Wahn zwischen Realität und Theorie: Arbeitsmarktwirtschaft

SentByGod

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Grad habe ich mit meinem Vater diskutiert. Es ging dabei um ein paar Grundlegende Tatsachen - nämlich, dass:

- Das ein Angebot sich seine Nachfrage schafft, dadurch das es neu ist und gekauft wird, weil es den Nerv der Kunden getroffen hat.

Soweit in ordnung. Darüber will ich hier auch nicht weiter reden. Es geht vielmehr um die Tatsache das im Bereich des Arbeitsmarktes es sich föllig anders verhält.
Verlgeich zu Ford (Ja der das erste Volksauto gebaut hat):
Ansich produzierte er dafür um Gewinn zu machen.
In erster Linie wurden die Autos an die Reichen verkauft da diese sich es ja von Anfang an leisten konnten.
Allerdings hat man da schnell gemerkt das es ein wesentlich größeres Potential gibt.
Die Kaufkraft der in den Fordwerken Angestellten.
So ist es dann gekommen, dadurch das die Leute im Fordwerk mehr verdient haben, Ford hatte sie am Gewinn der Autos mehr beteiligt, waren sie nun auf einmal in der Lage selber das Produkt zu kaufen.
Gut für Ford, er bekommt seine Investition quasi wieder raus, da seine Angestellten die Eigenen Produkte (Auto) kaufen.
Das finde ich, ist ein glänzendes Beispiel für eine Wirtschaft.

Soweit so gut. Mein Eigentliches Anliegen bezieht sich jedoch nicht direkt auf Ford sondern soll im Folgenden erläutert werden.

Es geht mir jetzt darum, worüber ich auch diskutiert hab, das heutzutage das Wirtschaftssystem darauf basiert für ein Produkt einen höchstmöglichen Preis zu erzielen.
Daran sollte man auch nicht meckern, denn wenn es dem herstellenden Unternehmen gut geht investieren sie weiter und können ihre Angestellten bezahlen.

Jedoch, warum funktioniert das nicht im Arbeitslosen-Sektor?
Es ist ebenso ein Teil der Marktwirtschaft und bei vielen Arbeitslosen handelt es sich um potentielle Arbeitskräfte, die dem Markt zur Verfügung stehen.
Das es in dieser Form von niemandem erwähnt wird, ist mir sowieso schleierhaft, aber weiter im Text.

Nun, die Kosten für die Arbeit sinken und die Arbeitslosigkeit nimmt zu. Und warum das ganze? Es gibt viele Jobs, die als unterqualifiziert und/oder mindere Tätigkeiten angesehen werden.
Putzstellen, Müllabfuhr, Straßenkehrer etc, keiner (der eigenen Bevölkerung) will diese Arbeit - Was passiert ist folgendes, anstatt das dieses Angebot (Arbeit) sich in irgendeiner Form Nachfrage schafft, wird der Wert dieses Angebots immer geringer.
Obwohl es sich dabei ja um Freie und auch nicht unter den Tisch zu kehrende Arbeitsplätze handelt will sie niemand.
Erklärung dafür ist ja ganz einfach sie sind zu schlecht bezahlt.
Die Lösung wäre eine Wesentlich Gerechter Entlohnung für Arbeiten die Notwendig sind.

Fazit: Was muss geschehen damit die Wirtschaft das Begreift?

Ich stelle grad fest das ich zu lange keinen zusammenhängenden Text geschrieben habe. Deshalb verzeiht mir die Wiederholungen und vielleicht auch umständlichen Ausdrücke/Satzbau.

Bitte um Kommentare, Denkhilfen/-Anstöße und/oder gar Lösungsansetze.
Darüberhinaus hoffe ich, das mir wenigstens ein paar Folgen können, bei dem was ich da geschrieben habe.


Einen frühabendlichen Gruß, euer Wirtschaftswissenschaft-Wandelnder,

SBG
 

antimagnet

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du solltest berücksichtigen, dass in der wirtschaftstheorie arbeitskraft angeboten und arbeitsplätze nachgefragt werden, nicht umgekehrt - auch wenn man das gefühl hat, dass im stellenmarkt in der zeitung arbeitsplätze angeboten werden. das ist die nachfrage nach arbeit(skraft).
 

