Highwaydog schrieb:
Gänsefleisch man Kofferaum uffmachen?
Ich glaub, das heisst eher:
Gaensfleischngafferaumuffmarren?
So hab ichs in im Forum von henryk-broder.com zitiert gefunden, wo sich so Leute vom Goethe-Institut herumtummeln un so.
Das Saechsische ist bestimmt schwerer zu verstehen als das Schwaebische, wenn man nicht gerade irgendein altes Weiblein vor sich hat, so noch all die Worte benutzt, welche heute nicht einmal mehr viele Schwaben kennen. Oft kann einem bei sueddeutschen Dialekten ausserdem das Englische helfen, zum Beispiel in Steiermark (Bairisch):
Is Mr. Mueller at home?
Na, er is net dahoam.
Has he gone out?
Ja, er is ausgongen.
Thank You!
Nix zu danken.
Daraufhin soll der Steirer ins Tal hinuntergefahren sein uns sich in der naechsten Stadt die "Times" gekauft haben, weil er glaubte, er koenne sie verstehen...
Die Art und Weise, wie unsere Mundfaulheit die Worte rundet, ist sich ueberall erstaunlich gleich - vor allem aber suedlich des Mains. Wie die generelle geistige Geartetheit der Leute haengt wohl auch diese spezifische lokale Art der Verformung mit dem Gesamt-Charakter einer Gegend zusammen. Der Mensch ist so etwas wie ein Browser, der aus den Stoffen und Formen, aber natuerlich auch aus dem recht eigentlichen
genius loci eines Punktes die komplexesten Kunstwerke herausholt, also jedes Gebiet gewissermassen wie ein Tuner
verstaerkt und
in die Sphaere der Sprache heraufhebt...
Abgesehen von der artuebergreifenden Verballhornung wirkt sehr viel Voruebergehendes, Zeitgeschichtliches auf die Sprache eines bestimmten Ortes ein: So wimmelt es zum Beispiel im Schwaebischen von franzoesischen Ausdruecken wie "pressiern"
(eilen), "Komfohr"
(Luxus), "Herkules!"
(Scheisse!) oder "Kruzifix!"
(Zum Arsch!) - in der Zeit, als die Hugenotten in Frankreich verfolgt wurden, fluechteten sich viele von ihnen nach Schwaben. "Herkules" und "Kruzifix" koennten aber natuerlich auch noch aus dem Altertum bzw. dem Mittelalter stammen - das weiss ich jetzt nicht. Die Schwaben sind ja, was ihre Sprache angeht, ungemein konservativ. Sie deutschen auch heute noch eifrig ein und sagen zum Beispiel nicht "Gangster", sondern "Gaengschter". Auch betonen sie Fremdworte grundsaetzlich auf der ersten Silbe und vermaennlichen sie:
`s `Buero, d`r Radio, wie das im Mittelalter zum Beispiel mit den lateinischen Worten
fenestra (Fenster),
tegula (Ziegel) in ganz Deutschland geschehen ist.
Im dtv-Atlas zur deutschen Sprache kann man sich von sehr vielen Worten anschauen, wie sie gemaess den urspruenglichen Dialekten in den unterschiedlichen Teilen unseres einstmals so schoenen Landes gesprochen worden sind (Mutter, Maedchen, Apfel und so fort). So gut wie bei jedem Beispiel finden sich Formen, mit deren Existenz man nicht unbedingt gerechnet haette. Welches der drei Worte wird wohl zum Beispiel mit dem niederrheinischen "Famen" gemeint sein?