Hartz IV, Part 3

forcemagick

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ja mir singen leute täglich den blues vor.. es ist zum kotzen. und meine eigene situation ist auch nicht gerade lecker....

und dieser satz, der dir durch den kopf spuckt.. das ist ja das schlimme, der geht auch anderen durch den kopf.. die leute werden massiv in diese ecke gedrängt...

ist dir schon mal aufgefallen, dass immer mehr menschen mal mehr mal weniger rechte parolen dreschen?

und das schlimmste daran ist.. ich versteh teilweise sogar warum sie das tun...
 

Mother_Shabubu

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Wenn diese rechten Hanseln das Sagen bekommen, heißt es für die Arbeitslosen aber weiterhin Laubaufsammeln. Dann aber nicht für 1,50 die Stunde, sondern für umsonst. Und wer dann nicht spurt, bekommt die Unterstützung nicht gekürzt (was kann da auch noch gekürzt werden), sondern wandert ins Umerziehungslager.
 

forcemagick

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das ist schon klar.. aber die tendenz scheint mir da zu sein.. ich finde das jedenfalls beobachtbar.

ich hab ja nicht gesagt, dass ich das gut so finde, nur dass es meiner ansicht nach beobachtbar ist.
 

vonderOder

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Mother_Shabubu schrieb:
Wenn diese rechten Hanseln das Sagen bekommen, heißt es für die Arbeitslosen aber weiterhin Laubaufsammeln. Dann aber nicht für 1,50 die Stunde, sondern für umsonst. Und wer dann nicht spurt, bekommt die Unterstützung nicht gekürzt (was kann da auch noch gekürzt werden), sondern wandert ins Umerziehungslager.
interessant, aber wo steht das. wenn so etwas auf irgendeiner seite verlinkt ist, dann kann man die die dieses was du schreibst anzweifeln, dahin verweisen.
 

Mother_Shabubu

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Schreib doch "ich", wenn Du dich meinst. Außer Dir hat das noch keiner angezweifelt. Außerdem wird keine Partei so dumm sein und mit diesen Vorhaben hausieren gehen (jedenfalls NPD und DVU nicht, in den Parteiprogrammen habe ich diesbezüglich nichts gefunden).

Es muß auch garnicht so weit kommen, ich will nur verdeutlichen, daß sich die Arbeitslosen ins eigene Fleisch schneiden könnten.
 

vonderOder

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Mother_Shabubu schrieb:
Schreib doch "ich", wenn Du dich meinst. Außer Dir hat das noch keiner angezweifelt. Außerdem wird keine Partei so dumm sein und mit diesen Vorhaben hausieren gehen (jedenfalls NPD und DVU nicht, in den Parteiprogrammen habe ich diesbezüglich nichts gefunden).
Es muß auch garnicht so weit kommen, ich will nur verdeutlichen, daß sich die Arbeitslosen ins eigene Fleisch schneiden könnten.
wieso ich?
aber ok. - ich.
aber vielleicht hat das was du da geschrieben auch noch keiner gelesen, oder es wurde sich einfach sein teil dazu gedacht.
wenn sich eine/r sich vor mir hinstellt und mir erzählt wie toll das das wäre wenn die rechten an der macht in deutschland dann seien. wenn ich denen so etwas erzähle was du da geschrieben hast, dann lachen die mich aus. meinst du wirklich man erreicht etwas damit wenn man so etwas behauptet. ich glaube eher das gegenteil.
 

Mother_Shabubu

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Möglicherweise hast Du recht, aber Du weißt doch hoffentlich, wie die letzte rechte Regierung die Arbeitslosen behandelt hat und daran wollte ich erinnern. Natürlich wird das nicht jeden überzeugen, aber gerade bei einem Arbeitslosen könnte es was bringen.
 

vonderOder

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Mother_Shabubu schrieb:
Möglicherweise hast Du recht, aber Du weißt doch hoffentlich, wie die letzte rechte Regierung die Arbeitslosen behandelt hat und daran wollte ich erinnern. Natürlich wird das nicht jeden überzeugen, aber gerade bei einem Arbeitslosen könnte es was bringen.
Shabubu, wie hat denn die letzte rechte regierung die arbeitslosen behandelt? du wirst mich doch sicher aufklären können; aber vielleicht interessiert es andere auch.

es kann natürlich auch sein, daß du da Arbeitslosigkeit und Arbeitsunwillkeit verwechselst.
 

woelffchen

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Ich glaube, dass keine Regierung diese Kriese lösen kann.
Wie/woher wollen sie denn Arbeitsplätze zaubern ?
OK, wenn wir alle Maschienen abschaffen, haben alle Arbeit.

