Aphorismus schrieb:
Sage ich doch. Meiner Meinung nach kann man das, was der Täter auf den Videos sagt, inhaltlich völlig vergessen.
ich denke ganz wegkloppen kann man diese hinterlassenschaften von tätern auch nicht. man muss zwar auf jeden fall nicht alles glauben, was darin gesagt wird, aber irgendwie gibt es doch indirekte eindrücke über charakter und motivationen. man kann ja meinetwegen noch zwischen den zeilen lesen oder sachen wie körpersprache oder bestimmte kulturelle codes, die kopiert werden - versuchen zu interpretieren.
was cho z.b. von anderen amokläufern in seiner motivation unterscheidet, was ich u.a. aus seinem stück mcbrownstone rausgezogen habe, ist, dass er die art verachtet, mit der ältere generationen auf der macht und den mitteln hocken, ohne bereit zu sein das zepter weiter zugeben
..... oder er sich von autoritäten missbraucht fühlt. von allen amokläufern zeigt cho die offensichtlichsten sozialen schwächen. interessant finde ich auch das zitat " you put my conciouns on fire" was meiner meinung durchaus darstellt, dass er eben doch einen konflikt in bezug auf verantwortung ausgetragen hat.
was den konflikt in die eine richtung hat ausschlagen lassen... vermutlich neben der zeit die er andauerte - hass. wobei man bei cho aber durchaus noch die verzweiflung, die zu diesem hass geführt hat nachvollziehen kann.
Na gut. Ich glaube eher, dass die ständige Berichterstattung zu Nachahmern führt, als dass die Bezeichnung von Massenmördern als "Spacken" zu Gewalt führt.
ich denke ,dass es auch, das unvermögen der berichterstattung und öffentlichen wahrnehmung ist, die täter und ihre motivation vernünftig einzuordnen.
wenn man jetzt von tätern dieser art allgemein spricht; ich meine es ist ja immer ein rest vernunft und psychische gesundheit in einem menschen übrig.
-da ist dann aber noch etwas , dass die öffentlichkeiten bei ihrem fokus auf gewaltkultur und psychische krankheit übersieht.
... und das ist; (ganz wichtiger punkt!); eine terroristische -politisch-psychologisch motivation.
sie drücken ähnlich wie subkuturen (rock, hip hop usw ) indirekt ein ideologisches konzept aus, welches lebensweisen einerseits ausdrück (aussenseitertum) und andererseits beschreibt welche es ablehnt. deswegen können amokläufer auch zu soetwas wie popstars werden.
bei harris war die psycholgisch-spirituelle komponente eher hass.
bei klebold wohl eher depression und persönliche misserfolge
weise war eher satanistisch-stoner-metall mässig inspiriert
steinhäuser kann ich nicht richtig einordnen. hier war es wohl vor allem das schulkonzept und schlechte lehrer, die er als pein empfand.
bastian b. war relativ politisch- popkulturell orientiert
cho zeigte die meisten sozialen schwächen und hockte vermutlich in seinem leben auch noch sehr viel alleine in einem kleinen zimmer
alle verbindet aber neben tiefer kränkung und einengung und dem darauf aufbauendem hass ein ähnliches konglomerat an motiven mit einer terroristischen motivation.
das loner dasein und das leiden an einer sozialen hackordnungen, die rein ideologisch immer auch einen spiegel der gesellschaft insgesamt darstellen.
ich denke gerade das das parallelen ziehen, zwischen persönlich erlebter einengung und gesellschaftlich motivierter einengung eben politische-kulturelle motivation fördert.
in bezug auf jihadisten kommt noch die religiöse motivation hinzu, wobei ich den westlichen amokläufern eine gewisse spirituelle komponente auch nicht absprechen würde. teenagerhafte sinnsuche halt...
in bezug auf die erlebte hackordnung analog zur wahrgenommenen gesellschaft sind die schwerpunkte der motive bei den attetätern auch unterschiedlich gewichtet.
- bei cho eher auf hedonismus
- bei harris/klebold gemeinsam eher auf american dreamismus
- bei bastian b scheint es sich eher auf die biografische entwicklung des individuums im kapitalismus zu konzentrieren.
letztendlich sind das aber nur tendenzen, und einen vollständigen einblick in die gedankenwelt ist auch schwer zu finden.
sollte man jetzt aufgrund dieses terrorismus direkt in der öffentlich die lebensweise in unserer kultur diskutieren ;tendenziell würde ich auch eher sagen nein - das wäre wohl ein zu großes zugeständnis für leute die wahllos menschen töten. andererseits sollte man aber auch nicht zuviele dumpfe erklärungen, die einem emotional gerade so in den kopf schießen öffentlich verbreiten
und vor allem sollte man nicht so tun als wären diese vorkommnisse vollkommen unpolitisch und nicht auch kulturell und von sinnsuche motiviert.
es sollte uns auf jeden fall ein reminder sein,zu wie viel leid der gesellschaftliche status quo beiträgt.
eingestehen wollen das öffentlich aber wenige.
vor allem leute, die kulturell auf der gewinnerseite stehen, oder medien, die in ihrer kapitalistischen einflechtung eben auch dem druck des status quo erhalts unterliegen.