Israelis äußern sich kritisch zur Politik in ihrem Land

samhain

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nachdem der schwerpunkt der diskussion was israel angeht, hier meistens in einem blick von "aussen" liegt, möchte ich diesen thread eröffnen, um den kritischen meinungen im land eine stimme zu geben.
ich werde in loser folge artikel von israelis hier rein stellen, die sich schon seit jahren für einen wirklichen friedensprozess zwischen israel und den palästinensern einsetzen und die politik im eigenen land mit offenen augen verfolgen.


Wirtschaftskrise und Intifada zersetzen zunehmend die israelische Gesellschaft

Uri Avnery


Es war eine fast unglaubliche Zeitungsstory: Um die Staatskasse in Ordnung zu bringen, hat das israelische Erziehungsministerium entschieden, Hunderte Lehrer zu entlassen. Eine private Gesellschaft erhielt den Auftrag, den entlassenen Lehrern die Nachricht zu überbringen. Zwei Tage vor Pessach, einem der Höhepunkte des jüdischen Kalenders – für religiöse genauso wie für nicht religiöse Juden, zogen die Boten der Gesellschaft hinaus, um ihren Job zu tun. Sie klopften um Mitternacht an die Türen und überbrachten die Kündigung.

Selbst die israelische Öffentlichkeit, die sich schon kaum mehr über etwas aufregt, war einen Augenblick lang schockiert. Wie konnte so etwas passieren?

Für mich bedeutete dies mehr als nur einen Fehler irgendeines Regierungsbüros. Es ist gleichsam ein symbolischer Akt, der all das widerspiegelt, was im heutigen Israel nicht in Ordnung ist.

Natürlich war es nicht absichtlich. Die Ministerin für Bildung und Erziehung hat dem privaten Unternehmer nicht gesagt, überreicht das Kündigungsschreiben in möglichst schmerzvoller Weise. Die Unternehmer hatten sich nicht zusammengesetzt und entschieden: Machen wir dies kurz vor Pessach, und klopfen wir in der Mitte der Nacht an ihre Türen, so wie Stalins Geheimpolizei oder wie die israelischen Soldaten der Spezialeinheiten in Nablus. Keiner hat darüber nachgedacht. Genau das ist das Erschreckende: die totale Gefühllosigkeit. Das wäre vor drei oder vier Jahren noch unmöglich gewesen.

Nach zwei Jahren der Al-Aksa-Intifada sind die Gefühle der israelischen Gesellschaft fast vollkommen abgestumpft. Die schrecklichen Dinge, die täglich geschehen in den besetzten Gebieten, passieren, ohne Erwähnung zu finden. »Absperrungen« und »Ausgangssperren«, die monatelang dauern, Hunger und Durst, Kranke sterben wegen mangelnder medizinischer Behandlung, die Zerstörung von Häusern und das Entwurzeln ganzer Olivenhaine – dies sind offenbar Peanuts, Routineangelegenheiten. Von Scharfschützen in ihren Wohnungen oder auf den Straßen erschossene Männer, Frauen und Kinder? Wen kümmert das schon? Die von einem riesigen Bulldozer zermalmte junge Amerikanerin, als sie versuchte, die Zerstörung eines palästinensischen Hauses zu verhindern? Na und. Sie hat es verdient. Ein Steine werfender palästinensischer Junge von einem Panzer aus erschossen? Drei Zeilen in der Zeitung – vielleicht nicht einmal das.

Die Gefühllosigkeit hat sich aus den besetzten Gebieten nun nach Israel selbst ausgebreitet. Zeitungsfotos zeigen, wie Menschen in Abfallbehältern herumwühlen. Wer kümmert sich schon darum?

Finanzminister Benjamin Netanjahu, der für einen einzigen Vortrag in den USA 50000 Dollar Honorar erhält, hat einen Wirtschaftsplan vorgelegt, der die Ärmsten der Armen schmerzhaft trifft. Er reduziert die monatliche Altersrente auf umgerechnet weniger als 300 Euro, die Kinderbeilage, die Arbeitslosenrente, den Zuschuß für Heimunterbringung zurückgebliebener Kinder und der Alten, auch das Erziehungs- und Gesundheitsbudget.

Revoltiert die Öffentlichkeit? Nein. Die Histadrut (Vereinigte Gewerkschaften), die die stärksten und reichsten Arbeiterkomitees vertritt, droht mit einem Generalstreik. Was noch? Hier und da gibt ein Politiker ein Statement von sich und hofft so, in die Schlagzeilen zu kommen. Hier und da protestiert eine Handvoll Leute, die ein Gewissen haben. Ab und zu schreibt ein Kolumnist einen empörten Artikel. Und das ist es dann. So werden die Armen etwas ärmer und die Reichen etwas reicher. Nichts Neues.

Als Netanjahu selbst nach diesem Plan befragt wurde, hielt er sich an die bewährte Linie: »Es gibt keine Alternative.« Die israelische Wirtschaft geht abwärts. Das ist die Schuld Arafats. Die Intifada hat unsere Wirtschaft zerstört.

Länger als fünf Jahrzehnte erfreute sich die israelische Gesellschaft der angenehmen Illusion, daß es überhaupt keine Verbindung gebe zwischen unserer Politik gegenüber den Arabern und unserer wirtschaftlichen Situation. Das war ein Grundstein unseres nationalen Bewußtseins.

Während meiner zehn Jahre als Knessetabgeordneter hielt ich wenigstens hundert Reden genau über dieses Problem. In Debatten über die Sicherheitspolitik stellte ich Fragen zu den wirtschaftliche Kosten. Jede dieser Reden verursachte wütende und ungeduldige Reaktionen aus allen Teilen des Hohen Hauses. Nur einmal in all den Jahren zog mich ein Stellvertreter des Finanzministers im Flur beiseite und sagte: »Sie sind der einzige, der vernünftig redet.« Das Ignorieren der Kosten des Krieges und der Besatzung hat seltsame Resultate hervorgebracht: Die ärmsten Leute, die Arbeitslosen und die Bewohner der heruntergekommenen, sogenannten Entwicklungsstädte haben immer den Likud gewählt. Bei den letzten Wahlen wählten sie einstimmig Scharon. Sie haben nur zwei Forderungen: die Araber niederzuschlagen und die wirtschaftliche Krise zu beenden. Sie sahen zwischen den beiden keinen Widerspruch und keinen Zusammenhang.

Aber seit einigen Monaten verändert sich etwas im öffentlichen Bewußtsein. Um der Klage, die Wirtschaftspolitik der Regierung hätte die Depression verursacht, entgegenzutreten, mußten die Scharon-Leute zugeben, daß die Intifada die Hauptursache sei, auch wenn die weltweite Krisis noch dazu kommt. Die Intifada hat der Tourismusbranche, einem der wichtigsten Sektoren unserer Wirtschaft, einen schweren Schlag versetzt. Ausländische Investitionen, die wesentlich für das ökonomische Wachstum sind, kamen zum Erliegen. Die riesige Armee, die für den Kampf gegen die Intifada nötig ist, verschlingt – zusammen mit den Siedlern – einen ungeheuren Teil unseres Sozialproduktes.

Einige Leute hoffen, wenn die Depression sich ausweitet, dann werden sich die »schwachen Schichten« (wie die Armen in Israel genannt werden) eines Tages gegen die Scharon- Regierung erheben: Die Massen werden die Straßen füllen und die Regierung stürzen.
 

samhain

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Gedanken zum Krieg

Die Neo-Konservativen um George Bush (siehe auch "Die Vorbereitung eines Angriffskriegs") haben den Krieg großspurig gewonnen. Die Gefahr für den Frieden im Nahen Osten ist damit noch größer geworden, denn die Neo-Kons träumen von einem israelischen Reich unter Kontrolle der extremen Rechten und der Siedler.

Von Uri Avnery, 9. April 2003


Der nächste Krieg

Es ist zeitgemäß, über "den Tag danach" zu reden. Lasst uns über die Nacht danach reden.
Nach den Feindseligkeiten im Irak, wird die Welt mit zwei entscheidenden Tatsachen konfrontiert werden:
Erstens: Die ungeheure Überlegenheit der amerikanischen Waffen kann jedes Volk der Welt schlagen, sei es auch noch so tapfer.
Zweitens: Die kleine Gruppe, die den Krieg angefangen hat - eine Allianz christlicher Fundamentalisten und jüdischer Neo-Konservativer - hat großspurig gewonnen, und von jetzt an wird sie Washington fast grenzenlos kontrollieren.
Diese beiden Fakten zusammengenommen stellen für die Welt, aber besonders für den Nahen Osten, die arabischen Völker und die Zukunft Israels, eine Gefahr dar: Weil diese Allianz der Feind friedlicher Lösungen ist, der Feind der arabischen Regierungen, der Feind des palästinensischen Volkes und besonders der Feind des israelischen Friedenslagers.
Diese Gruppe träumt nicht nur von einem amerikanischen Weltreich im Stil eines römischen, sondern auch von einem israelischen Mini-Empire unter der Kontrolle der extremen Rechten und der Siedler. Sie will die Regierungen aller arabischer Länder verändern. Sie wird ein permanentes Chaos in der Region verursachen, dessen Folgen unmöglich vorauszusehen sind.
Ihre geistige Welt besteht aus einem Gemisch von ideologischem Fanatismus und krassen materiellen Interessen, einem übertriebenen amerikanischen Patriotismus und einem Zionismus vom rechten Flügel.
Das ist ein gefährliches Gemisch In ihr findet man etwas von Ariel Sharons Geist, einem Mann, der immer grandiose Pläne hatte, die Region zu verändern. Es ist ein Gemenge von kreativer Vorstellungskraft, ungezügeltem Chauvinismus und einem primitiven Glauben an brutale Gewalt.

