Lust oder Frust? Warum betreibt man ein Internetforum?

Ask1 Redaktion

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3.227.933 Webseiten von Ask1.org und Weltverschwoerung.de hat unser Webserver im Jahr 2008 ausgeliefert, und das an insgesamt 823.073 Besucher.

Das sind mit Sicherheit keine schlechten Zahlen zeugen sie doch davon, dass wir mittlerweile einen gewissen Bekanntheitsgrad im Internet erreicht haben.

Im Jahr 2001 startete ich mit Weltverschwoerung.de , das Projekt wurde 2005 in Ask1.org umbenannt. Wer mehr zur Historie lesen mag, der wird dort fündig:

Ask1 Chronik

Ziel dieser Aktion war es, aus der esoterischen Ecke ein wenig wegzukommen und das Themenspektrum zu erweitern. Es funktioniere auch soweit ganz gut, denn die Extremisten, Licht und Liebe Hippies und andere anstrengende Personen suchten das Weite.

Im Jahr 2007 bemerkte ich jedoch, dass mir diese Klientel doch ein wenig fehlte und in einer Art masochistischem Anfall begann ich parallel zu Ask1.org auch die Seite Weltverschwoerung.de wieder mit einem alleinstehenden Forum auszustatten.

Und was soll ich sagen: Es dauerte nicht lange und die Verschwörungstheoretiker waren wieder da. Meine Moderatoren hatte ich angewiesen nicht so restriktiv wie bei Ask1 zu löschen, denn WV sollte in meinen Visionen ein Spielfeld sein, wo man seine Ideen und Gedanken ungehemmt kundgeben kann - innerhalb des geltenden Rechts natürlich.

Die meisten Boardies wissen vermutlich, dass ich sehr geduldig und schreibfaul bin und das Boardgeschehen sehr gerne von meinem Adminthron aus beobachte.

Ich kümmere mich gerne um den Server, die Webseiten, aktualisiere gerne was und schaue zu was sich daraus entwickelt.

Ich erwarte keinen Dank, keinen Reichtum, sondern betrachte das als mein Hobby. Soweit zur Vorgeschichte...

Der Grund für diesen Sermon ist folgender:
Das Jahr 2009 ist gerade 9 Tage alt und ich habe bisher schon einige nette Nachrichten von netten Typen erhalten, die ich Euch nicht vorenthalten will.

Kandidat 1 ist ein internetbekannter Spinner aus Lünen, der gerne mit mehreren Accounts mit sich selbst diskutiert und sich selbst beleidigt. Desweiteren sieht er in jedem Gegner seinen Nervenarzt oder gar den Staatsschutz. Hier mal einige Auszüge aus seinen netten Mails:

Mail 1:

(..) haben Sie Beiträge über BRD-Staatsverbrechen gelöscht/löschen lassen.

Ich erwarte von Ihnen, dass XXXX umgehend und sachlich ungehindert zu meiner Verteidigung in Ihrem Forum schreiben darf, setze dafür Frist bis morgen Abend, 20.00 Uhr. Gemeint ist der 02.01.2009.

Andernfalls werde ich rechtliche Schritte gegen Sie veranlassen, aber auch mein Bestes geben, um die Internet-Öffentlichkeit wissen zu lassem, was von dem FDP-Mitglied Kai Blitz in Waheheit zu halten ist.(..)


Mail 2:

Ehrlich gesagt: Ein solche verquertes Satanisten-Arschloch wie Sie würde ich so gern öffentlich fertigmachen, dass es mir irgendwie ehrlich leid täte, wenn Sie das von mir gestellte Ultimatum hielten.

Ich denke auch, Sie werden meine Bedingungen nicht erfüllen, aber das ist wirklich nicht schlimm. Ich freue mich darauf, Sie durch Ihre eigene verlogenheit und Scheiße zu ziehen.
Nicht für ein paar Tage, sondern für immer!(..)


Und dann freut er sich ein Bild von mir im Internet gefunden zu haben.


Kandidat 2 ist allerdings auch nicht schlecht. Er wurde im WV Forum von einem Moderator dazu angehalten sich ein wenig zurückzuhalten. Daraufhin bekam ich eine nette Mail in der er sich beschwert:
(..) Aber somebody möchte mir ja meine Grundrechte entziehen und Grundrechte sind auch Menschenrechte und beide sind Primäre als Regelung gegen den Gesetzgeber gerichtet, aber Sekundär auch allgemeinverbindlich!

Nach Moderator "somebody’s" Auffassung hätte dann wohl kaum in Zivilist gegenüber einem anderen das Recht auf Wahrnehmung der Meinungsfreiheit und die Kleinste unschöne Vokabel würde Konsequenzen nach sich Ziehen!

Forenregeln, sind ein Virtueller Verhaltenscodex und keine Gesetzesbestimmung oder nach §§AGB, BGB, HGB usw. als Vertragsbestimmung anzusehen!

Selbst eine Vereinbarung zu einem Verhaltenscodex, berechtigt nicht zur Verweigerung der Rechtsansprüche!

Äußerungen in Internetforum sind von der Meinungsfreiheit gedeckt –

LG Münster, Az.: 8 O 407/07 und

OLG Köln, Az.: 6 U 152/99

Es ist daher anzuzweifeln ob eine Regelung in einem Verhaltenscodex bestand hat wenn diese der Rechtsprechung wiederspricht!

Weiterhin währe anzunehmen das solch Unlautere Vereinbarungen die gesamte freiwillige Regelvereinbarung außer Kraft setzt, sofern keine Ausschluss regel (Salvatorische Regel/Monaco Klausel) enthalten ist!

Es währe also Festzuhalten, ein Betreiber einer Öffentlichen Plattform darf Bestimmen wer an seinem Virtuellen Angebot teilhaben kann! (Virtuelles Hausrecht)


Er darf auch eine Verhaltensregel aufstellen, diese darf aber nicht gegen geltendes Recht Verstoßen oder andere Rechte umgehen oder Beschneiden! (..)
Die Verwaltungsaufgaben der Administratoren und Moderatoren umfasst keines falls die Aufgabe anderen Vorzugeben was diese Schreiben oder Lesen, Denken oder Wissen dürfen, solange keine Rechtswidrigkeit oder Gesetzes Verstoß vorliegt!

Auch ist es diesen Personen nicht gestattet nach eigener Willkür zu entscheiden welcher Beitrag zu den Positiven und Welcher zu den Negativen zählt und diese zu Verändern oder zu Entfernen! (Thread Edit, Urheber Eigentumsrecht des User’s/Teilnehmers)

Die Aufsicht Funktion kann sich nur auf den Zugang und auf die Rechtliche bzw. Gesetzliche Beschränkung beziehen, jedoch nicht auf die Subjektidentität der eigenen Meinung der Administratoren oder Moderatoren!

Selbst die Zugangskontrolle ist Rechtlich nicht ganz einfach, in einer Geschlossenen Benutzergruppe kann die Aufsichtsperson entscheiden wer wann Zugang zu den Virtuellen angeboten erhält.

Bei einer öffentlichen und offenen Gestaltung des Virtuellen Angebotes ist eine Filterung durch Ausschluss von Personen/Usern/Teilnehmer nicht Rechtens!

Hier sind nur die Rechtsmittel gegeben die eine Sanktionsmöglichkeit bieten können!
Jedoch nicht die Möglichkeit für die Aufsichtspersonen Eigenmächtig zu entscheiden

"Du kommt hier nicht rein!" es gilt getreu dem Motto "alle oder keiner!"

Hierzu auch § 8 Abs. 2 Satz 1 TDG
AG Frankfurt, Az. 31 C 2575/07
Landgericht München Az.: 30 O 11973/05
LG Köln, Az. 28 O 344/07
LG Düsseldorf, Az. 2 a O 314/07
LG Karlsruhe, Az. 9 S 564/06

Der Tenor dazu lautet, solange kein Betroffener (nicht die Petze) einen Rechtsanspruch geltend machen kann, ist auch keine Einschränkung zulässig!

