Lebensmittelskandale

POW

Großmeister
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agentP schrieb:
Mal ganz abgesehen davon, dass sich natürlich eine moralische Frage auftut, wenn wir Essen wegschmeißen und irgendwo Menschen verhungern:
Wie könnte man denn in der Praxis die 35000 Menschen davon profitieren lassen, wenn wir uns einschränken? Die Weißwürste vom Vortag können wir ja schlecht nach Afrika schicken.

Sobald ich die allumfassende Antwort weiß, werde ich Euch teilhaben lassen...
 

POW

Großmeister
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Goatboy schrieb:
POW schrieb:
Die meisten Konsumenten sind nämlich NICHT in der Lage, sich ein Bild darüber zu machen, ob dieses oder jenes Werbeversprechen gut oder schlecht für sie ist.
Jetzt ist es also nicht mehr nur der soziale Bodensatz, der bemuttert werden muss, sondern es sind die meisten Konsumenten, zu deren Beschützer du dich aufschwingst? Du willst mir ernsthaft erzählen, dass von 100 erwachsenen Menschen, die durch die Einkaufszone laufen, mehr als 50 zu blöd sind zu kapieren, dass zuviel Zucker Karies begünstigt?

Ich? Deren Beschützer?! Nett und edel !!! Könnte mir gut stehen...
Dass die meisten Konsumenten einfach nur zu blöd sind, wie Du es in Deiner provokanten Art und Weise von Dir gibst, glaube ich nicht. Ich würde sie eher als eine Art naiv bezeichnen, wenn sie sich von diversen Werbeversprechen breitschlagen lassen.
 

agentP

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Du willst mir ernsthaft erzählen, dass von 100 erwachsenen Menschen, die durch die Einkaufszone laufen, mehr als 50 zu blöd sind zu kapieren, dass zuviel Zucker Karies begünstigt?

Ich wage ernsthaft zu behaupten, dass von 100 erwachsenen Menschen mehr als 80 nicht wissen welche Dosis Sachharose oder Glucose in einem 0,2l Getränk oder welche Menge Sachharose oder Glucose am Tag im Rahmen ist. Ich wage auch ernsthaft zu behaupten, dass 80% der Menschen in der Fußgängerzone keine Ahnung davon haben, wie sie unterschiedliche Sorten Kohlenhydrate in Hinblick auf ihre unterschiedlichen Auswirkungen auf Stoffwechselprozesse zu bewerten haben. Und jetzt reden wir nur über Zucker. Es gibt ja noch Fett, Eiweiß und all die feinen Farbstoffe, Stabilisatoren und Aromen die reingepanscht werden.
 

Helika

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POW schrieb:
Helika schrieb:
Das fängt schon mit dem Hipp-Fencheltee mit Zucker an - und Kleinkind freut sich dann, wenn ihm mit 3o Jahren vom Zahnarzt alle Zähne gezogen werden müssen!

Ähhh...Das geht nicht erst mit 30 Jahren los. Wir behandeln regelmäßig Kleinkinder mit von Karies zerstörten Milchzähnen...Die nicht erhaltungswürdigen Zähne sind dabei das kleinste Problem. Sie haben Infektionen im Mund-Rachenraum, Schmerzen und weiterreichende Erkrankungen, die im Zusammenhang mit den zerstörten Zähnen stehen.

Ich wollte 3 Jahre schreiben und hab keine Ahnung wie da das o hinkommt. :O_O:

Denn wie du schon sagst, wollte ich auch auf die Kleinkinder hinweisen, die dann im Kindergarten schon kariöse Zähne haben oder gar keine mehr, weil alle gezogen werden mussten.
 

Helika

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agentP schrieb:
Du willst mir ernsthaft erzählen, dass von 100 erwachsenen Menschen, die durch die Einkaufszone laufen, mehr als 50 zu blöd sind zu kapieren, dass zuviel Zucker Karies begünstigt?

Ich wage ernsthaft zu behaupten, dass von 100 erwachsenen Menschen mehr als 80 nicht wissen welche Dosis Sachharose oder Glucose in einem 0,2l Getränk oder welche Menge Sachharose oder Glucose am Tag im Rahmen ist. Ich wage auch ernsthaft zu behaupten, dass 80% der Menschen in der Fußgängerzone keine Ahnung davon haben, wie sie unterschiedliche Sorten Kohlenhydrate in Hinblick auf ihre unterschiedlichen Auswirkungen auf Stoffwechselprozesse zu bewerten haben. Und jetzt reden wir nur über Zucker. Es gibt ja noch Fett, Eiweiß und all die feinen Farbstoffe, Stabilisatoren und Aromen die reingepanscht werden.


Das wissen ja noch nicht einmal die sogenannten Experten, sonst würden nicht in Abständen neue Ernährungserkenntnisse veröffentlicht werden. Erst ist es die Ernährungspyramide mit der breiten Basis an Kohlenhydraten, dann wiederum verteufelt man die Kohlenhydrate und empfiehlt mehr Gemüse und Fleisch, dann wieder...

