Natur-Reloaded

dkR

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Analog zu Antis Statistik-Ecke werde ich hier mein Sendungsbewußtsein voll ausleben und Sachen, die ich entweder toll, bemerkenswert finde, oder die mich einfach tierisch aufregen reinschreiben. Was mir halt so aus dem Bereich Biologie/Naturwissenschaft/Medizin über den Weg läuft.
Vielleich findet das sogar sonst noch jemand interessant :wink:

Mal schaun, wie lange ich die Sache durchziehe :lol:

Bez. Titel: Nature ist neben Science die höchstbewertete Publikationsbasis auf diesem Planeten. Beide Zeitschriften zeichnen sich durch ein extrem hohes Niveau und unbezahlbare Preise aus, weshalb es auch immer ein painintheass ist, sich daraus ein Paper zu besorgen.
Natur-Reloaded hinegen erscheint ausschließlich auf Ask1, ist völlig umsonst und zumindest überwiegend nicht in Englisch.
 

dkR

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Kurz zwei Sachen, die ich schon gepostet habe nochmal aufbereitet:
5689538-7634484.jpg

Mama, Mama, da sind Gene drin! Das ess ich nicht. Manchmal glaub ich fast, die machen das mit Absicht. :roll:
onoz_omg2.gif


Und weils einfach schön ist:
Video
Kleiner Blick in die intrazellulären Mechanismen einer Zelle des Immunsystems auf Gefechtspatrouille
 

dkR

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Wie wir jetzt wissen, sind Gene absolut ungesund und schädlich.
DNA hingegen ist toll.

Ein entsprechendes Highlight bietet die Nivea-Produktserie
7df7cc2cee5a7c85084ac58c8c50ead2.jpg

DNAge.
Nein, da sind keine Gene drin, das heißt nur so (hoffentlich).

Dafür ist Creatin und Folsäure drin, die die DNA der Hautzellen vor weiteren Schäden bewahren soll.

Ok, jedenfalls gibts davon drei Sorten (Tag, Nacht, Auge), für den läppischen Preis von etwa 1€/ml.
 

Flowing_tears

Meister
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Bei der Werbung davon haben sich mir auch die Zehnägel hochgebogen.
"Repariert ihre DNA" :don: :motz:

Das traurige ist, das 80% der Konsumenten das wahrscheinlich auchnoch glauben!
 

Trasher

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So ist halt Werbung. Die ist wenigstens nicht so aufdringlich wie der dämliche Actimel-Spot. :don:

Ein Konzern verführt die Welt
Nestlé kämpft gegen das Image des Dickmachers. Jetzt verspricht der größte Lebensmittelhersteller Gesundheit und Schönheit:
http://zeus.zeit.de/text/2004/41/Nestle
 

dkR

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Gutes Stichwort. Actimel:
Ob es was bringt oder nicht, sei mal dahingestellt.
Jedenfalls hat zumindest die PR-Abteilung keinen blassen Schimmer von mikrobiologischen Gepflogenheiten.
Artnamen werden verdammt nochmal klein und kursiv geschrieben. Deswegen heißt die kultur auch nicht "L. Casei Defensis (gesprochen: L. Ca-se-i De-fen-sis)" - wie es so schön auf der Danone-Webseite steht,
sondern L. casei defensis.
Das ist furchtbar pingelig und eigentlich nicht nachvollziehbar - ist aber so.
Das L. steht natürlich für Lactobacillus
Btw: Spricht das wirklich jemand ca-sei aus? :O_O:
 

DrJones

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Der Artikel in der Zeit, der weiter oben gepostet wurde ist interesannt.

Die zentrale Frage an jeden Supermarktkunden soll künftig nicht mehr lauten »Was willst du essen?«, sondern »Was willst du damit erreichen?«. Knochendichte erhöhen oder Stoffwechsel ankurbeln? Eisenmangel bekämpfen? Die Haut straffen? So plant es der weltweit führende Ernährungskonzern Nestlé.

