Unter wessen Fittiche soll ICANN?

streicher

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Die ICANN betreut das "Domain Name System", das Ordnungssystem für Internet-Adressen und ihre Zuordnung zu IP-Adressen - also zu jenen Zifferncodes, die jeden Rechner im Internet eindeutig kennzeichnen. Aufgrund der Anfänge des Internet als Projekt der US-Streitkräfte, untersteht die ICANN bis heute der Aufsicht der USA und ist dem Wirtschaftsministerium rechenschaftspflichtig. Diese Abhängigkeit des globalen Computernetzes von einem einzelnen Staat stößt zunehmend auf Kritik.
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DaJ23

Meister
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Öööööööh... wüsste nicht das USA als einzige DEN DNS Server haben... wäre mir jedenfalls neu!

Normal ist das ein heterogener Netzwerkzusammenschluss von mehreren solcher Server oder wie das heisst. Also sollte in USA nichtsmehr laufen bleibt in Deutschland alles beim alten nur das halt alles Amerikanischen Seiten nichtmehr erreichbar sind. Ich denk das wäre dann auch schon alles.

Oder ist das hier nicht gemeint?

mfg DaJ23
 

Quakle

Meister
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ICANN: Urwahlen ade

Aus der Traum: Gerade mal zwei Jahre konnte die globale Internetgemeinde bei der Sitzverteilung des ICANN-Direktoriums mitentscheiden. Die neue Satzung beendet den Versuch direkter Demokratie im Internet.

Der demokratische Aufbruch währte nur kurz. Vor zwei Jahren konnten einfache Anwender erstmals über das Direktorium der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) mitbestimmen; jetzt werden die Direktwahlen schon wieder abgeschafft. Während internationale Konzerne und nationale Regierungen auf mehr Einfluß hoffen können, reduziert die am 31.Oktober in Schanghai beschlossene neue ICANN-Satzung das Mitspracherecht von Endnutzern erheblich.

Drei gegen den Rest
Gegen die Satzungsänderung stimmten lediglich drei Vorstände: der als europäischer Regionalvertreter gewählte deutsche Andy Müller-Maghun, der für die USA und Kanada gewählte ICANN-Kritiker Karl Auerberg und Rob Blokzijl, der die europäische Internet-Registry RIPE vertritt. Letzteren störte vor allem die noch offene Bedeutung der Regionalvertretungen: „Bevor wir keine Vereinbarung haben, sollten wir auch nicht über eine Satzung abstimmen.“

Strukturänderung
Die bisherige Struktur der ICANN (Organigramm) wird in wesentlichen Punkten geändert. Der Vorstand umfaßt nur noch 15 Mitglieder, worunter vor allem die fünf Regionalgruppen zu leiden haben. Statt wie bisher je einen Posten einzunehmen, müssen sie sich künftig auf zwei gemeinsame Direktoren (At-Large-Direktoren ) einigen. An die Stelle der neun direkt gewählten At-Large-Direktoren treten in Zukunft acht Vorstände, die von einem Nomination Comittee gewählt werden. Dieses setzt sich unter anderem aus Wirtschaftsvertretern, Adressen-verwaltern sowie den fünf Regionalvertretern zusammen. Lediglich einer von 17 stimmberechtigten Mitgliedern vertritt den Bereich Endkunden und Zivilgesellschaft. Wer sich in diesem äußerst heterogenen Nomination Comittee durchsetzen kann, bleibt abzuwarten.

Was kann ICANN?
Bei den Aufgaben der ICANN geht es hauptsächlich um die Organisation des Domain-Name-System (DNS), das den Namen einer Seite in die IP-Adresse umwandelt. Darüber hinaus entscheidet sie über die Realisierung von Top Level Domains (wie z.B. die Schaffung von .info) und koordiniert die ansonsten dezentrale Struktur des Internet. Erst 1998 wurde diese Aufgabe vom US-amerikanischen Department of Commerce (DoC) auf die ICANN, eine privatwirtschaftliche Gesellschaft kalifornischen Rechts, übertragen. Das US-Handelsministerium teilte im September in einer Pressemitteilung mit, dass der bisher bestehende Vertrag mit der Internet-Verwaltung ICANN um ein weiteres Jahr verlängert sei. Nancy Victory, Leiterin der National Telecommunications and Information Administration (NTIA) im Handelministerium, drückt in der Pressemitteilung deutlich ihre Enttäuschung über die bisherige Entwicklung der ICANN aus. Kritisiert wird, dass die Internet-Verwaltung sich nicht auf die technische Verwaltung beschränke und einige Entscheidungen kaum nachvollziehbar gewesen seien. Das solle sich nun unter Mitwirkung des Ministeriums ändern. Die Fortsetzung des ICANN-Vertrages bedeutet für das Ministerium eine Aufrechterhaltung der Machtverhältnisse.

