Wieso ich mal zum Bilderbergertreffen eingeladen wurde...

NormaJean

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du scheinst sehr eigenwillige Interpretationen von kurz- bzw. langfassen zu haben, Agent ... keine Beschwerde, nur eine Feststellung :wink:

aber Austern? sind die nicht igitti, weil schlubbelig? von der ihnen nachgesagten Wirkung möchte ich gar nicht erst anfangen ... da ihr euch ja anscheinend n Zimmer geteilt habt :roll: Glücklicherweise sind die Betten ja meist zum Auseinanderschieben ... also falls man das möchte ... falls

oh, das ist ne schöne Überleitung zu den Niagara-Fällen ... sind da immer noch so viele Frischvermählte anzutreffen (falls das je so war und nicht nur ein Klischee) oder is das jetzt mehr für Touris von abroad?
 

agentP

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Endlich mal ein paar Fragen.

Ich schreib den Ausblick ja immer bevor ich anfange zu schreiben und manchmal entwickelt sich das halt dann doch anders.

Austern sind äh ... schlubbelig, aber auch nicht wesentlich schlubbeliger, als Miesmuscheln und sogar deutlich weniger schlubbelig als Pfirsichhälften aus der Dose (Habe ich eigentlich schon mal erwähnt, dass ich das stille und offenbar von der Öffentlichkeit Aussterben von Pfirsich Melba und Birne Helene in deutschen Eisdielen skandalös finde? Irgendwann werde ich eine Bürgerinitiative gründen müssen).
Über die Wirkung vermag ich nix zu sagen, ich habe jedenfalls keine gespürt.
Und als anständiges Mädchen möchtest du mich sicher nicht darüber spekulieren hören (bzw. lesen), ob sich dieser Ruf nicht einfach nur auf Assoziationen gründet, die so mancher in Anbetracht der Form, Schlubbeligkeit und des dezenten Fischaromas entwickelt.

Wir mussten gar nix auseinander schieben, weil wir überall von vorne herein 2-Bett (bzw. in Niagara Falls sogar 2 Raum) Unterkünfte hatten.

Ist mir jetzt nicht aufgefallen, dass da besonders viele Brautpaare gewesen wären, aber woran soll man die auch erkennen? Meine Bekannten sprangen auch den Witz mit dem Ziel für den Honeymoon und Kai und mir auch nicht gleich an. Eventuell sind die Zeiten auch vorbei. Selbst in neueren Filmen scheint ja für jungvermählte mittlerweile eher die Karibik das Flitterwochenziel der Wahl zu sein. Kurz: Ich weiß es nicht!
 

agentP

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Tag 7 (Teil 1):
An diesem Tag wollten wir endlich das erledigen, was wir die ganze Zeit vor uns her geschoben hatten: Geschenke für die Lieben daheim besorgen.
Zum Glück hatten wir auch noch Glück mit dem Wetter, denn es goss wie aus Kübeln. Der perfekte Tag um eine Mall aufzusuchen.
Die Mall in Pittsfield ist eine der kleineren Sorte, sprich: Sie ist nur ungefähr doppelt so groß wie ein durchschnittliches deutsches Einkaufszentrum.
Ich muss ehrlich zugeben, ich mag diese Einkaufstempel. Im Prinzip unterscheiden sie sich auch nicht wesentlich von den deutschen Foren, Arcaden, Alexas oder Centern oder wie die Dinger neuerdings hier zu heißen haben (Früher hießen sie einfach nach der Gegend: Franken-Center, Donau-Einkaufszentrum, Perlacher Einkaufs Passagen, etc.).
Nurn sind sie wie gesagt deutlich großzügiger angelegt und eine Sache gibt es, den es hier in dieser Ausprägung nicht gibt und das verstehe ich nicht:
Den Food-Court. Anstatt dass man die Fressbuden zwischen Victoria´s Secret und FootLocker einstreut, fasst man die Gastronomie in einem Bereich zusammen. Oft ist das dann ein ganzes Stockwerk nur dafür. Alle Fast Food Ketten und Imbisslokale und die Family Restaurants im Kreis angeordnet und in der Mitte ein großes Areal mit Tischen und Stühlen, wo man sitzen kann und wo es völlig irrelevant ist, von wo man sein Essen geholt hat. Das hat mehrere Vorteile, aber 2 finde ich schon völlig ausreichend um dieses Konzept zu lieben: 1. Man muss sich nicht einigen, wo man hingeht: Jedes Familienmitglied holt sich was es will und dann trifft man sich an einem Tisch und isst zusammen, 2. Wann isst nicht irgendwo etwas, weil man Hunger hatte und das Angebot gerade da war und läuft 2 min später an dem Lokal vorbei wo es exakt das gibt, worauf man schon die ganze letzte Woche Lust gehabt hätte.

