Nun auch wieder einmal einpaar Antworten von mir. Musste mein nichtvorhandenes kleines Kind von einer imaginären und wahrscheinlich auch paranoiden Lungenentzündung pflegen, so dass ich erst jetzt wieder Zeit fürs Forum habe.
Sudbury-Schule kenn ich nicht. Wenn das allerdings so eine Schule ist, an der die Schüler tun und lassen dürfen was sie wollen, dann wäre das vielleicht kindgerecht, weil Kinder ja zunächst mal ihrem Spieltrieb folgen, aber dann wäre die Bezeichnung "Schule" auch nicht angebracht.
Sudbury Schule oder auch unter Sommerhill Schulen bekannt, sind solche Schulen. Nun in anderen Ländern sind das die beliebtesten Schüler auf Universitäten, die müssen z. T. nicht mal einen Eignungstest machen, weil diese Schüler selbständiges Lernen gewöhnt sind und dieses auch wollen. Und selbst wenn der ein oder andere Schüler nicht die kompletten Vorraussetzungen hat, holt er diese sehr schnell nach.
Albert Einstein hat übrigens gespielt er säße auf einem Lichtstrahl. Was dabei rausgekommen ist, muss ich ja nicht schreiben. Seine Mutter konnte ihm wohl kaum das alles beibringen.
John Holt hat einen Test mit Kindern gemacht: Sie sollten einen Fächer aus Papier basteln. Alle Kinder bastelten einen. Danach wurde durch die Lehrerin eine Bastelanleitung an die Kinder verteilt, nach dem sie noch mal den Fächer bauen sollten. Von 25 Kindern konnten dies nur noch zwei oder drei (da muss ich noch mal nachlesen). Alle anderen waren nicht fähig einen Fächer zu bauen. Interessant daran war, dass sie auch ohne Anleitung nicht mehr in der Lage waren, einen Fächer zu bauen.
Er hat auch viele andere interessante Tests durchgeführt, aber das würde jetzt den Rahmen sprengen.
Kinder lernen am besten in einer vertrauten Umgebung ohne Druck und vor allem ohne Angst. Jedes Kind lernt das, was es zum Überleben braucht und auf die Art und Weise, die zu ihm passt. Kinder brauchen keine Lehrer, welche sie mit Monologen langweilen, sondern Begleiter, welche sie unterstützen, wenn sie Hilfe brauchen. Wir müssen nur genügend Impulse geben, damit echte Entwicklungsprozesse entstehen und wenn Hilfe nötig wird, diese geben. Das bedeutet auch, dass wir unsere Kinder nicht als Monster sehen, welche nur Unfug treiben, wenn wir sie nicht ständig kontrollieren. Sie sind auch nicht unsere Feinde, welche alles erdenklich Mögliche tun, um uns zu ärgern.
Ich habe mich z. Bsp. noch nie um die Hausaufgaben meiner Kinder gekümmert. Das liegt in deren Verantwortungsbereich. Wenn sie Probleme haben, kommen sie zu mir oder meinem Mann und wir lösen diese dann gemeinsam. Aber der Impuls muss von den Kindern selbst ausgehen.
Ich behaupte sogar, die besten Lernerfolge lassen sich hauptsächlich durch stoische Wiederholung erzielen - konditionieren halt.
Mit den Wiederholungen hast Du durchaus Recht. Bei Kleinkindern kann man das gut beobachten. Sie werfen hundertmal den Baustein auf den Boden und Mutti hebt ihn hundertmal wieder auf, bis sie keine Lust mehr hat oder sie können stundenlang mit einem Hammer auf Dinge einhämmern, bis ein Erwachsener dagegen vorgeht. Dies dient tatsächlich dem Lernen. Aber Zwangsweise stoisch Dinge wiederholen ist sinnlos.
Da gehört auch dazu, dass man mal 45 Minuten am Stück hinsetzt und sich auf eine Sache konzentriert.
Ja, aber nur, wenn man auch dazu bereit ist. Ich sehe das Problem darin, das Kinder viel zu viel sitzen müssen. Sprache kommt viel zu kurz. Z. Bsp. müsste es ein Fach geben, in dem die Kinder einfach nur Reden dürfen über was und mit wem sie wollen. Nur so lernt man sich auszudrücken.
Rebecca Wild schreibt als Beispiel in ihrem Buch Freiheit und Grenzen – Liebe und Respekt dass die größeren Kinder stundenlang über die Spielregeln eines Spieles verhandeln und dann nur fünf Minuten spielen. Sie lernen untereinander das aushandeln und das erstellen von Regeln. Sie schließen Kompromisse bis alle Beteiligten zufrieden sind. Soetwas ist echtes Lernen. Diese Kinder können dann später auch eine Gehaltserhöhung aushandeln. Auch können diese Kinder besser mit Regeln umgehen.
Wie viele kennst du denn? Meinst du, es wären alle gleich? Ich finde es auch beeindruckend, wie "Naturvölker" so leben, aber ich würde nicht tauschen wollen. Willst du? Dann schließ dich einem Naturvolk an. Keine zwei Wochen gebe ich dir und du stehst wieder da ...
Nein ich möchte nicht tauschen. Ich liebe die Vorteile einer industriellen Gesellschaft. Aber einiges können wir uns trotzdem abschauen. Und mehr Respekt gegenüber dem anderen hat noch nie geschadet.
wenn dich einer auslacht, dann lach mit ...
über sich selbst lachen ist das eine und ausgelacht werden ist das andere. Wenn Erwachsene versuchen, Kindern etwas durch Kritik, Vorträge, Beschämung, Spott, Befehle, Schreien, Drohungen oder Schläge „beizubringen“, schaltet das ihr Denken aus, so dass sie nicht lernen können, was der Erwachsene ihnen beibringen wollte; sie können nur aufzeichnen, welches Verhalten ihnen als Vorbild präsentiert wird.
