AfD bei der nächsten Wahl - Weimar reloaded?

Rivale-von-Nogar

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Die von der AFD machen Politik für die oberen 5%. Folgerichtig dürften die auch nicht mehr als 5% haben. Denn die Flüchtlinge kommen ja trotzdem, auch wenn noch so viele AFD wählen würden.
 

streicher

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Würde die AfD wirklich Politik für die oberen fünf Prozent machen? Man liest zumindest immer wieder, dass die AfD-Wähler aus der Mitte der Gesellschaft kommen, was insbesondere auch die Einkünfte angeht. Und sie hätten insbesondere Angst vor Überfremdung oder den sozialen Abstieg.

Indes war jüngst von einem Russland-Kongress zu lesen. Da kamen sehr eigene Anschauungen zum Vorschein, übrigens auch eine "Bevölkerungsaustauschthese" und eine "Mischrassenthese". Ein Antiamerikanismus ist nicht neu, so die Hinwendung zu Russland. Auch die Chemtrail-VT scheint Eingang in Köpfe der Teilnehmer dieser Konferenz gefunden zu haben. Deutschland sei ein Land ohne Geschichte geworden, verantwortlich dafür seien - die Amerikaner.
Nachzulesen hier: Wenn die AfD klingt wie die antiimperialistischen Linken
und Alternatiwa dlja Germanii
Ein kleiner Auszug aus dem letzteren Artikel:
Als Fragen gestellt werden dürfen, steht ein Mann auf. Er heißt Pavel Zionski, spricht mit russischem Akzent und bezeichnet sich als AfD-Anhänger. Doch was er sagt, scheint nicht zu der Veranstaltung zu passen. Er ist skeptisch, spricht von Menschenrechtsverletzungen in Russland, von dem Wert der Versammlungsfreiheit, von der Verhaftung von Oppositionellen. „Das, was jetzt in Russland abläuft, das ist eine Diktatur“, sagt er. Es wird ganz still im Saal. Man könne doch nicht der Türkei einen EU-Beitritt verwehren wegen ihrer Demokratiedefizite und gleichzeitig Russland schonen. „Sehen Sie nicht eine bedrohliche Entwicklung in Russland? Stalin wird verehrt. Es werden Ikonen von Stalin gemacht. Es ist unvorstellbar, dass hier in Deutschland Ikonen von Hitler gemacht werden.“

Das Publikum wird unruhig, Zwischenrufer werden laut und übertönen Zionskis Worte. „Es gibt auch in Deutschland politische Gefangene, nicht nur Horst Mahler“, versucht der Podiumsteilnehmer Jan von Flocken die Kritik an Russland zu entkräften. Mahler ist ein früherer NPD-Politiker und verurteilter Holocaust-Leugner.
 

Rivale-von-Nogar

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streicher schrieb:
Würde die AfD wirklich Politik für die oberen fünf Prozent machen?

Ja in einen anderen thread habe ich es bereits erklärt, warum das so ist.

Rivale-von-Nogar schrieb:
Die ursprünglich ungeliebte AFD erhält jetzt auf einmal immer mehr mediale Aufmerksamkeit. Die AFD ist aber nach wie vor gegen einen gesetzlichen Mindestlohn und für noch mehr Sozialabbau (also Senkung von Renten, Hartz4leistungen u.s.w.)

Diese Einsparungen würden dann Ausschließlich wieder den Großkonzernen Zugute kommen, was noch mehr Wettbewerbsverzerrung zu Ungunsten der klein- und mittelständischen Unternehmen führen würde.

Außerdem würde die AFD (wenn die erst einmal was zu sagen hätten) in Ihrer Abschiebepolitik jenen Migranten, die schon länger in Deutschland leben sicher keine Sonderrechte einräumen, kann ich mir vorstellen.

Wie verblendet muss man also als einfacher Arbeiter, als Hatz4empfänger, als Rentner, als klein- oder mittelständischer Unternehmer denn überhaupt sein, um AFD zu wählen?
…und vor allem: Wie verblendet muss man als Migrant sein, um AFD zu wählen?

