Ist dir aufgefallen, dass diese unsachlichen Auseinandersetzungen, von denen andere Mitglieder bereits zurecht reden, in der letzten Zeit nur mit dir stattgefunden haben? Sieh dir die letzten Tage oder ein, zwei Wochen an: ich habe mich hier mit vielen gestritten - agentP, Themis, dem Liberalen, aber trotz all der argumentativen Dissonanzen, trotz zum Teil völlig gegenläufiger Meinungen blieb das alles im Großen und Ganzen im Rahmen einer vertretbaren Streitkultur. Sobald du dich aber einer Diskussion anschließt, geht es nicht mehr darum, seine Argumentation oder Meinung zu verteidigen, sondern sich selbst. Ich werde jetzt darauf verzichten, auf deinen letzten Beitrag im Detail zu antworten, möchte aber darauf hinweisen, dass ich kurz davor stehe, Debatten mit dir in Zukunft völlig zu unterlassen. Was man bewusst betreibt, so auch die Mitgliedschaft in diesem Forum, tut man aus der Erwartung eines persönlichen Vorteils heraus, und sei es nur das Vergnügen am zivilisierten Streit. Mit dir kann von Vergnügen keine Rede sein, weil es nach ein, zwei Beiträgen nicht mehr darum geht, sich argumentativ auszutauschen, sondern sich für sich selbst zu rechtfertigen. Und das muss ich mir nicht geben.
Auch wenn ich trotz deiner gegenteiligen Behauptungen meine Argumentation hier klar genug formuliert habe, hier noch ein letztes Mal ausführlich:
1. Zu sagen, aus Grubenunglücken müsse man keine Konsequenzen ziehen, weil die Arbeiter wüssten, worauf sie sich einlassen, halte ich für inkonsequent. In Deutschland ist so vieles vorgeschrieben, gerade Schutzvorkehrungen am Arbeitsplatz sind bis ins Detail geregelt, bis hin zur Pflicht, Gehörschutz zu tragen, wenn es laut ist. Und ja, ich bin mir darüber im Klaren, dass es entsprechende Vorschriften auch im Bergbau gibt und ja, ich weiß auch, dass schwere Grubenunglücke in Deutschland fast gar nicht vorkommen. Aber wie viele schwere AKW-Unfälle gab es denn in Deutschland? Die Haltung, die Kumpel könnten sich ja einfach einen anderen Job suchen, lasse ich nur teilweise gelten. Denn zum einen hat jeder in seinem Beruf Anspruch auf den bestmöglichen Schutz, zum anderen sind eine Umschulung und ein Jobwechsel ein großer Aufwand für den Einzelnen und außerdem bleibt stehen, dass auch niemand gezwungen wird, in der nähe eines AKW zu leben. Weder im 30- noch im 300-Kilometer-Radius. Da es eine unrealistische Forderung wäre, alle, die sich bedroht fühlen, zum Umzug aufzufordern, halte ich, wie gesagt, auch die Forderung nach einem Jobwechsel der Kumpel für nicht wirklich haltbar.
2. Die möglichen schwerwiegenden Folgen einer Kernschmelze übersteigen in erster Linie wirtschaftlich die eines Grubenunglücks. In Japan können wir beobachten, dass selbst mehrere kaum beherrschbare Kernschmelzen in einem suboptimal gewarteten Kraftwerk unter Vernachlässigung wesentlicher Sicherheitsmaßnahmen und einem schlechten Krisenmanagement zu keinen Toten geführt haben. Wenn man zu Grunde legt, dass die geforderten Standards in Deutschland besser eingehalten werden, sollte es bei einem vergleichbaren Szenario auch hier zu keinen Todesopfern kommen. Und was das nicht mehr bewohnbare Land angeht - weltweit wurden 2007 allein für den Anbau von Biokraftstoff 12 Millionen Hektar Land beansprucht. Da kann auch keiner wohnen. Letztendlich sollte noch einmal betont werden, dass für die Auslösung des AKW-Unfalls in Japan nicht einmal das stärkste jemals gemessene Erdbeben ausgereicht hat, sondern noch ein zehn Meter hoher Tsunami folgen musste. Abgesehen von einem Anschlag kann ich mir nicht vorstellen, wie sich ein Super-GAU in Deutschland ereignen könnte. Und ja, in dem Fall wären die Folgen wahrscheinlich katastrophal. Andererseits gäbe es wohl auch gewisse Unannehmlichkeiten, wenn das BASF-Werk in Ludwigshafen explodieren würde. Das eine macht nun das andere nicht besser oder schlechter, deswegen ist es ja eine gute Sache, darüber zu diskutieren, und wenn am Ende herauskommt, dass von der Atomenergie unerhältnismäßig hohe Risiken ausgehen und man Konsequenzen ziehen muss, dann ist das ja in Ordnung. Aber gerade diese einseitige Hysterie, die wir bezüglich der Kernenergie erleben, dieses Herbeisehnen der Apokalypse unter Aufgabe jeder Verhältnismäßigkeit durch Atomkraft-nein-danke-Lemminge, die noch nicht einmal etwas mit dem Wort Auslegungsstörfall anfangen können, aber wissen, dass AKW böse sind, und als Folge all dessen die grenzenlose mediale Panikmache und der billige politische Opportunismus, das stört mich.
3. Ich greife gern auch die vom Liberalen genannten Folgen des Bergbaus auf. Sie gehen zwar in eine andere Richtung als von mir beabsichtigt, weil ich von der direkten und unmittelbaren Sicherheit der Betroffenen sprach, aber da du selbst nach Auswirkungen auf die Umwelt gefragt hast, zitiere ich Wikipedia: "Im deutschen Steinkohlenbergbau wurde die Erdoberfläche bis zu 40 Meter abgesenkt (Innenstadt Essen beispielsweise 16 Meter). Ohne ständiges Pumpen des Grundwassers wäre das Ruhrgebiet eine Seenlandschaft." Wohlgemerkt, das alles ohne irgendeinen Unfall. Aber nur zur Ergänzung; wie gesagt, meine Argumentation war eigentlich eine andere.