Ich will damit betonen das es nicht darum geht Rechts und Gesetzeswidrigkeiten zu Unterstützen, sondern nur um die Umsetzung der Meinungsfreiheit gemäß Art 5.GG und das sich hieraus Pflichten für alle beteiligten ergeben!

Nur weil einer Unschön Schreibt, oder Brisante Themen angeht, die mitunter auch mit Vergangenheitsbewältigung oder Staatlicher Traumatisierung im Zusammenhang stehen, hat keiner das Recht hier zu Zensieren, Editieren oder zu Löschen, auch wenn er sich das 1000 mal in die Nutzungsregeln Schreibt, ein solches Vorgehen ist und bleibt Rechtswidrig und kann auch entsprechende Konsequenzen nach sich ziehen!
(..)
Ich fände es sehr schade, wenn sich hieraus eine Juristische Auseinandersetzung ergeben würde und Appelliere an den gesunden Menschenverstand und an das mit einander das uns Verbinden sollte und nicht das Feindliche Gegeneinander.

Man muss nicht alles über Einstweilige Verfügungen oder Richterliche Beschlüsse oder Urteile erwirken und sich nicht unnötig Probleme machen wo eigentlich bei entsprechender Tollerranz keine wären.

(..)


Ich würde eine Öffentliche Entschuldigung in genau der selben form wie die Anschuldigung und die Tateinheiten bekannt gegeben wurden begrüßen und die Sache auf sich Beruhen lassen und einstweilen von weiteren Schritten absehen!


Mfg

XXX

Ich habe extra nochmal in Google gesucht, der Junge hat sein Pamphlet echt selbst geschrieben und nicht irgendwo raus kopiert und das alles nur weil ein Mod ihm eine Sperre angedroht hat.

Dann gab es noch einige weitere nette Mails, die aber nicht unbedingt der Veröffentlichung würdig sind.

So und nun frage ich mich, warum ich ein Internetforum betreibe?
Naja ich habe es wohl mit der Wiederbelebung von Weltverschwoerung.de nicht anders gewollt. Die Geister die ich rief...

Ich werde mir das Elend vermutlich noch ein wenig ansehen und die Mails weiterhin gekonnt aussitzen, sollte ernsthaft jemand sein Schreibrecht im Forum einklagen wollen, so sende ich ihm gerne die Adresse meines Anwalts...

Sollte jemand Interesse an Weltverschwoerung.de haben, so bin ich gerne bereit ihm die Seite für einen Betrag XXXX zu verkaufen - ich glaube ich werde zu alt für den Kram.

In Ask1 hingegen sehe ich durchaus Ausbaupotential, sehr schön in der Statistik zu sehen ist auch der Anteil an Stammbesuchern. Werde meine Kreativität wohl in Zukunft wieder bei Ask1 ausleben. Anbei mal ein paar Statistiken.

Gesundes neues Jahr und entschuldigt... Es musste einfach mal raus...
 

Giacomo_S

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Seitdem ich in einer (mehr oder weniger) freien Armenspeisung arbeite, habe ich festgestellt:
Es gibt Menschen, die meinen eine Art "Rechtsanspruch" auf Leistungen zu haben, die einer oder mehrere Andere freiwillig und kostenlos anbieten. Diese fatale Fehleinschätzung der eigenen Position und der Position des oder der anderen ist also keineswegs auf das Internet beschränkt.
Ich habe sogar, wenn auch selten, Kandidaten im Ansatz uns gegenüber gewalttätig werden sehen ... man beißt nicht die Hand, die einen füttert. Und jeder Vollidiot kann sich denken: Den lasse ich nie wieder herein, warum auch?

Das hätte ich früher so nicht für real gehalten, was mich aber noch mehr erschüttert sind die Ellbogen, Unverschämtheit, ja Aggressivität, die manche Menschen dafür einsetzen, um sich den vermeintlichen Anspruch zu sichern.
Das Fiese daran ist, dass gerade diejenigen in dem Gefüge, die sich ordentlich und höflich benehmen, mit der Zeit auf der Strecke bleiben. Sie werden abgedrängelt, weggeekelt, oder klein gemacht und trauen sich dann irgendwann nicht mehr zu kommen.
Am Ende sind nur noch die Krawallbrüder übrig geblieben, alle anderen sind gegangen.

Ob in der Realität oder im Internet: Es ist für mich nicht einzusehen, warum wir im Ergebnis jenen die freie Bahn überlassen, die sich benehmen wie die Axt im Walde.
Es muss Mittel und Wege geben, diesen Leuten die rote Karte zu zeigen und sie in die Wüste zu schicken, in die sie offenbar hingehören.
 

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Ehrenmitglied
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Oh ja, die Liste ließe sich fortsetzen (Bildungsbereich, Arbeitsstelle, Straßenverkehr...); und man fragt sich: Warum schafft es Jemand, so viel Unverschämtheit anzuhäufen und maximal auszuteilen? Was geht in dem Kopf einer solchen Person vor? Hat diese Person im Laufe des eigenen Lebens einfach zu wenig Gelegenheiten genießen dürfen, dass sie keine Grenzen gezeigt bekommen hat? Warum sieht diese Person in erster Linie nur sich - und hat sie keine Gefühl dafür entwickelt, dass auch andere Personen Bedürfnisse haben? Zudem konzentrieren diese Personen die Aufmerksamkeit auf sich, und die anderen geraten alle in den Hintergrund - genau, das finde ich daran auch so ungerecht.

Aber wie verfahren?
Zum Beispiel Verteilstelle: Rote Karte durch einen Sicherheitsdienst, wenn sonst Ordnung nicht herzustellen ist? Leider ist das wohl ein Kostenfaktor.
Verkehr am Beispiel dreiste unverbesserliche Falschparker: Da tut sich eine Möglichkeit auf, denn scheinbar will die Polizei eine Belohnung ausloben für denjenigen, der Falschparker meldet, verbunden mit einer gehörigen Strafe für denjenigen, der dreist parkt.
Internetz: Obige Lösung zum Beispiel. Interessant ist freilich, was sich einige unter einem Pseudonym so alles trauen.

Andere Ideen?
 

Telepathetic

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"Andere Ideen?" - Nein. Das Problem scheint mir die schiere Menge an Menschen zu sein, denen es noch zusätzlich an Kulturkompatibilität mangelt. Soll heißen, dass es schwerer geworden ist, Verstöße gegen eine als für alle verbindlich angesehene Ordnung überhaupt anzusprechen. Einfachstes Beispiel: ich kann mich an eine Zeit erinnern, in der sich selbst fremde Passanten in der Stadt gegrüßt haben. Heute wird kaum noch gegrüßt, eine andere Person anschauen scheint sogar eher zu Argwohn und aggressivem Zähnezeigen des Angeschauten zu führen. Man meint manchmal, die Leute haben keine Erziehung mehr bekommen.

Aber dann habe ich wiederum auch schon an meinem Arbeitsort erlebt, wie eine Kindergartengruppe in der Weihnachtszeit Spenden sammeln wollte für neues Spielzeug. Die Spendenaktion ist von höchster Stelle genehmigt, vermutlich sogar ermutigt worden. Die Erzieherinnen haben zusammen mit den Kindern Kekse gebacken, von denen sich ein Spendender eine Packung nehmen durfte. Das Ding war, dass die Sammler sich zuerst im Eingangsbereich postiert hatten, und wie ich vermute, haben die meisten Mitarbeiter keinen Bock auf so eine Aktion gehabt und sind einfach weitergegangen. Also sind die Sammler in jeden einzelnen Arbeitsbereich gegangen und haben dort jede einzelne Person angesprochen.

Ich weiß nicht, hat mir irgendwie nicht gefallen, weil ich mich irgendwie zum Spenden gezwungen gefühlt habe. Ist ja für einen guten Zweck, man bekommt sogar was als Gegenleistung, allerdings eine Leistung, die man nicht gewollt hatte. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber wird da nicht schon so eine Art Anspruchsdenken anerzogen? Da halte ich Möglichkeiten wie "Deutschland rundet auf" oder die Tafeln, sogar die sogenannten Tassenspenden und Spendenbüchsen in Läden für besser, weil die einen nicht ansprechen.