Wer sind die Gewinner?
Es sind die sogenannten Neo-Kons, oder Neo-Konservativen, eine kompakte Gruppe, deren Mitglieder fast alle jüdisch sind. Sie halten einerseits die Schlüsselpositionen der Bush- Administration inne als auch die in den wissenschaftlichen Politikinstituten (think-tanks), die eine bedeutende Rolle beim Formulieren der amerikanischen Politik und der Leitartikelseiten der einflussreichen Zeitungen spielen.
Viele Jahre lang war dies eine Randgruppe, die eine rechte Agenda auf allen Gebieten begünstigte. Sie kämpfte gegen Abtreibung, Homosexualität, Pornographie und Drogen. Als Benjamin Netanjahu in Israel an die Macht kam, boten sie ihm Ratschläge an, wie man gegen die Araber kämpfen kann.
Ihr großer Augenblick kam mit dem Kollaps der Zwillingstürme in New York. Die amerikanische Öffentlichkeit und ihre Politiker waren in einem Zustand des Schocks, völlig orientierungslos, unfähig zu verstehen, dass die Welt sich über Nacht verändert hat. Die Neo-Kons waren die einzige Gruppe, die eine Erklärung und Lösung parat hatte. Nur neun Tage nach dem Attentat veröffentlichte William Kristol (der Sohn des Gruppengründers Irving Kristol) einen offenen Brief an Präsident Bush, in dem er erklärte, dass es nicht genug wäre, das Netzwerk Osama Bin Ladens zu zerstören, sondern dass es auch notwendig sei, „Saddam Hussein zu stürzen" und gegenüber Syrien und dem Iran wegen der Unterstützung der Hisbollah Vergeltung zu üben.

Im folgenden eine kurze Aufzählung der Hauptcharaktere. Der offene Brief wurde im Weekly Standard veröffentlicht, die von Kristol mit dem Geld des ultra-rechten Pressemoguls Rupert Murdoch gegründet wurde, der 10 Millionen Dollar dafür gab. Der Brief war von 41 führenden Neo- Kons unterzeichnet, einschließlich Norman Podhoretz, einem jüdischen früheren Linken, der eine extrem rechte Ikone wurde und der Herausgeber des renommierten Commentary Magazins ist. Unterschrieben wurde er auch von seiner Frau Midge Decter, ebenfalls Schriftstellerin, von Frank Gaffney vom Zentrum für Sicherheits-Studien, Robert Kagan vomWeekly Standard, Charles Krauthammer von der Washington Post und natürlich von Richard Perle.

Perle ist eine zentrale Figur in diesem Spiel. Bis vor kurzem war er der Vorsitzende des Rates der Verteidigungspolitik im Verteidigungsministerium, zu dem auch Eliot Cohen und Devon Cross gehören. Perle ist einer der Direktoren der Jerusalem Post, die nun extremen Zionisten vom rechten Flügel gehört. In der Vergangenheit war er ein Berater von Senator Henry Jackson, der den Kampf gegen die Sowjetunion in bezug auf die Juden führte, die die SU verlassen wollten. Er ist ein führendes Mitglied des einflussreichen, rechten American-Enterprise-Instituts. Kürzlich war er gezwungen, seine Position als Vorsitzender des Verteidigungsrates aufzugeben; es war bekannt geworden, dass eine private Aktiengesellschaft ihm fast eine Million Dollar versprochen hatte, wenn er seinen Einfluss in der Verwaltung geltend machen würde.
Der offene Brief aus dem Weekly Standard markierte tatsächlich den Beginn des Irakkrieges. Er war von der Bush-Administration begierig aufgenommen worden. Ihre Mitglieder – der oben genannten Gruppe angehörend – waren schon fest in einigen ihrer leitenden Posten etabliert. Paul Wolfowitz, der Vater des Krieges, ist die Nummer Zwei im Verteidigungsministerium, wo ein anderer Freund von Perle, Douglas Feith, den Pentagon-Planungsrat leitet. John Bolton ist Unterstaatssekretär im Außenministerium. Eliot Abrams, im Nationalsicherheitsrat für den Nahen Osten verantwortlich, war in den Iran-Contra-Israel-Skandal verwickelt. Der Hauptheld des Skandals, Oliver North, sitzt im Jüdischen Institut für Nationale Sicherheitsangelegenheiten zusammen mit Michael Ledeen, dem zweiten Helden dieses Skandals. Er befürwortet nicht nur einen totalen Krieg gegen den Irak, sondern auch gegen Israels andere Feinde, den Iran, Syrien, Saudi Arabien und die Palästinensische Behörde. Dov Zakheim ist Rechnungsprüfer im Verteidigungsministerium.
Die meisten dieser Leute sind zusammen mit dem Vizepräsident Dick Cheney und dem Verteidigungsminister Donald Rumsfeld mit dem „Projekt des Neuen Amerikanischen Jahrhunderts" verbunden, das 2002 ein Weißbuch mit dem Ziel herausgab, „diesen ‚amerikanischen Frieden' zu erhalten und zu erweitern" – was soviel wie amerikanische Weltvorherrschaft bedeutet.
Meyrav Wurmser (Meyrav ist ein schicker, neuer, israelischer Vorname) ist Direktorin des Zentrums für Nahostpolitik am Hudson-Institut. Auch sie schreibt für die Jerusalem Post. Sie ist Mitbegründerin des Nahost-Medien-Forschungsinstituts (MEMRI), das nach dem Londoner Guardian mit dem israelischen Militärgeheimdienst verbunden ist. MEMRI versorgt die Medien und Politiker mit höchst ausgewählten Zitaten aus extremen arabischen Publikationen. Meyravs Gatte, Davis Wurmser, ist an Perles Amerikanischem Enterprise-Institut und leitet dort die Nahost-Studien. Erwähnt werden sollte auch das Washington Institut für Nahost-Politik von unserm alten Bekannten Dennis Ross, der jahrelang mit dem „Friedensprozess" im Nahen Osten beauftragt war.
In allen bedeutenden Zeitungen gibt es Leute, die der Gruppe nahe stehen, wie zum Beispiel William Safire bei der New York Times (er ist ein Mann, der von Sharon hypnotisiert ist) und Charles Krauthammer bei der Washington Post. Ein anderer Freund von Perle ist Robert Bartley, Herausgeber des Wall Street Journal.
Wenn die Reden von Bush und Cheney oft so klingen, als kämen sie von den Lippen Sharons, mag einer der Gründe der sein, dass ihre Ghostwriter Joseph Shattan, Matthew Scully und John McConnell Neo-Kons sind - so wie Cheneys Stabschef Lewis Libby.
Der gewaltige Einfluss dieser weitgehend jüdischen Gruppe geht zurück auf ihre enge Verbindung mit den extrem rechten, christlichen Fundamentalisten, die heute Bushs republikanische Partei kontrollieren. Die Gründungsväter waren Jerry Falwell von der Moral Majority, die einmal von Menachem Begin einen Jet als Geschenk erhielt, und Pat Robertson von der Christlichen Koalition und dem Christlichen Radionetzwerk, das die „Christliche Botschaft" (Christian Embassy) von J.W. van der Hoeven in Jerusalem mit finanzieren half. Es ist eine Gruppe, die die Siedler und deren Verbündete vom rechten Flügel unterstützt.
Gemeinsam ist beiden Gruppen das Festhalten an der fanatischen Ideologie der extremen Rechten in Israel. Sie sehen den Irakkrieg als einen Kampf der „Kinder des Lichtes" (Amerika und Israel) gegen die „Kinder der Finsternis" (Araber und Muslime).
Nebenbei, diese Fakten sind alles andere als geheim. Sie sind vor kurzem in Dutzenden von Artikeln sowohl in amerikanischen als auch in Weltmedien veröffentlicht worden. Die Mitglieder der Gruppe sind stolz darauf.

Der Zionistengeneral
Der Mann, der diesen Sieg im Irak symbolisiert, ist General Jay Garner, der gerade zum Chef der zivilen Verwaltung im Irak ernannt worden ist. Er ist kein anonymer General, der zufällig herausgepickt wurde. Garner ist der ideologische Partner von Wolfowitz und den Neo-Kons.
Vor zwei Jahren unterzeichnete er mit 26 anderen Offizieren eine Petition, die vom jüdischen Institut für Nationale Sicherheitsangelegenheiten organisiert wurde. Sie lobte die israelische Armee für ihre „bemerkenswerte Zurückhaltung angesichts der tödlichen Gewalt, die von Seiten der palästinensischen Führung ausgeübt wurde", was für die israelischen Friedenskräfte sicher neu war. Der General stellte auch fest, dass „ein starkes Israel ein Aktivposten ist, auf den sich amerikanische Militärplaner und politische Führer verlassen können."
Während des 1. Golfkrieges pries General Garner die Leistung der Patriot-Raketen, die elendiglich daneben gingen. Nachdem er 1997 die Armee verlassen hatte, wurde er – keineswegs überraschend – Militärlieferant, spezialisiert auf Missiles. Es wurde behauptet, dass er nicht konkurrierende Pentagon-Verträge erhalten hat. In diesem Jahr erhielt er einen Verteidigungsvertrag über 1,5 Milliarden Dollar, ebenso einen Vertrag, Patriot-Systeme in Israel zu bauen.
Deshalb kann es für diesen Job keinen besseren Kandidaten für die zivile Verwaltung im Irak geben, besonders zu einer Zeit, wenn Verträge über Milliarden von Dollar für den Wiederaufbau zur Verfügung gestellt werden müssen, die mit irakischem Öl bezahlt werden.

