Vermisste Kinder

Tyler-Durden

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In meinem Zivildienst im Krankenhaus wurde ich auch kurzfristig auf der Psychiatrie eingesetzt. Was ich dort mitbekommen habe war das nicht mal "leichtere" Geisteskrankheiten geheilt werden können. Die haben keine Ahnung und pumpen die Leute mit Medikamenten voll, für mich sieht das nicht nach Heilung aus. Wenn jemand unter Zwang handelt helfen Gesprächstherapien wohl auch kaum, was würde es schon nützen auf jemanden einzureden wenn er nun mal nicht anders "kann" ?
 

Tyler-Durden

Meister
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Aber ich muss zugeben das mich hier das eine oder Argument überzeugt hat und ich mir nun selbst nicht mehr so sicher bin wie man damit nun umgehen sollte. Vielleicht sollte man sich mehr Mühe machen und mehr differenzieren zwischen wirklich krank-zwanghaft und vorsätzlich. Also die Situation wirklich nachprüfen !
 

the_midget

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Also ich hab jetzt noch mal geguckt wegen der "Heilbarkeit".

Unter http://www.psychiatriegespraech.de/texte/sex_001.htm
steht unter anderem:

Fremdtäter sind nur eine kleine Gruppe unter den Sexualtätern. Auch die meisten Fälle von Kindesmissbrauch werden von Tätern aus dem sozialen Nahbereich begangen, also von Vätern, Stiefvätern, Onkeln, Lehrern oder Erziehern. Eine Tatsache, vor der die Öffentlichkeit immer noch allzu gern die Augen verschließt. Das Dunkelfeld ist hier besonders hoch. Nur jeder zehnte Fall wird angezeigt. Innerfamiliäre Täter haben im Vergleich zu Fremdtätern eine geringere Rückfallquote; sie liegt bei rund 10 Prozent. Die höchste Rückfallquote haben Exhibitionisten mit über 50 Prozent. Die Vorstellung vom serienhaften Mörder, der aus dem Busch springt und Kinder vergewaltigt, ist ein Mythos, der vor allem durch eine einschlägige Medienberichterstattung genährt wird.

und:

Psychologin Karin Wittmann arbeitet in der Justizvollzugsanstalt Hannover mit Kindesmissbrauchern nach dem Vorbild des niederländischen Therapeuten Ruud Bullen:

"Dann gucken wir uns die Tat genau an. Ganz wichtig sind dabei die Gefühle und Gedanken vor der Tat, bei der Tat und nach der Tat. Weil in einem sexuellen Missbrauch werden kaum sexuelle Bedürfnisse befriedigt, sondern das ist nur das Transportmittel für Bedürfnisse wie Macht und Dominanz und eine Abwehr von Hilflosigkeit. Endlich der Mächtige, der Bewunderte sein. Es wurde kaum wahrgenommen oder ausgeblendet, dass das Kind nicht begeistert war von der Tat, dass es sich geekelt hat, abgewendet hat. Dann machen wir häufig Rollenspiele, wo sich die Täter in die Opfer hineinversetzen. Und da kommen wir häufig ganz schnell an einen Punkt, wo der Täter dann auch in Tränen ausbricht. Also, wo ihm zum ersten Mal wirklich bewusst wird, was er getan hat."


Das Konzept von Ruud Bullen stützt sich auf Ansätze aus den USA. - In der Therapie soll der Täter nicht nur lernen, sich in das Opfer einzufühlen, sondern auch die Verantwortung für die Tat zu übernehmen. Die Erfahrungen mit der Behandlung von Sexualtätern sind ermutigend: die Rückfälligkeit sinkt dadurch um ungefähr 30 Prozent. Allerdings zeigen die Erfahrungen auch, dass Sexualtäter nicht wirklich heilbar sind. Sie können aber Selbstkontrolle lernen, um nicht rückfällig zu werden.

