Natur-Reloaded

Zerch

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Technik ja. Aber nicht jedwede Technik , nur des Wirtschaftsfaktors wegen.

Gentechnik birgt nunmal ungeahnte Gefahren , von der ethischen Seite mal abgesehen. Das ist nicht die Technologie die wir brauchen.
 

dkR

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Eigentlich nur, damit ich den Link wiederfind:
http://laborjournal.de/editorials/531.html
Mehrere Personen haben den am Feld positionierten Wachmann überwältigt, in die Wachhütte gesperrt und ihn mit Scheinwerferlicht geblendet. Ihm wurde das Handy abgenommen und die Reifen seines Autos wurden zerstochen. Die Aktivisten waren mit Schlagstöcken und Pfefferspray bewaffnet, was sie aber zum Glück nicht eingesetzt haben. Die Feldzerstörer haben innerhalb von 30 Minuten die Arbeit von Jahren zunichte gemacht: Der Weizen wurde zertrampelt und die Kartoffeln herausgerissen.

Soweit so unhübsch, das interessante ist der letzte Satz:
Denken Sie nicht manchmal daran aufzugeben, wenn Ihre jahrelange Arbeit immer wieder zerstört wird?

Inge Broer: Natürlich denkt man darüber nach aufzugeben und sich in den wissenschaftlichen Elfenbeinturm zurückzuziehen oder die Forschung ins Ausland zu verlagern. Aber ich stelle mir dann immer vor, dass es in 20 Jahren ernsthafte Probleme geben wird, die nur oder besser mit Hilfe von transgenen Pflanzen gelöst werden könnten. Ich kann doch nicht verantworten dazu beizutragen, diese Möglichkeit aus Feigheit verschenkt zu haben.
 

DrJones

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Vermutlich fehlt mir die Fantasie, aber ich kann mir keine Problem vorstellen, das mit transgenen Pflanzen gelöst werden könnte...
 

Simple Man

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Hungerprobleme zum Beispiel? Weil genetisch manipulierte Pflanzen ertragreicher sein könnten, weniger Wasser benötigen, Hitzeresistenter und Nährstoffreicher sind? So eventuell? Ist dir egal? Liegt möglicherweise daran, dass du nicht rund um den Äquator in Afrika wohnst ...
 

POW

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Simple Man schrieb:
Hungerprobleme zum Beispiel? Weil genetisch manipulierte Pflanzen ertragreicher sein könnten, weniger Wasser benötigen, Hitzeresistenter und Nährstoffreicher sind? So eventuell? Ist dir egal? Liegt möglicherweise daran, dass du nicht rund um den Äquator in Afrika wohnst ...

Hast Du denn auch mal aktuelle Beispiele, wo das auch funktioniert?

Die Idee ist ja gut; da träume ich auch von. Aber die Realität sieht meines Erachtens leider anders aus. Bauern werden weltweit durch den Anbau gentechnisch veränderter Planzen eher in eine Abhängigkeit der dementsprechenden Konzerne gedrängt. Mein Lieblingsbeispiel sind die mexikanischen Maisbauern. Diese müssen in den USA für teures Geld gentechnisch veränderten Mais und alles andere was für den Maisanbau wichtig ist einkaufen. Verschulden sich bis über beide Ohren und verhökern ihr Produkt dann wieder in die USA für´n Appel und ´n Ei. Von den geringen Verkauserlösen kaufen sie dann wieder das neue Saatgut...usw...usw...usw...(Denn die Firmen sind ja nicht doof---> sie entziehen ihrem Produkt beispielsweise das Gen zur Reproduktion)

Wie gesagt, würde die Gentechnologie genutzt werden, um wirklich ohne wenn ud aber den Hunger endlich zu bekämpfen, wäre ich auch dafür. Aber leider ist es nicht so. Gewisse Unternehmen wollen nur unendlich viel Geld damit verdienen. Für anderweitige Beispiele wäre ich dankbar...
 

POW

Großmeister
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Ja. Ich verstehe dabei eine Aussage allerdings nicht so recht. Frau Broer sagt: .."Der Weizen, den wir als Modell zur Überprüfung unserer Verfahren an Getreide genutzt haben, ist nicht für den Markt gedacht." und weiter..."und dienten dem Wissensgewinn der Allgemeinheit und nicht einzelnen Großunternehmen."... So, wer baut denn nun aber später diese gentechnisch veränderten Lebensmittel an, wer produziert das Saatgut? Das macht doch kein Unternehmen der Welt für umsonst...
 