SentByGod

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Richtig. Doch anstatt die heimischen Arbeitskräfte zu bemühen werden stattdessen billige Arbeitskräfte wie Ausländische Produkte importiert.
 

Ein_Liberaler

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Re: Wahn zwischen Realität und Theorie: Arbeitsmarktwirtsch

Okay, das wird wieder kompliziert.

SentByGod schrieb:
Grad habe ich mit meinem Vater diskutiert. Es ging dabei um ein paar Grundlegende Tatsachen - nämlich, dass:

- Das ein Angebot sich seine Nachfrage schafft, dadurch das es neu ist und gekauft wird, weil es den Nerv der Kunden getroffen hat.

Das Say'sche Gesetz besagt, daß ein Angebot Nachfrage schafft, aber nicht die Nachfrage nach diesem Angebot - die kann Null sein. Sondern Nachfrage nach Rohstoffen, Halbfabrikaten, Räumlichkeiten, Maschinen und Arbeit, die zur Herstellung des angebotenen Gutes nötig sind. Autohersteller schaffen nicht Nachfrage nach Autos, sondern nach Stahl, Stanzen, Gummi, Fabrikhallen, Schreibmaschinen...

Verlgeich zu Ford [...] So ist es dann gekommen, dadurch das die Leute im Fordwerk mehr verdient haben, Ford hatte sie am Gewinn der Autos mehr beteiligt, waren sie nun auf einmal in der Lage selber das Produkt zu kaufen.
Gut für Ford, er bekommt seine Investition quasi wieder raus, da seine Angestellten die Eigenen Produkte (Auto) kaufen.
Das finde ich, ist ein glänzendes Beispiel für eine Wirtschaft.

Leider (?) ist das so eine Legende. Ford mußte seinen Arbeitern höhere Löhne zahlen, weil die Arbeit bei ihm (Fließbandarbeit) besonders stupide und unbeliebt war, die Arbeiter gingen lieber zur Konkurrenz. In keiner Fabrik war die Fluktuation so groß wie in den Fordwerken, die arbeiter waren nur durch überdurchschnittliche Löhne zu halten. Ford hat also nur auf eine Entwicklung reagiert, erst in der Rückschau hat er sich zum großen Durchschauer stilisiert.

(So ist das in komplexen Systemen, wir durchschauen sie schlecht oder nicht, und bessern ständig nach. Mehr oder weniger durch Zufall erreichen wir manchmal ein stabiles Gleichgewicht.)

Es geht mir jetzt darum, worüber ich auch diskutiert hab, das heutzutage das Wirtschaftssystem darauf basiert für ein Produkt einen höchstmöglichen Preis zu erzielen.

Bzw. das bestmögliche Verhältnis von Preis, verkaufter Menge und Kosten.

Jedoch, warum funktioniert das nicht im Arbeitslosen-Sektor?

Weil der Arbeitsmarkt nicht frei ist?

Nun, die Kosten für die Arbeit sinken und die Arbeitslosigkeit nimmt zu.

Rein theoretisch könnte das daran liegen, daß die Arbeitskosten nicht schnell genug sinken. Entlassungen sind nicht ohne weiteres möglich, und die Löhne der bereits Beschäftigten sinken nur um den Unterschied zwischen Lohnerhöhung und Inflation.

Und warum das ganze? Es gibt viele Jobs, die als unterqualifiziert und/oder mindere Tätigkeiten angesehen werden.
Putzstellen, Müllabfuhr, Straßenkehrer etc, keiner (der eigenen Bevölkerung) will diese Arbeit - Was passiert ist folgendes, anstatt das dieses Angebot (Arbeit) sich in irgendeiner Form Nachfrage schafft, wird der Wert dieses Angebots immer geringer.
Obwohl es sich dabei ja um Freie und auch nicht unter den Tisch zu kehrende Arbeitsplätze handelt will sie niemand.
Erklärung dafür ist ja ganz einfach sie sind zu schlecht bezahlt.
Die Lösung wäre eine Wesentlich Gerechter Entlohnung für Arbeiten die Notwendig sind.