Stoffwechsel, Haut straffen, Knochendichte? Hier werden dem
Verbraucher meiner Meinung nach Flöhe ins Ohr gesetzt
um vermeintliche Mangelerscheinungen zu bekämpfen, die durch
eine ungesunde,einseitige und mangelhafte Ernährung erst entstehen.
Aber eben diese mangelhafte Ernährung wurde uns ja von der
Nahrungsmittelindustrie erst vorgesetzt.
Und jetzt kann man sich seine Gesundheit wieder durch zweifelhafte
Hochpreis/Premiumprodukte zurückkaufen.
Kaum einer käme wohl auf die Idee einfach auf dem Wochenmarkt
oder beim Bauer direkt nach vollwertigen gesunden Produkten
zu suchen. Aber das will die Naharungsmittelindustrie ja auch gar nicht.

Über Jahre hat man den Verbraucher von der Lebensmittelindustrie
abhängig gemacht. Man verwirrt und bombardiert ihn mit
Werbebotschaften über angeblich gesundheitsförderliches Essen,
siehe Casei defensis... etc.
Meiner Meinung nach verstehen leider auch immer weniger Menschen 'richtig'
zu kochen. zum Beispiel eine echte Rindersuppe bei der Knochen
mit ausgekocht werden müssen. 'Bähh Knochen, das ist ja ekelhaft.'
Also lieber doch Knorrfix für Rindersuppe oder so mit ganzen 5 Gramm
gefriergetrocknetem Rindfleisch drin... (Hab ich natürlich jetzt nicht
überprüft, aber ihr versteht hoffentlich wie ich es meine).
Der Mensch, zumindest in den westlichen Industrieländern hat sich
zu sehr von der Natur als Ernährer entfremdet.

Hängt eben mit unserer schnelllebigen Gesellschaft zusammen.
Man hat ja auch schließlich keine Zeit Stunden in der Küche zu
verbringen und ein tolles Essen zu kochen.
Schnell muss es gehen, so im Vorbeigehen, Deckel aufreisen
und gleich losessen. Aber bitte Bio damit die armen Kühe nicht
leiden und gesund soll es auch sein. Und natürlich die Haut straffen
und sämtliche Vitamine die es überhaupt gibt sollten auch noch drin
sein. Tststs *kopfschüttel*

Ich könnte jetzt noch weiter zu einer gewagten Kapitalismuskritik ausholen, aber das lass ich jetzt mal :)[/i]
 

Trasher

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dkR schrieb:
Jedenfalls hat zumindest die PR-Abteilung keinen blassen Schimmer von mikrobiologischen Gepflogenheiten.
Brauchen sie die etwa? PR-Leute sollen doch eher die Sprache der Kunden verwenden.
Deswegen nennt man die Geschichte ja "Imunitass" bzw. seit das wohl nicht mehr funktioniert "Defensis". Klingt doch toll. Das nächste ist dann wahrscheinlich "L. Casei Fortuna" oder "L. Casei Felicitas".
 

dkR

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Brauchen sie natürlich nicht. Hätte aber professioneller gewirkt, so ist das definitiv falsch.
Außerdem gab das einen wunderschönen Aufhänger für meinen Eintrag
 

Eistreter

Lehrling
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Man kann seinen Tagesbedarf an Vitaminen/Mineralstoffen/ect. auch mit schlechtem Essen decken. Man muss halt nur genug davon fressen ;)
Und das ist auch der Grund warum in Deutschland Mangelerscheinungen doch relativ selten sind.
 

dkR

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Spass im Labor

Irgendwann beim Rumpanschen mit Proteinen wird man garantiert vor der Frage stehen, wieviel Protein hab ich da überhaupt?
Das ist ein ziemlich guter Zeitpunkt, um Feierabend zu machen.

Leute mit leichter Tendenz zur Selbstverstümmelung kramen hingegen das Photometer raus und machen die Proteinmengenbestimmung nach Bradford.
Im Prinzip färbt man die Proteine in Lösung an und mißt die Absorption (= optische Dichte=OD)bei 595nm. Das dumme dabei ist, man braucht eine Eichgerade (als Referenzwert), die man sich erstmal selbst basteln muß. Da die Bradfordreagenz lichtempfindlich ist und Photometer eh so ihre Marotten haben, jedesmal aufs neue.
Theoretisch steigt die Absorption linear mit der Proteinmenge an. Praktisch..... selten.

Wenn man Glück hat, sieht die Sache hinterher so aus:
Bradford.jpg

So viel zum "linear".