Ich persönlich glaube ja, dass sich in diesen unterschiedlichen Anlagearten des Gastronomiebreichs in Einkaufszentren grundsätzliche sozio-kulturelle Unterschiede zwischen Amerikanern und Deutschen widerspiegeln.
Was nämlich hier zutage tritt, ist der Gemeinschaftsgeist des amerikanischen Pioniers, der die "Frontier" im Westen erschließt. Ebenso, wie man gemeinsam in nachbarschaftlicher Gemeinschaft die Scheune im Grenzdorf gezimmert hat, um danach gemeinsam am langen Holztisch auf dem Dorfanger zu beten und zu essen, trifft man sich heute nach dem harten Tagwerk des samstäglichen Einkaufs auf dem modernen Äquivalent des Dorfplatzes um gemeinsam zu speisen.
Der deutsche hingegen, ohnehin eher den Weiler oder Einsiedelhof gewohnt, der mag es kleinteiliger und sucht eher die abgeschlossene Gemütlichkeit.

Ich hoffe ich muss diesen letzten Absatz jetzt nicht extra als unernst kennzeichnen, oder? Ich erschrecke nur manchmal wie leicht es mir nach Jahren der Beziehung mit einer Sozial- und Kulturwissenschaftlerin fällt, mich anzuhören wie ihresgleichen

Egal. Jedenfalls stromerten wir getrennt durch die Mall und shoppten vor uns hin. Ich kaufte Sneekers für das Kind und ein Duschgel für die ohnehin immer nach frischen Pfirsichblüten und allen sonstigen Wohlgerüchen des Orients und Okzidents duftende Agentin. Das Duschgel (C.O. Bigelow Lemon Mentha) ist so großartig, dass es mittlerweile schon fast wieder leer ist. Allein die Agentin beschwert sich, sie hätte davon kaum was abgekriegt!

Ein Nachtrag: Auf dem Weg zum Essen hielten wir noch kurz im Stadtzentrum von Pittsfield an, um wenigstens einen Maurertempel fotografiert zu haben, schließlich war ein Artikel in einem bekannten Verschwörungsforum geplant und um ein paar unglaubliche Angebote zu fotografieren die belegen, dass im Wahlheimatland aller kapitalistischen Teufel aber auch wirklich alles käuflich zu erwerben ist, wenn man weiß wo man es kriegt (den letzten Teilsatz bitte mit kauziger, krächzender und sehr tiefer Stimme vorlesen):















Gleich gegenüber war dieses Wandbild, dass ich ebenfalls fotografieren musste:






Anschließend trafen wir uns mit unseren Bekannten in meinem Lieblingsrestaurant, dem womöglich bereits erwähnten Hitching Post Cafe in New Lebanon, NY. für ein feines Mittagessen um dann endlich meinem geliebten Hancock Shaker Village einen besuch abzustatten.
Zum Thema Shaker und dem Dorf gibt es ja bereits vom letzten Besuch einen ausführlichen Artikel hier, weswegen ich jetzt auch nicht näher darauf eingehen werde.