Wie gesagt schafft ein Angebot nicht notwendigerweise Nachfrage nach sich selbst. Arbeitsangebote schaffen zum Beispiel Nachfrage nach Zeitungsannoncen...

Frage: Wieso sollte die Nachfrage nach Putzdiensten steigen, wenn die Löhne der Reinemacher steigen? Läßt man dann nicht eher seltener putzen?
 

SentByGod

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Ein_Liberaler schrieb:
Leider (?) ist das so eine Legende. Ford mußte seinen Arbeitern höhere Löhne zahlen, weil die Arbeit bei ihm (Fließbandarbeit) besonders stupide und unbeliebt war, die Arbeiter gingen lieber zur Konkurrenz. In keiner Fabrik war die Fluktuation so groß wie in den Fordwerken, die arbeiter waren nur durch überdurchschnittliche Löhne zu halten. Ford hat also nur auf eine Entwicklung reagiert, erst in der Rückschau hat er sich zum großen Durchschauer stilisiert.

Was meiner Feststellung, das die Arbeiter in der Lage waren ebenso die Autos zu kaufen in keiner Weise wiederspricht.

Ein_Liberaler schrieb:
Bzw. das bestmögliche Verhältnis von Preis, verkaufter Menge und Kosten.

Das Dürfte klar sein und verlangt nach keiner Diskussion.

Ein_Liberaler schrieb:
Weil der Arbeitsmarkt nicht frei ist?

Gegenbehauptung: Der Arbeitsmarkt ist nicht mehr alleine durch die Agentur für Arbeit zu erreichen. Es gibt viele Private Stellenvermittlungen und Zeitarbeitsfirmen. Ergo: Die Freiheit für jeden den Job zu ergreifen den er will.

Ein_Liberaler schrieb:
Rein theoretisch könnte das daran liegen, daß die Arbeitskosten nicht schnell genug sinken. Entlassungen sind nicht ohne weiteres möglich, und die Löhne der bereits Beschäftigten sinken nur um den Unterschied zwischen Lohnerhöhung und Inflation.

Gut, die Globalisierung rollt immer weiter und irgendwann gibt es auf der Ganzen Welt ein nivelliertes Preis/Leistungs-Verhältnis für Produkte und Arbeit. Schöne Theorie und eigentlich auch eine gute Idee. Nur der Weg dorthin ist schlecht für die offenen Industriestaaten, (Amerika ausgenommen, da man dort nicht einfach so einreisen und Arbeiten kann) denn Lohndumping und Entlassungen zur Gewinnmaximierung sind an der Tagesordnung.

Ein_Liberaler schrieb:
Wie gesagt schafft ein Angebot nicht notwendigerweise Nachfrage nach sich selbst. Arbeitsangebote schaffen zum Beispiel Nachfrage nach Zeitungsannoncen...

Frage: Wieso sollte die Nachfrage nach Putzdiensten steigen, wenn die Löhne der Reinemacher steigen? Lässt man dann nicht eher seltener putzen?

Putzdienste waren nur ein Beispiel für mindere Arbeit die nicht jedem ansteht. Es lässt sich beliebig ersetzen. Und es geht schließlich nicht darum weniger zu Putzen sondern die Entlohnung für derlei Arbeiten auf ein Maß anzuheben für welches auch der Durchschnittsmensch bereit ist diese Arbeit zu verrichten. Das ist gegen die 1-Euro-Jobs gerichtet, mit denen man quasi nichts verdient, nur damit man aus der Arbeitslosenstatistik raus ist.

Mal was neues, eine kleine Hypothese. Was wäre wenn die Firmen für ihre Maschinen und Produktionsanlagen Steuern bzw. eine Entschädigung für die, durch die Inbetriebnahme, wegrationalisierten Arbeiter zahlen müsste?