Ich stimme zwar mit der AFD in vielen Punkten Geopolitisch überein, dass kann aber nicht von der Tatsache hinwegtäuschen, dass die AFD wie gesagt für noch mehr Sozialabbau u.s.w. ist.
 

streicher

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Jetzt ist die AfD in den Bundestag gewählt. Ich frage mich, ob die AfD während dieser Wahlperiode, nach internen Richtungskämpfen, ins Radikale weiterrutscht.
 

Rivale-von-Nogar

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Ganz bestimmt. Die werden genauso radikal werden, wie die NPD. Nur eben auf „akademische Weise“, was eigentlich noch viel schlimmer ist.
 

haruc

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Streicher schrieb:
Ich frage mich, ob die AfD während dieser Wahlperiode, nach internen Richtungskämpfen, ins Radikale weiterrutscht.

Ich halte es für denkbar, dass sich die Partei über kurz oder lang aufspalten wird ein einen realpolitischen "linken" Flügel, der dann sowas wie eine (dringend benötigte) "CSU auf Bundesebene" wird, und eben einen radikalen Flügel, der nur auf Krawall gebürstet ist.

Dass dieser rechte Flügel auf Dauer großen Rückhalt bei der BEvölkerung findet glaube ich nicht. Die AfD wurde nach meinem Dafürhalten nicht _wegen_, sondern _trotz_ ihrer zum Teil rechtsradikalen Äußerungen gewählt. Vor allem aber wegen dem "Ich trete den Etablierten in den Arsch"-Faktor.

Die anderen Parteien werden jedenfalls nicht so dumm sein und weiterhin etwa 30% der Bevölkerung das Gefühl geben, dass sie und ihre Interessen praktisch nicht existieren. So einfach wie es jetzt für die AfD war wird es nie wieder werden.
 

streicher

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Irgendwie habe ich schon vermutet, dass die Petry ihren Hut nimmt, aber dass es so zeitig geschehen würde, hätte ich echt nicht gedacht. An den Erfolg ihrer Nach-Lucke-Ära wird sie sicherlich nicht mehr anknüpfen können. Kurz vor ihr ist übrigens auch eine gewichtige Funktionärin aus der jungen AfD gegangen. Aber wie gesagt: mir einer neuen Partei wird sie wie Lucke mit seine ALFA-Partei politisch nur noch dahindümpeln.

Damit ist allerdings in der AfD der Kampf um die Führungspositionen neu entfacht. Schon stellt Meuthen die Doppelspitze infrage und lehnt scheinbar die Kandidatur Weidels für die Doppelspitze ab. Komisch, irgendwie überrascht es mich gerade nicht, dass er eben die Weidel infrage stellt. Ist das rein organisatorisch, wie er das sagt? Oder geht die Weidel vielleicht sogar mit ihrem persönlichen Lebensmodell ihm gegen den Strich?

Eine Frage hätte ich noch: Wie schätzt ihr es ein - hätte die AfD einen vergleichbaren Rechtsruck erlebt, wenn sie unter Lucke 2013 in den Bundestag eingezogen wäre?
 

Rivale-von-Nogar

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streicher schrieb:
Eine Frage hätte ich noch: Wie schätzt ihr es ein - hätte die AfD einen vergleichbaren Rechtsruck erlebt, wenn sie unter Lucke 2013 in den Bundestag eingezogen wäre?

Ganz bestimmt. Darum hat er die Partei auch verlassen. Wäre er geblieben, hätte er sich von der Partei mehr und mehr entfremdet, denn der Rechtsruck wäre geblieben. Diesen Rechtsruck konnte auch Petry nicht aufhalten.
 

streicher

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Scheinwerfer auf Höcke: eine Einschätzung steht auf ZEIT.de - mit Inbezugnahme auf ein Höcke-Werk von 2018 ("Nie zweimal in den denselben Fluss".
"Neben dem Schutz unserer nationalen und europäischen Außengrenzen wird ein groß angelegtes Remigrationsprojekt notwendig sein." Er will also Millionen Bürger aus dem Land verbannen.