Aber blöderweise scheint es immer mehr Bedarf an Spendengeld zu geben. Man weiß aber selten, ob das Geld auch tatsächlich so eingesetzt wird, wie man es sich vorgestellt hat. Das ist beim lokalen Kindergarten anders. Man kann hingehen und sich das neue Spielzeug ansehen. Und dann las ich neulich von der Ansicht, dass Einrichtungen wie die Tafeln nicht wirklich sozial sind, weil sie ein Anspruchsdenken bei Leuten erzeugen, die schon versorgt sind und eigentlich zuhause essen könnten. Wenn ich also den Gegenwert meiner Pfandflaschen den Tafeln zur Verfügung stelle, dann ist die Wahrscheinlichkeit nicht gering, dass ich jemandem eine Mahlzeit bezahle, die dieser selbst bezahlen könnte? Das ist nicht der Sinn von Spenden. Von daher verstehe ich Leute, die ausschließlich Verwandten und Freunden Geld leihen oder eben auch schenken. Da weiß man schon eher, ob das Geld sinnvoll eingesetzt wird.

Die Frage stellt sich mir, ob das neue soziale Gesicht in deutschen Landen eigentlich eine Maske ist, die eine schlimme Wahrheit überdecken soll, wie z. B. dass das Sozialsystem nicht unbegrenzt leistungsfähig ist.
 

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Und dann las ich neulich von der Ansicht, dass Einrichtungen wie die Tafeln nicht wirklich sozial sind, weil sie ein Anspruchsdenken bei Leuten erzeugen, die schon versorgt sind und eigentlich zuhause essen könnten. Wenn ich also den Gegenwert meiner Pfandflaschen den Tafeln zur Verfügung stelle, dann ist die Wahrscheinlichkeit nicht gering, dass ich jemandem eine Mahlzeit bezahle, die dieser selbst bezahlen könnte?
Gibt es dazu Erhebungen? Aber das ist wohl das Grundproblem, dieses Anspruchsdenken oder auch diese Konsumhaltung. Wo kommt die allerdings her? In irgendeiner Form muss es den Leuten beigebracht oder anerzogen worden sein, so dass sie diese Haltung verinnerlichen; das gepaart mit einem Argwohn gegen die Anderen ist ja die Dreistigkeit, die Giacomo beschrieben hat.
Ist dann vielleicht auch etwas in der Erziehung falsch gelaufen? Ich habe neuerdings von einer Begebenheit in einer Patchwork-Familie erzählt bekommen, so man auch nur noch mit den Ohren schlackern kann. Die 19-jährige junge Erwachsene wurde gebeten, doch mal die Waschmaschine im Keller zu füllen und anzuwerfen, da die Wäsche mal wieder überfällig sei - keine Wunder bei einem Sechs-Personen-Haushalt. Sie ging runter und kam wieder zurück, es nicht gemacht zu haben, weil sie nicht wusste (gab sie zumindest an), welche Wäsche sie einwerfen solle. Tja, so war sie keine Hilfe. Die Mutter hat es dann letztendlich selbst gemacht Was hindert die junge Erwachsene also eigentlich daran, einfach etwas in die Hand zu nehmen, vielleicht sogar freiwillig, und es einfach zu machen?

Das Problem scheint mir die schiere Menge an Menschen zu sein, denen es noch zusätzlich an Kulturkompatibilität mangelt. Soll heißen, dass es schwerer geworden ist, Verstöße gegen eine als für alle verbindlich angesehene Ordnung überhaupt anzusprechen.
Da fällt mir auch eine Sache ein: warum entsorgen manche Leute ihren Müll einfach wildfremd an einem Grünstreifen oder am Waldrand? Welche (Hinter-)Gedanken haben die? Gehen die einfach davon aus, dass das ja die Anderen richten, diejenigen, die doch dafür bezahlt werden? Oder ist es ihnen einfach ganz egal? Die eigene Lebenswelt wird dadurch doch kein bisschen besser. Nein: die Umgebung vermüllt. Man könnte es ja hochrechnen, wenn jeder so handeln würde. Und es gibt ja auch Länder, in denen man diese Hochrechnung real bewundern kann.
 

Telepathetic

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Gibt es dazu Erhebungen?
Soweit ich weiß, gibt es dazu keine Erhebungen, nur die Beobachtungen von Mitarbeitern.

Aber das ist wohl das Grundproblem, dieses Anspruchsdenken oder auch diese Konsumhaltung. Wo kommt die allerdings her? In irgendeiner Form muss es den Leuten beigebracht oder anerzogen worden sein, so dass sie diese Haltung verinnerlichen; [...]
Mein erster Gedanke ist, dass hinter dem Argwohn die Angst steckt, zu kurz zu kommen oder gar nichts zu bekommen. Diese Angst dürfte bei denen geringer sein, die in einem reichen Land aufgewachsen sind, in dem es bereits einen Sozialstaat und einen gesetzlichen Anspruch gegeben hat. Bei denen, die in einem armen Land ohne Sozialstaat und ohne rechtlichen Anspruch aufgewachsen sind, dürfte diese Angst eine größere Rolle spielen. Das würde dann auch die verschiedenen Verhaltensweisen erklären. Wer sich gewohnheitsmäßig stärker mit dem eigenen Überleben konfrontiert sieht, der wird das vorherrschende Gefühl haben, sich verteidigen und durchsetzen zu müssen, auch wenn genug für alle vorhanden ist.

Eine weitere Möglichkeit ist, dass der rechtliche Anspruch auf etwas im Endeffekt das Anspruchsdenken ergeben kann, es steht einem ja zu. Verstärkt wird der Effekt noch dadurch, dass so gut wie nie auf den Ursprung der Leistungen verwiesen wird, d. h. dass das Bewußtsein, dass andere Leute für einen mitmalochen gehen, kaum aufgebaut wird. Da ist es kein Wunder, wenn keinerlei Dankbarkeit entstehen kann und noch fataler wird es, wenn fehlende Gefühle von Dankbarkeit und Zusammengehörigkeit es leicht machen, das System auszunutzen.

Ist dann vielleicht auch etwas in der Erziehung falsch gelaufen? Ich habe neuerdings von einer Begebenheit in einer Patchwork-Familie erzählt bekommen, [...]
Tja, gute Frage, was da falsch gelaufen ist. Die Tochter nicht früh genug in die Arbeit in der Familie eingebunden? Zu viel Freiheit gelassen? Eine schlechte Beziehung von seiten der Mutter aufgebaut? Oder hatte die Tochter einfach an dem Tag keinen Bock und war in einer Scheiß-egal-Laune gewesen?

Da fällt mir auch eine Sache ein: warum entsorgen manche Leute ihren Müll einfach wildfremd an einem Grünstreifen oder am Waldrand? Welche (Hinter-)Gedanken haben die? Gehen die einfach davon aus, dass das ja die Anderen richten, diejenigen, die doch dafür bezahlt werden? Oder ist es ihnen einfach ganz egal? Die eigene Lebenswelt wird dadurch doch kein bisschen besser. Nein: die Umgebung vermüllt. Man könnte es ja hochrechnen, wenn jeder so handeln würde. Und es gibt ja auch Länder, in denen man diese Hochrechnung real bewundern kann.
Das verstehe ich auch nicht. Ich würde auf "es ist ihnen einfach ganz egal" tippen. In den meisten Fällen. Gibt bestimmt auch andere Möglichkeiten. Ich z. B. frage mich immer wieder, wie Leute drauf kommen, Musik in ihrer Wohnung in Disco-Lautstärke und Disco-Bässen stundenlang abzuspielen. Aber das sind dann eigentlich eher jüngere Leute, die an der Stelle noch nicht gelernt haben und insofern es keine Psychos oder Dumme sind, dann lassen die ja auch mit sich reden.

