Man spricht Deutsch!

Gammel

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Mr. Anderson schrieb:
Wie dem auch sei, dieser Ausdruck ist anscheinend durch einen Mangel an Sprachgefühl und Fertigkeit beim Übersetzen zu Stande gekommen. Für mich klingt das etwa so, als würde man
"May I have a word with you?" mit "Darf ich ein Wort mit Ihnen haben?" übersetzen. Vielleicht ist es aber nur eine Frage der Zeit, bis sich auch letzteres einbürgert.

Es ist doch voellig egal, wie dieser Ausdruck enstanden ist. Offentsichtlich hat er sich rasend schnell und unbemerkt verbreitet und eine breite Akzeptanz gefunden. Wo liegt das Problem ?
Wenn wir in unserer Bevoelkerung eine breite Fremdsprachenkompetenz wollen, dann passiert eben sowas, gerade mit stark verwandten Sprachen.

Ich halte es schon für eine notwendige Voraussetzung, dass zumindest die Schriftzeichen allgemein bekannt sein müssen. Beim Russischen ist das nicht der Fall, anders als beim Englischen und Französischen.
Warum muss ich grundsaetzlich bei Lehnwoertern die schreibweise oder Aussprache beibehalten, nur weil die dort zufaellig dasselbe Alphabet benutzen. (obwohl die laute gar nicht genau uebereinstimmen)

Wenn die in Frankreich ne Rechtschreibreform machen, muessen wir unsere Schreibweisen dann auch anpassen? Wenn die Russen/chinesen/... nun lateinische Buchstaben benutzen, muessen wir dann die entsprechenden Lehnwoerter deren Schreibweise anpassen?
Ist die englische oder die amerikanische Schreibweise bindent? Muss ich ein schottisches Lehnwort mit dem entsprechenden Akzent aussprechen ?

Wie ist es z.b. mit Boulevard? (von mittelniederländisch bulwerke, deutsch „Bollwerk“) (siehe Wiki). Soll ich jetzt da die "falsche" franzoesiche Schreibweise uebernehmen, ?


Ich bin mir sicher, das der durchnittliche Inuit "Anorak" anders ausspricht als ich. Mach ich da jetzt was falsch ?

Mänädscher sieht ungwohnt aus, aber warum nicht. Ich wuerds aber eher Maenetscher schreiben. Ich hab aber auch nichts dagegen, wenn wir einige der englischen Schreib/Ausspracheregeln uebernehemen um die Worte besser bei uns integrieren zu koennen. Aber grundsaetzlich auf einer moeglichst Orginalschreibweise zu bestehen halte ich fuer doof.

Eine Voraussetzung dafür, dass sich solche Wörter überhaupt einbürgern können, ist doch, dass die Ausspracheregeln sehr wohl bekannt sind.
Und wieviel Prozent koennen wohl auf Anhieb "Portemonnaie" richtig schreiben ?
 

Goatboy

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Malakim schrieb:
Handy ist das größte. Idioten die dachten sie benutzen den englischen Begriff.
Das Zweitgrößte. Mir klappen sich vor allem bei "Public Viewing" die Fußnägel hoch. Da wird mitten während einer Fußballweltmeisterschaft in diversen Biergärten eine öffentliche Leichenschau beworben. Einfach nur peinlich.
 

somebody

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In Supermärkten verkaufen sie Bodybacks...

..das sollen Rucksäcke sein. Oder halt ein Leichensack...
 

Mr. Anderson

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Gammel schrieb:
Es ist doch voellig egal, wie dieser Ausdruck enstanden ist. Offentsichtlich hat er sich rasend schnell und unbemerkt verbreitet und eine breite Akzeptanz gefunden. Wo liegt das Problem ?
Es ist schlechtes Deutsch. Wenn Du Dich übrigens darauf berufen kannst, dass Viele den Ausdruck akzeptieren, dann kann ich mich vermutlich auch darauf berufen, dass Viele den Ausdruck nicht akzeptieren. Wo ist da also kein Problem?