Dieses "Remigrationsprojekt", so schreibt es Höcke, sei wohl nur mit Gewalt zu schaffen: "In der erhofften Wendephase", (offenkundig meint er einen Machtantritt der AfD), "stünden uns harte Zeiten bevor, denn umso länger ein Patient die drängende Operation verweigert, desto härter werden zwangsläufig die erforderlichen Schnitte werden, wenn sonst nichts mehr hilft." Und: "Vor allem eine neue politische Führung wird dann schwere moralische Spannungen auszuhalten haben: Sie ist den Interessen der autochthonen Bevölkerung verpflichtet und muss aller Voraussicht nach Maßnahmen ergreifen, die ihrem eigentlichen moralischen Empfinden zuwiderlaufen." Man werde – so heißt es bei Höcke weiter wörtlich –, "so fürchte ich, nicht um eine Politik der 'wohltemperierten Grausamkeit' herumkommen. Existenzbedrohende Krisen erfordern außergewöhnliches Handeln. Die Verantwortung dafür tragen dann diejenigen, die die Notwendigkeit dieser Maßnahmen mit ihrer unsäglichen Politik herbeigeführt haben." (Seite 254 ff.)
Gewalt ist sein Begehr. Das bestätigt sich mit dem Absatz:
In seinem Buch stellt Höcke auch fest, dass "wir leider ein paar Volksteile verlieren werden, die zu schwach oder nicht willens sind" mitzumachen." Er denke an einen "Aderlass". Diejenigen Deutschen, die seinen politischen Zielen nicht zustimmten, würden aus seinem Deutschland ausgeschlossen werden. Er trete für die Reinigung Deutschlands ein. Mit "starkem Besen" sollten eine "feste Hand" und ein "Zuchtmeister" den "Saustall ausmisten".
Dazu brauche es den machiavellischen "Uomo Virtuoso":
Konsequenterweise antwortet Höcke auf die Frage, ob ein Volk sich selber aus dem Sumpf ziehen könne, mit Machiavelli: Ein "Uomo virtuoso" könne "als alleiniger Inhaber der Staatsmacht ein zerrüttetes Gemeinwesen wieder in Ordnung bringen" (Seite 286 seines Buchs).
Aha, also nie zweimal in denselben Fluss.
Rechtsextremismus
:
Höcke will den Bürgerkrieg
 

hives

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Meine Güte... man kann sich wohl nicht beschweren, dass er die Leute über seine Ideen allzu sehr im Unklaren lässt...
 

gaia

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Naja- Das ergebnis ( Thüringen) war nicht direkt überraschend.
Hab im Nachhini in kurz Reportage gefunden, au dr für mich zwi Hauptgründe für die entscheidung der Wähler hervorkamen.
Rassimus mit mit PC verwechselt. Bzw sollt man Rassist sein dürfen. Und dem Zurück sehen alter Zeiten, slso der DDR in der an sich gut aufgehoben gefühlt hat. Man war befreit von dem, mit dem man jetzt konfrontiert ist, der Staat hat sich gekümmrt.
Man hat Höcke gewählt, weil er Höcke ist, er gfällt.
https://www.merkur.de/politik/hoeck...chmann-sorgt-fuer-ekel-eklat-zr-13172797.html
 

hives

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Ein absolut lesenswerter Artikel von Republik.ch:
https://www.republik.ch/2019/10/29/es-gibt-nur-einen-rand-und-der-ist-rechts

Und hier mein selektiver kritischer Kommentar zu einigen Punkten (aus dem Chat kopiert):

"Insgesamt zeigt sich in Ostdeutschland (wie in vielen westlichen Staaten): Die Erfolge der radikalen und populistischen Rechten sind keineswegs in erster Linie als Protest gegen materiellen Mangel zu erklären, sondern vor allem als reaktionärer Widerstand gegen kulturelle Veränderungen durch Globalisierung, Migration, wissenschaftliche Fortschritte und den Bedeutungsgewinn postmaterieller Werte."