Andererseits ist ja schon dankbar, wenn die Absorption nicht plötzlich negatv ist (also mehr Licht rauskommt als reingeht). Dann kommen noch die Eigenheiten von Photometern ins Spiel: Einerseits sind ODs unter 0,1 unbrauchbar, da die Messungenauigkeit immens ist, andererseits sind ODs über 1 ein Unding und physikalisch Unmöglich (laut dem Lambert-Beerschen Gesetz ist OD=1 vollständige Absorption). Macht aber nichts.
Jedenfalls kann man sich mit dem erstellen einer halbwegs brauchbaren Eichgeraden den ganzen Nachmittag beschäftigen.
 

dkR

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Ganz kurz:
In der Januarausgabe von "Spektrum der Wissenschaft" (Gerüchten zufolge die einzig lesenwerte deutsche Publikation) ist eine faszinierende Hypothese über die Entstehung des Lebens auf der Erde.
Wer die Möglichkeit hat, unbedingt reinschauen!

Russel, M. Der heiße Ursprung des Lebens, SdW 1/07, 74-81
bzw: http://www.spektrum.de/artikel/859006
 

dkR

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Heute mal ein paar Weisheiten:
- „Never repeat a successful experiment“
- Die Probe, die ausfällt ist entweder die Referenz oder der Nullwert
- Verwechsle niemals das Modell mit der Realität
- Bakterien halten sich nicht an Protokolle
- Es fehlen im Ansatz immer 2µl
- Wasserfeste Stifte sind nicht zentrifugenfest
- „linear“ ist relativ
- Je interessanter das Paper, desto schwerer ist es zu bekommen.


Wieder was interessantes gelesen:
APOBEC (Apolipoprotein B mRNA editin enzmy catalytic polypeptide :O_O: ) ist eine in Zellen rumschwimmende, inhibierte Deaminase.
Wird die Zelle von einem Virus befallen und landet APOBEC zusammen mit der viralen DNA in einer neuen Zelle (also erst im Virus, der dann die neue Zelle infiziert), fängt es dort an, selbige zu mutieren (also die virale DNA). Ergebnis ist ein nicht replikationsfähiger Virus.
 

dkR

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Es ist sogar "bewiesen" worden, dass Leben unmöglich ist, da lebende Systeme immer einen höheren Grad an Ordnung erreichen, während aus der Physik folgt, dass in allen Systemen die Unordnung immer weiter zunimmt.

Die wichtigste Schlußfolgerung, die Biologen aus derlei Übungen gezogen haben, sind eine tiefe Skepsis gegenüber der Brauchbarkeit der Physik für die Biologie und das angenehme Gefühl der Überlegenheit, da doch Leben offensichtlich weitaus interessanter als Physik ist.

Die Gelehrten der Scheibenwelt 2006, Seite 45/46
Der Mann hat recht :lol:

Kommentare zu Einträgen sind durchaus erlaubt
 

dkR

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Zeit, etwas Weisheit abzusondern:


Eine Art ist im großen und ganzen definiert als „Population von Lebewesen die miteinander fruchtbare Nachkommen zeugen können“. Natürlich gibt es auch hierfür wieder mehrere Dutzend genauere Definitionen, die alle nicht viel am Ergebnis ändern, dafür dem Ego des Erfinders schmeicheln.
So weit so einleuchtend: Artengrenzen sind über Fortpflanzungsschranken der geschlechtlichen Fortpflanzung definiert.

Was macht man bei Arten, die sich garnicht Fortpflanzen? Bakterien vermehren sich über Zellteilung. Der einzige Grund, aus dem man da nicht den ganzen Artbegriff in die Tonne kloppt, ist der, dass niemand eine Alternative zu bieten hat. Deswegen findet die systematische Einordnung entweder über Zellform – so viele Varianten von „rund“ existeren nicht, also wenig sinnvoll – oder über den Lebensraum, Koloniefarbe oder Stoffwechselwege statt. Bisweilen auch eine Mischung aus mehreren Kriterien.
Raus kommen die bekannten Strepto- bzw. Staphylococcen, oder die bereits erwähnten Lactobacillen.
Alles was Lactat ausscheidet heißt Lactobacillus, egal ob sie das ausschließlich machen oder auch noch andere Stoffwechselwege besitzen. Und alles was Methylgruppen futtert sind Methylobacterien.