Von dem, was ich so höre, mir erzählt wird, habe ich den Eindruck bekommen, dass es in vielen Familien an der Erziehung hapert. Die Gründe sind mannigfaltig. Die Erziehung wird abgegeben an Kindergarten/Grundschule. Die Eltern habe keine Zeit. Die Eltern haben eine schlechte Beziehung zu ihrem Kind aufgebaut, so dass das Kind sich gegenüber den Eltern sperrt. Die Erziehungsmethoden sind falsch. Das Wissen ist nicht überall auf dem gleichen Stand. Werte und Ideale haben sich verändert/haben sich zu schnell verändert/werden abgelehnt/es ist eine Diversität an Werten und Idealen entstanden, die voneinander mehr als graduell abweichen.

Der Punkt 'Wertediversität' ist nicht ausschließlich auf Kulturdiversität gemünzt. So wie es Patchworkfamilien gibt, scheint auch eine Mentalität der Patchwork-Werte entstanden zu sein. Anything goes, hauptsache fun und man kann sich überall bedienen, außer wenn es um politische Agenden wie Genderismus, Feminismus, Klimaschutz, Multikulturalität geht. Dann gilt, was von Seiten der Politik und der Medien verbreitet wird. Or else. Das nur am Rande.

Jedenfalls verkommt schulischer Unterricht zusehends zu einer Erziehungsveranstaltung. Das gilt sicher nicht für alle Schulformen und auch nicht für alle Klassen. Im Schnitt gibt es mehr (auch handfesten) Ärger unter Schülern. Lehrer verbringen einen Großteil der Zeit in bestimmten Klassen damit, die Schüler zu bändigen. So wird wichtige Zeit vergeudet, der eigentliche Unterrichtsstoff kann nicht vermittelt werden. Auf lange Sicht bedeutet das, dass diese Schüler keine Arbeit finden werden und die obendrein keiner will, weil sie nicht einmal die grundlegenden Verhaltensweisen erlernt haben. Aber, Trends sind nur Projektionen eines gegenwärtigen Zustands, man kann, muß an einer Umkehr dieses Trends weiterarbeiten.
 

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Tja, gute Frage, was da falsch gelaufen ist. Die Tochter nicht früh genug in die Arbeit in der Familie eingebunden? Zu viel Freiheit gelassen? Eine schlechte Beziehung von seiten der Mutter aufgebaut? Oder hatte die Tochter einfach an dem Tag keinen Bock und war in einer Scheiß-egal-Laune gewesen?
Würde alles passen. Oder alles zusammen. Vielleicht brauchen manche dann erst die Selbständigkeit, um dann zu verstehen, dass angepackt werden sollte. Aber diese Hürde muss auch erstmal geschafft werden. Und Faulheit ist ein großes Hinderniss.
Ich denke aber, dass das Verhältnis zwischen Mutter und Tocher auf jeden Fall, oder überhaupt zu der Elterngeneration, ein entscheidender Punkt ist. Und das Helfen im Haushalt darf ruhig früh gelernt sein, ohne dass es nicht gleich als Ärgerniss empfunden wird. Vielleicht ist das die Kunst, dass es nicht als Ärgerniss vermittelt wird.

Von dem, was ich so höre, mir erzählt wird, habe ich den Eindruck bekommen, dass es in vielen Familien an der Erziehung hapert. Die Gründe sind mannigfaltig. Die Erziehung wird abgegeben an Kindergarten/Grundschule. Die Eltern habe keine Zeit. Die Eltern haben eine schlechte Beziehung zu ihrem Kind aufgebaut, so dass das Kind sich gegenüber den Eltern sperrt. Die Erziehungsmethoden sind falsch.
Das hört man garnicht so selten, dass Eltern den Lehrern in der Grundschule, oder auch an der weiterbildenden Schule, eine Erziehungsaufgabe zuorden bei Dingen, für die sie eigentlich selbst verantwortlich sind. Insbesondere scheint es einigen Eltern schwer zu fallen, ihren Kindern Grenzen zu setzen.
Allerdings: welche Methoden sind gute Erziehungsmethoden? Welche Erziehungspraxis erweist sich als erfolgreich (und harmonisch)?

Jedenfalls verkommt schulischer Unterricht zusehends zu einer Erziehungsveranstaltung. Das gilt sicher nicht für alle Schulformen und auch nicht für alle Klassen. Im Schnitt gibt es mehr (auch handfesten) Ärger unter Schülern. Lehrer verbringen einen Großteil der Zeit in bestimmten Klassen damit, die Schüler zu bändigen. So wird wichtige Zeit vergeudet, der eigentliche Unterrichtsstoff kann nicht vermittelt werden.
Das hört man tatsächlich von Lehrern und Direktoren. Man liest jüngst auch wieder häufiger in verschiedenen Tagesblättern. Zum Beispiel wird Erziehung und der eigentliche Unterricht ins Verhältnis gesetzt: und dann kommt so ein Verhältnis wie 40 zu 60 heraus. Die Lehrperson ist also zu 60% damit beschäftigt zu erziehen beziehungsweise die Rolle eines Sozialpädagogen zu übernehmen. Da spielen allerdings noch weitere Faktoren mit: fehlende Ausbildung (als Quereinsteiger fehlen gewisse Kompetenzen oder wurden zu wenig geschult), zu große Klassen (das halte ich wirklich für ein großes Problem), Zusammensetzung der Schüler (wenn zum Beispiel in einer Klasse viele Schüler sind, die Traumata haben), und weitere...

Und das Bewusstsein der "Schulgemeinschaft" oder einer möglichen "Schulfamilie" fehlt. Lehrpersonal und Schüler stehen sich eher gegenüber, als Gemeinsam Schule zu gestalten, auch mit den Eltern. Das sieht man zum Beispiel daran, dass gewisse Dinge, wie die Sauberkeit der Schule oft nicht in den Griff zu bekommen ist. Die Schüler beschweren sich darüber, dabei verteilen sie (vielleicht andere...) den Müll auf den Pausenhof, aber in den Kiosks in der Schule werden lauter Dinge verkauft, die letztendlich den Mülleimer füllen können.

Vielleicht sollte die "Schulgemeinschaft" Wege suchen, in welcher alle ins Boot geholt werden und miteinander ins Gespräch kommen, um aktiv und bewusst das Schulklima, die inneren und äußeren Umstände zu verbessern, oder das bestmögliche daraus zu machen. Und damit sollte man früh anfangen. Die Positivbeispiele, dass Schulen genau das geschafft haben, gibt es doch auch. Die könnten etwas Modell stehen.
Vielleicht sollte man aber auch am Gesamtkonzept der Bildung basteln... (?!)
 

Telepathetic

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Vielleicht brauchen manche dann erst die Selbständigkeit, um dann zu verstehen, dass angepackt werden sollte.
Denke ich auch. Und vielleicht ist es die Tochter gewohnt gewesen, dass die Mutter sonst immer die Wäsche macht. Und man sagt, dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist. (Was in manchen Kulturen wohl immer noch bedeuten würde, dass der Mann ein Gewohnheitstier ist. Oder bin ich da nicht mehr auf dem neuesten Stand der Weltanschauungen?) Auf der anderen Seite wird eine solche Einstellung in der Arbeitswelt nicht gern gesehen.

Ein weiterer Grund für eine etwaige wachsende Faulheit und auch Gleichgültigkeit ist in meinen Augen der Überfluß, anders ausgedrückt: ironischerweise der große wirtschaftliche Erfolg und der immense Wohlstand, den selbst die Hartz 4-Empfänger noch genießen können, freilich nur, wenn sie es richtig machen. Und dann kann ich mir auch vorstellen, dass das immense Angebot an medialer Ablenkung sehr verlockend ist. Man kann sich nicht nur im Internet verlieren. Wenn zu dem Angebot noch Arbeitslosigkeit, Frust und etwaige Sinnlosigkeitsgefühle dazukommen, dann ist ein Abgleiten in den Medien- und anderen Konsum fast schon vorprogrammiert. Fast. Vielleicht haben es jüngere Generationen in der Hinsicht schwerer, vielleicht kommt es mir nur so vor. Vielleicht ist die Welt besser als man meint, wenn man sich nur auf ihre negativen Seiten fokussiert, bzw. fokussiert wird, siehe der anhaltende Alarmismus aller Couleur. Wo ist eigentlich die Grenze zwischen Warnung vor etwas und Alarmismus?