Habe aber auch den Eindruck, dass immer mehr rechte Parolen, vor allem bei denen, die keine Hoffnung auf Arbeit haben, bzw. die Möglichkeit, ihre Situation zu verbessern, zu hören sind.

Da ich August das AA öfter besuchen darf, und ich heute auch schon dort war, eine war z. B. der Meinung, dass die Flieger vom 11.09. in das falsche Gebäude geflogen sind. Sie hätte die Bundeswaschmaschiene vorgeschlagen.

Auch habe ich jetzt schon öfter den Spruch gehört:

Ein kleiner Hitler müßte wieder her, der mal aufräumt und Ordnung schafft......
 

SentByGod

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Ja Grausam, was man so alles hören muss. Das ist mitunter der Grund warum Extremisten in die greifbare Nähe der Macht kommen. Wohl oder Übel ein Faktor der sich in einer Demokratie nicht abschaffen lässt.
 

samhain

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der thread ist ja ziemlich verwaist...:roll:

deutschland liegt bei den lohnkosten mittlerweile an vierter stelle hinter Belgien, Frankreich und den Niederlanden.

Die realen Nettolöhne sind in Deutschland in den letzten Jahren gesunken und Deutschland gibt im Euro-Raum bei der Lohnentwicklung das Schlusslicht ab. Diese Tatsache wird von Vertretern der Wirtschaft immer wieder damit zu entkräften versucht, dass angeblich bei uns die absoluten Lohnkosten höher seien als sonst wo. Abgesehen davon, dass die Lohnkosten für die Produktivität kaum aussagekräftig und die Lohnstückkosten viel relevanter sind, ist die Behauptung, bei uns seien die Lohnkosten am höchsten, schlicht falsch. Das belegt der erstmalig erscheinende Report des "Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung" (IMK).

...Die strikte Lohnzurückhaltung in Deutschland birgt mittlerweile Gefahren für die Konjunktur im gesamten Euroraum. Das zeigt eine Untersuchung der europäischen Konjunkturentwicklung im neuen Monats-Report des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung. Der IMK-Report erscheint an diesem Mittwoch erstmalig.

...Die mehrjährige Lohnzurückhaltung habe die Konkurrenzfähigkeit der deutschen Exportwirtschaft extrem gestärkt, analysiert der Wissenschaftliche Direktor des IMK, PD Dr. Gustav A. Horn, im IMK-Report. Dagegen blieb die Binnennachfrage schwach und in der Folge die Arbeitslosigkeit vergleichsweise hoch. In anderen Mitgliedsstaaten des Euro-Raumes, etwa in Spanien, sei die Entwicklung gegenläufig verlaufen. Mittlerweile bestünden deshalb zwischen den Euro-Ländern bedenkliche Ungleichgewichte bei außenwirtschaftlicher Bilanz und Inflation. Falls sich die Entwicklung fortsetze, könnten die Löhne im gesamten Euro-Raum unter Druck geraten. Längerfristig denkbar seien Deflation und Stagnation wie in Japan, warnt das IMK.

quelle

nochmal zu der tatsache, das immer mehr reguläre arbeitsplätze wegfallen:

Kaum Ausgleich durch Mini-Jobs
Rückgang regulärer Stellen

Mini-Jobs und Ich-AGs können den Abbau regulärer Beschäftigung in Deutschland kaum noch auffangen. Im zweiten Quartal 2005 waren rund 38,9 Millionen Menschen erwerbstätig und damit nur 30.000 mehr als im Vorjahresquartal, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden nach vorläufigen Berechnungen mit...

http://www.n-tv.de/568564.html

die arbeitslosigkeit wird uns, da können alle zahlenspielereien nicht drüber hinwegtäuschen, auf hohem niveau erhalten bleiben, obwohl die CDU gerne alle aus der statistik entfernen würde, die 1 stunde am tag arbeiten- die aktuelle koalition zählt 1,-? jobber, ehrenamtlich tätige, umschüler...schon nicht mehr dazu.

