antimagnet schrieb:
gehört zum sinn des wortes intelligenz nicht das verstehen?
amöben sind bestens angepasst, wenn sie sich zur nahrung bewegen und sich teilen können (amöben teilen sich doch, oder?). das reicht zum überleben. man kann diese tätigkeiten als intelligent interpretieren - wenn man unbedingt will. intellegere heißt aber verstehen, und das wort heißt ja nicht umsonst so.
in der tat gibt es da einen switch - bei der einsicht, beim verstehen. wer das nicht hat, kann nicht intelligent sein. deswegen muss bei der künstlichen intelligenz ja auch immer das k. vor das i. gesetzt werden.
wenn einsichtsvermögen da ist, dann gibt das graduelle abstufungen von intelligenz.
i'd say...
Mal meine philosophischen zwei Cent zu deinem Post:
Wittgensteins Auffassung des Begriffs 'Verstehen' geht in eine behaviouristische
re Richtung. Die Berechtigung von 'Verstehen' zu sprechen ergibt sich aus den Umständen; der Begriff des 'Verstehens' bezeichnet keinen inneren Vorgang. (Philosophische Untersuchungen §§139-184)
Sein Gedankengang läuft wie folgt ab:
(1) Die Annahme, dass 'Verstehen' ein seelischer Vorgang ist führt zu Verwirrung (§ 153)
(2) Neuer Untersuchungsansatz:
Unter welchen Umständen sprechen wir von 'Verstehen'? Gibt es einen Umstand, der
immer auftaucht, wenn es um 'Verstehen' geht? (§ 154)
(3) Es ist kein Vorgang/Umstand feststellbar, der immer geschieht/vorhanden ist, wenn von 'Verstehen' gesprochen wird.
(4) Wir sprechen von 'Verstehen' in einer 'Familie von Fällen'. (§ 164)
Wittgensteins Strategie
Ziel: Zeigen, dass es unmöglich ist, eine Gesamtliste der notwendigen und hinreichenden Bedingungen für das Vorliegen von Verstehen anzugeben. Wäre dies der Fall, würde daraus folgen, dass es keinen Vorgang gäbe, der in
allen Fällen des Verstehend vorliegt. In diesem Fall könnte 'Verstehen' keinen inneren Vorgang bezeichnen. Die Benutzung des Begriffs hinge dann allein von äußeren Umständen ab.
- notwendige Bedingung: Wenn A der Fall ist, dann kann B auch der Fall sein. Ist A nicht der Fall, ist es unmöglich, dass B der Fall ist.
- hinreichende Bedingung: Wenn A der Fall ist, ist auch zwingend B der Fall. Ist A der Fall und B nicht, dann ist A keine hinreichende Bedingung für B.
Methode:
- Zeigen, dass wir auch dann von Verstehen sprechen, wenn die angeblich notwendige Bedingung fehlt. (§ 151)
- Zeigen, dass die angeblich hinreichende Bedingung nicht zwangsläufig zu der richtigen, d.h. von uns erwarteten Reaktion führt. (§ 152)
Kernargumente im Text
Würfel (§§139-142)
Ein Wort wie "Würfel" wird auf Anhieb verstanden.
Dies kann aber nicht an einem inneren Bild, welches beim Hören des Wortes vorschwebt, liegen, da das Bild alleine zu keiner bestimmten Verwendung zwingt. Beispielsweise könnte man aus einer bestimmten Perspektive heraus auf ein Prisma schauen und den visuellen Eindruck eines Würfels bekommen. Das innere Vorstellungsbild ist also keine hinreichende Bedingung für Verständnis. Man kann ein Bild
verschieden interpretieren. Dies passiert in der Regel nicht, da sich die Menschen an einen bestimmten Umgang mit Wörtern
gewöhnt haben.
Zahlenreihe (§§143-150)
Die hinreichende Bedingung für das Verstehen einer Zahelnreihe kann kein innerer Vorgang sein. Denn dann müsste klar sein, wie die Reihe fortgesetzt wird. Jede Reihe kann aber auf unendlich viele verschiedene Arten fortgesetzt werden. Nichts im Reihenanfang zwingt zu einer bestimmten Fortsetzung.
Es gibt Regeln, die die Fortsetzung der Reihen festlegen. Verständnis kann also nur in einem Befolgen dieser Regeln vorliegen.
"Jetzt versteh' ich's!" (§§151-155, §§179-184)
Ein bestimmtes privates Verstehenserlebnis ist keine notwendige Bedingung des Verstehens, da es auch ohne
dieses Erlebnis Fälle richtigen Verstehens gibt. Erst die Einbettung eines Verstehenserlebnisses in bestimmte Umstände berechtigt zu einer Aussage wie: "Jetzt versteh' ich's!"
Viele
Voraussetzungen und Konsequenzen müssen erfüllt sein, damit ein solcher Ausruf
berechtigt ist. Ausrufe des Verstehens sind keine
Beschreibungen eines inneren Vorgangs, sondern richtig oder falsch verstandene
Signale.
Lesen (§§156-173)
'Lesen' wird analog zu 'Verstehen' betrachtet.
Ein bestimmter Bewusstseinszustand des Lesenden ist keine
notwendige Bedingung für das Lesen, da es Fälle des Lesens ohne
diesen Bewusstseinszustand gibt. Die Buchstaben sagen nicht, wie sie zu verwenden sind. Mann könnte die verschiedensten Laute aus ihnen ableiten. Wann ein Fall von Lesen vorliegt, kann also nur äußerlich bestimmt werden.
Ich weiß nicht, ob das, was ich an Kritik bezüglich deines Posts üben wollte rübergekommen ist, aber den Text zu Verstehen hatte ich mal für die Uni gemacht um Wittgensteins Umgang mit dem Begriff des Verstehens in den 'Philosophischen Untersuchungen' zu beleuchten und ich fand ihn irgendwie ganz passend.
Was KI angeht hab ich nur sehr wenig Ahnung, aber emergieren da nicht auch irgendwelche Patterns aus dem Chaos, was einem 'Erfassen' - wenn man es wie Wittgenstein von seelischen Vorgängen und anderen metaphysisch-verbalen Spuk-Phänomenen trennt - ähnelt?