Vielleicht ist das die Kunst, dass es nicht als Ärgerniss vermittelt wird.
Vielleicht. Vielleicht hat die Mutter ihre Tochter ja auch ausgerechnet zu einer Zeit gebeten, in der normalerweise gar nicht in der Familie gearbeitet wird. Während die Tochter ihre Lieblingssendung im Fernsehen geschaut hat. Während sie mental darauf eingestellt gewesen ist, nicht zu arbeiten, sondern sich zu erholen. Vielleicht hatte die Tochter bereits den ganzen Tag gearbeitet. Vielleicht hat die Mutter schlechte Laune gehabt und einen Vorwand gesucht, ihn an jemanden auslassen zu können. Vielleicht ist da bei den Beteiligten dieser Geschichte aufgestauter Frust am Werk gewesen, der sich in dieser Situation besonders bemerkbar gemacht hat, so wie nicht zugeklappte Toilettendeckel oder nicht verschlossene Zahnpastatuben.

Das hört man garnicht so selten, dass Eltern den Lehrern in der Grundschule, oder auch an der weiterbildenden Schule, eine Erziehungsaufgabe zuorden bei Dingen, für die sie eigentlich selbst verantwortlich sind. Insbesondere scheint es einigen Eltern schwer zu fallen, ihren Kindern Grenzen zu setzen.
Man kann wohl einfach nicht davon ausgehen, dass alle Eltern auf dem gleichen Level sind. Und ich halte es für eine Utopie, dass sich das jemals ändern wird. Unterschiede in Intelligenz, Bildung, Attitüde, Disziplin, Willen, grundsätzliche Charaktereigenschaften (z. B. introvertiert vs. extrovertiert oder sehr feinfühlig vs. garnicht fühlig), mentale Krankheiten, und Rollengewohnheiten (insbesondere Abhängigkeitsverhältnisse wie in der Dynamik zwischen Chef - Angestellter) spielen mMn eine wesentliche Rolle. Womöglich stammen die Hauptprobleme tatsächlich aus dem momentanen gesellschaftlichen Stand der Dinge. Siehe oben: Wohlstand im Überfluß; Überkonsum; das fehlende Leistungsinzentiv aka man muß nicht viel leisten, um es sich gemütlich machen zu können, wir müssen uns nicht aus Ruinen heraus neu aufbauen; die Kostenlos-Mentalität, die dadurch entsteht Leistungen ohne Gegenleistung zu erhalten; die Anspruchsmentalität, die dann eben auch an Schulen den Anspruch stellt, nach soundsovielen Jahren ein fertiggestelltes Produkt an die Eltern zurückzugeben. Die Liste ist gewiß noch erweiterbar.

Allerdings: welche Methoden sind gute Erziehungsmethoden? Welche Erziehungspraxis erweist sich als erfolgreich (und harmonisch)?
Wie wäre es mit "Zuckerbrot und Peitsche", soll nicht heißen mit Gewalt, weder sprachliche noch körperliche Gewalt soll damit gemeint sein. Gemeint ist Nachsicht wo Nachsicht sinnvoll ist und Strenge wo Strenge sinnvoll ist. Kinder bestrafen ist so ein Thema, welches in einem neu herausgekommenen Buch thematisiert wird, ich habe es (noch) nicht gelesen. In dem Buch wird Bestrafen aber prinzipiell abgelehnt. Meine erste Meinung dazu ist, dass es nicht um das Strafen selbst gehen kann, sondern es kann immer nur um das zu Lernende gehen. Wenn die Bestrafung das zu Lernende aus dem Bewußtsein des bestraften Kindes herausbringt, dann ist das Lernziel nicht erreicht. Eine andere Methode muß gefunden werden. Was aber, wenn Stubenarrest in Isolation genau die richtige Methode ist, um ein bestimmtes Kind zum Nachdenken und zur Einsicht zu bringen? Ist eine Bestrafung dann die falsche Methode? Und ist es nicht auch möglich, dass z. B. Jungs eher auf eine etwas grobere Art reagieren, Respekt gewinnen und dann zur Einsicht gelangen? Mit "etwas grobere Art" ist auch nicht Gewalt gemeint, weder sprachliche noch körperliche, sondern Stärke.

Vielleicht sollte die "Schulgemeinschaft" Wege suchen, in welcher alle ins Boot geholt werden und miteinander ins Gespräch kommen, um aktiv und bewusst das Schulklima, die inneren und äußeren Umstände zu verbessern, oder das bestmögliche daraus zu machen. Und damit sollte man früh anfangen. Die Positivbeispiele, dass Schulen genau das geschafft haben, gibt es doch auch. Die könnten etwas Modell stehen.
Vielleicht sollte man aber auch am Gesamtkonzept der Bildung basteln... (?!)
Dazu habe ich zuersteinmal zwei persönliche Einsichten:
1.) Meiner Erfahrung nach lässt sich Gemeinschaft nicht erzwingen. Man kann Menschen dazu zwingen, sich in einem definierten Raum wie einer Schule zu sammeln. Gemeinschaft selbst, ich meine damit Zugehörigkeitsgefühle, Loyalität, lassen sich schwerlich erzwingen. Es kann Jahre dauern, bis sich Menschen aneinander angepasst haben, bis sie sich gut auf einer persönlichen Ebene kennen. Selbst bei Leuten, die sich mögen. Aber kaum jemand spricht mit jemanden, den er nicht leiden kann. Und dann gibt es auch viele, die die Schule einfach nur gehasst haben und froh sind draußen zu sein.
2.) Es hilft, wenn eine Autorität Wert auf Gemeinschaft legt und mehr noch diese auch vorlebt. Es hilft aber nicht viel, wenn auf einer grundlegenden Ebene keine Übereinstimmung besteht. Dann fängt man an, sich zu verbiegen, und das kann auf lange Sicht nicht gutgehen, soll heißen fördert nicht die Gemeinschaft. Und was bringt es, wenn man Gemeinschaft nach Außen hin lebt, sich innerlich dabei aber tot fühlt? (Die Sache mit der inneren Übereinstimmung ist übrigens auch der Grund, warum die jüdische Religion nur Ehen unter Juden vorsieht und warum die nicht jeden Dahergelaufenen einfach mal so in ihre Gemeinschaft aufnehmen.)

Es ist schwer in der Schule Werte zu vermitteln, wenn Kinder erst im Alter von 6 Jahren in die Schule kommen. Bis dahin sind sie eigentlich schon von den Eltern und deren Umfeld geprägt. Das wäre eigentlich in Ordnung, wenn alle Eltern und deren Umfelder in allen Bereichen gleicher Ansicht wären. Sind sie aber nicht. Soweit ich das überblicke haben wir in Deutschland momentan drei große unterschiedliche Blöcke an Welt- und Wertvorstellungen: da sind einmal die Globalisten mit ihren Vorstellungen von offenen Grenzen, Weltgemeinschaft, Multikulturalismus; dann die wiedererwachende, lauter werdende nationalistische Konservative, die geschlossene Grenzen bevorzugen und Multikulturalismus aufgrund von Kulturinkompatibilität ablehnen (aber trotzdem nichts gegen Ausländer haben); und dann ist da der große islamische Block. Wie soll man den allen in einer Schule gerecht werden, wenn das schon in größeren Gebieten, wie Städten nicht richtig funktioniert? Weiterhin bin ich ein Gegner von Frühbeschulung, Kinder gehören zu ihren Eltern. Kinder von ihren Eltern zu früh zu trennen, kann sich negativ auf deren mentale Entwicklung ausüben.

Ich finde, dass Schule sich rückbesinnen sollte auf den Unterricht.
 