Bundesagentur: Unterbeschäftigung liegt bei 6,3 Millionen - ddp

BERLIN (Dow Jones)--Arbeitsmarktforscher sehen die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt pessimistisch. Für 2005 rechnen sie mit einer Unterbeschäftigung -
also Arbeitslosigkeit plus stiller Reserve - von 6,3 Millionen Menschen, wie laut ddp-Bericht aus einer am Donnerstag in Berlin veröffentlichten Studie der Bundesagentur für Arbeit hervorgeht. Dies entspricht einem Anteil von 14% der Erwerbspersonen. Das sei ebensoviel wie vor den umstrittenen "Hartz IV"-Reformen. Aus der verdeckten Arbeitslosigkeit sei lediglich eine "offene Arbeitslosigkeit" geworden, heißt es.

Zugleich stellten die Forscher einen hohen Anteil des so genannten Niedriglohnsektors fest. So verdienten gut ein Sechstel aller Vollzeitbeschäftigten im Jahr 2001 pro Stunde weniger als 9,40 Euro brutto. Bei der Annahme, dass sich an der Struktur in der Zwischenzeit kaum etwas geändert habe und nur "Preiseffekte" zu berücksichtigen seien, bleibe festzuhalten, dass es "beim allergrößten Teil der Bezieher des Arbeitslosengeldes II kein Lohnabstandsproblem" gebe, unterstrichen die Experten...

manager-magazin

oh, ich vergaß...der phantasie sind ja keine grenzen gesetzt...jugendliche die einen ausbildungsplatz suchen, tauchen in der statistik auch nicht mehr auf.

Etwa 50% der als arbeitslos erfaßten Jugendlichen, seien zu unrecht als arbeitslos erfaßt, da diese ausschließlich einen Ausbildungsplatz suchten. In diesen Fällen läge keine Verfügbarkeit vor.

In einem Schreiben vom 08.04.2005 mahnte Jutta Driesch (Geschäftsführerin "Operativ Regionaldirektion Baden-Württemberg") die Geschäftsführer der örtlichen Arbeitsagenturen an: "Die Leistungen der BA werden in der Öffentlichkeit an diesen steigenden Arbeitslosenzahlen gemessen. Bei der Darstellung der Arbeitslosigkeit muß es der BA ein besonderes Anliegen sein, die Zahl der Arbeitslosen korrekt darzustellen, also nur die Personen als Arbeitslose zu erfassen, die es auch tatsächlich sind." Dazu stellte sie weiter fest, daß entgegen den Erwartungen der Bundesagentur, die Zahl der Arbeitslosengeld-II-Empfänger in Baden-Württemberg um 5,9% zugenommen hätte und bei den Arbeitslosengeld-I-Empfänger nur ein Abgang von 1,7% zu verzeichnen sei (Vergleichszeitraum Quartal I 2004 zu Quartal I 2005).

An Hand von Stichproben sei festgestellt worden, daß z.B. 20% der Personen, die sich in sog. Arbeitsgelegenheiten (Ein-Euro-Jobs) befänden in der Statistik als arbeitslos auftauchten. Ebenso seien 36% der Teilnehmer in Trainingsmaßnahmen fälschlicherweise als arbeitslos erfaßt worden.

Um die ungünstige Statistik möglichst schnell zu bereinigen, wurde den Geschäftsführern der Arbeitsagenturen eine Frist bis zum 15.04.2005 gesetzt, ihrerseits entsprechenden Druck auf die örtlichen Arbeitsagenturen und kommunalen Träger auszuüben. Hierzu sollten auch die sog. "Nichtleistungsempfänger" (arbeitssuchend gemeldete Personen) konsequent überprüft werden, ob diese alle 3 Monate ihrer Meldung nachgekommen seien. Ansonsten seien diese konsequent aus den Statistiken zu entfernen. Ebenso sei eine Arbeitssuchend- oder Arbeitslosenmeldung für Jugendliche, die nur einen Ausbildungsplatz suchten, nicht mehr erforderlich...