DrJones

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Ja diese Hungerproblematik wird immer wieder gerne herangezogen. Meiner Meinung nach sind es aber Dinge wie eine schlechte Infrastruktur und vor allem mangelnde demokratische Verhältnisse und Krieg, die Hunger nach sich ziehen und Bauern davon abhält in Ruhe ihr Feld zu bestellen. Dazu kommt die Außenpolitik der westlichen Länder, welche mit der Subvention ihrer eigenen Agrarindustrie landwirtschaftliche Produkte weltweit zu Dumpingpreisen anbieten kann und die Märkte in Entwicklungsländern kaputt macht. Hinzu kommt eine gutgemeinte aber kurzsichtige und verfehlte Entwiklungshilfe zB in Afrika.
Vergiftete Geschenke – die EU triebt Afrika in die Armut


Die Thematik der Überproduktion und der massenhaften Vernichtung von Nahrungsmitteln ist bekannt und wird in dem neuen Film "Taste the Waste" nochmals aufgegriffen. Die schieren Zahlen sind erschreckend. Hier ein interesannter Artikel dazu aus der Zeit --> Klick
Die Probleme zB in Afrika sind sehr vielfältig und ich halte es für einen Irrglauben, dass ausgerechnet ein etwaiger mangelhafter genetischer Bauplan unserer Pflanzen daran schuld sein soll und man diesen verbessern muss.
 

dkR

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Den Hunger der Welt abschaffen halte ich auch für utopisch, der ist gesellschaftliche Bedingt.

Wie wäre mit Umweltschutz durch Pestizidsparen und Pflanzen, die auf versalzten Böden wachsen?

POW schrieb:
und weiter..."und dienten dem Wissensgewinn der Allgemeinheit und nicht einzelnen Großunternehmen."... So, wer baut denn nun aber später diese gentechnisch veränderten Lebensmittel an, wer produziert das Saatgut? Das macht doch kein Unternehmen der Welt für umsonst...
Je einfacher die Entwicklung und Zulassung desto billiger ist das ganze und dann können sich auch kleinere Unternehmen und NGOs am Spiel beteiligen.
Nicht nur gigantische Konzerne.
Kurz gesagt, Produkte die helfen aber wenig Gewinn abwerfen.
 

Ein_Liberaler

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Der Kleinbauer, der auf einem halben Hektar für den eigenen Bedarf produziert und im Falle einer Mißernte hungern muß, ist doch kein Lebensentwurf für eine bessere Zukunft, weder in Mexiko noch in Afrika. Diese kleinen Betriebe müssen verschwinden! Ihre Besitzer müssen die Chance erhalten, sich einen besseren Lebensunterhalt anderswo zu verdienen, kurz, die industrielle Revolution muß endlich in Afrika (und in Mexiko) ankommen. Fällt natürlich schwer in failed states, denn Investitionen brauchen Sicherheit.
 

Ein_Liberaler

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Ja klar. Zugang zu Land, Wasser und Saatgut, und dann heißt es jeder für sich und Gott für uns alle und Subsistenzwirtschaft, und bloß keine Überschüsse und keine Arbeitsteilung.
 

dkR

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2011 geht der Nobelpreis an drei Forscher, die ein in der Öffentlichkeit weitgehend unbekanntes und ignoriertes Feld ermöglicht haben. Innate Immunity.
Während man vom anderen Zweig des Immunsystems, der adaptiven Immunantwort mit ihren B- und T-Zellen zumindest in der Schule mal was gehört hat, läuft die angeborene Immunität unter "jaja, die gibt´s auch noch".
Dabei ist die angeborene (ich mag das Wort nicht, daher der englische Begriff, innate) die viel wichtigere, die überhaupt erst eine Immunantwort auslöst.