1. Tatsächlicher Mangel und wahrgenommener sowie erwarteter Mangel sollte unterschieden werden, um die Problematik wirklich zu verstehen
2. Veränderungen durch Globalisierung und Migration sind ein so extrem weites Feld, dass der leser da wirklich alles reinpacken kann, was er gerade als irgendwie relevant betrachtet...
3. Inwiefern tragen "wissenschaftlicher Fortschritt" und Postmaterialismus zu den Erfolgen der Rechten bei? Insbesondere bei Wissenschaft habe ich keine Ahnung, was damit gemeint ist - wie wird überhaupt wissenschatflicher Fortschritt definiert und welche Formen von wissenschaftlichem Fortschritt führen denn zu Erfolgen bei den Rechten? Das sind irgendwie alles Buzzword-Leerformeln, wo die Leser sich alle tatsächlichen Argumente zurechtinterpretieren können bzw. müssen....

Wir haben es also mit einer Ethnisierung sozialer Fragen zu tun, wie man sie auch in den Landeswahlprogrammen der AfD lesen kann. Ökonomische Ungerechtigkeiten werden nicht hinterfragt, sondern Frustrationen auf schwache Gesellschaftsgruppen umgeleitet. Dieser Rassismus ist keineswegs ein falscher Hilferuf der Schwächsten. Er schützt die Privilegien der relativ Starken.
Das ist imho sicher teils richtig, aber eben nur teils - der Gegensatz ist, bezogen auf potentielle Wähler, konstruiert, auch da es eben Wähler in unterschiedlichen sozialen Positionen gibt. Dass Ungleichheiten nicht generell systematisch hinterfragt werden ist ja kein Sonderfall bei der AfD sondern zieht sich durch fast alle Parteien, Medien, Institutionen und gesellschatfliche Gruppen. Man kann den Wählern nur schwer vorwerfen, dass sie da nicht gegen den Mainstream eine ganz eigene systematisch ungleichheitskritische Sicht entwickeln. Ein Aspekt sind hier auch die Veränderungen in Ausrichtung bei linken Parteien....

"Die Wahlen in Ostdeutschland und zuletzt Thüringen zeigen im Brennglas die politisch-kulturellen Herausforderungen unserer Zeit: Kulturalisierung sozialer Konflikte [...]"

Den Text könnte man auch als eine Kulturalisierung sozialer Konflikte betrachten, da er eben gegen die Dominanz sozialer Konflikte argumentiert und stattdessen ostdeutsche Sondermentalitäten konstatiert, oder? Eine Kulturalisierung von Problemen kann eben nun mal auch "schnell" auftreten, allein schon da menschliche gesellschaften sich durch interaktionen und gruppenbildungen zwischen verschiedenen individuen ergeben... Eine Sozialisierung oder Resozialisierung kulturalisierter Konflikte wäre imho sicher in vielen Bereichen angebracht, aber man kann nicht die ostdeutsche Rechtspopulismus-Problematik kulturalisieren und von "Unterschiede[n] im Wertesystem" schreiben und im gleichen Artikel überzeugend gegen Kulturalisierung argumentieren...

Bisherige Diskussion im Chat:

gaia: 3) viell. weil Fortschritt (also zB e-Auto, erneuerbare Energie und als was in den letzten Jahren an Themen aufkamen, nicht positiv für Rechte ist (genau wie so Sachen wie die Vorstellung davon wie Familie ausschauen soll).

C'est moi: naja, würdest Du die Veränderung von Rollenvorstellungen und Familienbildern in der Gesellschaft und die politische Förderung von erneuerbaren Energien direkt als wissenschaftlichen Fortschritt bezeichnen? fortschritt ermöglicht oder vereinfacht einige aspekte, aber letztendlich geht es um kulturelle und soziopolitische Veränderungen, die man auf Journalistenseite gerne gleichsetzen möchte mit "wissenschaftlichem Fortschritt". Ich glaube auch nicht, dass Rechte sich an energieeffizienten erfindungen u.ä. stören, es geht doch um realpolitische Entscheidungen und die Erwartungen von Ökodiktatur u.ä....
 