Wenn die in Frankreich ne Rechtschreibreform machen, muessen wir unsere Schreibweisen dann auch anpassen?
Bei Lehnwörtern sicher nicht, denn die sind inzwischen deutsch.

Warum muss ich grundsaetzlich bei Lehnwoertern die schreibweise oder Aussprache beibehalten
Mit welcher Begründung würdest Du sie denn überhaupt mehr als unbedingt nötig ändern wollen? Wenn Dir das Wort so gut gefällt, dass Du es einführen willst, warum willst Du dann großartig daran herumdoktern?

Ich hab aber auch nichts dagegen, wenn wir einige der englischen Schreib/Ausspracheregeln uebernehemen um die Worte besser bei uns integrieren zu koennen.
Inwiefern dient denn die Übernahme der fremden Schreib- und Ausspracheregeln der besseren Integration? Und wieso sollte dies dann z. B. für "Manager" zutreffen, für Portemonnaie aber nicht?

Und wieviel Prozent koennen wohl auf Anhieb "Portemonnaie" richtig schreiben ?
Ich denke mal, fast jeder, der das Wort ganz normal kennen gelernt hat. Aber wo wir schon dabei sind: Wieviel Prozent würden denn auf Anhieb "Portmonee" richtig schreiben?
 

Gammel

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Mr. Anderson schrieb:
Es ist schlechtes Deutsch. Wenn Du Dich übrigens darauf berufen kannst, dass Viele den Ausdruck akzeptieren, dann kann ich mich vermutlich auch darauf berufen, dass Viele den Ausdruck nicht akzeptieren. Wo ist da also kein Problem?
Es ist warum schlechtes deutsch ? In Vergleich zu dem "bin gesessen", was ich hier im bayrischen Ausland taeglich ertragen muss, klingt "sinn machen" wie Musik in meinen Ohren.
Bist du denn sicher, dass man das so in keinem deutschem Dialekt sagen durfte? z.b. Plattdeutsch ?
Wenn ich kurz google, finde ich sachen wie diese.

“Ein Übersetzer muß sehen, was einen Sinn macht.”,
Lessing. Keine Ahnung ob das stimmt, aber der Lessing konnte doch deutsch (und vermutlich sogar englisch).

Das Sprache sich veraendert ist vollkommen normal. Ich halte auch nichts von diesen teilweise agressiven Verenglischung, aber "sinn machen" halte ich fuer vollkommen harmlos, insbesondere im Vergleich mit bodybacks und anderen....

Wenn Dir das Wort so gut gefällt, dass Du es einführen willst, warum willst Du dann großartig daran herumdoktern?
Ich will gar keine neuen Worte einfuehren aber das passiert trotzdem auch ohne mein Zutun. Aber ich will deswegen nicht staendig mit nem etymologischen Woerterbuch rumlaufen muessen, um zu wissen, wie ich etwas auszusprechen oder zu schreiben habe.
 

haruc

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etymologischen Woerterbuch rumlaufen muessen, um zu wissen, wie ich etwas auszusprechen oder zu schreiben habe.

Gerade das würde aber in besonderem Maße notwendig werden wenn du Fremdworte eindeutschen würdest. Zumindest würde dadurch die deutsche Sprache als Fremdsprache noch schwerer zu erlernen werden, denn schließlich kann zb. ein englischer Muttersprachler sich unter einem "Manager" was vorstellen, unter einem "Maenetscher" allerdings garnichts. Nicht nur dass die Schreibweise an sich schon ein Verbrechen wäre, es würde einfach nichts bringen.

Wenn wir in unserer Bevoelkerung eine breite Fremdsprachenkompetenz wollen, dann passiert eben sowas, gerade mit stark verwandten Sprachen.

Das stimmt so leider nicht ganz. Das Phänomen lässt eher auf eine sehr oberflächliche Fremdsprachenkompetenz schließen (ist das dann noch "kompetent"?), denn würde man beide Sprachen beherrschen, käme sowas praktisch kaum zustande.