Hoffmann und Beutler werden für ihre Entdeckungen geehrt, Toll-like-Receptors, TLRs, eigentlich von Christiane Nüsslein-Volhard in der Embryogenese von Fliegen entdeckt, existieren auch in Wirbeltieren und sind essentiell für eine effektive Immunantwort. Bis jetzt ist ein knappes Dutzend TLRs auf Zellen und in Zellen von Mensch und Maus beschrieben und es wird eifrig weitergeforscht.
Wohingegen sich B- und T-Zell Antworten gegen bestimme Proteine richten, beschäftigt sich die Innate Immunity eher mit dem Gesamtkonstrukt. TLRs erkennen generelle Unterschiede zwischen Bakterien und vernünftigen Zellen. Zellwandproteine, Geißelproteine, bakterielle DNA/RNA (da wird die Sache etwas tricky, die Basen sind die gleichen. Also funktioniert das ganze über die 3D-Struktur bzw. Sequenz).
Zusammengefasst werden TLRs (mit einigen anderen Rezeptoren) unter die Pattern recognition receptors , kurz PRR. Ein gerade erst auftauchendes Konzept der PRRs ist die Aktivierung der PRRs nicht nur durch Krankheitserreger sondern auch durch tote eigene Zellen um den Körper ein Problem anzuzeigen. Das System läuft gelegentlich aus dem Ruder und die unschöne Folge sind Autoimmunkrankheiten.
Zuständig für die Sache mit der Innate Immunity und den PRRs sind die Dendritischen Zellen, so benannt, weil sie im Mikroskop hübsch verästelt aussehen.
Wobei wir bei Preisträger Nr.3 wären, der diese 1973 entdeckt hat. Ralph Steinman. Auch da hat sich inzwischen einiges getan und aus den dendritischen Zellen sind, je nachdem wie genau man es nimmt, mindestens drei bis einige Dutzend Zellsorten geworden. Alle zuständig für bestimmte Organe oder Krankheitserreger. Auch das Immunsystem betreibt Arbeitsteilung.
Zurück zu den T-Zellen: Die Aktivierung einer effektiven Immunabwehr, B-, T-Zell Antwort benötigt zunächst dendritische Zellen, die ihm sagen, was es zu tun hat. Viren, Bakterien, Parasiten, Pilze, Einzeller, Tumor. Dendritische Zellen detektieren das Problem und orchestrieren entsprechend eine Immunantwort.
Kurz gesagt, die Folgen der Entdeckung dendritischer Zellen und PRR sind so langsam marktreif und reichen von Adjuvantien für Impfstoffe zu neuen Krebstherapien oder Therapien z.B. HIV. Man haut nicht mehr selber mit dem Hammer drauf, man informiert das Immunsystem über das bestehende Problem. Es kümmert sich selber drum.

Ich finde es immer wieder faszinierend, wie wenig wir über unseren eigenen Körper wissen. Das sind alles Systeme, die in jedem von uns so nebenher ablaufen, meistens merken wir es nicht mal. Dass die Innate Immunity existiert merken wir nur, wenn sie mal mit einem Erreger alleine nicht fertig wird und eine ausgewachsene Immunantwort angeworfen werden muss, man wird krank.
 

dkR

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Kinners,
the future has arrived, wir haben eine funktionierende Gentherapie

Veränderte Immunzellen heilen Kind von Leukämie
http://www.spiegel.de/gesundheit/di...emie-aerzte-retten-emilys-leben-a-871892.html

Und so funktioniert das ganze:
t_cells.png
 

dkR

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:nerv:

Golden Rice, eine Sorte die Vitamin-A beinhaltet und somit dem in der dritten Welt weit verbreiteten Vitamin-A Mangel abhilfe schaffen koennte ist eigentlich seit 2002 Marktreif.
Die tatsaechliche Einfuehrung wird seitdem erfolgreich durch Umweltschutzorganisationen verhindert.
Jetzt hat mal jemand nachgerechnet um kam zu dem Ergebnis:
estimates that the delayed application of Golden Rice in India alone has cost 1,424,000 life years since 2002.
Wesseler et al., Environment and Development Economics
http://journals.cambridge.org/action/displayAbstract?fromPage=online&aid=9136416
Zusaetzlich dazu von Wiki:
Die Unterversorgung mit Vitamin A (Vitamin-A-Defizienz oder VAD) ist ein weit verbreitetes Problem in Entwicklungsländern. Etwa 250 Millionen Vorschulkinder leiden an VAD und jedes Jahr sterben daran etwa eine Million Kinder. Zwischen 250.000 und 500.000 Kinder erblinden zudem durch VAD und die Hälfte stirbt im darauf folgenden Jahr. Auch führt Vitamin-A-Mangel zu einer stark erhöhten Komplikationsrate bei Infektionskrankheiten wie Masern.

Vielleicht denkt mal jemand darueber nach, bevor er wieder vor irgendwelchen "unabsehbaren Folgen" warnt und betrachtet stattdessen die absehbaren Folgen seines Handelns.
 

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Boa - wer was über Gene und Co. lernen will: hier ist er/sie richtig. :)

So aus dem Augenwinkel verfolge ich die Diskussion um Antibiotika. Immer wieder wird davor gewarnt, dass sie zu schnell eingesetzt werden (wo andere Therapien und/oder medizinische Wege (scheinbar?) möglich wären) und das multiresistente Erreger uns noch den Hals kosten könnten. Epidemie reloaded sozusagen. Besonders auf dem Kontinent Afrika greift man schnell zu ihnen.

Demgegenüber werden fleißig neue Antibiotika entwickelt und auf den Markt gebracht. Neue Antibiotika: Den Vorsprung gegenüber resistenten Bakterien wahren und zugleich Handlungsempfehlungen gegeben, um Antibiotika-Resistenzen zu vermindern.

Wie siehst du das: Schießt sich die Menschheit in den Fuß? Bleibt die Medizin den Erregern voraus?
 

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