Ganz so einfach wie Du das gerne hättest ist es nicht - mal ganz abgesehen davon, dass Du die "Diskussion" vom eigentlichen Kernpunkt abzulenken versuchst.
Zur Erinnerung: Angefangen hat es damit, dass Du gesagt hast, dass Wetterforschung Blödsinn sei, weil nur das aktuelle lokale Wetter relevant sei. Jetzt dreht sich die Diskussion darum, ob Klimadaten für Bauern wichtig sind, oder nicht.
shechinah schrieb:
Klima wäre:
Jahresdurchschnittstemperatur, 8,2 °C, der mittlere jährliche Niederschlag beträgt 789 Millimeter.
Nur als Hinweis: Wäre Klima für Bauern irrelevant, gäbe es nicht einen Zweig der Agrarwissenschaften, der sich mit Klima beschäftigt und den aussagekräftigen Namen "Agrarklimatologie" trägt. Siehe:
http://www.agrar.hu-berlin.de/fakultaet/departments/dntw/agrarmet
Du kannst denen ja gerne eine Email schreiben und sie aufklären. Die werden sicherlich erstaunt darüber sein, dass ihnen bisher nicht aufgefallen ist, dass Klima für die Landwirtschaft irrelevant ist.
Zum Komplex Klima gehören primär auch Klimadiagramme, die für einen Ort die gemittelte Summe aller Wettererscheinungen über einen Zeitraum angeben.
Denn der Bauer ist in erster Linie ein Ökonom, er muss Risiken abwägen und zusehen, dass die Ressourcen die er einsetzt (Land, Saatgut, Arbeitszeit, Gerätschaften) auch einen Ertrag bringen. Daher muss ein Bauer auch wissen, was er wann auf seinem Acker anbauen kann und was nicht.
Und welche Pflanzen an einem bestimmten Ort gedeihen, hängt ausschließlich vom Klima ab - der Summe der täglichen Wettererscheinungen. Man vermutet in Fachkreisen auch, dass dies der Grund ist, weshalb der Versuch, Kiwis auf Spitzbergen anzubauen, bisher gescheitert ist.
An EINEM Ort.
D.h. deine Eisbohrkerne haben nur Bedeutung für den Nordpol (oder wo immer sie her sind).
Natürlich kann die Messung eines lokal begrenzten Phänomens nur eine Aussage über den Ort treffen, an dem die Messung gemacht wurde. Was erwartest Du denn? Dass dir dein Thermometer im Keller sagt, wie warm es in der Küche ist?
Wenn man etwas über den Gesamtzustand des globalen Klimas wissen will, muss man natürlich alle verfügbaren Daten zusammenfügen. Über einen längeren Zeitraum ergibt sich dadurch etwas, was die Fachleute als "Längsschnitt" bezeichnen. Der Längsschnitt ermöglicht es, einen Verlauf über einen langen Zeitraum zu erkennen, der sonst verborgen bliebe.
Anderes Beispiel, gleiches Prinzip:
Ich verfasse gegenwärtig eine Studie über die Standardisierung des Englischen im 15. Jahrhundert. Meine Datengrundlage bilden etliche hundert Briefe, die von verschiedenen Leuten geschrieben wurden. Diese Briefe seien das Äquivalent zum täglichen lokalen Wetter.
Wenn ich mir einzelne Briefe herauspicke, und die zum Beispiel daraufhin untersuche, wie oft der Autor eine Standardform (zb. "will", wie in: "I will be back") verwendet, und wie oft er oder sie eine nicht-standarfform verwendet (zb. "whyle" - "Y whyle bee beke"), dann kann es sein, dass zb. in einem Brief von 1430 in 95% der Fälle die Standardform benutzt wurde. Picke ich dann einen Brief von 1473 heraus, von einem anderen Autor, und untersuche auf das gleiche Phänomen, dann kann herauskommen, dass der Autor nur in 10% der Fälle die Standardform benutzt hat.
Würde ich auf Basis dieser Beobachtungen nun einen Schluss ziehen, so käme dabei heraus, dass Standardformen im Laufe der Zeit abgenommen haben - was natürlich völliger Humbug ist. Alleine schon deswegen, weil die Methode ungeeignet ist.
Wenn ich jetzt aber alle Briefe untersuche, stelle ich fest, dass in den Briefen von 1431-1440 23% Standardformen benutzt wurden, in den Briefen von 1441-1450 25%, 1451-1460 37%, 1461-1470 41%, 1471-1480 66% usw... Es ergibt sich also ein Muster, das ansonsten verborgen bleiben würde - gewissermaßen das "Klima" der Standardisierung.
Für den einzelnen Autor zählte nur der Brief und sein Inhalt - für darüber hinaus gehende sprachwissenschaftliche Fragestellungen hat er sich wahrscheinlich nicht interessiert. Für denjenigen aber, der wissen will, wie und warum sich die Englische Sprache so entwickelt hat, wie sie heute ist, ist der einzelne Brief isoliert betrachtet nicht aussagekräftig.
Und genau so verhält es sich mit dem Klima und dem Wetter - nur millionenfach komplexer.