quelle
 

forcemagick

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die folgen für die betroffenen dürften dabei wohl teils katastrophal sein da man ja bei diesen geringen geldern kaum in der lage ist rücklagen zu bilden.
 

samhain

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@forcemagick

die folgen für die betroffenen dürften dabei wohl teils katastrophal sein da man ja bei diesen geringen geldern kaum in der lage ist rücklagen zu bilden.

ich kann ja dazu mal' n bißchen aus dem nähkästchen plaudern. zwei freunde von mir arbeiten seit kurzer zeit als "fallmanager" (und das mit dem fall ist bei ihren kollegen wörtlich zu nehmen!) in der agentur. was die so erzählen lässt einem die haare zu berge stehen. da geht es um berge von anträgen von anfang juni, die erst jetzt bearbeitet werden...die leute stehen dann eben ohne geld da, bzw. müssen sie dem bearbeiter hartnäckig auf die pelle rücken und abschlagszahlung fordern, damit sie überhaupt was in der tasche haben. je nach laune des bearbeiters kann das ein abschlag für wenige tage sein (wovon dann die laufenden kosten bezahlen?) oder wenn sie besser drauf sind auch für einen monat.
ganz schlimm ist es, wenn man den antrag abgegeben hat und in gutem glauben das er bearbeitet wird, einfach nur abwartet und sich in der zwischenzeit von freunden geld borgt. da kann einem nämlich schnell ein strick draus gedreht werden.fragen die leute erst nach fünf/sechs wochen nach, dann heißt es "was wollen sie denn? sie sind doch bis jetzt nicht verhungert, geldmittel müssen also vorhanden sein- antrag abgelehnt!" ich kann jedem betroffenen dessen antrag nach spätestestens vier wochen nicht bearbeitet ist, nur empfehlen da permanent auf der matte zu stehen, sonst kann es sein, das man aus jeglicher unterstützung rausfliegt!

der ton der sachbearbeiter in bezug auf ihre "kunden" ist erbärmlich. da wird einem mann, der eine ausbildung anfängt und es wagt nach fahrtkostenunterstützung zu fragen- die selbstverständlich abgeschmettert wurde- schonmal beim rausgehen ein "fick dich, arschloch" hinterhergeworfen. in den pausen drehen sich die gespräche hauptsächlich darum, sich gegenseitig zu übertrumpfen, wer am erfolgreichsten leute aus der leistung gekickt bzw. "sie sich richtig zur brust genommen" hat.

einarbeitung für neue mitarbeiter gibt es so gut wie gar nicht. keiner kommt eigentlich mit der ganzen fehlerhaften software klar, aber jeder tut so als ob. help yourself ist die devise. das alles für einen lächerlichen lohn und unbezahlte mehrarbeit (auch am wochenende) ohne ende. meine freunde wissen wirklich nicht, ob sie diesen job lange durchhalten- sie sind sturzunglücklich, angeekelt von ihren fiesen (was den umgang mit den arbeitslosen angeht) kollegen und in ständigem konflikt mit ihrem gewissen. man wird zum mangelverwalter. die sozialgesetze wurden dermassen entkernt, das selbst der gutwilligste berater nicht mehr viel machen kann. wie schon von anfang an befürchtet, bleibt vom "fördern und fordern" mehr oder weniger nur das letztere übrig. für bearbeiter mit einer sadistischen ader und einem "untermenschendenken" ist es ein freifahrtschein, ihre primitiven ressentiments an ihren "kunden" abzureagieren.
 

forcemagick

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ja ich weiss ;)
ich kenne es zwar noch nicht so aus der sicht von innen, aber die sicht von aussen ist mir durch diverse bekannte schon bekannt... mal mehr mal weniger schlimm.... es gibt tatsächlich auch bearbeiter, die es gut meinen und helfen möchten ( was sie nicht können ) aber es gibt e eben auch in nicht unerheblicher zahl jene, die es bevorzugen den "pennern" zu zeigen was ne harke ist.

derzeit scheint eine spaltung der nation die oberste devise zu sein... die bruchlinien verlaufen zwischen arm und reich, zwischen arbeitnehmer und arbeitslosem und zwischen ost und west....
 

holo

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forcemagick schrieb:
dieses board und die beiträge darin machen mich nur noch zornig...