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gaia

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1. Tatsächlicher Mangel und wahrgenommener sowie erwarteter Mangel sollte unterschieden werden, um die Problematik wirklich zu verstehen
Ich denke schon, dass es sich hier auch oft um wahrgenommene oder erwartete Mängel handelt, weswegen es auch so schwer ist etwas dagegen zu tun.
Thema Migration, der Ausländranteil in Ostdeutschland liegt bei nicht ganz 4%. Baden Württemberg hat fast 14%, Berlin und Hamburg um die 15% und da ist die AFD kein großes Problem. es ist zwar klar, dass man die Bezeichung Ausländer auf die erweitern kann, die nicht deutsch genug aussehen, aber einen deutschen Pass haben. Aber das ist dann ja in allen Bundesländern so. Also die Wahrnehmung was Migration angeht, erscheint mir zB gerade in Thüringen doch sehr überzogen.
Wenn man sich die Wahlplakat anschaut arbeitet die AFD aber genau damit:
Angst vor "Überfremdung" : Kinder? Machen wir selber! Oder hier:

landtagswahl-in-sachsen-anhalt.jpg



Überall wird mit (vorhandener?) Furcht gearbeitet und Mißtrauen geschürt und zwischendrinn dann ein wirkliches Problem eingbracht: Schul- und Lehrermangel.Kindergarten kostet was.
Ich vermute aber, dass es sich ein Lehrer gut überlegt wo er wohnhaft wird, was ein Teufelskreis ist. Und die AFD ist ja auch nicht die einzige Partei die den Lehrermangel bemerkt hat, bzw die Schulschließungen. Die Schulen wurden in meiner alten Heimat( Franken) zusammen geführt, weil zu wenig Kinder nach kamen. Da betraf vor allen die Mittelschulen. Und inzwischen ist der Lehrerberuf wohl auch sehr unattraktiv geworden.
Hinter all dem womit man Bürger anspricht/ ansprechn will stecken Maßnahmen die, die Meisten als rückschrittlich betrachten. Mit Familie ist zB ja nur die klassische Vorstellung von Familie gemeint. Deswegen ist wohl frühkindliche Aufklärung schlecht. Das meine ich auch mit wissenschaftlichen Fortschritt: Man weiß inzwischen, das Homosexualität normal ist, schwule Paare Kinder großziehen können( und sollten). Papa Hausmann sein kann, eine Trennung das Beste sein kann. Die AFD sieht da anders. Ich hoffe ich konnte damit mein Argument erklären.
Steuerverschwender ist auch etwas, was jede Partei der anderen vorwirft. Die AFD bringt da auch den Schuldigen: Ausländer und "grüne Ökofaschsten". Das ist natürlich Blödsinn. Wirkt aber. Man braucht aber, nachdem man es erstmal unter die Leute gebracht hat nur noch" ich bin dagegen" schreiben und löst das Denkschema das Wähler aus. Da wollen die da oben mir schon wieder was Böses.
Soziale Aspekte das Thema Migration betreffend, treten in den Hintergrund genau wie"Umwelt/ Tierschutz"( im erweiterten Sinn), weil es zu wichtig scheint, sich um sich selbst zu kümmern.
Über die Kulturalisierung sozialer Konflikte muss ich erst noch nachdenken.
 
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hives

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Angst vor "Überfremdung" : Kinder? Machen wir selber!

Nur um zu illustrieren, dass die Plakate ganz unterschiedlich gelesen werden können: Ich vermute, dieses Plakat kommt bei vielen nicht schlecht an. Kinder werden generell vom Mainstream zunehmend problematisiert, obwohl die Geburtenrate extrem niedrig ist - es wird mehr darüber geschrieben, wie problematisch und schädlich Kinder aufgrund ihres Einflusses auf den Klimawandel sind:
https://www.welt.de/wissenschaft/ar...er-Einzelne-den-Klimawandel-bremsen-kann.html
https://www.quarks.de/umwelt/klimawandel/wie-klimaschaedlich-sind-kinder-wirklich/

Gleichzeitig ist natürlich klar, dass unser Wohlfahrtsstaat - wenn man nicht vollständig auf Steuerfinanzierung umsteigen will - auf Nachwuchs angewiesen ist. Als Lösung dafür wird dann oft Migration genannt, denn wenn junge Menschen einwandern, brauchen wir quasi nicht so viel Nachwunchs für die Aufrechterhaltung unserer Sozialsysteme. Wenn die AfD dann ganz frech sagt: "Kinder willkommen!" oder eben "wir interessieren uns nicht für den erwarteten Klimawandel und sehen unsere Kinder nicht als Problem, sondern als Zukunft", ist das natürlich eine ganz andere Zukunftsvision für junge Familien, als wenn ihr Nachwuchs bereits im Mutterleib mehr oder weniger explizit eher als klima- und menschheitsschädlich denn als Zukunft der Gesellschaft betrachtet wird...