Eine neue Balfour-Erklärung
Die Ideologie dieser Gruppe, die zum einen nach einem amerikanischen Weltempire als auch nach einem Groß-Israel schreit, erinnert an vergangene Zeiten. Die Balfour-Erklärung von 1917, die den Juden eine Heimstätte in Palästina versprach, hat ein Elternpaar. Die Mutter war der christliche Zionismus ( unter dessen Anhängern waren berühmte Staatsmänner wie Lord Palmerston und Lord Shaftesbury, lange vor der Gründung der jüdisch-zionistischen Bewegung). Der Vater war der britische Imperialismus. Die zionistische Idee erlaubte es den Briten, ihre französischen Konkurrenten zu verdrängen und Palästina in Besitz zu nehmen, was insofern nötig war, um den Suez-Kanal und den kürzeren Seeweg nach Indien abzusichern.
Nun geschieht das Gleiche noch einmal. Im vergangenen Jahr organisierte Richard Perle ein Symposium, in dem ein Redner einen Krieg sowohl gegen den Irak vorschlug, als auch gegen Saudi-Arabien und Ägypten, um das Öl-Kernland der Welt zu sichern. Der Irak sei nur der Angelpunkt, erklärte er. Eine der Rechtfertigungen für diesen Plan sei die Notwendigkeit, Israel zu verteidigen.

Unser Leben aufs Spiel setzen?
Scheinbar ist dies alles gut für Israel. Amerika kontrolliert die Welt, wir kontrollieren Amerika. Niemals zuvor hatten die Juden einen solch ungeheuerlichen Einfluss auf das Zentrum der Weltmacht ausgeübt.
Diese Tendenz macht mich unruhig. Wir sind wie ein Spieler, der all sein Geld und seine Zukunft auf ein Pferd setzt. Ein gutes Pferd, ein Pferd ohne augenblicklichen Konkurrenten, aber eben nur ein Pferd.
Die Neo-Kons werden eine lange Zeit chaotische Verhältnisse in der arabisch muslimischen Welt verursachen. Der irakische Krieg hat schon gezeigt, dass ihr Verständnis für arabische Realitäten unzuverlässig ist. Ihre politische Wahrnehmung hat den Test nicht bestanden; nur brutale Gewalt hat ihr Unterfangen gerettet.
Eines Tages werden die Amerikaner heimgehen. Wir aber müssen hier bleiben. Wir müssen mit den arabischen Völkern zusammenleben. Chaos in der arabischen Welt gefährdet unsere Zukunft.
Wolfowitz & Co mögen von einem demokratischen, liberalen, zionistischen, Amerika bewundernden Nahen Osten träumen – aber das Ergebnis ihrer Abenteuer kann sich leicht in eine fanatische und fundamentalistische Region wandeln, die unsere nackte Existenz bedroht.
Die Partnerschaft der Neo-Kons mit den christlichen Fundamentalisten kann in Washington Gegenkräfte hervorbringen. Und wenn Bush bei den nächsten Wahlen besiegt wird wie sein Vater nach seinem Sieg im 1. Golfkrieg, dann wird die ganze Bande hinausgeworfen.

Die Bibel erzählt uns auch von den Königen von Judäa, die sich auf die damalige Weltmacht Ägypten stützten. Sie schätzten den Aufstieg der Mächte im Osten, Assyrien und Babylon, nicht richtig ein. Ein assyrischer General sprach zum König von Juda: „Siehe da! Verlässt du dich auf diesen zerbrochenen Rohrstab, auf Ägypten, der jedem, der sich darauf stützt, in die Hand dringen und sie durchbohren wird?" (2. Kön.18,21).
Bush und seine Bande von Neo-Kons ist nicht wie ein zerbrochener Rohrstab. Weit entfernt davon, er ist im Augenblick ein sehr starker Rohrstab. Aber sollen wir unsere ganze Zukunft darauf bauen?


zum Autor / zur Autorin:
Uri Avnery ist Gründer der Bewegung Gush Shalom. Der Publizist und langjährige Knesset-Abgeordnete Avnery, 1923 in Beckum geboren und 1933 nach Palästina ausgewandert, gehört seit Jahrzehnten zu den profiliertesten Gestalten der israelischen Politik. Er ist durch seine kämpferisch-kritische Begleitung der offiziellen israelischen Regierungspolitik weit über die Grenzen seines Landes hinaus bekannt geworden. Für sein Engagement für den Frieden im Nahen Osten sind ihm zahlreiche Auszeichnungen zuerkannt worden, unter anderen der Erich- Maria-Remarque-Friedenspreis der Stadt Osnabrück (1995), der Aachener Friedenspreis (1997), der Bruno Kreisky Preis für Verdienste um die Menschenrechte (1997) sowie der Alternative Nobelpreis (2001).
 

samhain

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Der üble Wall

von Uri Avnery

Den Bruchteil einer Sekunde lang war ich von panischer Angst erfüllt. Das schreckliche Monster, das auf mich zukam, war kaum mehr als fünf Meter von mir entfernt und bewegte sich auf mich zu, als ob ich nicht da wäre. Der riesige Bulldozer schob einen großen Haufen Erde und Geröll vor sich her. Der Fahrer, zwei Meter über mir, schien ein Teil dieser Maschine zu sein. Es war klar, nichts würde ihn aufhalten. Ich sprang im letzten Augenblick zur Seite. Vor ein paar Wochen war die amerikanische Friedensaktivistin Rachel Corrie in einer ähnlichen Situation; sie erwartete, dass der Fahrer anhält. Er tat es nicht, und sie wurde zu Tode zermalmt. Bei dieser Gelegenheit kam ich nicht zum Demonstrieren (wir werden dies heute tun), sondern um mich umzusehen. Im Olivenhain, ein paar Meter entfernt von den Zelten, die von den Dorfbewohnern von Mas'ha zusammen mit israelischen und internationalen Friedensaktivisten aufgebaut waren, bereiteten drei Ungeheuer den Boden für die "Trennungsmauer" vor. Staubwolken wirbelten auf und ohrenbetäubender Lärm umgab uns, sodass wir kaum mit einander reden konnten. Sie arbeiteten jeden Tag, sogar über Pessach, zwölf Stunden am Tag ohne Unterbrechung.

Die ganze israelische Öffentlichkeit ist für die "Trennungsmauer". Sie weiß gar nicht, was sie da unterstützt. Man muss an Ort und Stelle kommen, um all die Folgen dieses Projektes zu verstehen. Zunächst muss unzweideutig gesagt werden: Diese Mauer hat nichts mit Sicherheit zu tun. Es wird der israelischen Öffentlichkeit als "Sicherheitszaun" verkauft. Die Armee nennt es ein "Hindernis". Die Öffentlichkeit, die sich natürlich nach Sicherheit sehnt, nimmt dies für bare Münze. Endlich wird etwas getan! Und tatsächlich sieht die Sache ganz einfach aus. Selbst die einfachste Person kann dies begreifen. Es sieht fast selbstverständlich aus: ein Palästinenser, der sich in Israel in die Luft jagen will, muss zuerst die 1967er-Grenze, die sog. Grüne Linie, überqueren. Wenn eine Mauer oder ein Zaun entlang der Grünen Linie gebaut wird, wird der Terrorist nicht in der Lage sein, zu kommen. Keine Angriffe mehr, keine Selbstmordattentäter. Aber die Logik sagt, wenn dies wirklich ein Sicherheitswall sein soll, dann wäre er direkt entlang der Grünen Linie gebaut worden. Alle Israelis (außer den Siedlern) würden dann auf der einen Seite (der westlichen) sein und alle Palästinenser auf der anderen. Die Linie sollte so gerade wie möglich und so kurz wie möglich sein; denn sie muss inspiziert, patrouilliert und verteidigt werden. Je kürzer sie ist, desto einfacher und billiger wird sie zu verteidigen sein. Das wäre die Logik der Sicherheit. Aber in Wirklichkeit ist der Wall, von kleinen Abschnitten abgesehen, nicht auf der Grünen Linie gebaut, auch nicht in gerader Linie. Im Gegenteil, er mäandriert wie ein Fluss, dreht und windet sich, nähert sich der Grünen Linie und entfernt sich von ihr. Das ist kein Zufall. Das Flussbett wird von der Natur diktiert. Das Wasser gehorcht den Gesetzen der Schwerkraft. Aber der Plan für den Wall berücksichtigt die Natur nicht. Die Bulldozer sind der Natur gegenüber gleichgültig; unbarmherzig durchschneiden sie sie. Was bestimmt diesen Plan? Wenn man neben dem Wall steht, wird die Antwort deutlich sichtbar. Die einzige Erwägung, die seinen Verlauf bestimmt, sind die Siedlungen. Der Wall windet sich wie eine Schlange nach einem einfachen Prinzip: Die meisten Siedlungen müssen auf der westlichen Seite des Walles liegen, um eines Tages Israel angeschlossen zu werden. Als ich auf einem Hügel stand, der vom Wall überquert werden soll, und in westlicher Richtung sah, erblickte ich unten Elkana, eine große jüdische Siedlung. Auf der östlichen Seite - nur ein paar Dutzend Meter entfernt - liegt das palästinensische Dorf Mas'ha. Das Dorf selbst steht auf der östlichen Seite, aber fast all seine Ländereien liegen auf der westlichen Seite. Der Wall wird das Dorf also von 98% seines Landes abschneiden, von Olivenhainen und Feldern, die sich bis zur Grünen Linie - etwa 7 km - bis nahe Kafr Kassem erstrecken.