Bleib locker. Und danke für deinen richtigen Hinweis. Genau so geht es mir mit meinem Laden. Und der Stress mit den Arbeitnehmern - meinen Angestellten, die ich genauso über diese Steuerpolitik aufklären konnte.

Ich kann gerade so meinen bescheidenen Lebensstandard halten. Vielleicht würde ich mit der Hartz-Reform mehr Geld bekommen, doch mich schreckt dieses Prinzip der Schnüffelei mit der Lupe an meinem Hintern ab. Zwei Wochen lang war ich dem ausgesetzt. Und es hat mir gereicht. Aber: Nicht alles ist falsch an diesem Konzept. Es ist nur schlecht durchdacht und eingeführt worden.

Wo war das noch? Hongkong? Alle zahlen einen einheitlichen Obulus an die Regierung und damit basta? Das fände ich sehr interessant. Jeder zahlt 20 % von allem, was rein kommt. Jeder. Keine Subventionen oder Abschreibungen. Oder weiss es jemand besser ...
 

samhain

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interessanter artikel in der taz- eine sachbearbeiterin erzählt:

2004 Im Rahmen der Umsetzung d. "3. Gesetzes f. moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt" (Hartz IV) Umbenennung u. Umorganisierung d. Anstalt in eine Bundesagentur für Arbeit. Kürzung d. Leistungsdauer aus d. Sozialversicherung, Zusammenlegung v. Arbeitslosengeld u. Arbeitslosenhilfe zum Alg II (einer knapp bemessenen Fürsorgeleistung auf Sozialhilfeniveau) für alle Langzeitarbeitslosen; Abschaffung d. freien Berufswahl; Zumutbarkeit jeder Arbeit bis an die Grenze zur Sittenwidrigkeit; 1-Euro-Arbeitspflicht; Anwendung repressiver Mittel mit Zwangscharakter. Härtester Sozialeinschnitt i. d. Nachkriegsgeschichte.


Von den 15 (bis auf eine Frau) männlichen Mitgliedern der Hartz-Kommission, die dieses Gesetzeswerk erarbeitet haben, waren mehr als die Hälfte Wirtschaftsmanager. McKinsey war auch dabei.



Frau K. ist Beamtin, Anf. 60, und arbeitet in einer Arbeitsagentur in einem der alten Bundesländer. Sie möchte aus nahe liegenden Gründen hier anonym bleiben.


"Sie haben angedeutet, dass Sie zahllose schlechte Erfahrungen seit der Einführung von Hartz IV gemacht haben?" Frau K. sagt heftig: "Nein, ich mache nicht zahllose, ich mache vor allem eine grundsätzliche, hässliche Erfahrung, und das ist die der Würdelosigkeit. Die ist quasi schon per Gesetz so angelegt und zusätzlich wird sie dann noch durch schlecht qualifizierte Kollegen verschärft. Dem Arbeitslosen ist seine Würde aberkannt worden ? das schlägt natürlich auch auf uns zurück, ich habe eine richtige Wut im Bauch! Und da stehe ich nicht alleine. Aber es sind hauptsächlich die Älteren, die, so wie ich, vor der Pensionierung stehen, die noch die alte BA- Haltung vertreten, also die Haltung aus den 70er-Jahren, wo sich die BA wirklich noch gekümmert hat um die Arbeitslosen. Und auch in den Zeiten zunehmender Arbeitslosigkeit hatten die Vermittler diese - ich will mal sagen - solidarische Einstellung. Aber seit eine Reform nach der anderen durch die Behörde jagt, seit es immer mehr um die Verschönerung der Statistik geht, um betrügerische Manipulationen, siehe Jagoda usf., weht bei uns ein ganz anderer Wind. Heute ist es so, dass wir ganz unmittelbar zu Mittätern beim Sozialraub gemacht werden. Das Ganze wird als größte Arbeitsmarktreform Deutschlands angepriesen, von zwei Millionen neuer Arbeitsplätze war die Rede, ,fördern und fordern' lautet die Devise. Wo gefördert wird in diesem Land, haben wir gesehen, als gleichzeitig mit Hartz IV die 3. Senkung des Spitzensteuersatzes beschlossen wurde. Unten jedenfalls wird ,gefordert'.