Es geht dabei nicht darum Maschinen abzuschaffen, das wäre ja ein Rückschritt ins Mittelalter. Aber tatsächlich führt die Eingliederung von immer mehr und ausgereifterer Technik zur Überflüssigkeit des Menschen. Wäre der Staat da sehr früh auf die Spur, der wenigstens Ausgleichenden Besteuerung von Maschinen und Produktionsstätten, gekommen gäbe es heute (und der im Laufe der Zeit angewachsenen Anzahl) nicht dermaßen viele Firmen die minimale Beschäftigtenzahlen aufweisen.

Zum Schluss sind es ja doch die Firmen und Unternehmen die das Potenzial des Arbeitsmarktes ausschöpfen können, und nicht etwa der Staat.
 

agentP

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Amerika ausgenommen, da man dort nicht einfach so einreisen und Arbeiten kann
Wie kommst du da drauf? Es ist erheblich einfacher in die USA einzureisen um zu arbeiten, als als Nicht-EU-Ausländer nach Deutschland. Dort reicht es mehr oder weniger nicht vorbestraft zu ein und ein Jobangebot zu haben. Das alleine reicht hierzulande noch längst nicht aus.

Der Arbeitsmarkt ist nicht mehr alleine durch die Agentur für Arbeit zu erreichen. Es gibt viele Private Stellenvermittlungen und Zeitarbeitsfirmen. Ergo: Die Freiheit für jeden den Job zu ergreifen den er will.
Das war doch im grossen und ganzen schon immer so. Es gab doch noch nie eine Pflicht, daß du dir eine Arbeit über das Arbeitsamt suchen musst, sondern du durftest schon immer selber Blindbewerbungen schreiben und Annoncen durchforsten. Frei ist der Markt deshalb noch lange nicht, denn weder darfst du z.B. frei einen Arbeitsvertrag aushandeln, sondern bist an Regeln und Bestimmungen, die zwischen den tarifparteien ausgehandelt werden, noch ist es so einfach Arbeitskraft wieder auf den Markt zu werfen, sprich Leuten zu kündigen, wenn du sie nicht mehr brauchst. Das sind nur 2 Beispiele, wo der Arbeitsmarkt definitiv nicht frei ist.

Nur der Weg dorthin ist schlecht für die offenen Industriestaaten
Genau genommen ist der Weg zumindest kurzfristig schlecht für große Volkswirtschaften mit einem grossen heimischen Absatzmarkt, denn der gerät unter Druck von aussen. Kleinere Volkswirtschaften können von einem globalen Absatzmarkt sehr wohl profitieren, wie z.B. die skandinavischen Länder in den 90ern eindrucksvoll bewiesen haben.
Auch Agrarstaaten könnten profitieren, aber da setzen die grossen Industrienationen in Europa und Nordamerika ja gar nicht auf Globalisierung, sondern nach wie vor auf Protektionismus, wie jüngst die Diskussion um brasilianischen Rohrzucker und europäische Rüben wieder gezeigt hat.

Und es geht schließlich nicht darum weniger zu Putzen sondern die Entlohnung für derlei Arbeiten auf ein Maß anzuheben für welches auch der Durchschnittsmensch bereit ist diese Arbeit zu verrichten.
Es würde vermutlich reichen, wenn es rentabler wäre zu putzen, als staatliche Hilfe zu kassieren. Der Kombilohn könnte da ja ein Schritt in die richtige Richtung sein.

Was wäre wenn die Firmen für ihre Maschinen und Produktionsanlagen Steuern bzw. eine Entschädigung für die, durch die Inbetriebnahme, wegrationalisierten Arbeiter zahlen müsste?
Ich nehme an, dann würden Firmen noch zurückhaltender investieren und im Vergleich zum Ausland immer unproduktiver werden und letzlich der Konkurrenz nicht mehr gewachsen sein. Ausserdem würden vermutlich noch zurückhaltender Arbeitsplätze geschaffen werden, weil man ja das Risiko eingeht draufzahlen zu müssen, wenn die wirtschaftliche Situation Entlassungen erfordert.
 