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Ein weiterer Grund für eine etwaige wachsende Faulheit und auch Gleichgültigkeit ist in meinen Augen der Überfluß, anders ausgedrückt: ironischerweise der große wirtschaftliche Erfolg und der immense Wohlstand, den selbst die Hartz 4-Empfänger noch genießen können, freilich nur, wenn sie es richtig machen.
Man kann sich zurücklehnen, wenn etwas wie selbstverständlich vorhanden ist. Nicht ohne Grund wurde das Wort Konsumhaltung in die Welt gesetzt. Nur - wie bringt man bei, dass alles nicht selbstverständlich ist. Durch Konsum besitzen wirklich viele Leute, ob Erwachsene oder auch Kinder und Jugendliche, so viel, dass die Zimmer schon vermüllen. Sie wissen gar nicht mehr, wohin damit. Sie sind darauf gepeilt, immer das Neueste zu bekommen - und dann geschieht es auch. Die Chance zur Justierung wäre dann eigentlich der Sprung in das eigene Leben. Ohne Tipps und Anleitung bzw. Selbstreflextion wird das ein schwieriger Sprung. Besser wäre die frühe Vermittlung, das Weniger Mehr sein kann, und auch Regelmäßigkeit in die Aufgaben zu bringen.
Es hat wohl auch mit Werten zu tun, die man in der Erziehung vermittelt. Und man vergibt Aufgaben, die bei ihrer Erledigung nicht zu einer Einmaligkeit verkommen, so dass sie immer als Unterbrechung des Angenehmeren empfunden werden, sondern als Teil dessen, wie ein Haushalt gut funktioniert. Kann sogar Spaß machen.

Meine erste Meinung dazu ist, dass es nicht um das Strafen selbst gehen kann, sondern es kann immer nur um das zu Lernende gehen. Wenn die Bestrafung das zu Lernende aus dem Bewußtsein des bestraften Kindes herausbringt, dann ist das Lernziel nicht erreicht.
Hilfreich sind immer klare Grenzen, ob in der Familie oder in der Schule. Unklare Grenzen nehmen Orientierung und es kommt zum Austesten (kann ja auch echt ok sein, eine Art des Lernens), und zwar verstärkt. Wenn es die Erziehenden schaffen, klare Regeln zu schaffen, diese aber auch durchzuziehen, könnte die Erziehung langfristig weit weniger konfliktreich sein. Oft hört oder liest man, dass die Konflikte sich auch dadurch entwickeln, wenn zum Beispiel die Eltern die eigenen Regeln nicht einhalten, damit werden sie unglaubwürdig. Oder sie handeln uneinheitlich. Andererseits treten auch weit mehr Konflikte auf, wenn sich das Kind nicht gewertschätzt fühlt.

Meiner Erfahrung nach lässt sich Gemeinschaft nicht erzwingen. Man kann Menschen dazu zwingen, sich in einem definierten Raum wie einer Schule zu sammeln. Gemeinschaft selbst, ich meine damit Zugehörigkeitsgefühle, Loyalität, lassen sich schwerlich erzwingen.
Nun: als was versteht sich der Lernort Schule selbst? Man ist ja ab von der Einstellung, die Schule in erster Linie als Ort der Wissensvermittlung zu sehen. Sicher, man kann niemanden zur Gemeinschaft und Integration zu zwingen, aber man kann es erleichtern bzw. Möglichkeiten schaffen, in welchen die Lernenden, oder die Lernenden und Lehrenden zusammen, vielleicht sogar auch mit den Eltern, etwas gemeinsam geschafft wird, ob Projekte, Schülerfirmen, Schulgartengestaltung, Schülercafé, etc. Die Liste ist lang. Nur würde das auch bedeuten, dass man neben dem klassischen Unterricht noch mehr Raum für alternative Lern- oder Projektformen lässt. Nur besteht freilich noch immer die Kunst darin, die Teilnehmenden für all das, was man vorhat, wiederum zu aktivieren. Aber vielleicht wird das dann schon leichter, wenn die Teilnehmenden die Ergebnisse direkter sehen und das Gelernte etwas mehr im Lichte eines Sinns rückt.
 

Telepathetic

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Man kann sich zurücklehnen, wenn etwas wie selbstverständlich vorhanden ist. Nicht ohne Grund wurde das Wort Konsumhaltung in die Welt gesetzt. Nur - wie bringt man bei, dass alles nicht selbstverständlich ist. Durch Konsum besitzen wirklich viele Leute, ob Erwachsene oder auch Kinder und Jugendliche, so viel, dass die Zimmer schon vermüllen. Sie wissen gar nicht mehr, wohin damit. Sie sind darauf gepeilt, immer das Neueste zu bekommen - und dann geschieht es auch. Die Chance zur Justierung wäre dann eigentlich der Sprung in das eigene Leben. Ohne Tipps und Anleitung bzw. Selbstreflextion wird das ein schwieriger Sprung. Besser wäre die frühe Vermittlung, das Weniger Mehr sein kann, und auch Regelmäßigkeit in die Aufgaben zu bringen.
Es hat wohl auch mit Werten zu tun, die man in der Erziehung vermittelt. Und man vergibt Aufgaben, die bei ihrer Erledigung nicht zu einer Einmaligkeit verkommen, so dass sie immer als Unterbrechung des Angenehmeren empfunden werden, sondern als Teil dessen, wie ein Haushalt gut funktioniert. Kann sogar Spaß machen.
Da gebe ich Dir vollkommen recht. Man kann als Eltern den Konsum des Kindes abhängig von der Leistung im Haushalt machen. Wer mehr leistet bekommt mehr. Das kann man dann auch als eine prima Übung für spätere Zeiten in Schule und Beruf nutzen. Vielleicht ist der Wohlstand selbst gar nicht das Problem, sondern was Leute draus machen.

Hilfreich sind immer klare Grenzen, ob in der Familie oder in der Schule. Unklare Grenzen nehmen Orientierung und es kommt zum Austesten (kann ja auch echt ok sein, eine Art des Lernens), und zwar verstärkt. Wenn es die Erziehenden schaffen, klare Regeln zu schaffen, diese aber auch durchzuziehen, könnte die Erziehung langfristig weit weniger konfliktreich sein. Oft hört oder liest man, dass die Konflikte sich auch dadurch entwickeln, wenn zum Beispiel die Eltern die eigenen Regeln nicht einhalten, damit werden sie unglaubwürdig. Oder sie handeln uneinheitlich. Andererseits treten auch weit mehr Konflikte auf, wenn sich das Kind nicht gewertschätzt fühlt.
Die Sache mit der Unglaubwürdigkeit gilt auch für Erwachsene. Mein Lieblingsbeispiel ist: wieso soll ich Laufen, Fahrradfahren und den ÖPNV benutzen, wenn der Klimaschutzmanager meines Wohnortes mit dem Auto fährt? Ich denke, Grenzen setzen und klare Regeln schaffen ist einfacher, wenn die Kinder eine gewisse Freude damit verbinden. Normalerweise nimmt ein Mensch eine Einschränkung als feindlich wahr. Wenn man das Verständnis entwickelt, dass Grenzen und Regeln auf kurze Sicht unangenehm sind, aber auf lange Sicht das Leben verbessern, dann ist man einen Schritt weiter auf dem Weg zum Erwachsensein. Aber - Grenzen und Regeln müssen auch auf lange Sicht Sinn machen. Abgesehen z. B. von der oben angeführten Unglaubwürdigkeit eines Klimaschutzmanagers, der möchte, dass andere sich einschränken, er selbst sich aber nicht oder weniger einschränkt, kann es einem dennoch Freude bereiten, wenn man sich an sinnvolle - sinnvoll heißt hier 'tatsächlich wirkungsvolle' - Regeln zum Schutz der Umwelt hält.