Mas'ha ist ein großes Dorf, wie das Nachbardorf Bidia, wo Tausende von Israelis an jedem Samstag zum Einkaufen kamen. Auch Mas'ha war einst ein blühendes Dorf. Es hat eine große Industriezone, die nun vollkommen verlassen ist.

Man kann das Dorf nur zu Fuß auf einem steilen Pfad erreichen. Zu Beginn der Intifada blockierte die israelische Armee die Hauptstraße mit zwei Haufen von Erde und Felsen. Kein Fahrzeug kann passieren. "Zuerst zerstörten sie unsern Lebensunterhalt," sagt Anwar Amar, der Dorfälteste, bitter; "Jetzt kommen sie wieder und nehmen uns unser Land."

Tatsächlich schwebt der faule Geruch des "Transfer" über dem Wall. Seine Lage lässt ganze palästinensische Dörfer auf der westlichen Seite - gefangen zwischen dem Wall und der Grünen Linie. Die Bewohner können sich nicht bewegen, um Lebensunterhalt zu finden und können kaum noch atmen. Andere Dörfer, wie Mas'ha, werden auf der östlichen Seite des Walles bleiben, aber ihr Land, von dem sie lebten, wird auf der westlichen Seite sein. Es gibt Orte wie die Stadt Kalkilia, die wird fast vollständig von einer Wallschlinge umgeben, die nur eine kleine Öffnung zur Westbank hin offen lässt. Eine der Absichten des Walles ist zweifellos, das Leben der Einwohner zur Hölle zu machen, um sie nach und nach dahin zu bringen, wegzugehen. Es ist eine Art "schleichender Transfer".

Wie der schreckliche Bulldozer, der Erde und Felsen vor sich herschiebt, so schiebt die Besatzung die palästinensische Bevölkerung immer weiter nach Osten, also hinaus.

Historiker können dies als einen kontinuierlichen Prozess erkennen, der vor 120 Jahren begann und der nicht einen Augenblick aufgehört hat. Es begann mit der Vertreibung der Fellachen vom Land, das von abwesenden Landbesitzern verkauft wurde, und setzte sich in der Nakba 1948 fort; die massive Landenteignung der Araber in Israel nach dem Krieg; die Vertreibungen während des 1967er-Krieges; die schleichende Räumung durch den Siedlungs- und Umgehungsstraßenbau während der Besatzungsjahre; und nun die Vertreibung durch den Wall. Die hebräischen Bulldozer rollen vorwärts. Es ist kein Zufall, dass Ariel Sharon den Spitznamen "Der Bulldozer" hat. Der Wall von Mas'ha und Kalkilia, der sich bis in die Gilboa-Berge fortsetzt, ist nicht der einzige. Östlich davon ist schon ein zweiter in Planung. Er wird Ariel und die Kadumim-Siedlungen umgeben und 20 km in das palästinensische Land vordringen und damit fast die Mittelachse der Westbank, die Ramallah-Nablus-Straße, erreichen.

Selbst dies ist jedoch noch nicht das ganze Bild. Sharon plant den "Östlichen Wall", der die Westbank vom Jordantal abschneidet. Wenn dies vollendet ist, wird die ganze Westbank zu einer Insel werden, die nur von israelischem Land umgeben ist, von allen Seiten abgeschnitten. Auch die südliche Westbank (Hebron und Bethlehem) wird von der nördlichen Westbank ( Ramallah, Nablus, Jenin), die auch in verschiedene Enklaven aufgeteilt wird, abgeschnitten. Diese Karte erinnert sehr an die Karte von Südafrika zur Apartheidzeit. Die rassistische Regierung schuf mehrere schwarze "Homelands", auch "Bantustans" genannt, angeblich selbstverwaltete Gebiete, deren schwarze Führer von der weißen Regierung bestimmt wurden. Jedes Bantustan war vollkommen vom Gebiet des rassistischen Staates umgeben, abgeschnitten vom Rest der Welt. Genau dies ist es, was Sharon im Sinne hat, wenn er über einen "palästinensischen Staat" spricht. Er wird aus mehreren Enklaven bestehen, umgeben vom israelischen Gebiet, ohne eine Außengrenze mit Jordanien oder Ägypten. Sharon hat daran seit Jahrzehnten gearbeitet, Dutzende von Siedlungen gemäß dieser Karte errichtet.

Der Wall wird diesem Zweck dienen. Er hat nichts mit Sicherheit zu tun, er wird gewiss keinen Frieden bringen. Er wird nur noch mehr Hass und Blutvergießen erzeugen. Die bloße Idee, dass ein Hindernis aus Zement oder Stacheldraht den Hass beenden wird, ist lächerlich.

Die Arbeit der Bulldozer geht weiter - vom frühen Morgen bis in den späten Abend. Sharon redet über den "Fahrplan"(Road Map) und schafft unterdessen neue Fakten auf dem Boden.

Aber dieser Wall hat noch eine tiefere Bedeutung. Es ist kein Zufall, dass er so ungeheuer populär in Israel ist, von Sharon bis Mitzna und Beilin: Er befriedigt eine innere Notwendigkeit. In seinem Buch "Der Judenstaat", dem Gründungsdokument des Zionismus, schrieb Theodor Herzl (1896) folgende Sätze: "Für Europa würden wir dort (in Palästina) ein Stück des Walles gegen Asien bilden. Wir würden den Vorpostendienst der Kultur gegen die Barbarei besorgen". Diese Idee, dass wir der Vorposten Europas sind und einen hohen Wall zwischen uns und asiatischer Barbarei - dh. den Arabern - benötigen, ist so in die ursprüngliche Vision eingebettet. Vielleicht hat es sogar noch tiefere Wurzeln. Als die Juden begannen, in Ghettos zu wohnen - bevor dies von außen bestimmt wurde - umgaben sie sich mit einer Mauer, um sich von der feindlichen Umwelt abzuschotten. Mauer und Trennung - als Garantie für Sicherheit - sind tief in das jüdisch kollektive Unterbewusstsein eingeprägt.

Aber wir als neue hebräische Gesellschaft in diesem Land wollen nicht in einem neuen jüdischen Ghetto leben. Wir suchen nicht Trennung, sondern das Gegenteil - Offenheit gegenüber der Region. Nicht "eine Villa im Dschungel" wie Ehud Barak es nannte, nicht einen europäischen Vorposten gegen asiatische Barbarei, wie Herzl es gesehen hat, sondern eine offene Gesellschaft, die in Frieden lebt und in Partnerschaft mit den Nationen der Region gedeiht.

Dieser üble Wall ist nicht nur ein Instrument, um Palästinenser zu enteignen, nicht nur ein Terrorinstrument als Verteidigung gegen Terrorismus getarnt, nicht nur ein Instrument der Siedler, als Sicherheitsmaßnahme vorgetäuscht. Es ist vor allem ein Hindernis für Israel, ein Wall, der unsern Weg in eine Zukunft des Friedens, der Sicherheit und des Wohlstands blockiert.
 

Oxigen

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Man hat mich zwar einen Antisemiten genannt, weil ich die elitären Elemente im Talmud als einen der Gründe betrachte, warum der likud-block seine menschenverachtende Politik betreibt, trotzdem hoffe ich, dass du meinen Glückwunsch annimmst. Dies war ein sehr informativer Artikel. Leute, die die politische Lage auf diese Weise betrachten, haben meine volle Unterstützung.
 

fumarat

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Europäische Juden fordern Sanktionen gegen Israel

In Brüssel trafen sich 17 Organisationen, die von der EU eine aktive Friedenspolitik für den Nahen Osten verlangen....

http://www.gea.de/detail/38997


grüße fumarat
 

Nabelschnur

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@samhain: Deine Weltanschaung ist auch nur Schwarzmalerei, oder? An dem Tag, an dem Amerika/Amerikafreunde mal was richtig machen, bzw. du das auch einsiehst, anstatt das Forum hier tagtäglich mit neuen "Skandalberichten" und Hassparolen zu überschwemmen, trete ich wieder der Kirche bei. Versprochen!

Wie ist das bei dir? Amerika und Co: Böse! Alle anderen: Gut!

Du informierst dich wirklich ziemlich einseitig. Ich meine wie war das als die Russen Afghanistan invasiert haben, oder Russland in Tschetschenien. Bist du da auch auf die Strasse gegangen, und hast demonstriert? Oder regst du dich nur auf, wenns um Amerika geht???

Oder bist du auch nur so ein kleiner Modedemonstrant?
 

Lazarus

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@Nabelschnur

wenn du jemanden unbedingt persönlich kritisieren möchtest, dann mache das bitte per PM! Das Thema ist: Israelis äußern sich kritisch zur Politik in ihrem Land - und nicht: Nabelschnur übt Kritik an Usern!
 

fumarat

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@Lazarus, das hättest du jetzt aber auch per PN klären können. :wink:

Ups :oops: , ich das jetzt auch. :roll:
 

samhain

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@nabelschnur

>>Du informierst dich wirklich ziemlich einseitig. Ich meine wie war das als die Russen Afghanistan invasiert haben, oder Russland in Tschetschenien. Bist du da auch auf die Strasse gegangen, und hast demonstriert? Oder regst du dich nur auf, wenns um Amerika geht???<<

hör mal zu mein kleiner, leider etwas blinder "freund":

wenn du meine beiträge etwas genauer verfolgen würdest, dann wäre dir aufgefallen, das ich mich auch zu tschetschenien und den russen schon mehr als kritisch geäußert habe.

wenn du meine beiträge als "Skandalberichte" und Hassparolen empfindest, steht es dir frei, sie zu übergehen.

