Die Logik von Multopia (sf-story)

Trestone

Großmeister
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12. April 2002
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Die Logik von Multopia

Ich weiß nicht, wie ich in diese Welt gekommen bin:
Eines Morgens wachte ich auf und war da.

Sehr vieles erinnert an die Erde, und so könnte stimmen,
was mein neuer Freund Protagoras sagte,
es wäre die Erde, nur zu einer anderen Zeit und aus einem anderen Blick.
Und es gäbe kein Zurück.

Diesen Bericht schreibe ich vor allem für mich selbst,
als Band zu meiner alten Welt.
Ein wenig hoffe ich noch, denn man lernt hier schnell:
„unmöglich“ ist meist relativ.

Der Name der neuen Welt ist „Multopia“, und in vielen Punkten ist er Programm:

Protagoras staunte, als ich ihm erzählte, dass sich bei uns die Staatsangehörigkeit
nach Geburt und Region richtet.
Hier wählt jeder seine Zugehörigkeit selbst aus – und kann auch wechseln.
Die Organisation der Staaten ähnelt also mehr unseren Religionsgemeinschaften
(und nicht mehr dem Mittelalter).
Natürlich muss auch einiges „zwischenstaatlich“ für den Alltag geregelt werden,
dafür gibt es den „Multikrat“ – Bürokraten werden also nicht arbeitslos!

Die Wirtschaft hat an Bedeutung verloren.
Außer in Krisenzeiten – die es immer noch gibt –
ist eine Grundversorgung für alle organisiert.

Pflanzen und Tiere werden etwas besser geachtet,
sind aber weiter durch die Menschen begrenzt.

Rohstoffe sind noch ein Thema und werden meist aufwendig
aus dem näheren Weltraum gewonnen.
Der interstellare Raum ist weiter unzugänglich.

Was die Menschen nun antreibt ist schwer zu fassen:
Es scheinen komplexe soziale Interaktionen zu sein,
Beziehungen und Familien gibt es in den unterschiedlichsten Variationen.
Protagoras meinte, hier sollte ich meine Erfahrungen selber machen,
aber bisher stolpere ich nur herum.

An die Stelle physischer Kriege sind soziale Konfrontationen getreten,
die nach Protagoras z.T. auch ziemlich grausam geführt werden.

Auch in der Wissenschaft gibt es verschiedene Richtungen:

In der Mathematik folgen die meisten der klassischen Logik,
vereinzelt gibt es auch noch Konstruktivisten.

Am spannendsten finde ich aber die „Multilogik“ (früher „Stufenlogik“),
die mit einer Zusatzdimension operiert und mehrere Stufen mit unterschiedlichen Wahrheitswerten koexistieren lässt.

Wie Protagoras mir berichtete, verwenden sie Philosophen, um Geist und Körper dualistisch zu beschreiben.
Und Kausalketten haben hier alle einen „definiert undefinierten“ Beginn.

Mathematiker benötigen mit ihr nur noch eine Art von Unendlichkeit
und sind nicht länger durch die Unvollständigkeitssätze von Gödel beschränkt.

Auch scheint sie in der Physik die Quantentheorie gut zu ergänzen.

Hauptexportartikel aber ist ein „Mulputer“, ein Metacomputer mit einem Programm in Multilogik, der das Halteproblem löst.
Nach Protagoras kaufen den sogar Anhänger der klassischen Logik und wollen gar nicht so genau wissen, wie er das macht …

So spannend all dies Neue ist, würde ich gerne morgen wieder in meiner Welt aufwachen.
Nach Protagoras werden durch die Multilogik zwar inzwischen die meisten Paradoxa aufgelöst,
solange ich oder dieser Artikel nicht in der Vergangenheit auftauchen,
gilt das aber noch nicht für Zeit- oder Stufenreisen …

Gruß
Trestone

Anhang: Details zur „Multilogik“ oder „Stufenlogik“ finden sich unter folgendem Link:
http://www.ask1.org/fortopic20575.html
 

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