Das meine ich auch mit wissenschaftlichen Fortschritt: Man weiß inzwischen, das Homosexualität normal ist, schwule Paare Kinder großziehen können( und sollten). Papa Hausmann sein kann, eine Trennung das Beste sein kann. Die AFD sieht da anders. Ich hoffe ich konnte damit mein Argument erklären.
Ja, ich verstehe was Du meinst, aber ich denke das vermengt wissenschaftlichen Fortschritt mit gesellschaftlichen Veränderungen. Wissenschaftliche Forschung kann bspw. Kinder in hetero- und homosexuellen Familien vergleichen und schauen, wie sich beide Gruppen entwickeln, was auch durchaus gemacht wird - die Effekte sind weiterhin umstritten, siehe bspw. http://provitabucuresti.ro/docs/studii/regnerus2012.pdf versus https://daneshyari.com/article/preview/955722.pdf. Insgesamt ist die wissenschaftliche Evidenz in diesem Punkt nicht wirklich eindeutig. Es gibt Studien mit unterschiedlichen Ergebnissen. Hinzu kommt auch, dass homosexuelle Paare idR einen höheren sozioökonomischen Status haben und somit durchschnittlich bessere wirtschaftliche und statusbezogene Voraussetzungen bieten. Das wird oft nicht kontrolliert, sondern höchstens als Mechanismus oder Erklärung einbezogen (siehe https://www.econstor.eu/bitstream/10419/161239/1/dp10616.pdf oder http://macfie.utk.edu/wp-content/uploads/2015/02/Miller-Kors-Macfie-2017.pdf). Wir wissen letztendlich nicht, ob und wie sich die Kinder tendenziell voneinander unterscheiden. Dass wir derzeit davon ausgehen, dass es natürlich keine spezifischen Probleme geben wird (wenn es männliche und weibliche Bezugspersonen in der Umgebung gibt) oder sogar kann, ist vor allem eine kulturelle Entwicklung.
 

gaia

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Nur kurz...( bin eben mit Halloweenvorbereitungen beschäftigt, btw krieg gleich Besuch)
Gerade das mit dem Kinder kriegen wird ja extrem benutzt. Als ob irgendeine Partei davon abraten würde. Kriegt Kinder, hat Merkel mal jemanden geantwortet, der auf den Pflegenotstand hingewiesen hat. Sämtliche Parteien haben ihre Vorschläge, alle sind pro Kinder. Nur dass für die anderen Partein ein Kind, ein Kind ist.
Der Artikel weißt im Grunde darauf hin, dass es theoretisch das Beste wäre, die Menschen würden weniger werden.
Also die alte Leier von der Zwei- Kind Politik weltweit.
Die AFD will möglichst wenig nicht "biodeutsche" Kinder, will ein deutsches Deutschland. *Machen wir selbst", nicht etwa der "Ausländer"( was auch immer alles als Ausländer zählt, denn Höcke spricht offen von "Remigration" .
Bei dem was die AfD so bewirbt, muss man imo den Zusammenhang sehen- und das geht vielen Wählern der AFD entweder verloren oder es passt dann schon.
Das wars auf die Schnelle, muss Augen in den Wackelpudding werfen.
 
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hives

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Nur kurz...( bin eben mit Halloweenvorbereitungen beschäftigt, btw krieg gleich Besuch)

Viel Spaß! ^^

Kriegt Kinder hat Merkel mal jemanden geantwortet, der auf den Pflegenotstand hingewiesen hat.
Kann gut sein, dass die offiziellen Parteiprogramme pro-Kinder sind. In den Medien liest man jedoch zunehmend "kinderkritische" Beiträge, siehe bspw. auch hier aus diesem Jahr über eine Ex-SPD-Politikerin und Lehrerin (sic!) mit einem ganzen Buch zum Thema:
https://www.wochenblatt.de/politik/...ndesweit-fuer-schlagzeilen#gallery&0&0&278834

