Samhain, im Prinzip stimmt es ja, was dein Magazin da schreibt. Aber wenn es ins Detail geht, wird es mir zu schwammig oder zu radikal. Ein paar Beispiele:
Junge Welt schrieb:
wertlose Gutachten, unsinnige Subventionen
- Es ist nicht alles Gold, was glänzt, und es ist nicht alles sinnlos, was der Bund der Steuerzahler als so deklariert.
Die Frage ist, warum derartige Überprüfungen nicht umfassender durchgeführt werden und statt dessen – wie um die Jahreswende 2003/2004 – eine Steueramnestie für zurückgeholtes Schwarzgeld diskutiert wird.
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Zurückgeholtes Schwarzgeld lässt sich in Deutschland ganz gut investieren, wenn es hingegen, durch eine derartige Steuer abgeschreckt, im Ausland bleibt, nützt es der deutschen Volkswirtschaft nicht viel.
Verstärkte Initiativen der Regierung für eine einheitliche Regelung zumindest in der EU sind trotzdem dringend geboten.
- Klasse, aber die Schweiz kommt deswegen trotzdem nicht in die EU. Und die Schweiz ist ja wohl Hauptmagnet für die armen Reichen in Deutschland.
Armut ist jung und weiblich, in erster Linie alleinerziehend.
- Auch wenn man jung ist und denkt, es stehe einem alles offen, sollte man sich überlegen, mit wem man ins Bett hüpft und was dabei rauskommt. Blindes Verliebtsein ist allgemein schlecht.
Mit welcher vernünftigen Begründung nehmen bestimmte Menschen in einem Jahr mehr ein als andere sich in einem ganzen Leben erarbeiten können?
- Mit der Begründung, dass das im Kapitalismus so geregelt ist? Wenn für die stillschweigende Akzeptanz dieses Faktums kein Politiker und kein Manager gerügt und gegebenenfalls geächtet wird, dann kann ich schon verstehen, dass sie sich die Taschen vollstopfen.
14 Milliarden Euro würden den öffentlichen Haushalten wieder zufließen bei der Wiedereinführung der Vermögenssteuer
- Was man hat, das gibt man nicht mehr so schnell her. Was denkst du, wie schnell einige Herren (und Damen) über die Alpen wären, die noch ein klein wenig Wert auf moralische Gerechtigkeit legen (oder wollen, dass man das glaubt) und denen bisher die Begründung für Steuerflucht gefehlt hat?
vier Milliarden Euro würden durch eine gerechtere Erbschaftssteuererhebung fließen
- Was heißt "gerechter"?
13 Milliarden Euro durch eine kommunale Wertschöpfungssteuer
- Das muss mir jemand erklären, was soll das sein?
Die französische Linksregierung
- Frankreich ist ein ganz anderes Thema. Im Gegensatz zum "Steinigt diesen Staat"-Land Deutschland existiert dort noch so was wie Nationalstolz. Da rennt man nicht weg, bloß weil es beim Nachbarn günstiger ist. Hier schon.
Die Forderung nach wirkungsvoller Arbeitszeitverkürzung als einem zentralen Weg zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit
- Mag sein, dass wir dann mehr Beschäftigung haben. Aber macht es effektiv einen Unterschied, ob einer 1000 Euro im Monat verdient oder zwei 500? Derjenige, der jetzt nur noch die Hälfte der Zeit arbeitet = die Hälfte verdient, müsste im Idealfall nicht mehr so viele Sozialabgaben zahlen, aber er hat ja auch nur noch die Hälfte ...
Tatsache ist jedoch, daß die Verschuldung der BRD nur 30 Prozent des vorhandenen Geldvermögens ausmacht
- Und? Soll ich jetzt mit meinem Geld für die politischen Fehlentscheidungen bezahlen, die andere gemacht haben? Vermögenssteuer ja, aber nicht solche Vergleiche ziehen, die den Eindruck entstehen lassen, der Hintergedanke wäre das Ausblutenlassen der Vermögenden ...
Und nun zu meinem Lieblingsthema - der Bundeswehr.
Schon Kanzler Kohl sah die Bundesrepublik Anfang der 90er Jahre »von Freunden umzingelt«. Wer aber auf eine »Friedensdividende« (William Clinton) gehofft hatte, die sich aus dem Ende des Ost-West-Konfliktes ergäbe, der sah sich getäuscht.
- Es wundert mich, dass eine so linksgerichtete Zeitung wie die Junge Welt Propaganda von amerikanischer Seite verwendet. Der Kommunismus im Osten war, wie man sieht, nicht das Weltenübel, mit dessen Abschaffung alles Friede, Freude, Eierkuchen wird, im Gegenteil; jetzt sind noch mehr Krisenherde entstanden. Deswegen muss die Bundeswehr auch zur Eingreiftruppe umgeformt werden, um künftigen Konflikten besser begegnen zu können.
Die Bundeswehr hat mit Beginn der 90er Jahre ihre Umstrukturierung zur Interventionsfähigkeit, gleich ob unter einer konservativen oder einer hellrot-grünen Regierung, zügig und gezielt vorangetrieben.
- Richtig so, wie gesagt, wir müssen zukünftigen Konflikten besser begegnen können.
Daß die nun nicht mehr benötigten Panzermassen in Drittweltländer verkauft wurden und werden, ist nur ein zynischer Nebenaspekt.
- ... der Geld bringt und den militärisch benachteiligten Parteien mehr Feuerkraft und damit mehr Verteidigungsoptionen beschert. Für alles andere haben wir die UNO, denn im Gegensatz zu Amerika werden kleinere Länder schon für minimale Konflikte geächtet und sanktioniert.
Und da mit einer Wehrpflichtarmee – u.a. aus massenpsychologischen Gründen – Kriege nur begrenzt geführt werden können, wird die Bundeswehr in naher Zukunft auch offiziell eine Berufsarmee werden. Dies wird die Ansprüche an das Budget des Landes nicht abmindern.
- Dann kann sich aber auch keiner mehr beklagen, dass "unser Geld" für "wertlose Rekruten, die sowieso nie kämpfen werden" verschwendet wird.
Wenn man das ausklammert, stehen noch die Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität und Korruption als erreichenswertes Ziel da. Sehr löblich, aber schwer durchzuboxen; man weiß ja schließlich, dass man die Matrix von innen nicht zerstören kann und sie von außen unbesiegbar scheint.