Für den Moment muss ich leider erst mal Schluss machen, aber die Fortsetzung folgt in Kürze.
 

agentP

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Das erste mal, dass ich was positives über Oberhausen höre! *duck*
:lol:
 

Lazarus

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Na - wenn du das schon als positiv empfindest wirst du bestimmt noch Wahl-Oberhausener wenn ich dir die Stadt erstmal richtig gezeigt hab.... :lolaz:
 

agentP

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Da war ich noch nie.
Jetzt hört doch mal auf, Mensch.
Können wir uns darauf einigen, dass es hierzulande Food Courts gibt, aber dass sie (noch) nicht die Regel sind? :lol:
 

Lazarus

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können wir natürlich.... wollt aber noch anbringen das es in Bochum auch ein food court im ruhrpark gibt.... :geifer: wir sind halt sehr fortschrittlich im dienstleistungs-pott :lol:
 

agentP

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@Lazarus
Quatsch. Total Amerikanisiert seid ihr! Schämt Euch! :lol:
 

agentP

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Tag 7 (Fortsetzung):

Jetzt muss ich doch noch mal kurz auf die ollen Shaker eingehen. Gestern habe ich nämlich beim Sport die neue Platte der Indie-Pop-Helden Weezer gehört und da ist mir was eingefallen. In dem Artikel auf der Redaktionsseite hatte ich ja einen Link zu dem Shaker-Lied "Simple Gifts". Auf der oben erwähnten Platte ist ein Stück mit dem Titel ""The Greatest Man That Ever Lived (Variations on a Shaker Hymn)" zu finden, welches tatsächlich auf dem gleichen Stück basiert.

Ein paar neue Bilder gibt es hierzu auch noch, die werde ich in Kürze hochladen.

Für den Abend hatten sich unsere Gastgeber dann etwas besonderes ausgedacht, nämlich ein Pizzaessen mit selbstgemachter Pizza aus dem historischen Holzbackofen. Das Haus meiner Bekannten stammt aus dem Jahr 1792, hat also für amerikanische Verhältnisse geradezu ein biblisches Alter.
In einem entsprechenden Zustand war das Ding ich, als sie es kauften. Da aber beide in der Restaurierungsbranche tätig sind, spielt da sicher eine gewisse Leidenschaft mit rein, denn restauriert wird das Haus fleissig, solange ich es kenne, also seit 2005 und fertig ist ein Bruchteil.
Der Kaminofen diente übrigens in der ersten Zeit auch noch als einzige Heizung, was ein stramme Leistung ist, wenn man bedenkt, dass die Winter in Massachusetts von Oktober bis April dauern können und -20° durchaus regelmäßig drin sind. Diesmal habe ich ein paar halbwegs moderne Heizkörper entdeckt, ich gehe also davon aus, dass diese Zeiten vorbei sind.

Der Kamin, nebst Backofen:



Das Feuer im Ofen:



Der Pizzabäcker:



Die Pizza:



Jedenfalls war es ein lustiger Abend und natürlich mussten wir nochmal eine Menge Berkshire Brewing Company Bier wegschütten, da ja nicht abzuschätzen war, wann wir wieder in den Genuss kämen.