Aber auch:

Eine Heilung im Sinne, es ist alles weg, wie bei einer Krankheit ist nicht möglich. Es ist so ähnlich wie bei Alkoholikern. Die müssen ihr Leben lang wachsam sein, müssen gucken wann kommen sie in eine Krisensituation, das auch wirklich wahrnehmen, nicht wegpacken. Und dann entweder mit dem arbeiten, was sie hier gelernt haben, Kontakte suchen oder wieder professionelle Hilfe suchen. Also ein lebenslanges Aufmerksamsein

Soweit ich das Beurteilen kann, ist die Seite sachlich fundiert und seriös.


gruß

the midget
 

deffel

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Hi Tyler,

eigentlich wollte ich Dir das als PN zukommen lassen, aber nun passt
es dank des Posts über diesem hier doch :D

Hi Tyler

Das Du das im Krankenhaus so mitbekommen hast wundert mich nicht.

Dort ist es in der Regel so das die die Leute "auf der sicheren Seite" haben
wollen. Auch muss immer unterschieden werden zwischen
Psychatrie und Psychologie
dann lässt sich die Psychologie in noch tausend andere Sachen unterteilen.
(Beim konkreten Thema wäre die Neuropsycholgie und Konsorten gefragt)

Zurück zur Psychatrie im Krankenhaus:
Die haben die Verantwortung für die Patienten. Wenn also nun jemand
eingeliefert wird (oder wie in den meisten Fällen freiwillig kommt und sich
selber einliefert) und ein Arzt/Psychater/Psychologe untersucht den geht
das meist folgendermassen ab:

Es wird geschaut ob er Suizidgefährdet ist.
Was heisst das im Klartext? Wenn er/sie auf die Frage ob er sich schon
Gedanken darüber gemacht hat wie er/sie sich umbringen will zB.
antwortet:
"Ach ich stell mir vor ich spring von der Brücke xyz wissen Sie da bei der
Strasse abc"
Dann wird der betreffende vermerken das ein Plan vorliegt, und der Patient
wird als Suizidgefährdet eingestuft und dann ruhiggestellt (Medikamentös).

Das in den Krankenhäusern ist das Drehtürprinzip...viel können die nicht
helfen. Da müssen schon Spezialkliniken ran.

Aber bei solch verqueren Gesellen wie den Kinderschändern liegt das
Problem nicht in der Jugend sondern, es ist meiner Meinung nach ein
körperliches bedingtes Fehlverhalten des Gehirns, dem wir auf die Schliche
kommen müssen, um es dann vielleicht mal eliminieren zu können.

Gruß der Deffel
 

_Dark_

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AgentP schrieb:
Genauso ist es, umso mehr wundert es mich wieso du dann wissen kannst, daß sie definitiv nicht angeboren ist
natürlich kann ich da nicht definitiv von ausgehen..
aber ich tue es, da es kein sicheres ergebnis gibt, mir aber die anerzogene variante wahrscheinlicher vorkommt..
dass das nicht unbedingt objektiv ist, ist mir auch klar..
 

seven

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Die Erfahrungen mit der Behandlung von Sexualtätern sind ermutigend: die Rückfälligkeit sinkt dadurch um ungefähr 30 Prozent. Allerdings zeigen die Erfahrungen auch, dass Sexualtäter nicht wirklich heilbar sind. Sie können aber Selbstkontrolle lernen, um nicht rückfällig zu werden.

Wie ist das zu verstehen? Und ist es wirklich ermutigend zu nennen, dass statt beispielsweise 100 nur noch 66 Kinder vergewaltigt werden?

Ich habe viel Achtung vor denjenigen, die versuchen, die Täter zu therapieren - ich könnte es nicht. Aber gleichzeitig kommt es dann zu der meiner Meinung nach ungerechten Situation, dass Täter jahrelange Therapie bekommen und Opfer oft genug um jede einzelne Stunde Therapie oder Beratung kämpfen müssen.