Ich möchte noch hervorheben, dass der typische Alg-II-Empfänger, der EHB, der erwerbsfähige Hilfsbedürftige, längst nicht mehr der stark tätowierte Kunde ist, der mit der Bierflasche in der Warteschlange steht, nein, das ist die Krankenschwester, die Kindergärtnerin, die Verkäuferin, das ist der Industriekaufmann, der kleine Selbstständige. Denn es trifft vermehrt auch den Mittelstand

Ich will Ihnen die prekäre Lage eines Alg-II-Empfängers mal ganz kurz vor Augen führen, von den 345 Euro bleiben nach Abzug der Heißwasser- und Stromkosten, nach Abzug von Fahrtkosten, Bank- und Praxisgebühren, Grundgebühr für Telefon usw. kaum noch nennenswerte Beträge übrig für Lebensmittel, Tabak, Schwimmbad, Friseur. Da können Sie alles streichen, Zeitung, Bücher, Kultur, Kino, Essen gehen, Kleidung, den schnellen Internet-Zugang, Ihr Auto sowieso. Alg-II-Empfänger mit zu teuren Wohnungen haben ein halbes Jahr Zeit zum Umziehen, irgendwo an den Stadtrand oder in eine Hinterhauswohnung. Also das ist kein Leben, mitten im gesellschaftlichen Reichtum, den diese Herren der Hartz-Kommission ja ganz selbstverständlich und im Übermaß für sich in Anspruch nehmen. Nein, das ist staatlich verordnetes Vegetieren, jenseits vom normalen - noch normalen - gesellschaftlichen Leben. Was dabei herauskommt, ist die Produktion von Parias. Das ist dem Mittelstand und den gebildeten Schichten immer noch nicht klar, dass die Maßnahmen auch sie erfassen können, deshalb wundert mich eigentlich die Ruhe im Lande.

das folgende deckt sich auch genau mit den tagtäglichen erfahrungen meines freundes, über die ich schon weiter oben berichtet habe:

Aller Druck, alles, was die Behörde grundsätzlich nicht fähig ist zu leisten, wird gnadenlos auf den Kunden abgewälzt. Und es entsteht auch dadurch so eine brutale Überheblichkeit, die in den internen Gesprächen immer wieder zum Vorschein kommt: Keiner von denen will in Wirklichkeit arbeiten, die wollen nur die Kohle, alles notorische Arbeitsverweigerer, ja wissen denn die Arschlöcher immer noch nicht, dass jede Arbeit zumutbar ist? Bei mir haben die nichts zu lachen, da heißt es fordern! Das ist so der Tenor, und leider muss ich sagen, sind dabei die Frauen die Schlimmeren, zu 80 Prozent bestimmt. Aber es gibt eben auch die andere Seite, die Kritischen, und das werden immer mehr nach dem ersten Schreck über den völligen Umbau der Bundesanstalt. Es ist einfach nicht zu übersehen, was los ist, was vor sich geht. Das Ganze ist ja von Wirtschaftsleuten nach wirtschaftlichen Kriterien kreiert worden, es soll unternehmerisch gedacht und gehandelt werden, marktorientiert. Der Bismarck'sche Sozialversicherungsstaat wird in einen Almosenstaat verwandelt, die sozialversicherten Arbeitslosen in ein Heer von Almosenempfängern und billigen Dienstleistungssklaven.

there's no business, like showbusiness. es leben die mit aller macht frisierten statistiken, es lebe die simulation:

Und was uns, die BA betrifft, unser Unternehmensauftrag ist offiziell Arbeitsvermittlung. Aber nicht die Vermittlung von Arbeit ist das Ziel. Das eigentliche Unternehmensziel ist der Selbsterhalt der Behörde - wie überall - wenn möglich, die Vergrößerung der Behörde durch bürokratische Mastkuren. Denn eigentlich macht sie primär eins: Sie macht Statistik. Ihr Auftrag ist, eine positive Statistik zu produzieren. Und so wird sie ganz automatisch zu einer Maschinerie des Betrugs und Selbstbetrugs. Mit einem riesigen Apparat an Personal, Material, Geld, Gebäuden, Kunden, Fragebögen, Akten kümmern wir uns energisch um die Verbesserung der Arbeitslosenstatistik. Was ja der reinste Wahnsinn ist, angesichts von inzwischen über sechs Millionen Arbeitslosen - also ich rechne über den Daumen gepeilt die herausgerechneten Arbeitslosen wieder mit rein. Solche Zahlen hatten wir das letzte Mal 1933 und wir wissen, wozu sie geführt haben. Aber darüber darf nicht gesprochen werden, auch nicht intern, höchstens mal im kleinen Kollegenkreis, oder mal privat mit Kolleginnen, das grenzt nämlich an Hochverrat, und deshalb ist das Thema einfach tabu. Es ist doch ein Skandal, dass kein einziger von den entscheidenden Leuten es wagt, sich hinzustellen und zu sagen: Okay, wir ziehen das jetzt rigoros durch und wir machen das, weil wir es so haben wollen, nicht weil mit Hartz IV Arbeitsplätze entstehen. Basta! Das wagt keiner. Das mit den versprochenen Arbeitsplätzen ist natürlich eine Illusion. Es gibt keine Arbeitsplätze und es wird auch keine geben. Nie mehr! Keiner kennt dieses Dilemma besser als die Behörde.

http://www.taz.de/pt/2005/08/29/a0180.nf/text
 

the_midget

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Also die meisten Dingem die in dem Artikel stehen kann ich als hartzler nur bestätigen.

Allerdings ist es auch teilweise übertrieben:


TAZartikel schrieb:
Ich will Ihnen die prekäre Lage eines Alg-II-Empfängers mal ganz kurz vor Augen führen, von den 345 Euro bleiben nach Abzug der Heißwasser- und Stromkosten, nach Abzug von Fahrtkosten, Bank- und Praxisgebühren, Grundgebühr für Telefon usw. kaum noch nennenswerte Beträge übrig für Lebensmittel, Tabak, Schwimmbad, Friseur. Da können Sie alles streichen, Zeitung, Bücher, Kultur, Kino, Essen gehen, Kleidung, den schnellen Internet-Zugang, Ihr Auto sowieso

Also all in one, inklusive Miete und Nebenkosten und Krankenversicherung plus die 345 Euro hab ich jetzt im Moment mehr im Monat als vor einem Jahr als ich Student war. Und einen schnellen Internetzugang hab ich auch noch und ich rauche viel. Auf Kultur und gutes Essen muss ich nicht verzichten (man kann ja auch selber preiswert und gut kochen). An meinem Freizeitverhalten musst ich auch nicht viel ändern, weil als Student is man ja eh sparsam.

Insgesamt komme ich im Moment also ganz gut über die Runden. Allerdings auf Dauer gesehen ist es schon schwierig.. .Wenn jetzt mal irgendwelche irregulären Anschaffungen anstehen wirds echt knapp mit dem Geld.

Ich hab auch den Vorteil, daß es für mich kein großer Abstieg im Lebenswandel ist, ein Auto hatte ich nie, und die Wohnung die ich hab reicht mir vollkommen. Ich kann schon verstehen, daß das für Leute die vorher ALG I gekriegt haben hart ist. Da ich bisher nur ein halbes Jahr voll versicherungspflichtig gearbeitet habe, habe ich keins bekommen - aber selbst wenn ich es bekommen hätte, wäre der selbe Betrag rausgekommen. Und als ich gearbeitet hab, da wusste ich gar nicht wohin mit dem ganzen Geld (ist dann letztlich für einen Umzu draufgegangen, den Rest hab ich gespart).

Na ja was ich sagen will: Wenn die Zeiten wirklich so ernst sind, wie die Regierung es immer behauptet, finde ich es nicht zuviel verlangt sich etwas einzuschränken. Das muss nicht unbedingt mit Verwahrlosung einhergehen. Oft denke ich man sollte für Sozialhilfeempfänger einfach Kurse anbieten - wo man dann eben lernt mit wenig Geld ein würdevolles Leben zu führen...
Und wenn alle sich ein bisschen einschränken würden, also auch die die nicht arbeitslos sind, dann würde es die arbeitslosen eventuell auch weniger hart treffen... Solidarität wäre gefragt aber die gibts leider nicht...


