Wenn ich meinem selbstgewählten Nick gerecht werden will, muß ich wohl antworten.
Zunächst einmal der Jugendschutz. Ich halte dieses Argument für äußerst zweifelhaft. Effektiven Jugendschutz hat es nie gegeben und wird es nie geben. Jugendliche sind unvernünftig und bringen sich in Gefahr. Man kann auch sagen, daß viele nie erwachsen werden...
Es gibt, denke ich, zwei Unterarten von Jugendschutz: Einmal sollen Jugendlich vor bösen Menschen geschützt werden. Das umfaßt erstens den ganz normalen Schutz vor Verbrechen, zweitens den Schutz vor der Ausnutzung ihrer Unerfahrenheit - deshalb können Kinder und Jugendlich nur in beschränktem Umfang rechtsgültige Verträge abschließen. Das ist der einzige Jugendschutz, der hundertprozentig funktionieren könnte... Er leitet aber schon über zu dem weiten Feld des Schutzes der Jugend vor sich selbst und ihrer Unvernunft.
Natürlich gibt es Dinge, die nicht in die Hände unvernünftiger Menschen gehören, und wir müssen der Einfachheit halber ein Alter festlegen, das diejenigen, von deren Vernunft man füglich ausgehen kann von denen scheidet, bei denen das nicht der Fall ist - Bier und Zigaretten ab 16, Schnaps, Autos und Waffen ab 18, das sind Altersgrenzen, über die man im Detail streiten kann, die aber im großen und ganzen vernünftig sind.
Zu dieser Art des Jugendschutzes gehört auch der Schutz vor Ideen.
Ich glaube, daß der Schutz unreifer Persönlichkeiten vor Ideen durch Zensur verfassungswidrig, unzweckmäßig und unmöglich ist.
Ich glaube, daß ein nachhaltiger Schutz vor zerstörerischen Ideen letztlich nur durch moralisch-ethische Erziehung zu erreichen ist. Wo diese Erziehung versagt, ist alles verloren, denn Ideen lassen sich nicht aus der Welt schaffen, noch weniger kann man eine bestimmte Gruppe von diesen Ideen ausschließen und für den Rest der Bevölkerung die Informationsfreiheit bewahren. Zensur für eine Gruppe kann es nicht geben, es werden Informationslecks zu Hunderten entstehen. Alles was dabei herumkommt, werden Unbequemlichkeiten für die Berechtigten sein. Erfolgreich wird nur totale Zensur sein, und nur, wenn sie weltweit geübt wird.
Ich glaube auch, daß das Internet gar keine so besondere und andersartige Gefahr für die Jugend darstellt. Politische Extremisten hat es unter der verführbaren Jugend immer schon gegeben - wie soll das jemals verhindert werden? Und Pornoseiten - meine Güte, was ist dran? Entweder die Blagen sind noch nicht so weit, dann interessieren sie sich nicht dafür, oder sie sind es, dann ist das Netz auch nur eine Fortsetzung des Pornoheftchens mit anderen Mitteln.
Die eigentliche Gefahr für die Jugend im Internet besteht darin, über Dialer, kostenpflichtige Seiten oder verrückte Abmahnanwälte (wegen Runterladens von Musik) abgezockt zu werden.
Dagegen was zu unternehmen, wäre mal Jugendschutz, der die Bezeichnung verdient, nicht diese halbgaren Zensurbestrebungen, die allen das Leben schwer machen.
Was das Recht am eigenen Bild angeht - tja, damit ist es vorbei. Schade, ist aber so. Man wird weiter bestimmten Personen unter Strafandrohung verbieten können, ein bestimmtes Bild online zu stellen, man wird sie weiter wegen Beleidigung bestrafen können, man wird weiter jeden, der mit einem Bild Profit macht, zwingen können, ein Honorar zu zahlen, aber ehrenrührige Bilder verschwinden lassen, das geht nicht mehr. Sie sind in der Welt, irgendwo auf einem Server in einer Bananerepublik oder auf irgendeiner Festplatte, die dieser Server finden kann.
Vielleicht entdekt ja jemand eine technische Möglichkeit, wie man Suchmaschinen hindern kann, bestimmte Bilder zu finden bzw. zu verlinken. Dann stellt sich die Kostenfrage. Die Gesamtkosten werden sich am Ende auf Millionen summieren. Wer trägt sie? Derjenige, der das inkriminierte Bild zuerst ins Netz gestellt hat? Er wird auf lange Sicht Privatinsolvenz machen. Der Abgebildete? Dann wird es ein Recht für Millionäre.
Vielleicht wird ja auch eine Sperrung für dreißig Jahre einmal spottbillig werden. Ich denke, wir werden da nur auf den technischen Fortschritt hoffen können.