Mukesh Kapila, der UN-Beauftragte für Nothilfe im Sudan, spricht von der derzeit „größten humanitären Katastrophe der Welt“ – und wundert sich, warum die Welt so wenig dagegen unternimmt.
Die Antwort klingt so einfach wie zynisch. Weil der Westen des Sudan nicht die geringste sicherheitspolitische oder ökonomische Bedeutung hat. Darfur hat nicht einmal eine Variante jenes „Krieges der Kulturen“ zu bieten, der dem Süden des Landes eine gewisse Nachrichtentauglichkeit und mitunter sogar die Aufmerksamkeit Washingtons sichert.
Denn dort kämpfen, grob vereinfacht, arabische Islamisten gegen afrikanische Christen und Animisten, und die Kreuzritter unter den Republikanern reden gerne von Christenverfolgung. Hinzu kommt, dass am Oberen Nil beträchtliche Ölfelder vermutet werden. In Darfur hingegen gibt es kein Schwarzes Gold, keine strategischen Rohstoffe, nichts. Und im aktuellen Konflikt sind sowohl die Täter als auch die Opfer zumeist Muslime – der einzige Unterschied liegt im Braunton ihrer Haut.
Der FDP-Politiker Gerhart Baum geht sogar so weit, die offenbar systematisch ausgeführten Massaker einen Völkermord zu nennen.