Welche Argumente sprechen gegen Zwangskastration? Mir fällt da nichts ein, was über "Eingriffe in das Selbstbestimmungsrecht und die persönlichen Freiheiten" hinausginge, und das Argument spräche dann auch gegen jede Haftstrafe. :wink:
 

InsularMind

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Bei der Todesstrafe geht es nicht ausschließlich um Rachegefühle, sondern mithin um die bessere Vernunft oder die Unmöglichmachung von Wiederholungstaten.


Ich gebe zu dass es mir nicht missfallen würde, so auch Einiges an Unterhaltskosten einsparen zu können, die anderswo sinnvoller verwendet wären.
Oder Diejenigen dafür aufkommen zu lassen, die dafür sind dass solche Leute weiterleben sollen.
Dann sollen sie bitte aber auch dafür Verantwortung übernehmen, wenn so ein Mensch resozialisiert wird / Freigänger wird oder flieht, und irgendwann wieder zuschlägt, denn sie konnten es ja auch mit ihrem eigenen Gewissen vereinbaren, das in der Möglichkeit zu belassen.

Die Frage ob es verwerflicher ist, in einem selbst zigfach nachüberprüfenden System eher das Leben des potenziell Unschuldigen aufs Spiel zu setzen, oder das der weiteren möglichen Auswahlopfer eines ausgebrochenen oder resozialisierten, therapierten Täters, dürfte sich in etwa die Waage halten.
Schon möglich dass man das anders sieht, wenn man eben nicht kühlobjektiv distanziert zu dieser Sache stehen kann.
Dennoch kommen mir diese Superobjektiven oft so vor, wie Leute, die von einem Hai glauben, er würde sich in Zukunft bemühen, vegetarisch zu leben.

Ah ja, man kann also jederzeit kriminell handeln, und wenn man im selben Moment nicht über die Konsequenzen nachdenkt, ist man quasi schon halb entschuldigt.
Gilt das auch für Betrunkene, unter Drogen Stehende?
Wieder so ein Freibrief - Momentum --- man muss ja nur Einen heben gehen und schon ist alles gar nicht mehr so tragisch.
Reicht nur noch überzeugend so tun zu können, damit das auch alle Anderen glauben, nicht?

Zwangskastration wird nichts bringen.

Man müsste schon so etwas Ähnliches wie eine teilweise Lobotomie vornehmen, denn ihre Fantasien entstehen nun mal nicht in den Geschlechtsorganen, sondern ein paar Etagen weiter oben.

Vielleicht wird es irgendwann in der Zukunft möglich, die Teile des Bewusstseins mit einer Art Kontrollchip / Neuronalnetzanbindung mindprogrammier - ähnlich künstlich zu unterdrücken, die für solche Fantasien / Geilheit auf Wehrlose / Kinder zuständig sind.
Bisher ist man allerdings wohl nich nicht mal annähernd daran zu verstehen, wie sich Bewusstsein zusammensetzt oder wie es arbeitet, von daher könnte das noch eine Ewigkeit dauern.

Den durch Unfall verschuldeten Tod kann ich hier nicht vergleichen.
Was wäre wenn diese Leute darin, was die Psychologie an alternativen Erklärungsversuchen alles auffährt, nur innerlich grinsend einen Freibrief für ihre merkwürdigen Fantasien / Lustgefühle, oder für ihren idividuell egoistischen Willen sehen?
Vielleicht ist es nur einfacher einen Psychogutachter an der Nase herum zu führen, als wir das lieber glauben möchten.

Psychiatrie ist schließlich etwas, was man jeder dressierten Ziege beibringen kann!
( ...abgewandelt zitiert von Gert Postel , eigentlich ein anderes Thema , trotzdem mal hier :)
http://www.gert-postel.de/
 

the_midget

Erleuchteter
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Seven schrieb:
Aber gleichzeitig kommt es dann zu der meiner Meinung nach ungerechten Situation, dass Täter jahrelange Therapie bekommen und Opfer oft genug um jede einzelne Stunde Therapie oder Beratung kämpfen müssen

Da hast du natürlich recht. Die Opfer sollten jegliche mögliche Unterstützung des Staats (und damit der Gesellschaft) bekommen.