Das diese Beschreibung nicht viel mit der Realität und Gattungen zu tun hat ist klar.
Bacillus anthracis, der Erreger von Milzbrand heißt zwar so ähnlich wie Bacillus natto, hat mit ihm aber herzlich wenig zu tun.

Inzwischen wird aber auch hier kräftig mittels DNA-Sequenzierung aufgeräumt. Das Mittel der Wahl hierbei ist Sequenzierung der 16s-rDNA; Also des Genomabschnittes, der für die 16s Untereinheit der Ribosomen kodiert.

-------------------------------------------------------

Da Bakterien einerseits relativ lausige DNA-Reparaturmechanismen und andererseits teilweise aberwitzig kurze Teilungsraten und somit gigantische Populationszahlen haben (Mutationsrate etwa 1x10^-6 und Teilungsraten von 20min) heißt das zweierlei: Die Reinkultur die aus angeblich identischen Klonen besteht ist garkeine – ein Fakt das sehr gerne einfach ignoriert wird, um die Nerven zu schonen - und zweitens: Es existieren von einer Art problemlos mehrere Stämme, die alle nicht mehr viel miteinander zu tun haben. Ein schlagendes Argument für Evolution. :wink:
Wo wir wieder beim Problem mit dem Artbegriff wären.
Abhilfe schaffen da Sammlungen von Typstämmen. Zur Sicherheit müssen neu beschriebene Arten bei zwei Stammsammlungen hinterlegt werden, falls eine mutiert – denn das wird sie garantiert. Nimmt man es ganz genau, muss hinter den Artnamen noch die Bezeichnung des Stammes.
In Deutschland ist dafür die Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ) in Braunschweig zuständig.
 

Laokoon

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Interessanter Beitrag, wirklich. Wie auch sonst dein Blog. Ich melde mich mal zu Wort, damit Du weißt, dass deine ganze Mühe nicht umsonst ist :wink:

Ich frage mich aber eins: Also es ist ja klar, dass eine hohe Mutationsrate nicht direkt heißt, dass dann etwas bahnbrechend Neues entstanden ist, die Mutation nicht automatisch lethal ist oder durch Selektion verdrängt wird.

Aber ist es wirklich sinnvoll alle möglichen Bakterienstämme zu klassifizieren und näher zu beschreiben? Auf der einen Seite leuchtet mir das ein, da sich eine Menge Bakterien als sehr nützlich oder auch sehr gefährlich für die Menschheit herausgestellt haben und man so auch die Entwicklung der Bakterien nachvollziehen kann.

Aber andererseits denkt ein Teil in meinem Kopf, dass das unheimlich viel Verwaltungsauffwand sein muss, der aber im Endeffekt bei der Artenzahl und eben der Mutationsrate der Familie eine Sisyphosarbeit ist, die nie zuende geht...das ist doch ungeheuer frustrierend... Naja gut....ich denke mal, der Nutzen wird dann doch dem Ganzen recht geben und es ist bestimmt spannender, als ich mir das denke. Ich persönlich könnte mich mit diesem Job glaube ich nicht anfreunden. Schmunzeln.
 

dkR

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Mit der Frage "Und wozu ist das gut?" kann man sich sehr unbeliebt machen.
:twisted:

Ich habe keine Ahnung, was daran toll sein soll, genauso wie ich Taxonomie allgemein für etwas todlangweiliges mit sehr begrenztem Nutzen für die Menschheit halte.
Allerdings, wenn man was tolles neues findet und sich die Anwendung eines Proteins aus seinem neuen Bakterien patentieren läßt, kann man unmengen Geld scheffeln. So´n lumpiges Protein aus einem ansich völlig uninteressanten Bakteriun ist z.B. Grundlage der gesamten Molekularbiologie.
 

Giacomo_S

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dkR schrieb:
Wie wir jetzt wissen, sind Gene absolut ungesund und schädlich.
DNA hingegen ist toll.

Ein entsprechendes Highlight bietet die Nivea-Produktserie
7df7cc2cee5a7c85084ac58c8c50ead2.jpg

DNAge.
Nein, da sind keine Gene drin, das heißt nur so (hoffentlich).