racingrudi

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Mal was neues, eine kleine Hypothese. Was wäre wenn die Firmen für ihre Maschinen und Produktionsanlagen Steuern bzw. eine Entschädigung für die, durch die Inbetriebnahme, wegrationalisierten Arbeiter zahlen müsste?
damit würdest du den unternehmen einen weiteren grund liefern, nicht in deutschland zu investieren. die kosten würden quasi nur umverteilt.

vielleicht hätte man eher eine handhabe, auf die gewinnverwendung einzuwirken. beispiel "gewinnerverwendung in einer AG": AGs sind gemäß HGB und AktG verpflichtet, rücklagen zu bilden. der betrag, der dann noch zur verfügung steht wird teilweise an die teilhaber ausgeschüttet, nochmals sog. gewinnrücklagen gebildet oder als gewinnvortrag bilanziert. wenn also dieser gewinn nach steuern, der zur freien verfügung steht, hoch genug ist, dann könnte man die AGs durchaus auch dezent dazu bringen, einen teil davon in investitionen zu stecken oder ihre angestellten zwingend daran zu beteiligen oder maßnahmen finanziell zu fördern, die darauf zielen, freigesetzte arbeitskräfte nachhaltig zu fördern (in welcher form auch immer: eigene selbständigkeit, vermittlung an nachfragende unternehmen, was weiß ich ...). das ist doch die krux, dass die volkswirtschaftliche theorie bei uns nicht greift, die an sich besagt, dass aus der frei zur verfügung stehenden arbeitskraft neue unternehmen hervorgehen. neue nachfrager nach arbeitskraft sozusagen.

unsäglich ist für mich die rolle der arbeitsagenturen, die sich nur und ausschließlich an der arbeitslosenstatistik orientieren, selbstredend von oben herab auch diktiert bekommen, soundsoviel eineurojobber zu produzieren, um genau diese statistik zu verschönern. leider wird dort dann zu sehr verwaltet, keine wirklichen lösungsansätze geboten. was wird rund um studiabsolventen nicht für ein trara veranstaltet: schon während des studiums gibt's regelmäßige kontaktbörsen an den hochschulen nach dem motto "industrie trifft zukunft", danach boomen sog. absolventenmessen, auf denen die studenten sich sauber, akkurat, adrett und gescheitelt den nachfragenden unternehmen präsentieren können. kontaktbörse. so stelle ich mir eigentlich die aufgabe der arbeitsagenturen vor: die bildung eines forums, das nachfragende unternehmen mit arbeitskraftanbietern zusammenbringt. das klappt bislang nur unterschwellig.

schönen gruß
rg
 

SentByGod

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Klar meine Hypothese ist in der Heutigen Zeit undenkbar. Aber der Ausgangspunkt war die Zeit, in der Globalisierung nicht das Thema war und die Marktwirtschaften relativ geschlossen agierten...
 

agentP

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das ist doch die krux, dass die volkswirtschaftliche theorie bei uns nicht greift, die an sich besagt, dass aus der frei zur verfügung stehenden arbeitskraft neue unternehmen hervorgehen.
Und warum ist das so?
 

racingrudi

Großmeister
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Zitat:
das ist doch die krux, dass die volkswirtschaftliche theorie bei uns nicht greift, die an sich besagt, dass aus der frei zur verfügung stehenden arbeitskraft neue unternehmen hervorgehen.
Und warum ist das so?

