Ist Macht eine Krankheit?

Lhasa

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Ich kann mir wirklich keinen Grund vorstellen mir möglichst viel Macht anzueignen. Ich meine was hat Saddam Hussein, Berlusconi, Bush und alle die Firmenbosse, die immer weiter expansionieren wollen, erreicht außer immer mehr Stress?
 

Tweedledee

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Lhasa schrieb:
Ich kann mir wirklich keinen Grund vorstellen mir möglichst viel Macht anzueignen. Ich meine was hat Saddam Hussein, Berlusconi, Bush und alle die Firmenbosse, die immer weiter expansionieren wollen, erreicht außer immer mehr Stress?

Ist das nicht vielleicht eher 'die dunkle Seite der Macht'?

Ich bin einmal im Leben massiv mit dem Thema 'Macht' auf eine Weise konfrontiert worden, die mich sehr an die Darstellungen Castanedas erinnerten (auch wenn ich kein allzu grosser Freund mehr von Hippie-Leküre bin finde ich doch eine kurze Passage aus dem ersten Buch sehr treffend.). Es war ein Drogenerlebnis (mexikanische Pilze (Jugend - lange her ... - davon abraten usw. ...)), nicht das erste, aber zum ersten mal bin ich mit 'Macht' in Berührung gekommen, wusste, dass ich in dem Moment jeden Menschen, der mir über den Weg läuft, zu allem, zu jeder Tat bringen kann, wie es mir beliebt. Erschreckend, wenn man sich nicht darin baden will. In dem Moment hatte ich verstanden, wie man auf einem 'Jesus-Trip' hängen bleiben kann oder der Macht verfallen im Sinne von Hitler, Stalin etc. Später dann hatte ich dann (halbwegs) verstanden, dass sich diese Macht auch in positivem Sinne umsetzen lässt.
Nicht wirklich vom Herzen verstanden.
Das ganze ist dann irgendwann in 'Angst' umgekippt. Angst vor diesem Potential. Aber ich denke, jeder wird irgendwann, wenn er die Angst überwunden hat, mit der Macht konfrontiert.

Laut Castaneda ist die Angst der erste Wächter, der erste Feind, den es zu besiegen gilt. Der zweite ist die Macht. Der dritte das Altern bzw. der Tod.

Es ist zwanzig Jahre her dass ich dieses Zeugs gelesen habe, und etwa zehn Jahre, dass ich solche Drogen genommen habe. Sie sind kein Weg das zu erlernen, eher im Gegenteil. Aber ich möchte keinen Drogenthread daraus machen. Das Thema 'Macht' ist allerdings faszinierend!
 

Wowbagger

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Ahoi...

Also dieser Definition nach, ist Macht - wen man sie denn hat - wohl tatsächlich einer Krankheit nicht unähnlich:
Krankheit
morbus nosos pathoslateinisch Morbus, griechisch Nosos, Pathos

Störung der Lebensvorgänge in einzelnen Organen oder dem gesamten Organismus, die sich durch subjektiv empfundene oder objektiv feststellbare körperliche, seelische oder geistige Veränderungen ausdrückt....
Wissen.de

Das Problem dabei ist vielleicht der jeweilige, persönliche "Krankheitsbegriff".
In mehreren Gesprächen zum Thema Krankheit hab ich oft die Meinung gehört, dass die Krankheit nicht unbedingt das ist, woran man leidet - sondern in "manchen Fällen" (?) lediglich ein Anzeiger dafür, dass mit einem irgendwas nicht in Ordnung ist.
So betrachtet, macht mir die Fragestellung ein kleines Problem... *Blahblahblahhh...*

Wenn ich das deutsche Wort "Macht" nehme, kann ich es von "machen" herleiten. Wenn jemand also die Initiative ergreift, übt er automatisch Macht aus. Da es aber nun mal unterschiedliche Charaktere gibt (von "Ich mach das!" über "Verantwortung? Nö... muss nicht sein..." bis zu "Lass das besser jemand anderen machen, ich kann sowas eh nicht."), muss so eine Machtergreifung ja nicht unbedingt falsch, schlecht oder gar verwerflich motiviert sein.
Und was den "Machttrieb" angeht, so wird der vermutlich auch so unterschiedlich ausgeprägt sein, wie andere Eigenarten oder Fähigkeiten auch...

Macht

die Summe von Mitteln und Fähigkeiten, eigene Absichten durchzusetzen...
Wissen.de

Wenn diese "eigenen Absichten" z. B. dem Allgemeinwohl dienlich sind und ein gewisser Vorteil ohne einen derartigen "Machthaber" nicht erreicht würde, dann wäre wohl von einem "Segen" die Rede...
Andererseits würde man den Machtausübenden im gegenteiligen Fall als Despoten oder so beschimpfen...