>>Du informierst dich wirklich ziemlich einseitig.<<

das gefühl habe ich eher, wenn ich deine beiträge so lese...also fass dir erstmal an die eigene nase.
 

Nabelschnur

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Der springende Punkt ist doch der, dass ein Friede im nahen Osten nur mit Hilfe der USA gelingen kann, weil sie die einzige Macht auf der Welt ist, die genügend Einfluss hat, um effektiv zu wirken.
Ich meine jetzt nicht unbedingt Bush etc., sondern eher die USA als Macht (versteht ihr was ich meine?)

Wobei ich aber denke, dass die "Roadmap", wie es so schön heißt, ein Schubs in die richtige Richtung ist.

Ich denke der Hund liegt größtneteils bei den fanatischen Terrorislamisten begraben, wobei ich aber auch Sharons provokanten Siedlungbau kritisieren möchte. Aber leider ist der Terror, wie Riad und Casblanca ja traurigerweise gezeigt haben, schwerer zu bekämpfen ist, als angenommen.
 

Oxigen

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...dass ein Friede im nahen Osten nur mit Hilfe der USA gelingen kann, weil sie die einzige Macht auf der Welt ist, die genügend Einfluss hat, um effektiv zu wirken.
Gibt dir das nicht zu denken?

Ich meine jetzt nicht unbedingt Bush etc., sondern eher die USA als Macht (versteht ihr was ich meine?)
Ehrich gesagt: Nein. Bush und seine Illu-Freunde haben mehr Macht denn je. Sie haben eben erst ein neues Ministerium für innere Sicherheit gebildet. Amerika hat sich in 2 Jahren zum totalitären Polizeistaat entwickelt. Wahlbetrug wird nicht mehr geahndet. Der Rechtsstaat ist handlungsunfähig angesichts der Einflussnahme des CIA und der Medien.
Bushs Hintermänner repräsentieren die neokonservative zionistische Lobby und das Gesetz des Stärkeren. Moralische Argumente haben Null Priorität, zumal man jede Aktion publizistisch schönfärben kann.

Aber leider ist der Terror, wie Riad und Casblanca ja traurigerweise gezeigt haben, schwerer zu bekämpfen ist, als angenommen.
Die amerikanischen Medien nennen alles Terror, was ihnen nicht in den Kram passt. Haben wir die zivilen Opfer im Irakkrieg schon gezählt? Darf man die überhautp zählen? Sprechen die Medien vom amerikanischen Terror? Dagegen sind die 40 Toten in Casablanca geradezu unbedeutend.

Und damit komme ich auf das Thema des Thread zurück: Samhain scheint einfach besser informiert zu sein. Alles was er sagt oder zitiert, deckt sich mit meinen Infos. Die USA in diesem Kontext in Schutz zu nehmen zeugt entweder von Naivität oder von Kollaberation.
 

Fantom

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Oxigen schrieb:
Aber leider ist der Terror, wie Riad und Casblanca ja traurigerweise gezeigt haben, schwerer zu bekämpfen ist, als angenommen.
Die amerikanischen Medien nennen alles Terror, was ihnen nicht in den Kram passt. Haben wir die zivilen Opfer im Irakkrieg schon gezählt? Darf man die überhautp zählen? Sprechen die Medien vom amerikanischen Terror? Dagegen sind die 40 Toten in Casablanca geradezu unbedeutend.

ich stimme dir in diesem punkt zwar im prinzip zu, aber ich finde man begibt sich moralisch auf sehr dünnes eis, wenn man anfängt tote gegeneinander aufzurechnen.
im übrigen würde auch ich es als terror bezeichnen, wenn man restaurants oder botschaften (egal welchen landes) sprengt. da gibt es keinen großen unterschied, ob der sprengsatz von oben oder von der straße aus kommt.
 

samhain

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Die beste Show

von Uri Avnery

Gush Shalom / ZNet 21.06.2003



Der talentierteste Direktor hätte es nicht besser tun können. Es war eine perfekte Show. Die Fernsehzuschauer in aller Welt sahen auf ihren Bildschirmen heldenhafte Soldaten, wie sie mit fanatischen Siedlern kämpften. In Nahaufnahmen: vor Leidenschaft verzerrte Gesichter, ein Soldat lag auf einer Tragbahre, eine junge Frau schrie verzweifelt, Kinder weinten, junge Leute stürmten wütend vorwärts, eine Menge Leute kämpften miteinander. Es war eine Schlacht, in der es um Leben und Tod ging. Zweifellos, Ariel Sharon kämpft einen heroischen Kampf gegen die Siedler, um sein Versprechen zu halten, "nicht genehmigte", sogar "bewohnte" Siedlungsaußenposten zu entfernen. Der alte Krieger trotzt wieder - ohne zurückzuschrecken - einem entschlossenen Feind.

Selbstverständlich folgert man in Israel und in aller Welt daraus: wenn solch eine tumultartige Auseinandersetzung wegen eines winzigen Außenpostens, der von kaum einem Dutzend Leuten bewohnt ist, stattfindet, wie kann man dann von Sharon erwarten, dass er neunzig Außenposten entfernt, wie in der Road Map (Friedens-Fahrplan von Akaba) versprochen wird. Wenn die Dinge so liegen, wenn es nur um ein paar Zelte und ein kleines Haus aus Stein geht, wie kann man dann davon träumen, eine richtige Siedlung zu evakuieren, in der Dutzende, Hunderte oder gar tausend Familien leben?

Dies muss George Bush und seine Leute sehr beeindruckt haben. Unglücklicherweise hat mich dies gar nicht beeindruckt - ich musste lachen. In den letzten Jahren war ich Zeuge von Dutzenden von Konfrontationen mit Soldaten. Ich weiß, wie diese sich wirklich abspielen. Die israelische Armee hat in den besetzten Gebieten schon Tausende von palästinensischen Häusern zerstört. Das geht folgendermaßen vor sich: früh am Morgen umstellen Hunderte von Soldaten das Land. Hinter ihnen kommen die Panzer und Bulldozer. Dann beginnt die Aktion. Wenn die Einwohner aus Verzweiflung Widerstand leisten, schlagen die Soldaten mit Knüppeln, werfen Tränengasgranaten, schießen mit Gummi ummantelten Metallkugeln, und wenn der Widerstand noch größer ist, wird auch scharf geschossen. Alte Leute werden auf den Boden geworfen, Frauen weggezerrt, junge Leute mit Handschellen gefesselt und gegen eine Wand gestoßen. Nach ein paar Minuten ist alles vorbei. Gut, so behandelt man Araber - aber das werden sie doch Juden gegenüber nicht tun, sagt man. Stimmt nicht. Natürlich tun sie das auch gegenüber Juden. Das hängt davon ab, wer die Juden sind. Ich z.B. bin Jude. Ich bin inzwischen fünf mal mit Tränengas angegriffen worden. Einmal war es ein spezielles Gas - ein paar Augenblicke lang fürchtete ich, wirklich zu ersticken. Während einer der Blockaden von Ramallah beschlossen wir, Nahrungsmittel in die belagerte Stadt zu bringen. Wir waren ein paar tausend israelische Friedensaktivisten, Juden und Araber. Am A-Ram-Checkpoint, nördlich von Jerusalem, stoppte uns eine Reihe Polizisten und Soldaten. Beschimpfungen von beiden Seiten wurde laut und viel Geschrei. Plötzlich wurden wir mit Tränengas überschüttet. Tausende rannten hustend und würgend in Panik auseinander, einige wurden überrannt und getreten, einer aus unserer Gruppe, ein 82 jähriger Jude aus einem Kibbuz, wurde verletzt. Ich habe Demonstrationen miterlebt, in denen auf israelische Bürger - im allgemeinen Araber - mit Gummigeschossen geschossen wurde. Einmal war ich in einem Klassenzimmer in Um-al- Fahem in Israel - es war voller Tränengas.

Wenn die Armee wirklich schnell und wirksam Mitzpe-Yitzhar evakuieren wollte, hätte sie Tränengas benutzt.. Die ganze Sache wäre in wenigen Minuten vorbei gewesen. Aber dann hätte es keine dramatischen Bilder im Fernsehen gegeben, und George W. hätte seinen Freund Arik gefragt: "He, warum machst du nicht innerhalb einer Woche Schluss mit den Siedlungen?" In andern Worten: dies war eine gut produzierte Show fürs Fernsehen. Ein paar Tage vorher trafen sich die Verantwortlichen der Siedler mit Ariel Sharon. Als sie herauskamen und sich Kameras gegenüber sahen, stießen sie Drohungen aus, aber wer diese Leute kennt und in ihre Gesichter auf dem Fernsehschirm schaute, konnte erkennen, dass keine starken Gefühle dahinter steckten. Natürlich riefen die "Yesha*-Rabbis", eine Gruppe bärtiger politischer Funktionäre, die Soldaten auf, den Befehlen nicht zu gehorchen und baten den HERRN und Messias, ihnen zu Hilfe zu kommen - aber selbst hier fehlte wirkliche Leidenschaft.

Warum? Weil alle wussten, dass alles mit Zustimmung im voraus geplant war. Die militärischen Führer und die der Siedler sind seit langem Kameraden und Partner. Sie saßen zusammen und berieten, was geschehen solle - und was noch wichtiger ist - was nicht geschehen dürfe: kein plötzlicher Angriff, keine Bemühung, um Tausende junger Leute daran zu hindern, vorher den Ort zu erreichen, keine Anwendung von Stöcken, Tränengas, Gummigeschossen oder anderer Mittel außer den bloßen Händen. Die Soldaten würden nicht mit Schutzhelmen oder -schilden ausgerüstet sein. Die Siedler würden schreien und stoßen, würden die Soldaten aber nicht ernsthaft angreifen. Die ganze Show würde weniger gewalttätig sein als eine normale Balgerei mit britischen Fußball-Hooligans, würde aber im Fernsehen wie ein verzweifelter Kampf zwischen titanischen Kräften aussehen.

