Finanzkrise - und was lernen wir daraus? (Teil 2)

haruc

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Die Tatsache, dass der Herr einmal richtig gelegen hat, heißt ja nicht, dass er es auch ein zweites mal wird. Einen crash der europäischen Gemeinschaftswährung halte ich dennoch für nicht unwahrscheinlich, auch wenn ich nicht glaube, dass Europa danach wieder in die monetäre Kleinstaaterei zurückfallen wird, wie sich das so mancher wünscht.

Ehrlich gesagt wärs mir sogar ganz recht, wenn der Euro scheitern würde. Nicht aus rationalen Erwägungen heraus, aber insgesamt wärs doch langweilig, wenns nach der Krise weitergehen würde wie zuvor.

Ich tu was für die Griechische Wirtschaft und trink fleißig Metaxa ***** . Sollen sie sich nur beschweren, dann steig ich wieder auf Pastis 51 um!
 

Ein_Liberaler

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In fünf Jahren wird man sehr harten Entscheidungen nicht mehr ausweichen können? Wovon redet der Mann eigentlich? Das ist Geschwätz.
 
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Ich schätze mal, daß als nächstes die USA der EU beitreten wird um unter den Rettungsschirm zu gelangen. :mrgreen:
 

Themis

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Eine politische Union wird es dann nicht mehr geben müssen, weil die Länder ökonomisch stärker konvergieren.
Die jetztige Situation erfordert eine Stärkung der politischen Union zur Abstimmung der nationalen Ökonomien und hat somit den Vorteil, dass hier eine echte Chance zu einer weiteren Stärkung der EU liegt.

Andererseits wird man die Option, die Eurozone auf einen harten Kern zu reduzieren in Anbetracht der Tatsache, dass immer mehr Länder in die Krise rutschen, sicherlich mit in Erwägung ziehen müssen.

Die Finanzmärkte fürchten Zyperns Absturz in eine Schuldenkrise: Standard & Poor's hat als zweite Rating-Agentur die Bonitätsnote für den Euro-Staat um eine Stufe gesenkt. Das Land leidet unter Wirtschaftsproblemen und den Folgen eines verheerenden Unfalls in einem Munitionslager.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,777445,00.html

Pathetisch gesprochen könnte man sagen, dass es hier nicht nur um die Stabilisierung des Euros geht, sondern auch um ein Vorantreiben der europäischen Vereinigung.
 

Ein_Liberaler

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Das hatten wir doch schonmal. Die Bundesbank hat nicht von ihrer sehr vernünftigen Politik gelassen, und Frankreich, Italien und andere europäische Staaten sind durch Blut, Schweiß und Tränen gegangen, bis sie am Ende kapituliert und sich der Politik der Bundesbank angeschlossen haben. Der Versuch, die Bundesbank durch eine gemeinsame europäische Inflations- und Abwertungsbank zu ersetzen, ist gescheitert, und jetzt gehen die eher nicht so sparsam veranlagten Staaten wiedermal durch Blut, Schweiß und Tränen, aber am Ende werden sie eine nachhaltige Fiskalpolitik betreiben müssen, gerade, wenn wir keine europäische Wirtschaftspolitik und keinen europäischen Finanzausgleich einführen. Alle dahingehenden Versuche zielen letztlich darauf ab, die Schuldenstaaten nicht zu sanieren und müssen unterbunden werden.
 

Themis

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Das sehe ich eigentlich genauso. Wobei ich denke, dass eine gemeinsame, einheitliche europäische Wirtschaftspolitik unabdingbar ist.
Ich fände es sogar begrüßenswert, wenn sich in der EU mal mittelfristig eine (oder meinetwegen 3) Amtssprachen durchsetzen würden.
 

haruc

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Eine politische Union wird es dann nicht mehr geben müssen, weil die Länder ökonomisch stärker konvergieren.

Irgendwie riecht das nach einer Reminiszenz an den dt. Zollverein - zum Thema politische Integration durch wirtschaftliche Integration denke man mal an 1866: Wirtschaftlich bereits weitgehend integriertes Kleindeutschland mit gemeinsamem Handelsgesetzbuch, weitgehender innerer Zollfreiheit, überstaatlicher Beamtenelite, die auch die Politik der Einzelstaaten mitbestimmte sowie mannigfaltigen wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen den deutschen Teilstaaten.
Und das Resultat dieser ökonomischen Integration: Ein deutsch-deutscher Krieg (wähernd kurioserweise die Handelsbeziehungen davon nicht belastet wurden!) konnte dadurch nicht verhindert werden.

Soviel dazu, dass man keine Union mehr bräuchte, würden die Staaten ökonomisch stärker zusammenarbeiten. Die Wirtschaft ist _ein_ Faktor, der der politische Einigung vorantreibt, aber nicht _der Einzige_.

Die wirtschaftliche und politische Einigung Deutschlands im 19.Jahrhundert wird ja immer wieder gerne als Blaupause für die europäische Einigung genommen, wobei man vergisst, dass die politische Einigung Deutschlands letztendlich maßgeblich durch Mars, nicht durch Merkrur herbeigeführt wurde.
 

Ein_Liberaler

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Ich frage mich da immer, welchen Umfang diese gemeinsame Wirtschaftspolitik annehmen und welche Kompetenzen sie haben soll. Welche Wirtschaftspolitik treibt Deutschland eigentlich gerade? Vom Wirtschaftsminister sieht und hört man nichts.
 

Themis

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Warum nicht den Umfang möglichst groß fassen? Von der Infrastruktur über Arbeitsmarkt-, Finanz- und Fiskalpolitik bis hin zur Handels- und Währungspolitik.

Ob Rösler untätig ist, weiß ich nicht. Er ist doch gerade in Sachen Griechenland unterwegs...
 

