Otto schrieb:
Und doch war es so!
Verwandte von mir lebten ca. 7 km vom Frauen-KZ Ravensbrück entfernt.
Das eigentliche KZ lag an einem See und am Rande einer Kleinstadt. Umgeben und abgeschirmt war es von einem Wehrmachtsgelände und als äußerster Ring von einer SS- bzw. Offizierssiedlung.
Obwohl eine Nebenbahn-Strecke daran vorbeiführt und das Kasernengelände einen Gleisanschluß besaß, erfuhren die Anwohner erst bei Kriegsende von diesem KZ.
Als nach Monaten Regional-Zeitungen wieder erschienen, wurde Berichte darüber anfangs als Russen-Propaganda abgetan, denn man hielt die Ex-Häftlinge, die man vereinzelt unmittelbar nach ihrer Entlassung in Zuchthauskleidung sah, für normale Verbrecherinnen.
Erst nach und nach begann die Kriegsgeneration die Verbrechen der Nazis als unbestreitbare Tatsache zu begreifen, als Überlebende KZ-Insassen wie z. B. Corry ten Boom, eine bekannte holländische Christin, in Büchern, Broschüren und Vorträgen später von ihrer Leidenszeit erzählten.
Mit dem KZ Sachsenhausen (ca. 50 km entfernt) war es anders. Davon wußte man, weil ein Teil der Häftlinge schon nach kurzer Haft wieder entlassen wurde, die davon vertraulich berichteten, dass in diesem Lager Kommunisten, Sozialdemokraten, Zeugen Jehovas, Freimaurer, Homosexuelle usw. gefangen gehalten wurden.
Interessante ist auch, das beide Lager sofort von den "Befreiern" den Russen als KZ weiter genutzt wurden. Und erst als die Überlebenden Anfang der 50-ziger Jahre frei kamen, erfuhr die Bevölkerung von ihnen diese Tatsachen, denn die Gelände waren nach wie vor von außen nur als militärische Einrichtung erkennbar.
Weniger erstaunlich ist es, dass die Bevölkerung erst Jahre später Einzelheiten erfährt, denn kein Staat der Welt wird damit prahlen, dass er seine vermeintlichen Gegner inhaftiert, noch weniger wird er damit angeben, wie er sie behandelt.
Zu den "Wunderwaffen":
Von ihrer Existenz neuer Waffen und von ihren Eigenschaften wird man auch heute erst erfahren, wenn der Gegner ähnliche Waffen vorzeigen kann. Selbst wissenschaftliche Erkenntnisse werden oft solange zurück gehalten, bis Konkurrenten einen vergleichbaren Wissensstand erreicht haben.
Wer sollte sich also darüber wundern, dass im 3. Reich kaum Einzelheiten von diesen Waffen bekannt waren und sie nur als reines Propagandinstument eingesetzt wurden, dass als Durchhaltemittel genutzt wurde, um den Kriegswillen zu stärken.
Diese noch immer wirksame Propaganda schmeichelt doch unserem latenten Nationalismus, den Siegermächten wenigstens in Technik und Forschung überlegen gewesen zu sein.
Eines sollten wir nie vergessen: Deutschland hat zwei Weltkriege unter großen Opfern verloren und ob wir einen dritten Weltkrieg als Nation überleben, ist mehr als fraglich!
Zum Holocaust:
Wenn heute von Revisionisten Zweifel laut werden, sind sie für mich insofern verständlich, weil die Siegermächte glaubten bei der Umerziehung (Reedukation) des deutschen Volkes übertreiben zu müssen. In den Nachkriegsjahren wurde von vielen KZ fälschlich behauptet, in ihnen seien Gaskammern vorhanden gewesen.
Heute ist man sich weitgehend einig, dass Gaskammern wahrscheinlich ausschließlich in Auschwitz zum Einsatz kamen.
In meiner Kindheit lernte ich auf einer Klassenfahrt das KZ Buchenwald bei Weimar kennen. (Sachsen und Thüringen war von den Amerikanern befreit worden und wurde von ihnen gegen die Überlassung West-Berlins an die Russen abgetreten. Auch dieses KZ wurde sofort von den Russen als Lager genutzt.)
Meine Schulklasse bekam noch die Duschbaracke als Gaskammer gezeigt.
Auf dem Dach dieser Baracke waren 2 lebensgroße Puppen in SS-Uniform damit beschäftigt, Zyklon B aus Blechbüchsen durch die Dunstabzugsrohre zu kippen.
Im Hauptgebäude bekamen wir u. A. Schrumpfköpfe und einen Lampenschirm aus tätowierter Menschenhaut zu sehen. Für der Lampenschirm wurde die Ilse Koch (Ehefrau des Lagerkommandanten) verantwortlich gemacht. Was aus dem Lampenschirm wurde, ist mir nicht bekannt. Von den Schrumpfköpfen war zu hören, dass sie wieder in ein Völkerkundemuseum zurück geschafft worden sind, weil sie von dort nur "leihweise" entnommen und nicht von den Nazis produziert worden waren.
Wer über das Lagerleben im KZ-Buchenwald mehr wissen möchte, sollte den Roman "Nackt unter Wölfen" von Bruno Apitz lesen. Er war selbst war als Kommunist langjähriger Buchenwaldhäftling und berichtet aus eigener Erfahrung über dieses Thema.