Die Folgen von Shanghai
Die Schanghai-Konferenz hat die Einflußmöglichkeiten für Regierungsvertreter wieder wachsen lassen. Ihre Organisation, das Governmental Advisory Comittee (GAC) wird künftig in allen beratenden Gremien vertreten sein, wenn nationale und internationale Gesetze oder „öffentliche Politikbereiche“ betroffen sind. Von Kritikern wird darin ein leichtes Einfallstor für staatlichen Einfluß gesehen. So bemerkte der koreanische Direktor Sang-Hyong Kyong, dass es leicht sei, "praktisch alles was ICANN tut, als Public Policy zu bezeichnen". Dazu paßt, das sich das GAC mit Unterstützung der Europäischen Kommission gerade in Brüssel ein Sekretariat aufbaut, durch das effektive Arbeit gewährleistet werden soll. Ob sich durch den Ortswechsel die –eher in Europa vermuteten- Befürworter staatlicher Regulierung des Internets durchsetzen können, bleibt jedoch abzuwarten. Die USA haben bereits auf die Notwendigkeit einer „internationalen Zusammensetzung“ des GAC bestanden. In jedem Fall ist es der ICANN gelungen, durch die Abschaffung der Direktwahl zwei interne Kritiker loszuwerden: die Mandate Maghuns und Auerbergs enden im Dezember.
Quelle:
http://www.politik-digital.de/edemocracy/icann/icann2.shtml


VeriSign verklagt ICANN
Der .com- und .net-Domainverwalter VeriSign klagt vor einem Bundesgericht in Kalifornien gegen die Netzverwaltung ICANN: Das könnte ein sehr wichtiger Prozess im Bereich Netzpolitik werden. Laut Pressemitteilung geht es VeriSign darum, dass ICANN seine vertraglichen Befugnisse überschritten habe und die Geschäfte des Unternehmens unzulässig zu regulieren versuche. Das Wall Street Journal nennt die Anklage „a broad antitrust lawsuit“. Eine Stellungnahme von ICANN gibt es noch nicht. Declan McCullagh hat die Klageschrift im Original-PDF: Teil 1 und Teil 2.

Die Vorwürfe beziehen sich nach einem ersten flüchtigen Blick auf vier Bereiche:


das Abfangen von Anfragen nach unregistrierten Domains (Sitefinder),
die Einrichtung einer Warteliste für registrierte Domains (WLS, von ICANN unter Auflagen akzeptiert),
internationalisierte Domainnamen (IDN) und
ConsoliDate, ein System zur Vereinheitlichung der Daten, an denen eine Domainregistrierung ausläuft (genehmigt).

Von den sieben Klagebegehren scheint das erste besonders gravierend: VeriSign wirft ICANN eine zulässige Wettbewerbsbeschränkung auf dem Markt und den Untermärkten der TLD-Verwaltung vor. Das Unternehmen sieht darin das Wettbewerbsgesetz Sherman Act verletzt. VeriSign verlangt Schadenersatz und die Feststellung, dass es die genannten Dienste ohne ICANN-Auflagen anbieten darf. Bei den Vorwürfen des Vertragsbruchs geht es um das .com-Abkommen von 2001 und die Frage, was genau Registry Services sind.

Ohne genauere Details ist es für eine weitere Bewertung zu früh, amerikanische Juristen werden sich in den nächsten Tagen sicherlich mit ihrer Einschätzung zu Wort melden. Wer die Entwicklung verfolgen will, sollte aber in nächster Zeit eine Reihe von Weblogs und Webseiten im Blick haben: Thomas Roesslers No Such Weblog, Monika Ermerts Artikel bei Heise Online, Bret Fausetts Lextext, Esther Dysons Release 4.0, Ross Raders Random Bytes, Andrew McLaughlins C-Note, Wendy Seltzers Legal Tags, Karl Auerbachs CaveBear Blog und natürlich ICANNwatch. Einen erheblichen Teil dessen und noch mehr sammelt der ICANN Blog Aggegrator, den Thomas Roessler betreibt. Für weitere Hinweise bin ich höchst dankbar!

An einem Punkt kann aber vermutlich jeder, der ICANNs Entwicklung verfolgt hat, VeriSign bedenkenlos zustimmen. Ein Manager des Unternehmens erklärte laut Washington Post: „Working the ICANN process is like being nibbled to death by ducks.“ Stimmt.

| 01:27 | Netzpolitik |

Kommentare (1)
Eine Ergänzung zum Thema WLS: Am 26. Januar dieses Jahres waren die Verhandlungen zwischen Verisign und ICANN abgeschlossen; das Thema stand am 18. Februar auf der Agenda des ICANN-Boards. An diesem Tag wurde aber dann doch nur die Entscheidung gefällt, daß man über WLS beim öffentlichen Board-Meeting nächste Woche in Rom beschließen werde; siehe http://icann.org/minutes/prelim-report-18feb04.htm. Es wird interessant sein zu sehen, welche Auswirkungen die Klage auf die Board-Entscheidung in dieser Sache hat.

Und in Sachen Enten: Stimmt. Wirklich.
Quelle:
http://www.wortfeld.de/2004/02/verisign_verklagt_icann.html
 

DaJ23

Meister
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Hmmm... okay dann ist das aber mehr Politik, oder?

Ich glaub auswirkungen auf das Internet als solches hat das wohl kaum... naja vielleicht bin ich auch einfach nur zu optimistisch ;)

mfg DaJ23
 

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