bürokratische hindernisse für existenzgründer, mangelndes gründer-/unternehmer-, vorherrschendes sicherheitsdenken, besitzstandswahrung. aktuelles beispiel: daimlerchrysler bietet seinen arbeitnehmern abfindungszahlungen bei kündigung an, um seinen geplanten stellenabbau zu forcieren. kumpel, nebenher noch sehr gut in der systemadministrationsbranche tätig, könnte durchaus die abfindung einstreichen und voll auf seinen bisherigen nebenerwerb konzentrieren. er zieht allerdings die sicherheit eines regelmäßigen einkommens vor. hat ja auch was für sich ...
weiter: nicht ausreichend vorhandene perspektiven, einerseits medial gepusht, andererseits spürbar durch anhaltende wirtschaftliche zurückhaltung (das merk ich selber am heftigsten derzeit ...). und: "dark" hat's mal eingeworfen, ich hab's kritisiert, aber zum teil ist halt auch was dran, dass zu viele ohne die nötige ernsthaftigkeit studieren und somit das studienniveau etwas drücken. "elitäres" studieren hätte den vorteil, dass wirklich willige energisch an der sache feilen und eventuell die entstandene lücke der unternehmensgründer auffüllen könnten. bisher erzieht man quasi zu viele, die halt irgendwo einen ordentlich bezahlten job wollen und im zuge dessen gleich eine gute handvoll potenziell arbeitsloser akademiker. die alternative dazu wäre, beispielsweise die bwl-studiengänge auch auf unternehmerschaft zu trimmen und nicht ausschließlich auf konzernführungsschicht. zumindest wahlweise. hinzu kommt: wirkliche förderung für existenzgründer in form von zinslosen darlehen o.ä., die einem bei scheitern des gründungsvorhabens nicht gleich das genick brechen, was die risikobereitschaft deutlich erhöhen würde. ich bin mal gespannt, inwieweit sich die kreditbewilligung seitens der banken zukünftig verändern wird, wenn mal "Basel II" komplett greift. dann wird's unter anderem auch für existenzgründer noch schwerer, an notwendiges startkapital zu kommen.


so, das mal fürs erste.
gruß
rg
 

agentP

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"dark" hat's mal eingeworfen, ich hab's kritisiert, aber zum teil ist halt auch was dran, dass zu viele ohne die nötige ernsthaftigkeit studieren und somit das studienniveau etwas drücken.
Naja, normalerweise gibt es so etwas wie "Scheine" und "Zwischenprüfungen" und damit wurde zumindest zu meiner Zeit in den Fächern, die ohnehin gefragt waren recht ordentlich gesiebt in manchen Fächern bis zu 70%. Insofern dürfte das nicht so ein wesentliches Problem sein.
Problematischer finde ich da eigentlich eher, daß hierzulande der Staat ja generell an Ausgaben für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Entwicklung spart und das macht uns nicht gerade sehr flexibel, wenn Strukturwandel anstehen.
 

Ein_Liberaler

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SentByGod schrieb:
Was meiner Feststellung, das die Arbeiter in der Lage waren ebenso die Autos zu kaufen in keiner Weise wiederspricht.

Und wie groß war der Anteil der Fordarbeiter an den Autokäufern? Marginal, denn alles was zum Bau des Autos nötig war, Stahl, Lack, Gummi, Maschinen, Fabriken, Arbeiter, Sekretärinnen, Anwälte, Ingenieure, also die Häuser all dieser Leute, ihre Nahrung und Kleidung usw., mußte auch mit Autos bezahlt werden, Autos, nicht Nicht-Fordwerker kauften.

Es ist ganz einfach so, daß Rationalisierung zu billigeren Produkten führt und höhere Löhne erlaubt. Autos in Arbeiterhand sind eine der unausbleiblichen Folgen.

Gut, die Globalisierung rollt immer weiter und irgendwann gibt es auf der Ganzen Welt ein nivelliertes Preis/Leistungs-Verhältnis für Produkte und Arbeit. Schöne Theorie und eigentlich auch eine gute Idee. Nur der Weg dorthin ist schlecht für die offenen Industriestaaten, (Amerika ausgenommen, da man dort nicht einfach so einreisen und Arbeiten kann) denn Lohndumping und Entlassungen zur Gewinnmaximierung sind an der Tagesordnung.

Und je mehr wir uns der Globalisierung widersetzen, desto schlimmer wird es. Vor fünfzehn Jahren hätten wir die Grenzen nach Osten aufmachen sollen, dann wäre das gröbste jetzt überstanden.