Ich beobachte es immer wieder in meinem Umfeld: Je besser die Leute Englisch sprechen desto weniger Anglizismen benutzen sie, wenn sie Deutsch sprechen.
Wenn Du Englisch lernst, lernst du nebenbei auch Deutsch. Gleiches gilt natürlich für alle anderen Sprachen.
 

Hans_Maulwurf

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Sedge schrieb:
...

Es gibt das Konzept, an das man denkt, wenn man Back-Shop hört. Welches Wort diesem Konzept entspricht sollte m. E. sich selbst überlassen sein. Wenn sich die Art von Laden (ein solches Konzept) etabliert wird sich auch ein Begriff dafür etablieren.


Am besten würde Breadfactory-Outlet-Store passen :zwinker:
 

Gammel

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haruc schrieb:
Gerade das würde aber in besonderem Maße notwendig werden wenn du Fremdworte eindeutschen würdest. Zumindest würde dadurch die deutsche Sprache als Fremdsprache noch schwerer zu erlernen werden, denn schließlich kann zb. ein englischer Muttersprachler sich unter einem "Manager" was vorstellen, unter einem "Maenetscher" allerdings garnichts. Nicht nur dass die Schreibweise an sich schon ein Verbrechen wäre, es würde einfach nichts bringen.
Muss ich wissen, dass 'Fenster' aus dem lateinischen stammt, um es schreiben zu koennen? Würden Italiener lieber deutsch lernen, wenn wir fenestra statt Fenster sagen und schreiben würden ? Vielleicht ja. Es ist mir nur völlig egeal, wie schwer meine Sprache für einen Italiener zu erlernen ist, da dies nicht der Zweck meiner Sprache ist.
Ausserdem wird sich besagter Italiener bedanken, wenn er zusätzlich zu deutsch auch noch englisch lernen muss, um Wörter wie Manager als 'aus dem englischen enlehnt' identifizieren zu können um so auf deren Schreibweise schliessen zu können.


Das stimmt so leider nicht ganz. Das Phänomen lässt eher auf eine sehr oberflächliche Fremdsprachenkompetenz schließen (ist das dann noch "kompetent"?), denn würde man beide Sprachen beherrschen, käme sowas praktisch kaum zustande.
Das mag für Sprachästheten gelten, die eine Sprache aus Lust und Liebe lernen. Ich arbeite in einem Bereich, wo man gezwungen ist englisch zu reden und schreiben. Und hier gibt es wenig Sprachästheten, überwiegend Zwecksprecher. Und genau hier beobachte ich (subjektiv), wie sich das englische auf das deutsche auswirkt.
 

InsularMind

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Hans_Maulwurf schrieb:
Am besten würde Breadfactory-Outlet-Store passen :zwinker:

:lach2: solange man da noch original gewichtstreue Qualitätsberliner kriegt, soll's mir Recht sein!

Also Manager ist mir in jedem Fall lieber als 'Männaetscher' oder sowas.
Schlimmer finde ich eigentlich die Übertragungen, die durch Vergleiche gemacht wurden. Im Englischen ist mir aufgefallen, dass für Raufußhühner und Waldhühner das Wort 'partridge' recht häufig im Gebrauch ist. Das kommt aber vom Rebhuhn, einem ganz anderen Vogel. Waldhühner heißen 'grouse'. Ein Vergleich wäre es, wenn man für --> Mensch in Amerika 'Gorilla' sagen würde. Da hat es wohl Übersetzungsfehler gegeben. Von englisch nach deutsch passiert das bei den Anglizismen bestimmt andauernd, bis die Anglophonen total verwirrt sind. Dann wäre es besser, deutsche Worte zu haben, für die sie im Übersetzer noch entsprechende Begriffe erhalten.

Sorry@somebody aber Leichensack wäre ein 'body bag' und nicht 'bodysack' ( kenne ich eher unter Schlafsack ) Und warum verwendet man dann immer sowas Zusammengeflicktes und nicht gleich 'packsack' oder 'backpack' ?
 

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