Im Übrigen verstehe ich nicht, warum bei dem Vorfall meiner Tochter die Pfeife als Problem dargestellt wird. Es hätte auch eine Tür sein können, die mein Kind schließen soll oder ein Taschentuch, welches sie aufheben soll… Es geht doch darum, dass der Lehrer mein Kind erpresst und bedroht hat. Und da werden ja wohl eindeutig die Grundrechte meines Kindes beschnitten. Oder zählen jetzt Grundrechte nur manchmal? Auslachen verstößt übrigens auch gegen Artikel 16 der Menschenrechtskonvention: „Kein Kind darf willkürlichen oder rechtswidrigen Eingriffen in sein Privatleben, seine Familie, seine Wohnung oder seinen Schriftverkehr oder rechtswidrigen Beeinträchtigungen seiner Ehre und seines Rufes ausgesetzt werden.“
Was hast du daran auszusetzen, wenn man 45min "absitzt" und dann die nächste Stunde oder Pause kommt?
Für mich ist das vertane Zeit. In dieser Zeit würden Kinder etwas wesentlich sinnvolleres machen können.
Wozu dann überhaupt noch unterrichten?
Genau das ist der Punkt. Unterrichten ist völlig unnötig. Die Zeiten, wo man mit auswendig gelerntem Wissen weiterkommt, sind definitiv vorbei. Albert Einstein sagte mal in einem Interview auf die Frage, wie hoch die Schallgeschwindigkeit sei, er beschwere nicht sein Gehirn mit Tatsachen, welche man in jedem Konservationslexikon finden kann. Was unsere Kinder brauchen sind nicht Lehrpläne, wo steht, wann sie was wie zu lernen haben, sondern die Möglichkeit Probleme lösen zu können. Wir müssen sie dabei unterstützen, dass sie genügend Quellen und Impulse bekommen, mit denen sie arbeiten können. Niemand kann jemanden daran hindern etwas zu lernen, wenn er es lernen möchte. Es gibt Kinder die mehr über Dinos’ wissen, als die meisten Erwachsenen, andere können mit fünf Jahren lesen, andere bauen mit 12 Jahren Silvesterraketen, das sind alles Energien, die restlos in der Schule verkümmern und sogar bis zum Erliegen kommen.
In unserem staatlichen Schulmodel hier, können die Kinder jederzeit den Unterrichtsraum verlassen. Sie können ihre Arbeiten auf dem Hof oder im Gang machen, dazu wurden extra Tische und Bänke im Gang aufgestellt. Auch während des Unterrichtes können Schüler unaufgefordert sprechen, sie dürfen auch ohne zu fragen aufs Klo gehen. Sie dürfen unaufgefordert ins Internet gehen, um sich Informationen zu einem Thema zu holen. Ich fragte die Lehrerin, wie oft es vorkommt, das Kinder den Unterricht verlassen, sie sagte in ihrer Laufbahn von ca. 10 Jahren ist es einmal vorgekommen, das ein Schüler den Vormittag auf dem Hof verbracht hat. In den Gängen wird sehr gern gearbeitet. Kinder sind nicht daran interessiert, sich permanent so zu verhalten, wie wir es nicht wünschen. Wir zwingen sie dazu. Marshall B. Rosenberg sagte mal: ‚ WARUM jemand tut, was wir von ihm verlangen, ist genauso wichtig wie die Tatsache, DASS er es tut.’ Und um das ‚Warum’ schert sich kaum einer.
Was soll es denn für negative Auswirkungen haben, wenn die Polizei einen Schüler von zu Hause abholt? Ich kann Ein_Liberaler nur zustimmen. Dadurch lernen Schüler doch nur, dass es im Endeffekt nichts bringt, wenn sie sich nur "konträr" dem System gegenüber verhalten.
Deswegen sind auch unsere Gefängnisse leer, die Anwälte Sozialhilfeempfänger und die Gerichte wurden zu Suppenküchen umgebaut. Gesetzte und Verbote zählen zu den Präventivmassnahmen, Gewaltmaßnahmen schützen vor Wiederholungen und ich glaube noch an den Weihnachtsmann (aber nur, weil er eine Werbeerfindung von Coca Cola war)
Von Schulangst habe ich ja noch nie etwas gehört. Ich will dir nicht unterstellen, dass es sie nicht gibt, aber dann sollte mal das Kind lieber zu einem Psychologen geschickt werden.
Eine Zusammenfassung der Aktion Humane Schulen (1996) ergab unter anderem,
-dass bei 50 Prozent aller Schüler Schulangst festgestellt werden kann;
-fast ein Drittel der Jugendlichen versucht, Schulstress mit Psychopharmaka „wegzuschlucken“;
-unter den 13- bis 16-Jährigen leiden häufig oder manchmal 48% an Kopfschmerzen, 41% an Rückenschmerzen, 30% an Magenbeschwerden, 25% an Schlafstörungen und 24% an starkem Herzklopfen.
Dem Schüler steht gegenwärtig eine einzige Gewalt gegenüber welche vorschreibt, ausführt und prüft. Nicht einmal die früheren Päpste, Kaiser und Könige hatten soviel Macht besessen.
Und die Plizei hat sicher nicht gleich die Tür eingetreten, sondern hat erstmal an der Tür geklingelt und das Kind mit dem Polizei-Shuttle-Service in die Schule gebracht.
Nun ich weiß nicht, was man daran beschwichtigen muss. Die Polizei hatte den Auftrag das Kind zu holen und eine verschlossene Tür hätte sie sicherlich nicht an der Ausführung ihres Auftrages gehindert.