Am nächsten Morgen veranstalteten die lieben Gastgeber einen sogenannten Yard-Sale. Der Amerikaner mit eigenem Haus schleppt ja seine alten Klamotten nicht auf einen Flohmarkt, sondern er macht einen in der Garage oder im Vorgarten. In Supermärkten und Geschäften kann man extra professionelle Schilder erwerben, die dann beschriftet werden und an Ampeln und Verkehrsschildern angebracht werden.
Eine weitere Variante Aufmerksamkeit zu erregen ersann mein Bekannter an diesem Morgen: Er stellte sich vor´s Haus mit einem E-Bass und einem Vox-Verstärkerturm, der ebenfalls zum Verkauf stand und gab Punkt 9AM eine Kostprobe seines Könnens. Das erregt ebenso Aufmerksamkeit wie es die verehrte Gattin zur Weißglut treibt.
Die Hausbibliothek wurde bei der Gelegenheit auch ausgedünnt. Dabei wurde freundlicherweise zuerst ich in einem Masse bedacht (der Admin wurde ausgespart, man weiß auch in den USA, dass er an Lesestoff nichts anfasst, was schwerer zu lesen ist, als ein Fix-und-Foxi Heft; ist natürlich nur ein Scherz: in Wirklichkeit ist er Chöngeist und allen chönen Künsten zugetan!), dass ich mir gleich noch einen 2. Koffer leihen musste.
Da wir noch etwas Zeit hatten setzten wir uns noch mit in den Vorgarten und versuchten der ganzen Verkaufsaktion noch ein wenig Exotik zu verleihen: "This are friends from Germany!" "Oh, ah, nice, great, how are you doin´? Do you like West Stockbrige? Massachusetts? The States? How much is the Cat Butt Magnet set?"
Jedenfalls war es sehr nett, denn das Ganze ist natürlich auch ein soziales Ereignis: Neu zugezogene schauen vorbei und stellen sich vor und die alten Nachbarn sowieso. Der Tratsch scheint genauso wichtig, wie der Verkauf.







Leider wurde es dann Zeit, den Rückweg nach New York anzutreten. Dort gaben wir den Mietwagen ab und nahmen ein Taxi zum Flughafen. Das kostet in NYC einen Pauschalpreis, egal von wo man fährt. Unser Taxifahrer kuckte, als hätten wir in den Wagen gekotzt, als wir ihm sagten wohin und zu welchen Konditionen und entsprechend war seine Laune, als wir über Queens und Brooklyn zum JFK Airport fuhren. Aber der sprichwörtlich schlecht gelaunte New Yorker Taxifahrer gehört ja auch irgendwie zur Folklore. Leider war stammte er dem Namen nach aus dem deutschsprachigen Reum und war kein Rasta und auch kein Inder.

Der Rückflug war recht ereignislos: Das Essen bei Air France war das beste, das ich bisher in einem Flugzeug hatte, der Anschluss in Paris klappte einwandfrei. Nur auf den letzten Metern, bekam ich nach zig Stunden trockener Flugzeugkabinenluft Nasenbluten und da ich manchmal neurotisch wie ein Charakter aus einem Woody Allen Film sein kann, versuchte ich die letzte halbe Stunde das zu vertuschen, überzeugt, ein blutender, bärtiger Mann, der Richtung Toilette geht würde eine allgemeine Panik auslösen. Da ich auch keine Taschentücher dabei hatte, war diese Zeit eher anstrengend, zumal auch der Admin diesmal einen Platz am anderen Ende des Jets hatte und nicht helfen konnte.
Am Ende kamen wir dann aber wohlbehalten an und damit endet auch der Reisebericht.


Als Nachtrag nochmal ein paar Karten mit ein bisschen dilettantisch in blassrot eingezeichneten Routen und Orten. Ich hoffe die Freunde von google maps stoßen sich nicht dran:

Übersicht:



New York:



West-Massachusetts:

 

NormaJean

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och, schon vorbei? :schnief:

das kannst du doch nicht machen - du muß deinem Chef sagen, dass er Kai und dir dringend und ganz sofort wieder Urlaub geben muß, damit ihr noch ein wenig herumreisen könnt...
Ganz ehrlich, ich hatte große Freude daran deinen Reisebericht zu verfolgen und sag deshalb auch ganz artig "danke" mit :knicks: (besonders für die vielen Bilder, das läßt einen als Leser dann einen etwas genaueren eindruck bekommen) und hoffe, dass es nicht der letzte gewesen ist :D
 

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