Dafür ist Creatin und Folsäure drin, die die DNA der Hautzellen vor weiteren Schäden bewahren soll.

Ok, jedenfalls gibts davon drei Sorten (Tag, Nacht, Auge), für den läppischen Preis von etwa 1€/ml.

Nur mal so eine Info zum Thema Kosmetika und ihre Wirkungen:
Substanzen mit systemischer Wirkung, also Stoffe, die über die direkte Anwendung hinaus etwas bewirken, dürfen in Deutschland nicht als Kosmetikum verkauft werden.
Es handelt sich dann um Arzneimittel, die natürlich auch den Auflagen für Arzneimittel unterliegen.

Dies allein sagt einiges über Kosmetika aus.
Oder um es mit einem Vergleich einmal anders zu sagen: Man kann sein Auto pflegen und es einwachsen, dann hält der Lack länger.
Neu lackieren tut man es damit aber nicht.
 

dkR

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Anscheinend lesen hier ja doch einige Leute mit :D

Daher möchte ich noch an meinen Thread im Bücherforum erinnern und um rege Teilnahme bitten.
Klick

Ich hab mich nach etwa einem halben Jahr auf Seite 29 gequält :wink:
 

dkR

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Gerne genommen im Fernsehen: Ein buntes Filmchen der DNA Replikation.
032020dna-schema.gif

Eine nahezu leere Zelle, ein komischer Bobbel, der wohl eine Polymerase darstellen soll, bunte Dreiecke und Quadrate binden mit einem Lichtblitz aneinander und dazu der passende Kommentar: „Der aus vier Basen bestehende genetische Code, universell in allem Leben“ oder ähnlich. So im Großen und Ganzen.
Mal davon abgesehen, dass Zellen nicht leer sondern ziemlich voll sind, und Nucleotide natürlich keine bunten Klötzchen. Übrigens ist das „A“ als Nucleotid das gleiche „A“ wie in ATP, nur mit einem Sauerstoff mehr. Aber die didaktische Vereinfachung vereinfacht didaktisch gerne so stark, dass sie ziemlichen Unfug erzählt.
Zunächst einmal ist DNA nicht die hübsche gleichmäßige Doppelhelix, wie gerne getan wird, sondern es gibt mindestens drei Arten. A, B, und Z, die sich in Größe und Durchmesser unterscheiden. Die genaue Struktur der DNA hängt natürlich wieder von der Sequenz und den Basen-Basen Interaktionen ab.
Dann wird DNA recht gerne methyliert. Das hat zum einen den Sinn, Genombereiche zu deaktivieren, zum anderen und wesentlich interessanter sind Methylierungsmuster speziesabhänig und damit essentieller Bestandteil der Immunerkennung. Schwimmt DNA mit dem falschen Methylierungmuster im Blut rum, geht das Immunsystem auf Gefechtstationen. Das gleiche funktioniert auch mit in Eukaryoten selten vorkommenden DNA-Sequenzabschnitten. Ähnlichen Effekt hat einzelsträngige RNA, die ja nu außerhalb von Zellen überhaupt nix zu suchen hat, aber frei wird, wenn wo ein Virus eine Zelle lysiert. Interessanterweise funktioniert eine Immunstimulation auch mit mitochondrialer DNA, nach der allseits bekannten Endosymbiontentheorie ist selbige nämlich unmethyliert und bakterieller Herkunft.
Aber zurück von universellen genetischen Code. So universell ist der garnicht. Z.B. das in nahezu jeder eukaryontischen Zelle vorhandene Mitochondrium (die auch nicht diese linsenförmigen Gebilde sind, wie immer dargestellt sondern ein flexibles Netzwerk quer durch die Zelle), hat einige Abweichungen. Codons stehen für andere Aminosäuren, Stoppcodons sind keine mehr, Arginin wirkt als Stopcodon etc.
Ganz schräg wird es bei einigen Viechern, die posttranskriptionelle Modifikationen auf der RNA-Ebene veranstalten. Scheinbar wahllos werden noch zusätzliche Basen eingebaut. Things should not work this way.
Der Effekt dürfte sein, dass Viren ziemlich blöde aus der Wäsche schauen, wenn ihre Sequenzen nicht mehr stimmen. Die armen Kleinen.
 

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