Bei dem was die AfD so bewirbt, muss man imo den Zusammenhang sehen- und das geht vielen Wählern entweder verloren oder es passt dann schon.
Ja, auf einem Plakat wie "Kinder willkommen! Ja zur Familie!" ist das eben nicht so eindeutig... und der Zusammenhang ist eben nicht bei allen Rezipienten der gleiche. Du schaust Dir bspw. vermutlichr egelmäßig Dokus an, wo offen radikalisierte AfD-Wähler fröhlich ihre Unterstützung für Höcke und ähnliche Gestalten in die Kamera posaunen, aber die andere Seite sind eben Leute, die von gesellschaftlichen Veränderungen verängstigt sind und den Bezug zu ihren alten Parteien verloren haben, von denen sie sich verlassen fühlen, ohne direkt eine realweltliche Hitler-Karikatur toll zu finden. Die denken sich bei kritischen Dokus vllt. "interessiert mich nicht, ist eh alles einseitig" und springen auch nicht vor jede nächstbeste Kamera, weil sie eben auch nicht völlig von den Typen überzeugt sind, die sie da evtl. wählen. Wenn man diese Leute komplett aufgibt, werden sie nicht unbedingt weniger werden...
 

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Die AFD bringt da auch den Schuldigen: Ausländer und "grüne Ökofaschsten". Das ist natürlich Blödsinn. Wirkt aber. Man braucht aber, nachdem man es erstmal unter die Leute gebracht hat nur noch" ich bin dagegen" schreiben und löst das Denkschema das Wähler aus. Da wollen die da oben mir schon wieder was Böses.
Im Ernst - solche Sprüche bringen Anhänger der AfD raus? Man rechnet mit vielem, und doch ist man immer wieder geflasht.
Was löst eigentlich Radikalisierung oder das Abrutschen ins Extreme aus? Es sind immer wieder Grundängste die geschürt werden, Existenzbedrohendes, was wie der Teufel an die Wand gemalt wird. Bedeutet: die Flüchtlinge würden die Lebensgrundlagen entziehen. Die Ökos wollen Lebensqualität rauben. Das ist durchaus interessant, denn man kann es wenden wie man will - noch immer wird auf hohem Niveau gejammert und schlechte Stimmung geschoben. In der Tat geht es uns aber so gut wie nie zuvor. Sieht man sich Statistiken an, es ist bald die ganze Welt im Aufwärtstrend, Deutschland übrigens eingeschlossen. Wie kommt es also, dass der Teufel so einfach an die Wand gemalt werden kann? Wird die Welt zu negativ gesehen? Lassen sich die Leute noch immer gerne mit einfachen Argumentationslinien einfangen? Ist Schwarz-Weiß-Malerei noch zu sehr en vogue?
Insgesamt, denke ich, entextremisiert sich die Welt allmählich. Das wird u.a. mit zurückgehender Armut und zunehmender Bildung zusammenhängen. Wer andere radikalisieren will, also gegen die Entextremisierung arbeitet, wird die Bildung angreifen, einfache Erklärungsschemata aufbauen wollen und Bedrohungen heraufbeschwören.

Meine Partnerin hatte vor kurzem erst ein Gespräch mit einer älteren Dame. Die ältere Dame sah die nächste Riesenflüchtlingswelle herankommen und war fest der Ansicht, dass die deutschen Haushalte von staatlicher Seite bald gezwungen werden, Flüchtlinge aufzunehmen. Damit ist die Dame wohl beim Wahnsinn angekommen. Sie hat noch einiges rausgelassen, aber genug davon. Es wird wohl nichts bringen, wenn man sie die Zeit ihrer Kindheit mit der heutigen Zeit vergleichen lässt. Sie badet sich wahrscheinlich darin, dass sie das Unheil vorhersagen kann. Wie extrem ein Land werden kann, wenn sich Menschen für Extremismus einfangen lassen, Verschwörungstheorien geglaubt werden, die Bildung und Wissenschaft gezielt gesteuert werden, Kultur gekappt wird, Sündenböcke gefunden werden, hat sie nicht erlebt - dafür ist sie gerade noch zu jung.
 

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