Nun: als was versteht sich der Lernort Schule selbst? Man ist ja ab von der Einstellung, die Schule in erster Linie als Ort der Wissensvermittlung zu sehen. Sicher, man kann niemanden zur Gemeinschaft und Integration zu zwingen, aber man kann es erleichtern bzw. Möglichkeiten schaffen, in welchen die Lernenden, oder die Lernenden und Lehrenden zusammen, vielleicht sogar auch mit den Eltern, etwas gemeinsam geschafft wird, ob Projekte, Schülerfirmen, Schulgartengestaltung, Schülercafé, etc. Die Liste ist lang. Nur würde das auch bedeuten, dass man neben dem klassischen Unterricht noch mehr Raum für alternative Lern- oder Projektformen lässt. Nur besteht freilich noch immer die Kunst darin, die Teilnehmenden für all das, was man vorhat, wiederum zu aktivieren. Aber vielleicht wird das dann schon leichter, wenn die Teilnehmenden die Ergebnisse direkter sehen und das Gelernte etwas mehr im Lichte eines Sinns rückt.
Ich persönlich habe nichts dagegen, dass Schule alle möglichen Projekte zusätzlich zur Wissensvermittlung anbietet. Manchen kommt mir nicht wirklich sinnvoll vor, wie z. B. die Inklusion, aber ich behaupte auf der anderen Seite nicht, alles zu wissen und dementsprechend zu wissen, ob Inklusion nun sinnvoll ist oder nicht. Vielleicht ist Inklusion eine sinnvolle Sache für Inklusionskinder. Das Hauptproblem ist, dass es an Budget fehlt, was bedeutet, dass die Lehrerschaft eine große Menge an Aufgaben zu stemmen hat. Die Gefahr, die ich hier sehe, ist dass aufgrund der fehlenden Ressourcen, also Geld um mehr Personal anständig zu bezahlen (siehe auch Arbeitsplätze mit 30 Wochenstunden, die in Ein-Euro-Jobs umgewandelt werden müssen), das vorhandene Personal viel mehr leisten muß und schneller überlastet wird. Darunter leidet die Qualität des Unterrichts, eventuell die der zusätzlichen Projekte, wenn sie auch vom Stammpersonal und nicht von zusätzlichen Externen durchgeführt werden und womöglich auch die Schulgemeinschaft als Ganzes. Dann würde ein Effekt einsetzen, gegenteilig von dem erwünschten Ziel, nämlich dass alles schlechter wird. Das Wort vom Verschlimmbessern ist auch nicht ohne Grund entstanden.
 

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Man kann als Eltern den Konsum des Kindes abhängig von der Leistung im Haushalt machen. Wer mehr leistet bekommt mehr. Das kann man dann auch als eine prima Übung für spätere Zeiten in Schule und Beruf nutzen.
Sicherlich, manche Tätigkeiten kann man bewusst belohnen. Aber ich denke auch, dass unabhängig davon vielleicht einige Tätigkeiten ritualisiert sein könnten, so dass der Haushalt einfach mit den Kindern funktioniert. Die Belohnungen gibt es doch eigentlich immer und regelmäßig: gutes Essen, saubere und aufgeräumte Wohnung (alles auffindbar), Freizeit und Spaß und Selbstwirksamkeit (man kann zum Beispiel etwas selbst reparieren).


Die Sache mit der Unglaubwürdigkeit gilt auch für Erwachsene. Mein Lieblingsbeispiel ist: wieso soll ich Laufen, Fahrradfahren und den ÖPNV benutzen, wenn der Klimaschutzmanager meines Wohnortes mit dem Auto fährt?
Ganz klar: mit gutem Beispiel vorangehen.
Dein Beispiel zeugt von einem weit verbreiteten Phänomen. Wenn man zu Hause Müll trennt, Bio einkäuft, für den Klimaschutz arbeitet (es gibt noch ganz andere Umweltprobleme: Verlust der Artenvielfalt, Versauerung der Meere, ...), ein Passivhaus baut, kann er seiner Meinung nach auch fleißig SUV fahren, oder sogar fliegen, da er doch einen guten "Handprint" hat. In Baden-Württemberg sind unter den SUV-Fahrern ein großer Anteil Grün-Wähler. Wahrscheinlich sind diese Grün-Wähler eher den Realos als den Fundis zuzuordnen. Aber warum sollte man sich, wenn man umweltbewusst ist, an dem Klimaschutzmanager orientieren. Selbst denken macht schlau.
Was also die Kinder und Jugendliche betrifft: auch sie brauchen die Anleitung plus die Freiheit, selbst zu denken.

Das Hauptproblem ist, dass es an Budget fehlt, was bedeutet, dass die Lehrerschaft eine große Menge an Aufgaben zu stemmen hat.
Zudem wurde über längeren Zeitraum schon das Personal gekürzt, so dass die Klassengrößen einfach das gesunde Maß überschreiten. Direktoren sind auch überfordert, schlecht bezahlt für ihr Aufgabenspektrum. Manche Direktoren managen zwei Schulen - das kann einfach nicht sein. Wen wundert es, wenn das Lehrpersonal schlichtweg überfordert ist. Dann kann die Schule immer weniger ihren eigentlichen Aufgaben nachkommen und noch weniger etwas Neues entwickeln, weil schlicht die Kapazitäten fehlen.
Diese Projekte könnten allerdings auch im Regelunterricht stattfinden. Sie gehen dann über einen gewissen Zeitraum, oder man organisiert Projekttage, oder -nachmittag, in denen projektbasiert gearbeitet wird. Da die Lernenden im gewissen Rahmen ihre Schwerpunkte selbst wählen können, empfinden sie dann auch den Unterricht weniger als Diktat, wie es wohl nicht selten empfunden wird. Manch Lernstoff wird oft als nicht sinnvoll und zu wenig lebensnah empfunden - Lehrer können von solchen Bemerkungen Lieder singen - zum Beispiel der Umfang der Mathematik wird gerne kritisiert, der in der Schule gelernt wird. Übers Knie gebrochen: wie bekommt ein vermittelter/gelernte Stoff mehr Sinn?
 

Telepathetic

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Zum Verlust der Artenvielfalt:
Immer wieder lesen wir, der Klimawandel würde die eine oder andere Tier- oder Pflanzenart über kurz oder lang aussterben lassen. Die Diversität würde dabei leiden. Basis der Prognosen sind Modelle. Und diese scheinen zum Teil von falschen Grundlagen auszugehen, wie jetzt ein Artikel von Soren Faurby und Miguel Araujo in nature climate change zeigt. Offenbar scheinen einige Forscher die ursprüngliche Verbreitung der Arten unterschätzt zu haben. Aus diesem Grund unterschätzen sie dann auch die zukünftige Diversität von Flora und Fauna:
http://www.kaltesonne.de/klimawande...e-diversitat-der-arten-offenbar-unterschatzt/

Das erinnert mich an eine andere Studie, die ich vor ein paar Monaten im Netz entdeckt habe. Darin geht es um Trend changes in global greening and browning: contribution of short‐term trends to longer‐term change. Der Trend geht zu einer Ergrünung in den leaf areas. Hier ist ein PDF-Dokument (eines Teiles?) der Studie.
 

Giacomo_S

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Und dann las ich neulich von der Ansicht, dass Einrichtungen wie die Tafeln nicht wirklich sozial sind, weil sie ein Anspruchsdenken bei Leuten erzeugen, die schon versorgt sind und eigentlich zuhause essen könnten. Wenn ich also den Gegenwert meiner Pfandflaschen den Tafeln zur Verfügung stelle, dann ist die Wahrscheinlichkeit nicht gering, dass ich jemandem eine Mahlzeit bezahle, die dieser selbst bezahlen könnte? Das ist nicht der Sinn von Spenden.

Die Tafeln verlangen i.d.R. einen durch die Behörden ausgestellten Sozialnachweis, in München ist das der "München-Pass". Die Organisation, für die ich arbeite, verlangt keinen derartigen Nachweis, jeder darf kommen.
Wir halten es für problematisch, einen Sozialnachweis zu verlangen.