Nun ja...

gruß

midget
 

woelffchen

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Ich finde, dass Problem liegt darin, dass dir der Staat schon die Hälfte vom Geld abknöpft.
Da ich seit August arbeitslos bin, habe ich schon ein paar Erfahrungen mit den Ämtern sammeln können.

Jugendamt:
Gibt es eine Möglichkeit, den Unterhalt zu verringern bzw. auszusetzen ?

Antwort:
So nicht, nein. Man muß dann beweisen, dass man auch wirklich Arbeit will.
I: Aha, wie sieht das aus ?
A: Naja, so mind. 30 Bewerbungen/Monat - ausserdem muß man als Unterhaltspflichtiger für solche Situationen Rücklagen bilden.....
I: Aha, danke.....

Schade um die Tel.Gebühr. 30 Bewerbungen im Monat ? Ja bei wem denn ?
Rücklagen bilden ? von was denn ? Wenn schon das ganze Geld für Wohnung, Heizung, Wasser, Benzin (ok, jetzt nicht mehr :evil: ) und für Lebensmittel drauf geht ?
Ab wann arbeitet man für die eigene Tasche ? Ab Juni oder Juli ? Alles andere vorher ist für unseren lieben Vater Staat draufgegangen....

Letztens beim Arbeitsamt:
Ich: Habe bis jetzt von euch noch keinen einzigen Vorschlag für ne Stelle bekommen...
Er: Naja, ich bin ja auch ein A-Kunde, die sind so weit, dass sie selber nach ner Stelle gucken können, im Netz, Zeitung, die schreiben selbstständig Bewerbungen, brauchen also keine Vorschläge.....

I: Wie schauts mit ner Weiterbildung aus ?
E: Keine Problem, wenn du sie dir selber finanzierst.....

Glauben die, dass jeder so gut verdient wie ein Beamter ?
Da könnte ich vor Wut explodieren.....

Jedenfalls hätte ich da einen Vorschlag:
Es wird doch immer von Selbstverantwortung usw. gequatscht.
Warum also nicht umsetzen ?
Die Monsterbehörde A-Amt abschaffen.

Dann müßte man ein System finden, dass evtl. so funktioniert. Ist halt schlecht für die Leute, die keine Arbeit finden/hatten...
Wirst du arbeitslos, gibts ab den ersten Tag nur einen Grundbetrag.
Dafür ist der Abzug für AL-Versicherung weg oder sehr gering.
Genauso könnte ich es mir für die Rente vorstellen.
Das Geld muß halt bei den Menschen bleiben, und die gigantische Umverteilung gestoppt werden.
Bist du klug, sparst du dir was und hast dann Geld übrig.
Wenn nicht, naja, kriegt halt nur noch Sozialhilfe oder so ?

noch eine nette Adresse, um zu lesen, wo unser Geld hinkommt:
http://www.steuerwaechter.de

Und gestern war auf ZDF ein Bericht von China da, da haben sie gesagt:
"... die Chinesen sind halt nicht so anspruchsvoll wie die Deutschen, ihnen reicht es, wenn sie 3x am Tag was zu essen haben, ein Dach über dem Kopf haben, und was zum anziehen. Wenn sie dann noch Geld nach hause schicken können, damit die daheim auch was zum essen haben, dann ist es perfekt..."
Naja, das Essen, Dach und Kleidung wird von der Firma gestellt.
An was erinnert mich das ? Hm, fällt mir jetzt nicht ein, aber da war mal was :twisted:

Und jetzt soll mir mal einer erklären, wie wir gegen solche Länder wettbewerbsfähig werden sollen ???
Sollen wir uns an die Chinesen anpassen ?

Wie kann man gegen diese Globaliesierungsmafia ankommen ?
Es wird immer irgendwo Menschen geben, denen es so dreckig geht, dass sie für noch weniger arbeiten.

Wenn die Firmen schon aus Polen und CZ abwandern, weil sie weiter im Osten noch billiger produzieren können ?
Wenn Firmen aus Indonesien abwandern, weil es wo Länder gibt, wo sie nicht einen Euro TAGESLOHN zahlen müssen ?
Naja, aber vermutlich kann man in diesen Land von 5 Euro/Woche leben....

so, genug ausgekotzt, hoffe ich kann wieder öfter vorbeischauen..... 8)
 

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