Ariel Sharon hat einige Erfahrung mit solcherlei Dingen. Vor etwa 12 Jahren leitete er eine ähnliche Show, als ihm nach dem Friedensvertrag mit Ägypten vom Ministerpräsidenten Menahem Begin befohlen wurde, die Stadt Yamit auf der nördlichen Sinaihalbinsel zu evakuieren. Zu jener Zeit war Sharon Verteidigungsminister. Und wer war wohl einer der Führer des dramatischen Widerstands? Tsachi Hanegbi, der jetzige Minister, der für die Polizei verantwortlich ist. Alle Bereiche des Establishments wirkten in dieser großen Show zusammen. Die Medien widmeten dieser "Schlacht" viele Stunden. Dutzende Siedler wurden in die Studios eingeladen und redeten endlos - während, so wie ich es sah, keine einzige Person, die dem aktiven Friedenslager angehört, ans Mikrophon gerufen wurde. Sogar die Gerichte taten ihre Pflicht: die Handvoll Siedler, die wegen gewalttätigen Widerstandes verhaftet wurden, wurden nach einem oder zwei Tagen Gefängnis wieder nach Hause entlassen. Die Gerichte, die niemals irgend eine Gnade gegenüber Arabern zeigen, behandelten die fanatischen Siedler wie verirrte Söhne.

Die ganze Komödie wäre lustig gewesen, wenn es nicht ein sehr ernstes Problem beträfe. Solch ein "Außenposten" sieht wie ein harmloser Haufen von Wohnwagen auf der Kuppe eines gottverlassenen Hügels aus - aber es ist weit entfernt davon, harmlos zu sein. Es ist ein Symptom für ein wachsendes Krebsgeschwür. Nicht umsonst rief Sharon - ja derselbe Sharon - vor ein paar Jahren die Siedler auf, "soviel als möglich der Hügel von "Judäa und Samaria" zu grapschen". Das Übel entwickelt sich derart, dass eine Gruppe von Rowdys eine Hügelkuppe, ein paar km von einer bestehenden Siedlung entfernt, besetzt und dort einen Wohnwagen hinstellt. Nach einiger Zeit besteht der "Außenposten" aus einigen Wohnwagen. Ein Generator und ein Wasserturm werden gebracht. Und Frauen mit Babys erscheinen auf dem Schauplatz. Ein Zaun wird errichtet. Die Armee sendet einige Militäreinheiten, um sie zu verteidigen. Aus Sicherheitsgründen, so wird erklärt, sei es Palästinensern nicht erlaubt, sich zu nähern, um zu verhindern, dass sie spionieren und einen Angriff vorbereiten. Die Sicherheitszone wird immer größer. Die Einwohner der benachbarten palästinensischen Dörfer können ihre Obst- und Olivenhaine und ihre Felder nicht mehr erreichen. Wenn es trotzdem jemand versucht, ist er in Gefahr, getötet zu werden. Jeder Siedler hat eine Waffe, und er hat vom Gesetz her nichts zu befürchten, wenn er sie gegen einen verdächtigen Araber anwendet. Natürlich sind alle Araber verdächtig. Zufälligerweise habe ich einige Erfahrungen mit Mitzpe Yitzhak, dem speziellen Außenposten, der in dieser Woche die Show abgab. Vor einigen Monaten waren wir von den Bewohnern des palästinensischen Dorfes Habala gerufen worden, um ihnen bei der Olivenernte nahe dieses Außenpostens behilflich zu sein. Als die Pflücker in die Nähe des Außenpostens kamen, eröffneten die Siedler das Feuer. Ein Israeli aus unserer Gruppe wurde verletzt, als eine Kugel einen Stein vor seinen Füßen traf.

Die "nicht genehmigten" Außenposten waren tatsächlich aber systematisch errichtet worden - mit Hilfe der Armee und nach deren Plänen. Wenn mehrere Außenposten in einer Region Wurzeln fassen, werden die palästinensischen Dörfer dazwischen abgewürgt. Ihr Leben wird zur Hölle. Die Siedler und die Armee hoffen verständlicherweise, dass die Dorfbewohner am Ende aufgeben und das Land verlassen.

Will Sharon die Außenposten wirklich zu Dutzenden evakuieren? Das hängt natürlich von seinem Freund George W. ab. Wenn die "hudna"(Waffenstillstand) zwischen der Palästinensischen Behörde und Hamas erreicht wird, mag Bush vielleicht ernsthaften Druck auf Sharon ausüben. Als ich gestern Yassir Arafat besuchte, schien er vorsichtig optimistisch. Aber auch er sagte, dass es nur noch vier Monate seien, um die Dinge in Bewegung zu setzen. Ab November wird der amerikanische Präsident damit beschäftigt sein, wieder gewählt zu werden. Das bedeutet, dass Sharon nur noch ein paar Vorstellungen dieser Art im Fernsehen zu produzieren hat - und dann können er und die Siedler wieder aufatmen.

---

*Ye-sha = in der Siedlersprache: Judäa und Samaria
 

Wiesengrund

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Re: Israelis äußern sich kritisch zur Politik in ihrem Lan

samhain schrieb:
ich werde in loser folge artikel von israelis hier rein stellen, die sich schon seit jahren für einen wirklichen friedensprozess zwischen israel und den palästinensern einsetzen und die politik im eigenen land mit offenen augen verfolgen.

Du bist zwar noch am Anfang Deiner Bemühungen, aber Uri Avnery ist nur ein Israeli und keine "Israelis". Ich bitte um mehr Vielfalt. Schade für Dich, daß Chomsky keiner ist.
Naja und besagter Avnery ist notorisch und wenn folgendes wirklich von ihm so geschrieben oder gesagt wurde: "Scheinbar ist dies alles gut für Israel. Amerika kontrolliert die Welt, wir kontrollieren Amerika. Niemals zuvor hatten die Juden einen solch ungeheurlichen Einfluss auf das Zentrum der Weltmacht ausgeübt." (im Neuen Deutschland.), dann ist das auch alles, was man über ihn wissen muß.
 

Wiesengrund

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samhain schrieb:
Von Uri Avnery, 9. April 2003

Der nächste Krieg
Scheinbar ist dies alles gut für Israel. Amerika kontrolliert die Welt, wir kontrollieren Amerika. Niemals zuvor hatten die Juden einen solch ungeheuerlichen Einfluss auf das Zentrum der Weltmacht ausgeübt.

Er hat´s wohl wirklich gesagt.
 

Oxigen

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Und? Entspricht es der Wahrheit? Oder hat jemand die Lüge instrumentalisiert? Oder beides?
 

Agentos

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Uri Avnery, möge er lange leben und viele von seiner Ansicht überzeugen.
Denn nur Frieden ermöglicht angenehmes Leben, für alle, auf diesem Planeten. Denn Frieden bedeutet, ein harmonisches Miteinander, unter allen Völkern.

Von Uri Avnery hatte ich gehört und auch einiges gesehen. Er ist ein angenehmer Zeitgenosse der sich selbstopfernd für das richtige einsetz. Nämlich für Frieden. Und das sollte unser aller Ziel sein, im Leben. Wenn nicht, dann auch nicht wundern, wenns ab ins Arbeitslager geht ;-)
 

samhain

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um der vielfalt genüge zu tun, kommt nun auch mal ein artikel von noam chomsky.

@Wiesengrund

>>Naja und besagter Avnery ist notorisch und wenn folgendes wirklich von ihm so geschrieben oder gesagt wurde: "Scheinbar ist dies alles gut für Israel. Amerika kontrolliert die Welt, wir kontrollieren Amerika. Niemals zuvor hatten die Juden einen solch ungeheurlichen Einfluss auf das Zentrum der Weltmacht ausgeübt." (im Neuen Deutschland.), dann ist das auch alles, was man über ihn wissen muß.<<

es ist doch seltsam, das menschen, die unbequeme wahrheiten aussprechen konsequenterweise mit dem stigma "notorisch" versehen werden.
so wird in einer welt, in der politiker und andere verantwortliche notorisch lügen und manipulieren, der bock zum gärtner gemacht.






US-Israel-Palästina

von Noam Chomsky

Red Pepper 11.04.2002


Vor einem Jahr bemerkte der Soziologe der Hebräischen Universität Baruch Kimmerling "Was wir befürchtet haben ist wahrgeworden." Israelis und Palästinenser "kehren zum abergläubischen Stammestum zurück... Krieg scheint ein unvermeidbares Schicksal," ein "übler, kolonialistischer" Krieg. Nach der israelischen Invasion der Flüchtlingslager dieses Jahr, schrieb sein Kollege Ze'ev Sternhell "Im kolonialen Israel... sind Menschenleben wenig wert." Die Führungsschicht "schämt sich nicht länger von Krieg zu sprechen, wenn alles was sie unternehmen in Wirklichkeit eine kolonialistische Politik ist, die an die Besetzungen der schwarzen Viertel durch die weisse Polizei in Südafrika während der Apartheid erinnert." Beide betonen das offensichtliche: es gibt keine Symmetrie zwischen den "ethno- nationalen Gruppen" die zum Stammestum zurückkehren. Der Konflikt konzentriert sich in Territorien, die sich seit 35 Jahren unter harter militärischer Besetzung befinden. Der Eroberer ist eine grosse Militärmacht, die mit massiver militärischer, wirtschaftlicher und diplomatischer Unterstützung der globalen Supermacht handelt. Die Unterworfenen sind alleine und Schutzlos, viele kaum in elende Camps überlebend, die heute unter einem noch brutaleren Terror leiden, der für "üble, kolonialistische Kriege" üblich ist, und nun aus Rache ihrerseits schreckliche Greueltaten verüben.