Der Grund dafür ist, dass es nicht nur jene ausschließt, die eigentlich nicht bedürftig sind. Sondern eben auch das andere Ende: Diejenigen nämlich, die, aus welchen Gründen auch immer, nicht oder nicht mehr in der Lage sind, einen solchen Nachweis zu erbringen. Denn wenn man ein solches System führt, dann muss man es auch durchziehen. Man kann dann nicht mehr sagen: Der ist ein alkoholkranker Obdachloser aus Osteuropa, der das nicht auf die Reihe bekommt.

Die Mengen an Lebensmitteln, die ich tagtäglich sehe und die der Handel entsorgt, sind abartig. Wenn man es nicht mit eigenen Augen gesehen hat, dann mag man das nicht glauben. Und der Handel will sie nur zu gern loswerden, wenn das zuverlässig funktioniert und die Verteiler es abholen. Das ist weniger das Problem.
Die Schwierigkeiten bestehen eher darin, die Kosten zu tragen, die der Aufwand an Logistik, Verteilung und Lagerung mit sich bringen und die Mitarbeiter zu haben, die das leisten.

Und leisten können.
Eine Armenspeisung, Mittags, an 365 Tagen im Jahr, bewältigt man nicht mehr mit ehrenamtlichen Helfern, die mal 2-3 Stunden 1x die Woche was tun.
Wir allein brauchen dafür mindestens 2, besser 3 Mitarbeiter in einer täglichen Schicht von 6 Stunden. Unsere Kernmannschaft besteht aus Menschen, die selbst ALG1 oder 2 beziehen - und sich vor den Behörden um reguläre Beschäftigungen herummogeln ... müssen.

Denn die Stadt München ist nur zu dankbar für das, was wir leisten und fördert das wohl auch geringfügig. Das bedeutet aber nicht, man würde von der Stadt München in Ruhe gelassen für diese Arbeit. Arbeitsamt und Jobcenter machen jedem einzelnen Druck - und das ist das im Grunde widersinnige daran.
Da muss ein Merkel-Ausspruch von "hohem Respekt für die ehrenamtlichen Mitarbeiter" wie ein Lippenbekenntnis wirken.

"Ehrenamt", das klingt nach "2x die Woche abends was für den Sportverein tun", aber so ist eine mittägliche Armenspeisung nicht zu machen: Kochen, spülen, putzen, die Gäste abwickeln - das macht man nicht so nebenbei und mit immer wieder anderen Mitarbeitern.

Manchmal haben wir Mitarbeiter, die Sozialstunden machen müssen. Hintergrund sind Geldstrafen, die Straftäter arbeiten sollen.
Bei weniger als der Hälfte der Sozialstundenjobber funktioniert das. Einen mussten wir nach 2 Tagen wieder weg schicken, der war uns allen unheimlich. Zwei andere mussten wieder weg geschickt werden, die waren einfach zu unzuverlässig.

Den letzten habe ich mir zu Anfang gleich mal an die Seite genommen und habe ganz ruhig mit ihm gesprochen: "Das ist hier einer der besseren Sozialjobs, wenn das klappt, dann hat der auch für Dich eine Reihe von Vorteilen und locker kann das hier auch sein. Woanders hebst Du nur den Müll auf und die schonen Dich nicht und schauen auf jede Minute."
Gebracht hat das leider gar nichts, der kam dann entweder viel zu spät - oder meistens überhaupt nicht.

Es ist dann einfach so: Wenn einer ein Trottel ist, dann kann er es eben nur über die harte Tour lernen. Denn die anderen Stellen schauen sich so etwas nicht lange an. Und wenn das dann 2,3 mal nicht klappt, dann sagt der Richter: Entweder Geldstrafe zahlen oder Ersatzhaft.
Es ist dann aber für uns eben auch so: Wenn ich einen dann dauernd überwachen muss oder der nicht oder viel zu spät kommt, dann bremst der mich mehr aus, als das er mich entlastet.
 

Telepathetic

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Der Grund dafür ist, dass es nicht nur jene ausschließt, die eigentlich nicht bedürftig sind. Sondern eben auch das andere Ende: Diejenigen nämlich, die, aus welchen Gründen auch immer, nicht oder nicht mehr in der Lage sind, einen solchen Nachweis zu erbringen. Denn wenn man ein solches System führt, dann muss man es auch durchziehen. Man kann dann nicht mehr sagen: Der ist ein alkoholkranker Obdachloser aus Osteuropa, der das nicht auf die Reihe bekommt.
Es gibt wohl überall Leute, die das System ausnutzen, aber das heißt ja nicht, dass man das System abschaffen sollte. Die Armenspeisung richtet sich auch nicht an Reiche und gibt ihnen noch zu ihrem Reichtum dazu, sondern sie richtet sich an ganz arme Menschen, teils sehr kranke Menschen. Gibt man dem Reichen nicht dazu, so ist das bedeutungslos für ihn, aber Leute, die zur Armenspeisung müssen, müssen dort hin, es geht um die Existenz. Da ist es humaner, auch denen zu geben, die eigentlich nicht hin müßten. Und wer sich von den Armen zu häufig fehlverhält, dem wird sicherlich auch irgendwann die Tür gezeigt.

Die Mengen an Lebensmitteln, die ich tagtäglich sehe und die der Handel entsorgt, sind abartig. Wenn man es nicht mit eigenen Augen gesehen hat, dann mag man das nicht glauben. Und der Handel will sie nur zu gern loswerden, wenn das zuverlässig funktioniert und die Verteiler es abholen. Das ist weniger das Problem.
Die Schwierigkeiten bestehen eher darin, die Kosten zu tragen, die der Aufwand an Logistik, Verteilung und Lagerung mit sich bringen und die Mitarbeiter zu haben, die das leisten.
Hier in meinem Kaff wird seit Jahren der "Brotkorb" für Bedürftige unterhalten. Auch hier werden die Lebensmittel, die eigentlich in den Müll wandern würden, eingesammelt und verteilt. Von Spenden konnte sich die Organisation ein Dienstauto leisten. Anfangs haben die Räumlichkeiten in einer Kirchengemeinde ausgereicht, später wurde in einem anderen Ortsteil eine zweite Anlaufstelle eingerichtet. Die Mitarbeiter sind ebenfalls alle ehrenamtlich eingestellt. Ich glaube, dass es weiterhin so ist, dass man in der Stadtverwaltung vorstellig werden muß, um einen Ausweis für den Brotkorb zu bekommen.

Das bedeutet aber nicht, man würde von der Stadt München in Ruhe gelassen für diese Arbeit. Arbeitsamt und Jobcenter machen jedem einzelnen Druck - und das ist das im Grunde widersinnige daran.
Das kenne ich. Da leistet man viel Arbeit, 30 oder sogar mehr Wochenstunden, ist am Wochenende erschöpft und muß aber trotzdem zu den fruchtlosen Gesprächen mit einer überstudierten Jobcoachin. Alles nur heiße Luft, Zeitverschwendung, verlogen und durch und durch ärgerlich. Selbst als ich dann eine sozialversicherungspflichtige Arbeit angefangen hatte, und ich dachte, jetzt lassen die mich sicher in Ruhe, sollte ich trotzdem noch hinfahren und natürlich während der Arbeitszeit. Ich habe mir dann gedacht "..." und habe auf 50 Aufstocker-Euros verzichtet. Das war es mir wert.

Es ist dann einfach so: Wenn einer ein Trottel ist, dann kann er es eben nur über die harte Tour lernen. Denn die anderen Stellen schauen sich so etwas nicht lange an. Und wenn das dann 2,3 mal nicht klappt, dann sagt der Richter: Entweder Geldstrafe zahlen oder Ersatzhaft.
Und so sehe ich das auch in Bezug auf die Typen, die die Mitarbeiter der Tafeln (habe den Ort vergessen) nicht mehr reinlassen. Die haben sich ganz einfach zu oft fehlverhalten und lernen es jetzt vielleicht über die harte Tour. Ich kann mir nämlich kaum vorstellen, dass ausgerechnet die sozial eingestellten Mitarbeiter von Einrichtungen wie den Tafeln ausländerfeindlich sind. Die hatte einfach nur die Schnauze voll und durften sich dann auch noch was von der Kanzlerin anhören.
 

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