@Winston_Smith
Du schreist ja selbst... 8) Ich kann deinen konfusen Gedanken eh kaum folgen, versuche trotzdem einmal etwas Ordnung ins Geschehen zu brigen.
Etwas hat Mr. Winston mit seinem "Geschrei" doch bei mir ausgelöst (ausser Ohrensausen meine ich)... Eine (einige) Assoziation(en)...
Einigen dürfte der Begriff "Propaganda der Tat" bekannt sein. tatsächlich handelt es sich dabei um eine Art "Aufschrei". Wer eine Idee unter die Menschen bringen will hat's immer schwer... Oft ist man in der Unterzahl, kann keine ernsthaft große zahl von Menschen erreichen, es fehlen die Mittel... Deshalb sind spektakuläre Aktionen angesagt. Quasi "Knalleffekte" bei denen sich besonders viele Leute umderhen und sich Fragen stellen, "was,wer, wo, weshalb, warum usw".
Bei der "Propagnada der Tat" handelt es sich oft um symbolische Akte. Beispielsweise wird durch eine bewaffnete/militante Aktion gegen ein Symbol der Unterdrückung (das kann eine Person sein, eine Reihe von Personen, ein bestimmter Ort, ein bestimmtes Datum etc oder eine Kombination aus allen/einigen Komponenten) ein "Zeichen gesetzt", die Blicke einer möglichst großen Zahl von Menschen sollen auf möglichst dramatische Art auf etwas gerichtet werden das eine konkrete Bewußtseinsänderung hervorrufen soll.
Terroristische Aktionen, besonders in der Moderne, waren und sind oft aus dieser Absicht entstanden. Man denke an die Bombenwerfer der anarchistischen Bewegungen des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Generell waren diese Generation von Terroristen wirklich intellektuelle Menschen, einige haben zwar Bomben gelegt jedoch nur um sachschaden und den damit verbundenen Propagandaeffekt hervorzurufen oder sie haben nur einen engen Kreis von Personen (Herrschende Klasse) wirklich tötlich treffen wollen. Es gab sogar solche Terroristen in dieser Zeit (besonders in Russland) die sich nach ihren erfolgreichen Aktionen der Polizei stellten um Hingerichtet zu werden (als Buße für die von ihnen selbst durchgefürten Tötungen).
Ich denke das im Fall der RAF oder anderer deutscher militanter Untergrundgruppen aus dieser Ära, die "Propaganda der Tat" lebensnotwendig war für ihre Vorstellung eines fundamentalen Umbruchs. Die 68er haben durchweg viel und hochtrabend geredet doch waren nur ganz wenige bereit "ernst zu machen", das was sie selbst theoretisch formulierten auch anzuwenden, mit allen möglichen Konsequenzen!
Auch in der RAF waren große Idealisten die lange bevor sie die ersten Schüsse abgaben und die erste Bombe warfen einen genauso bitteren und harten inneren Kampf geführt hatten und daneben gab es natürlich auch, wie immer in solchen Entwicklungen, die Mitläufer, die Situationsprotagonisten, leute die weder vorher noch während (und wahrscheinlich auch nach) ihrer Terroristen-Karriere keine ethischen Fragen an sich selbst und ihre Kameraden richteten und bei diesen Dingen immer schnell weg hörten, sich nie Gedanken machten über ihre Handlungen.
Es gibt viele, aus ganz unterschiedlichen Kontexten und Mileaus kommende, Beispiele solcher "Aufschreie"... Man braucht nur an den 20. Juli 1944 (und auch an die vielen, ebenfalls "gescheiterten", Attentate und Attentatsversuche gegen Hitler) zu denken. Jeder dieser Attentäter, war, zummindest zum Zeitpunkt des Attentates, ein Terrorist. Weil er sich gegen die Bestehende Ordnung, gegen bestehendes Recht, gegen den Zeitgeist etc auflehnte. Natürlich möchte ich damit nicht suggerieren 20. Juli und RAF seien "gleich"... Ich möchte nur mal darauf aufmerksam machen das es ein moralisches/moralisierendes Pauschal-Urteil über terroristische Handlungen nicht geben kann. Egal ob man jetzt für oder gegen diese oder jene Terroristen ist und sich mehr oder weniger Oberflächlich dazu äußert etc...
Deshalb halte ich auch die Frage nach dem "gut & böse" für relativ. Können die RAFler in der bügerlich-bundesrepublikanischen Geschichtsschreibung denn etwas anderes sein als die bad guys?