Seven schrieb:
Welche Argumente sprechen gegen Zwangskastration? Mir fällt da nichts ein, was über "Eingriffe in das Selbstbestimmungsrecht und die persönlichen Freiheiten" hinausginge, und das Argument spräche dann auch gegen jede Haftstrafe.

Also eine Zwangskastration ist weit mehr als ein Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht und die persönlichen Freiheiten. Es soll aber auch Täter geben, die sich freiwillig chemisch kastrieren lassen.
Zudem gilt es da immer abzuwägen. Einerseits eben das erwähnte persönliche Recht auf Selbstbestimmung und andererseits die Gefährdung anderer.

Ich will auch gar nicht einen konkreten Täter und eine konkrete Tat verteidigen. Mir geht es eher um das Prinzip. Und das kann man so verstehen, daß die persönliche Selbstbestimmung etc. so wenig wie möglich (und so viel wie nötig) beschnitten werden soll.

Es hat auch was damit zu tun, wie das ganze Gesellschaftsklima durch gesetze etc beeinflusst wird. Ich möchte in einer Gesellschaft leben in der Menschenwürde und das Recht auf eine "zweite Chance" möglich sind. Ihr wollt lieber in einer sicheren Gesellschaft leben.
Nur gibt es diese Sicherheit nicht. Man müsste vielleicht auch mal sehen wie hoch der Prozentsatz der Wiederholungstaten an den Gesamttaten ist. Leider weiss ich das nicht, aber ich gehe davon aus, daß dieser Anteil nicht sehr hoch ist. Und das reicht mir nicht um ein wesentliches Prinzip aufzugeben. Ich will es nicht der Angst opfern.

Solche Taten lassen sich nicht vollkommen verhindern, und eine ist schon zu viel.

InsularMind schrieb:
Oder Diejenigen dafür aufkommen zu lassen, die dafür sind dass solche Leute weiterleben sollen.
Dann sollen sie bitte aber auch dafür Verantwortung übernehmen, wenn so ein Mensch resozialisiert wird / Freigänger wird oder flieht, und irgendwann wieder zuschlägt, denn sie konnten es ja auch mit ihrem eigenen Gewissen vereinbaren, das in der Möglichkeit zu belassen.

So funktioniert das nicht. Entweder die Gesellschaft trägt die Verantwortung oder niemand.

InsularMind schrieb:
Dennoch kommen mir diese Superobjektiven oft so vor, wie Leute, die von einem Hai glauben, er würde sich in Zukunft bemühen, vegetarisch zu leben

Ich würde von einem Hai dies nicht erwarten. Glücklicherweise sind Menschen in ihrem Verhalten und Bewusstsein etwas freier als Tiere. Es ist ein Risiko diese Freiheit zu gewähren, aber es ist auch ein Wert.

InsularMind schrieb:
Wieder so ein Freibrief - Momentum --- man muss ja nur Einen heben gehen und schon ist alles gar nicht mehr so tragisch.
Reicht nur noch überzeugend so tun zu können, damit das auch alle Anderen glauben, nicht?

Das ist schon wieder etwas schwarz-weiss-malerisch gedacht. Es geht hier nicht um einen Freibrief. Auch Sexualstraftäter sollen bestraft werden, möglicherweise sogar härter als sie es momentan werden. Deswegen muss man aber nicht gleich zu so drastischen Strafen wie Eier-Abschneiden und Todesstrafe greifen. So einfach ist es nunmal nicht.

Wie gesagt es gibt ein paar Grundwerte und Rechte deren Bewahrung der Gesellschaft eventuell mehr nutzen kann als ein rigoroses Strafrecht.

Oder ein Strafrecht, daß aus dem Bauch heraus entscheidet.


mfg

the_midget
 
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