Der Oslo "Friedensprozess" veränderte die Modalitäten der Besetzung, aber nicht das Basiskonzept, Kurz bevor er der Ehud Barak Regierung beitrat, schrieb der Historiker Shlomo Ben-Ami, "das Oslo Abkommen wurde auf einer neo-kolonialistischen Basis gegründet, auf einem Leben in Abhängigkeit des einen von dem anderen für alle Zeiten." Er wurde bald der Architekt der US-Israel Vorschläge von Camp David im Sommer 2000, die sich an diese Bedingungen hielten. Diese wurden in US-Kommentaren hochgepriesen. Die Palästinenser und ihr übler Anführer wurden für deren Fehlschlag und die darauffolgenden Gewalt beschuldigt. Aber das ist blanker "Betrug" wie Kimmerling berichtete, neben anderen ernstzunehmenden Kommentatoren.

Es stimmt, Clinton-Barak machten einige Fortschritte auf eine Einigung im Bantustan Stil hin. Kurz vor Camp David, wurden die
Westbank- Palästinenser auf mehr als 200 vertreuten Gebiete eingesperrt, und Clinton-Barak schlugen eine Verbesseung vor: eine Konsolidierung in drei Kantone, unter israelischer Kontrolle, völlig voneinander und der vierten Enklave getrennt, ein kleines Gebiet im Osten Jerusalems, dem Zentrum des palästinensischen Lebens und der Kommunikation in der Region. Im fünften Kanton, Gaza, blieb das Ergebnis unklar, ausser dass die Bevölkerung auch in praktischer Gefangenschaft bleiben sollte. Es ist verständlich, dass die Landkarten oder irgendein Detail der Vorschläge in den US Massenmedien nicht zu finden sind.

Niemand kann ernsthaft anzweifeln, dass die Rolle der USA weiterhin entscheidend sein wird. Es ist daher von entscheidender Bedeutung zu verstehen, was diese Rolle gewesen ist, und wie sie intern wahrgenommen wird. Die Version der Tauben wird von den Herausgebern der NY Times präsentiert (7 April), die die "wegweisende Ansprache" des Präsidenten preisen, und die von ihm artikulierte "erhebende Vision". Ihr erstes Element ist "die sofortige Beendigung des palästinensischen Terrorismus". Etwas später kommt "die Einfrierung und das spätere zurückweichen der israelischen Siedlungen und die Verhandlung neuer Grenzen", um die Besetzung zu beenden und die Errichtung eines palästinensischen Staates zu erlauben. Wenn der palästinensische Terror aufhört, werden die Israelis sich ermutigt fühlen "das historische Angebot der Arabischen Liga für vollständigen Frieden und Anerkennung im Tausch für einen israelischen Rückzug ernster zu nehmen." Aber zuerst müssen palästinensische Führer demonstrieren, dass sie "legitime, diplomatische Partner" sind.

Die Wirklichkeit hat mit diesem selbstverherrlichenden Bild wenig zu tun - das praktisch aus den 80er Jahren kopiert wurde, als die USA und Israel verzweifelt versuchten der PLO Angebote für Verhandlungen und politische Beilegung aus dem Weg zu gehen, und sich gleichzeitig an die Forderung zu halten, dass es keine Verhandlungen mit der PLO geben würde, kein "zusätzlicher palästinensischer Staat..." (da Jordanien bereits ein palästinensischer Staat sei), und "keine Änderung in dem Status von Judea, Samaria und Gaza, ausser im Einklang mit den Grundlinien der [israelischen] Regierung" (der Peres- Shamir Koalition Plan von Mai 1989, unterstützt von Bush I in dem Baker Plan in Dez. 1989). All dies blieb in der US- Presse unveröffentlicht, wie oft zuvor, während die Kommentare die Palästinenser, für ihr unbeirrbares Festhalten am Terrorismus denunzierten, das die humanistischen Bemühungen der USA und ihren Verbündeten unterminierte.

In der echten Welt war und bleibt das Haupthindernis für die "erhebende Vision" der unilaterale US-Rejektionismus. Es gibt wenig Neues in dem "historischen Angebot der Arabischen Liga." Es wiederholt die Grundsätze einer Resolution des Sicherheitsrates aus Januar 1976, die von der gesamten Welt unterstützt wurde, einschliesslich der führenden arabischen Staates, der PLO, Europa, dem Sowjetblock - praktisch alle die wichtig waren. Israel legte ein Einspruch ein und die US verboten sie durch ein Veto, und verboten sie damit aus der Geschichte. Die Resolution rief nach einer politischen Einigung auf international anerkannte Grenzen "mit angemessenen Vorkehrungen . um die Souveränität, die territoriale Integrität und die politische Unabhängigkeit aller Staaten in dem Gebiet zu garantieren, und ihrem Recht in Frieden innerhalb sicherer und anerkannten Grenzen zu leben" - im Grunde, eine Modifikation von UN 242 (wie auch von den USA offiziell interpretiert), erweitert um einen palästinensischen Staat einzuschliessen. Ähnliche Initiativen von arabischen Staaten, der PLO und Europa wurden von den USA blockiert und zum grössten Teil in den öffentlichen Kommentaren unterdrückt oder abgestritten.

Der US- Rejektionismus reicht fünf Jahre weiter zurück, auf den Februar 1971, als Präsident Sadat von Ägypten Israel ein volles Friedensabkommen im Austausch für einen israelischen Rückzug aus dem ägyptischen Territorium anbot, ohne palästinensische Nationalrechte oder das Schicksal der anderen besetzten Gebiete zu erwähnen. Die israelische Arbeitspartei erkannte dies als ein ehrliches Friedensangebot an, lehnte es aber ab, in der Absicht seine Besiedlung bis zum nordöstlichen Sinai auszuweiten; was es kurz danach auch tat, mit extremer Brutalität - die unmittelbarer Ursache des Krieges von 1973. Israel und die USA begriffen, dass Frieden im Einklang mit der offiziellen US Politik möglich war. Aber wie der Anführer der Arbeitspartei Ezer Weizmann (später Präsident) darlegte, würde das Ergebnis Israel nicht gestatten "in dem Ausmass, Geist und der Qualität zu existieren, die es nun verkörpert." Der israelische Kommentator Amos Elon schrieb, dass Sadat "Panik" under der israelischen politischen Führungsschicht erzeugte, als er seine Bereitschaft kundgab "ein Friedensabkommen mit Israel einzugehen, und seine Unabhängigkeit und Souveränität innerhalb 'sicherer und anerkannter' Grenzen anzuerkennen."

Kissinger gelang es den Frieden zu blockieren, und seinen Vorzug für das durchzusetzen, was er "Patt" nannte: keine Verhandlungen, nur Gewalt. Jordanische Friedensverhandlungen wurden ebenfalls ausgeschlagen. Seit dieser Zeit hielt sich die offizielle US Politik an den internationalen Konsens über den Rückzug -- bis Clinton, der UN Resolutionen und Erwägungen des internationalen Gesetzs effektiv ausser Kraft setzte. Aber in Wirklichkeit folgte die US Politik der Kissinger Richtlinie, und akzeptierte Verhandlungen nur, wenn sie dazu gezwungen wurde, wie Kissinger es nach dem beinahe- Debakel von 1973 war, für die er zum grössten Teil verantwortlich gewesen ist, und unter den von Ben-Ami artikulierten Bedingungen.

Pläne für Palästinenser folgten den Richtlinien, die von Moshe Dayan formuliert wurden, einer der Anführer der Arbeitspartei, die der palästinenischen Lage etwas gewogener waren. Er riet der Regierung, Israel sollte den Flüchtlingen klarmachen, dass "wir keine Lösung haben, ihr sollt weiter wie Hunde leben, und wer gehen will kann gehen, und wir werden sehen, wohin dieser Prozess führt." Darauf angesprochen, antwortete er indem er Ben-Gurion zitierte, der "sagte, dass jeder, der an das zionistische Problem aus einem moralischen Aspekt herangeht, kein Zionist ist." Er könnte genauso gut Chaim Weizmann zitiert haben, der erklärte, dass das Schicksal der "mehreren Hunderttausend Neger" im jüdischen Staat "eine unwichtige Angelegenheit ist."

Nicht überraschend, ist das Leitprinzip der Besetzung unaufhörliche und herabsetzende Erniedrigung gewesen, zusammen mit Folter, Terror, Zerstörung von Eigentum, Vertreibung und Besiedlung, und die Übernahme lebenswichtiger Ressourcen, hauptsächlich Wasser gewesen. Das erforderte natürlich entscheidende US Unterstützung, was sich durch die Clinton-Barak Jahre ausweitete. "Die Barak Regierung überlässt der Sharon Regierung ein überraschendes Erbe," berichtete die israelische Presse als der Übergang stattfand: "die höchste Anzahl von beginnender Siedlungen in den Territorien seit der Zeit in der Ariel Sharon Bau- und Siedlungsminister in 1992 gewesen ist, vor den Oslo Vereinbarungen" - finanziert von den amerikanischen Steuerzahler, getäuscht von fantastischen Geschichten über "Visionen" und der "Grossherzigkeit" der US-Führer, die von Terroristen wie Arafat behindert werden, die "unser Vertrauen" verwirkt haben, vielleicht auch von einigen israelischen Extremisten, die ihre Verbrechen etwas übertrieben haben.