Jedes Ding hat (mindestens) zwei Seiten - auch die Macht!!! (sag ich mal so)

Beste Grüße.......
 

innerdatasun

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Es wäre sicherlich schön macht als eine krankheit zu erklären. So könnte man sich besser innerlich davon distanzieren. Aber geholfen ist uns damit auch nicht, denn erst die konfrontation mit einer ähnlichen situation hilft uns diese frage zu beantworten.
Macht spielt sich auch in den tieferen etagen menschlicher existenz ab. Deshalb ist das beispiel mit berlusconi, bush und konsorten nur einseitig betrachtet und irreführend.
Ich kann mich erinnern wie unsere eltern und großeltern uns gerne versuchten zu erklären das hitler erst an die macht kommen konnte,weil tausende kleinere hitlers das zulassen konnte. Damit waren aber auch wirklich keinere hitlers im minitaschenformat gemeint, die ein ähnliches machtdefizit in ihrer lebensumgebung auszufüllen hatten.
Also ich verstehe macht eher als einen alten urdämon, dem man am besten nicht zu nahe kommst. Ahnlich wie den ring der macht in herr der ringe. Egal wer ihn besitzt, ob nun große könige oder kleine hobbits - sie können ihm alle anheimfallen. Wer diese möglichkeit schon leugnet und glaubt mit macht etwas gutes und sinnvolles anstellen zu können, sollte sich lieber vorher tief ins herz schauen.

Gruß an alle
 

streicher

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Lhasa: Ich kann mir wirklich keinen Grund vorstellen mir möglichst viel Macht anzueignen. Ich meine was hat Saddam Hussein, Berlusconi, Bush und alle die Firmenbosse, die immer weiter expansionieren wollen, erreicht außer immer mehr Stress?
Die besondere Gefahr geht von der Machtkonzentration aus, wie du es ja auch zeigst: wenn Personen Macht auf sich vereinigen, nur wenige Worte sagen brauchen, um einen Staat beispielsweise in den Krieg zu führen oder die Beziehung zwischen zwei Staaten erkalten zu lassen. So können die Folgen eines Gewaltmissbrauchs schnell gewaltig sein. Es wäre für die Welt besser, sie bestünde aus kleineren Gebilden als Ölkonzere, riesigen Flächenstaaten oder Finanzhochburgen.
 

SentByGod

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Macht ist nicht wirklich eine Krankheit. Eher eine Drogen von der man nur durch den Tod ( durch Fremdverschulden ) abkommt.

Sozusagen ein Rauschmittel das seit Menschengedenken einen schwerwiegenden Einfluss auf unsere Gesellschaft hat(te).
 

StephiKrycek

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Rauschmittel ist gut.
Manchmal ist es aber auch einfach ein Trieb,den Menschen haben. Eine Art Selbsterhaltungstrieb, oder die Folge davon.
 

Ihlenam

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Ahoi,

Macht ist sicher keine Krankheit, es ist ja nur etwas Symboliches, Abstraktes. Das einzige, was eine Krankheit sein könnte, wäre Machthunger. Leider ist es aber eine Krankheit, an der nur die übrigen Menschen, aber nicht der Infizierte selbst, leiden.

Mit mächtigen Grüßen,
S der B
 

Inoad

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nun es gibt da schon so seine problem mit der macht.
denn, wenn jemand etwas mach (wie es oben schon angedeutet wurde) kann diesem duchaus macht innewohnen, eben in form von verantwortung. eben wenn jemand die fäden von einem projekt in die hand nimmt, weil sonst keiner da wäre, der es sonst machen würde. doch in dieser form der macht ist wohl nicht unbedingt die gefahr zu sehen, die uns menschen oft stört.
wie schon bereits erwähnt ist der machtmissbrauch das größte problem. denn alleine, weil jemand macht besitzt muss er diese noch nicht zu etwas schlechtem verwenden, nur leider ist das problem, dass nur das schlechte gesehen wird. man muss also unterscheiden um welche art von macht es sich handelt.

außerdem glaube ich irgendwie, dass es passieren kann, dass man, wenn man einmal gemerkt hat, wie es ist "macht" zu haben, man immer mehr da von möchte. "machtgeilheit" eben.
ich hab da mal was zum thema geschrieben, weiß aber nicht mehr ob das hier im forum war. des war mal ne theorie dazu, warum soviel leute scharf auf die form der macht sind, bei der sie in einer höheren position sitzen und anderen was befehlen können und dann auch dazu neigen diese macht zu misbrauchen.
ich werde mal kurz erklären, was ich da meinte:
menschen mögen es nicht sich in der unterdrückten position zu befinden, in einer position, in der sie tun müssen was andere sagen.
deshalb versucht man sich irgendwie aus diesem hierachiefeld zu befrein. viele menschen versuchen das, indem sie sich in eine höhere stellung als andere setzen (zb beruf, politi). allerdings gibt es dann doch wieder welche die über einem stehen und dann versucht man immer mehr höher zu kommen, um sich immer weiter zu befreien. dabei genießen es manche menschen förmlich zu sehen, dass es menschen unter ihnen gibt, weil sie so sehen können, dass sie etwas erreicht haben, dass sieh höher stehen. somit haben sie vergleichsobjekte auf die sie herunterschaun können und sehen, dass es menschen geht die in der hirachier weiter unten stehen. allerdings wollen die menschen die nun noch vergleichsobjekte sind, nicht länger in dieser position bleiben und versuchen so gut es geht was daran zu ändern. manche von denen versuchen es eben auch wieder über die machtposition, da dies die nahe liegenste ist.

dieses streben ist nicht unbedingt eine krankheit sondern eher ein natürlicher instinkt, da keiner tiefer stehen will als jemand anderres. dieses streben kennen wir aber wohl alle.
aber nur indem wir es wissen können wir auch etwas dagegen mchen. denn das "böse" schlummer auf die eine oder andere art in jedem von uns. aber nur dadurch, dass wir darüber bescheit wissen, können wir etwas dagegen tun. es zu verleugnen wäre sinnlos

mfg Inoad
 

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