betroffenen selber, sondern von einem mitarbeiter.
ich persönlich bin mir sicher, das es mit den 1,-€-jobs genauso laufen wird, wie mit den mini-jobs.
mit großem brimborium eingeführt, sind seitdem im jahr 2003 alleine im einzelhandel (von anderen bereichen wie gastronomie, reinigungsgewerbe usw. ganz zu schweigen) 227 000 vollzeit- und sozialversicherte teilzeitarbeitsplätze "outgesourct" und durch mini-jobs ersetzt worden.
angeblich sollte, laut hartz-kommision, mit der einführung dieser jobs das
ziel verfolgt werden, arbeitslosen den einstieg in den ersten arbeitsmarkt zu ermöglichen. tatsächlich ist aber genau das gegenteil eingetreten: sozialversicherungspflichtige jobs wurden in großer zahl in mini-jobs umgewandelt und die meisten bleiben auf diesen jobs auch dauerhaft sitzen.
ziel also eindeutig verfehlt.
konsequenzen?
keine.
sind die sachen erstmal umgesetzt, kräht irgendwann kein hahn mehr nach bzw. feiert man wider besseres wissen den angeblichen "erfolg", den boom dieser jobs und lässt die ganz konkreten, negativen folgen unter den tisch fallen.
um nochmal auf die 1,-€-jobs zurückzukommen:
der 1,-€ jobber muss also, wenn er sich beschweren will, nachweisen, das es sich hier nicht um zusätzliche tätigkeiten handelt, das hier eine reguläre stelle von ihm ersetzt wird usw.
dazu braucht er verbündete, wie im aktuellen fall den mitarbeiter, der damit an die öffentlichkeit getreten ist. hat er diese verbündeten nicht, könnte das mit der beweislage sehr schlecht aussehen, wenn die einsatzstelle felsenfest behauptet, es wäre doch alles im grünen bereich.
denen muss man erstmal nachweisen, das sie hier auf kosten von 1,-€ jobbern stellen einsparen.
der betroffene befindet sich aber in einer zwangslage, weil er sich bei verweigerung oder abbruch eines solchen jobs sofort mit sanktionen, also kürzungen (jeweils 30% des regelsatzes, bei wiederholung von den verbliebenen 60% nochmal 30%) bedroht sieht.
ich finde das sehr verzwickt und die betroffenen sind eindeutig in einer schlechten ausgangslage. man darf auch nicht vergessen, das die mediale aufmerksamkeit jetzt noch da ist, weil es gerade erst angelaufen ist. wie sieht das in einem jahr aus?
oh- sieh an, noch einer:
Privater verdient mit 1-Euro-Job
Kölner Gewerkschaften wollen den Missbrauch von Arbeitslosen kontrollieren. Auch Lohndumping beim Hallenbau für die Kölnmesse stößt den Arbeitnehmervertretern auf
Köln taz Der erste Fall von Missbrauch eines 1-Euro-Jobs im Großraum Köln wurde gestern auf dem Neujahrsempfang des DGB Köln bekannt. In Gummersbach habe ein kommerzielles Unternehmen für Krankentransporte einen ausgeschiedenen festangestellten Mitarbeiter durch einen Mann ersetzt, der bei einem Krankenhaus auf 1-Euro-Basis arbeitet und von diesem "weiterverliehen" wurde. "Wir können darin nicht die für solche Jobs in Hartz IV festgeschriebene Gemeinnützigkeit erkennen", so ein Gewerkschafter. Man werde den Fall überprüfen...
http://www.taz.de/pt/2005/01/14/a0081.nf/text.ges,1