Wie Arafat handeln muss um unser Vertrauen wiederzugewinnen, wird knapp und deutlich von Edward Walker erklärt, dem Beamten des State Department, der offiziel unter Clinton für die Region verantwortlich gewesen ist. Der betrügerische Arafat muss unzweideutig bekennen, dass "wir unsere Zukunft und unser Schicksal in die Hände der USA legen," die die Kampagne für die Unterminierung Palästiniens seit 30 Jahren angeführt haben.

Ernstere Kommentare erkannten an, dass das "historische Angebot" zu einem grossen Teil den saudiarabischen Fahd Plan von 1981 wiederholte - der, wie oft behauptet wurde, durch die arabische Weigerung die Existenz Israels anzuerkennen unterminiert worden sei. Die Fakten sehen wieder völlig anders aus. Der Plan von 1981 wurde durch eine israelische Reaktion unterminiert, die sogar von den Massenmedien als "hysterisch" verurteilt wurde. Shimon Peres warnte, der Fahd Plan würde "die Existenz Israels selbst bedrohen." Präsident Haim Herzog behauptete, der "wahre Autor" des Fahd Planes sei die PLO, und dass er sogar noch extremer sei, als die Resolution des UN Sicherheitsrates aus Januar 1976, die während seiner Zeit als israelischer UN Botschafter von der PLO "vorbereitet" worden sei. Diese Behauptungen können kaum stimmen (obwohl die PLO beide Pläne öffentlich unterstützte), aber sie sind ein Hinweis auf die verzweifelte Angst vor einer politischen Einigung durch die israelischen Tauben, mit der unablässigen und entscheidenden Unterstützung der USA. Das Grundproblem damals wie heute, geht zurück auf Washington, das hartnäckig die israelische Weigerung einer politischen Einigung im Rahmen eines breiten internationalen Konsenses unterstützt hat, wie er in dem "historischen Angebot der Arabischen Liga" wiederholt worden ist.

Gegenwärtige Modifikationen des US Rejektionismus sind taktisch und bisher unbedeutend. Aufgrund der Gefährdung ihres Planes für einen Angriff auf den Irak, erlaubte die USA eine UN Resolution, die nach einem "unverzüglichen" Rückzug Israels aus den neubesetzten Gebieten rief - was, wie Innenminister Colin Powell sofort erklärte "so schnell wie möglich" bedeute. Der palästinensische Terror hat "sofort" zu enden, aber der weitaus extremere israelische Terror, der seit 35 Jahren andauert, kann sich Zeit lassen. Israel eskalierte umgehend seine Angriffe, was Powell veranlasste zu sagen "Ich bin erfreut den Ersten Minister sagen zu hören, er würde seine Operationen beschleunigen." Viele argwöhnen, dass Powells Ankunft in Israel verzögert wird, damit sie noch weiter "beschleunigt" werden können. Die US Haltung kann sich durchaus verändern, erneut aus taktischen Gründen.

Die USA gestattete auch eine UN Resolution die nach einer "Vision" eines palästinensischen Staates rief. Diese entgegenkommende Geste, die viel Lob erhielt, erhebt sich nicht über den Level von Südafrika vor 40 Jahren, als das Apartheid Regime seine "Vision" schwarzer Staaten implementierte, die mindestens so lebensfähig und legitim waren, wie die neo- kolonialen Abhängigkeiten, die die US und Israel für die besetzten Territorien planen.

Währenddessen fahren die US weiter fort den "Terror zu verstärken", um die Worte des Präsidenten zu borgen, indem sie Israel weiterhin mit Mittel für Terror und Zerstörung beliefern, einschliesslich einer neuen Lieferung der fortschrittlichsten Hubschrauber des US Arsenals (Robert Fisk, Independent, 7 April). Dies sind Standardreaktionen auf die Greueltaten einer Klientenregierung. Um ein bezeichnendes Beispiel zu zitieren: in den ersten Tagen der gegenwärtigen Intifada, benutzte Israel US Hubschrauber um zivile Ziele anzugreifen, ermordete 10 Palästinenser und verletzte 35 schwer in "Selbstverteidigung". Clinton antwortete mit einer Vereinbarung über "den grössten Kauf militärischer Hubschrauber durch die israelische Luftwaffe in einem Jahrzehnt" (Ha'aretz, 3 Oktober, 2001), zusammen mit Ersatzteilen für Apache Angriffshubschrauber. Die Presse half aus, indem sie sich weigerte über die Fakten zu berichten. Ein paar Wochen später fing Israel an US Hubschrauber auch für Ermordungen einzusetzen. Eine der ersten Amtshandlungen der Bush Regierung war es Apache Longbow Hubschrauber zu senden, die mörderischsten die zu haben sind. Das erhielt in den Geschäftsnachrichten etwas marginale Beachtung.

Washingtons Verpflichtung den "Terror zu verstärken" zeigte sich erneut in Dezember, als es ein Veto gegen eine Resolution des Sicherheitsrates einlegte, die zur Entsendung internationaler Beobachter rief, um den Abbau der Gewalt zu übersehen, was allgemein als das effektivste Mittel anerkannt wird, und von Israel abgelehnt und von Washington regelmässig blockiert wurde.. Das Veto fand während einer 21-tägigen Ruheperiode statt - was bedeutete, dass nur ein israelischer Soldat getötet wurde, neben 21 Palästinenser, einschliesslich von 11 Kinder, und 16 israelische Einfälle in palästinensisch kontrollierte Gebiete (Graham Usher, Middle East International, 25 Januar 2002). Zehn Tage vor dem Veto boykottierten die USA - und unterminierten somit - eine internationale Konferenz in Genf, die wiedereinmal zu der Schlussfolgerung gekommen war, dass die Vierte Genfer Konvention auf die besetzten Gebiete zutrifft, so dass praktisch alles, was die USA und Israel dort tun ein "schwerer Bruch" darstelle; ein "Kriegsverbrechen" in einfachen Worten. Die Konferenz erklärte die US-finanzierten israelischen Siedlungen spezifisch für gesetzeswidrig, und verurteilte die Praktik des "willkürlichen Tötens, Folter, gesetzeswidrige Deportationen, willkürliche Enthebung des Rechtes auf eine faire und reguläre Gerichtsverhandlung, weitreichende Zerstörungen und Enteignungen von Eigentum... die ungesetzlich und willkürlich ausgeführt werden." Als eine Hohe Vertragsgebundene Partei, sind die USA durch ein feierliches Abkommen verpflichtet jene zu verfolgen, die für solche Verbrechen verantwortlich sind, einschliesslich ihrer eigenen Führung. Dementsprechend, geschieht als dies in Schweigen.

Die USA haben ihre Anerkennung der Anwendbarkeit der Genfer Konvention auf die besetzten Gebiete noch nicht offiziell zurückgezogen, oder ihrer Zensur der israelischen Vergehen als "Besatzermacht" (wie zum Beispiel von George Bush I während seiner Zeit als UN-Botschafter bestätigt). In Oktober 2000 bestätigte der Sicherheitsrat erneut den Konsens über die Angelegenheit, und rief "Israel als Besatzermacht auf, sich gewissenhaft an seine gesetzlichen Verpflichtungen unter der Vierten Genfer Konvention zu halten." Das Votum war 14-0. Clinton enthielt sich der Stimme, wahrscheinlich weil er nicht ein Veto gegen eins der Kernprinzipien des internationalen humanitären Gesetzes einlegen wollte, insbesondere angesichts der Umstände in denen es eingeführt worden war: zur formellen Kriminalisierung der Greueltaten der Nazis. Auch dies wurde alles rasch in Vergessenheit gestossen, ein weiterer Beitrag zur "Verstärkung des Terrors".

Solange solche Angelegenheiten nicht zur Diskussion zugelassen werden, und ihre Implikationen verstanden werden, ist es bedeutungslos nach einem "US-Engagement in den Friedensprozess" zu rufen, und die Aussichten für konstruktive Handlung bleiben weiterhin finster.
 

Vondenburg

Großmeister
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@samhain: Bis jetzt war ich von Deiner kritischen (weil recht objektiven) Quellensuche sehr angetan. Schau aber jetzt mal genau hin was Du gemacht hast:

Threadtitel: "Israelis äußern sich kritisch zur Politik in ihrem Land"

Mit Deiner Intention:
nachdem der schwerpunkt der diskussion was israel angeht, hier meistens in einem blick von "aussen" liegt, möchte ich diesen thread eröffnen, um den kritischen meinungen im land eine stimme zu geben.
ich werde in loser folge artikel von israelis hier rein stellen, die sich schon seit jahren für einen wirklichen friedensprozess zwischen israel und den palästinensern einsetzen und die politik im eigenen land mit offenen augen verfolgen.

und dann zitierst Du Noam Chomsky, einen amerikanischen Juden.

Sorry, aber nicht jeder Jude ist automatisch ein Israeli (und umgekehrt auch nicht) und kann deshalb auch nicht als Stimme aus Israel gelten.
 

Wiesengrund

Meister
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samhain schrieb:
es ist doch seltsam, das menschen, die unbequeme wahrheiten aussprechen konsequenterweise mit dem stigma "notorisch" versehen werden.
so wird in einer welt, in der politiker und andere verantwortliche notorisch lügen und manipulieren, der bock zum gärtner gemacht.

Samhain, "notorisch" wollte ich in dem Sinne verstanden wissen, daß im deutschen "Diskurs" immer wieder dieselben wenigen Israelis als diejenigen, die sich "kritisch zur Poltik in ihrem Land" äußern, herhalten (müssen). Und Avnery ist einer davon. Was er dann sagt ist etwas anderes. Ich sollte mich klarer ausdrücken.
 

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