Putzdienste waren nur ein Beispiel für mindere Arbeit die nicht jedem ansteht. Es lässt sich beliebig ersetzen. Und es geht schließlich nicht darum weniger zu Putzen sondern die Entlohnung für derlei Arbeiten auf ein Maß anzuheben für welches auch der Durchschnittsmensch bereit ist diese Arbeit zu verrichten.

Und wer soll anheben? Der Arbeitgeber? Der Staat? Wenn nicht so blödsinnig hohe Abgaben darauf fällig wären, wären manche schon zufrieden.

Mal was neues, eine kleine Hypothese. Was wäre wenn die Firmen für ihre Maschinen und Produktionsanlagen Steuern bzw. eine Entschädigung für die, durch die Inbetriebnahme, wegrationalisierten Arbeiter zahlen müsste?

Wenn wir rechtzeitig eine Maschinensteuer eingeführt hätten, hätte die traditionsreiche Faustkeilindustrie nicht untergehen müssen. Denn:

Es geht dabei nicht darum Maschinen abzuschaffen, das wäre ja ein Rückschritt ins Mittelalter. Aber tatsächlich führt die Eingliederung von immer mehr und ausgereifterer Technik zur Überflüssigkeit des Menschen. Wäre der Staat da sehr früh auf die Spur, der wenigstens Ausgleichenden Besteuerung von Maschinen und Produktionsstätten, gekommen gäbe es heute (und der im Laufe der Zeit angewachsenen Anzahl) nicht dermaßen viele Firmen die minimale Beschäftigtenzahlen aufweisen.

Maschinen nicht abschaffen und trotzdem Beschäftigtenzahl erhöhen, das geht ja nun schlecht.
 

_Dark_

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agentP schrieb:
Problematischer finde ich da eigentlich eher, daß hierzulande der Staat ja generell an Ausgaben für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Entwicklung spart und das macht uns nicht gerade sehr flexibel, wenn Strukturwandel anstehen.

absolut richtig..
und ich frage mich inzwischen, wie es auch schon mal in einem anderen thread erwähnt wurde, wieso die politik diese erkenntnis nicht endlich auch mit sinnvollen entscheidungen in die tat umsetzt..
man bräuchte im moment die ganzen milliarden aus den subventionen oder dem inzwischen größtenteils steuerfinanzierten sozial- und rentensystem um forschung und niveau der deutschen hochschulen auf das weltniveau zumindest anzugleichen..
dann wirds jetzt vielleicht etwas schmerzhaft für viele, dafür können in der zukunft die dann hoffentlichen existenten spitzen der gesellschaft die ernähren, die dann keine arbeit mehr haben, wenn hauptsächlich forschung und hochproduktive arbeit betrieben wird..
sicher eine etwas unrealistische vorstellung, aber so in etwas muss es schon laufen
 

morgenroth

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SentByGod schrieb:
Putzstellen, Müllabfuhr, Straßenkehrer etc, keiner (der eigenen Bevölkerung) will diese Arbeit - Was passiert ist folgendes, anstatt das dieses Angebot (Arbeit) sich in irgendeiner Form Nachfrage schafft, wird der Wert dieses Angebots immer geringer.

Eine ähnliche Diskussion hatte ich neulich auch. Es ging um das "Hetzthema Spargelstechen". Ein (schon etwas älterer) Kollege meinte, dass "die deutschen" zu faul wären um so einer Arbeit nachzugehen. Ich meinte, dass man die Leute ensprechend bezahlen müsse...dann würde es schon gehen. "Aber dann würde der Spargel zu teuer werden" sagte er.

Na und??? Dann wird der Spargel eben teurer.

Warum sollten irgendwelche Leute für einen Hungerlohn ihre Gesundheit schädigen. Nur damit ich billig Spargel essen kann und der Bauer sein Benz bezahlt bekommt???

Warum müssen manche aus dem "Wirtschaftskreislauf" ausgeklingt werden und zu unterbezahlten Sklaven degradiert werden?
 