Ein_Liberaler

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Währungspolitik: haben wir glücklichwerweise der EZB überlassen.

Handelspolitik: ist uns glücklicherweise ebenfalls weitgehend aus der Hand genommen (WTO etc.).

Infrastrukturpolitik: sollte jedenfalls koordiniert werden, wird aber schwierig, solange jeder nur seine Stromkonzerne begünstigen will.

Fiskalpolitik: soll dem Ausgleich konjunktureller Schwankungen dienen. Ist das, was in den letzten Jahrzehnten besonders grandios schiefgelaufen ist, weil eigentlich ständig eine expansive Fiskalpolitik betrieben wurde, statt nur antizyklisch. Wenn wir da die Griechen mitentscheiden lassen, wird das ganz übel, fürchte ich.

Ich halte es für erfolgversprechender, nur die wirtschaftlich schwächeren Mitgliedsstaaten die Folgen einer schlechten Wirtschaftspolitik spüren zu lassen... Wir können ihnen auch weitgehende Mitspracherechte einräumen und das Spiel weitertreiben, bis ganz Europa so bankrott ist wie Griechenland, spätestens dann müssen wir uns garantiert umstellen. Billiger ist es, wenn sich die Griechen, Süditaliener usw. jetzt sofort umstellen. Auch für die junge Generation der Griechen und Süditaliener...

(Eigentlich frage ich aber, wie tief die gesamteuropäische Wirtschaftspolitik in die Wirtschaft eingreifen soll, beispielsweise in Tarifverhandlungen.)

Und dann wäre da noch die Frage der Sozialpolitik, beispielsweise der Versicherungspflicht.
 

Themis

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Ein_Liberaler schrieb:
Infrastrukturpolitik: sollte jedenfalls koordiniert werden, wird aber schwierig, solange jeder nur seine Stromkonzerne begünstigen will.
Stimmt, da habe ich garnicht dran gedacht. Mir schwebten irgendwie europaweite digitale Forschungsnetze und Glasfaserleitungen etc. vor

Fiskalpolitik: soll dem Ausgleich konjunktureller Schwankungen dienen. Ist das, was in den letzten Jahrzehnten besonders grandios schiefgelaufen ist, weil eigentlich ständig eine expansive Fiskalpolitik betrieben wurde, statt nur antizyklisch. Wenn wir da die Griechen mitentscheiden lassen, wird das ganz übel, fürchte ich.
Umso mehr ein Grund, die fiskalpolitik zentral zu steuern. Aber vermutlich werden da dann alle auf regionale Besonderheiten und ein Recht auf entsprechende Unabhängigkeit pochen.

(Eigentlich frage ich aber, wie tief die gesamteuropäische Wirtschaftspolitik in die Wirtschaft eingreifen soll, beispielsweise in Tarifverhandlungen.)

Und dann wäre da noch die Frage der Sozialpolitik, beispielsweise der Versicherungspflicht.
Die Gewerkschaften würde das sicherlich freuen. Warum nicht. Wenn es schon sowas wie die Freizügigkeit in Europa gibt, dann sollte eh zumindestens die Versicherungspflicht angeglichen werden. Und sei es auch nur, um gleiche Bedingungen für alle zu schaffen.
 

sercador

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Sehe ich das richtig, daß ihr beiden für die europäische Sozialcharta seid?
 

Themis

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Habe die europäische Sozialcharta nicht gelesen, aber ich wüsste jetzt nicht, was man gegen diese (nach wiki) haben sollte.
Von der 1961 beschlossenen ESC wurden insgesamt 19 soziale Rechte benannt, darunter das Recht auf Arbeit, auf ein angemessenes Arbeitsentgelt, auf Berufsausbildung, auf soziale Sicherheit, auf freie Vereinigungen und Kollektivverhandlungen oder auch besondere Schutzrechte für Kinder, Jugendliche, Mütter und Familien.
http://de.wikipedia.org/wiki/Europäische_Sozialcharta

Nur, was ist mit "angemessenem Arbeitsentgelt" gemeint, ein Mindestlohn?
Und was ist mit Kollektivverhandlungen gemeint? Tarifverhandlungen? Den DGB fände ich höchstens als Arbeitnehmer im Billiglohnsektor attraktiv, als Arzt oder Lokführer sind da die speziellen Fachgewerkschaften schon wesentlich attraktiver, können aber für meinen Geschmack zu destruktiv sein, wie z.b. aktuell wohlmöglich bei den Fluglotsen.
Wenn dann nach und nach da noch die Piloten, das Kabinenpersonal, das Bodenpersonal usw. ankommen, kann die Lufthansa ja gleich einpacken.
Gewerkschaften sind ein schwieriges Thema.


EDIT:
langsam wird es eng, Italien ist ja wohl ein anderes Kaliber als Griechenland oder Irland.
Und ob da Razzien gegen die Ratingagenturen etwas an den Fakten ändern, wage ich zu bezweifeln...
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,778485,00.html
 

Simple Man

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Ein_Liberaler

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Man könnte sich das so vorstellen, als ob auf der Hauptversammlung von Bayer ein Apotheker, der eine einzelne Aktie gekauft hat, eine empörte Rede darüber hält, daß der Konzern sein Vermögen gefährdet. China möchte die USA ein wenig demütigen und sich aufspielen, das ist alles. Chinesische Ratingagenturen sind ein Witz.
 

POW

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Ja aber ich hatte gedacht, dass die Chinesen die größten Gläubiger der USA seien und wenn der US-Dollar an Wert verliert, gerade die Chinesen das große Nachsehen haben. Ich bin nicht gerade der König der BWL und VWL aber so hatte ich das bislang verstanden... :?!?:
 

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