Booth

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Re: Wahn zwischen Realität und Theorie: Arbeitsmarktwirtsch

Ein_Liberaler schrieb:
Weil der Arbeitsmarkt nicht frei ist?
Ein wirklich freier Arbeitsmarkt ist... eine Utopie... ;)

gruß
Booth

P.S. Sorry - konnt ich mir einfach nicht verkneifen :p
 

Ein_Liberaler

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morgenroth schrieb:
Eine ähnliche Diskussion hatte ich neulich auch. Es ging um das "Hetzthema Spargelstechen". Ein (schon etwas älterer) Kollege meinte, dass "die deutschen" zu faul wären um so einer Arbeit nachzugehen. Ich meinte, dass man die Leute ensprechend bezahlen müsse...dann würde es schon gehen. "Aber dann würde der Spargel zu teuer werden" sagte er.

Na und??? Dann wird der Spargel eben teurer.

Wir bekommen so oder so billigen Spargel, den Polen gestochen haben. Entweder aus Deutschland, oder aus Polen.
 

morgenroth

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Ein_Liberaler schrieb:
Wir bekommen so oder so billigen Spargel, den Polen gestochen haben. Entweder aus Deutschland, oder aus Polen.

Und genau das ist der Grund, warum der Staat in die Wirtschaft eingreifen muss. Die Gesetzte der Wirtschaft sind einfach zu rücksichtslos. Es wird weder auf Mann noch Maus geachtet...nur auf die Kohle.

Ein gut bezahlter Spargelstecher ist ist ein Wohl für die Wirtschaft, denn er hält sie am laufen....ein schlecht bezahler Spargelstecher kann nichts konsumieren...
 

dkR

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Ein gut bezahlter Spargelstecher führt dazu, dass sich niemand mehr Spargel leisten kann und nicht nur der Spargelstecher sondern auch der Bauer arbeitslos wird.
 

agentP

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Und je mehr wir uns der Globalisierung widersetzen, desto schlimmer wird es. Vor fünfzehn Jahren hätten wir die Grenzen nach Osten aufmachen sollen, dann wäre das gröbste jetzt überstanden.
Ich frage mich ohnehin, wie man glauben kann, man könnte sich da noch irgendwas widersetzen, denn letztenendes ist das was wir heute erleben das Nachbeben. "Globalisiert" wurden wir schon in den 90ern. Entweder man akzeptiert den Strukturwandel und macht das beste daraus oder man wird irgendwann denn Anschluss verlieren und die Lichter gehen aus.

man bräuchte im moment die ganzen milliarden aus den subventionen oder dem inzwischen größtenteils steuerfinanzierten sozial- und rentensystem um forschung und niveau der deutschen hochschulen auf das weltniveau zumindest anzugleichen..
Die Hochschulen alleine zu fördern bringt´s nicht, du musst schon auch die Schulen auf Vordermann bringen. Aber schön, daß wir mal halbwegs einer Meinung sind. :wink:

dann wirds jetzt vielleicht etwas schmerzhaft für viele, dafür können in der zukunft die dann hoffentlichen existenten spitzen der gesellschaft die ernähren, die dann keine arbeit mehr haben, wenn hauptsächlich forschung und hochproduktive arbeit betrieben wird..
Die sollen natürlich niemanden ernähren, sondern sie sollen dafür sorgen, daß es in Deutschland wettbewerbsfähige Unternehmen gibt, dann könnte sich womöglich die meisten Leute selber ernähren. Ich hoffe mal das war nur ungeschickt formuliert.
 

morgenroth

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dkR schrieb:
Ein gut bezahlter Spargelstecher führt dazu, dass sich niemand mehr Spargel leisten kann und nicht nur der Spargelstecher sondern auch der Bauer arbeitslos wird.

Ist das natürliche Ausscheiden aus dem Markt nicht ein Argument der Befürworter des freien Marktes??

Wenn es aufgrund gerechter und Arbeitswert deckender Gründe geschieht habe ich nichts dagegen.

Übrigens: Ein popeliger adidas Schuh kommt auch nur auf ganz geringe Produktionskosten und findet trotz völliger Überteuerung seine Abnehmer.

Es ist nur eine Frage der Verteilung.
 

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