...und da soll dann ein durchschnittlicher Verbraucher im Wust an Lebensmittelzusätzen und -empfehlungen noch den Überblick behalten.

Oder muss man wirklich bei jedem Produkt das man kauft jedesmal sämtlich das Kleingedruckte lesen? Immerhin werden Inhaltsstoffe auch ohne Ankündigung geändert.
Für Vegetarier ärgerlich: Was sucht die Gelatine in Streichkäse oder Pudding u.ä.?
Für Süßstoff-Allergiker: Wo wurde denn überall Süßmittel unter den Zucker gemischt?
Für Lactose-Intolerante: Was macht die Lactose in der Lyoner?

Klar gibt's dafür immer lebensmitteltechnische Erklärungen, ich hätte jedenfalls nicht draufgeschaut, ob der Streichkäse mit Gelatine eingedickt wurde (bin ja auch keine Vegetarierin) und erst seit meine Mutter Lactose nicht mehr verträgt, weiß ich, wo überall Lactose drin ist.

Ich ärgere mich auch sehr über Carragen-Zusätze in Yoghurts und Milchdesserts, die auch ohne solche Zusätze bei normaler Herstellung und Kühlung "fest" werden. Das ist wie Ostereiersuchen, wenn man ein entsprechendes Produkt ohne irgendwelche lebensmitteltechnischen Zusätze möchte. Und selber kochen ist nicht immer eine Option.

Mich ärgert immer mehr das Herumgemansche mit überflüssigen (!!!) Inhaltsstoffen. Aber irgendwo muss der Müll wohl hin, also am besten irgendwo untermischen... so jedenfalls häufig mein Eindruck.
 

Goatboy

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Wer fertig ist mit Empören und sich lieber eine halbe Stunde nehmen möchte, um sich einen wirklichen Lebensmittelskandal zu Gemüte zu führen, kann sich ja diese Reportage über das Unternehmen Wiesenhof ansehen, solange sie in der ARD-Mediathek noch verfügbar ist.
 

jones

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@ Goatboy

Das System Wiesenhof funktioniert aber doch nur deshalb, weil die Leute den Mist kaufen. Und solange Geiz halt Geil ist, wird sich daran auch nichts ändern.
3 Hähnchen für 5€? Wie soll das auf dauer funktionieren? (Ich gebe 4 - 5 € je KG Hähnchen aus - allerdings wird dann von so einem "echten" Mistkratzer auch mehr LEute Satt als von einer Wiesenhofschlampe)
 

Helika

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Zählen hier auch wieder "Eigenverantwortung der Verbraucher" und "bitte keine Bevormundung des Bürgers durch staatliche Vorgaben" - oder sollte man hier nicht auf strenge Einhaltung der Tierschutz- (und Hygiene-)bestimmungen pochen?

Tote Tiere bei einer Masse von 25.000 treten sicherlich auf, nicht nachvollziehbar jedoch, dass die Kadaver nicht eingelesen - und wenn, dann auch ordnungsgemäß entsorgt werden (die Abfalltonnen...).
Ebenso dürfte es weder Tierschutz- noch Hygienebestimmungen genügen, wenn die Tiere monatelang auf dem eigenen Mist stehen (durch Harnsäure verätzte Füße die andauernde Schmerzen verursachen).

Ich finde hier schlimmer als die Bilder selbst, dass von staatlicher Seite nicht dagegen vorgegangen wird. Und das nicht mit neuen Verordnungen und Gesetzen, sondern durch konsequentes Anwenden der bestehenden.


[Edit]So sich wer damit auskennt:
Gibt es hier nicht auch staatliche Kontrollen, die unangekündigt sich solche Betriebe anschauen und auf Einhaltung von Tierschutz und Hygienevorschriften prüfen? Kann doch nicht sein, dass das für die zuständigen Stellen unbekannte Zustände sind...[/Edit]
 

Goatboy

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Helika schrieb:
Zählen hier auch wieder "Eigenverantwortung der Verbraucher" und "bitte keine Bevormundung des Bürgers durch staatliche Vorgaben" - oder sollte man hier nicht auf strenge Einhaltung der Tierschutz- (und Hygiene-)bestimmungen pochen?
Das sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe, weil zum einen nicht schon in der Grundschule gelehrt wird, dass Wiesenhof Tiere unter unwürdigen Bedingungen hält und es sich hier zum anderen um Straftaten handelt. Übrigens glaube ich in diesem Fall sehr wohl, dass die meisten sich über die Zustände nicht im Klaren sind; gerade deshalb finde ich solche journalistischen Beiträge wichtig. Und solange in vielen Supermärkten ausschließlich Geflügel von Wiesenhof angeboten wird, wird es wohl kaum einen wirksamen Verbraucherprotest geben.

Überblickt jemand die rechtliche Situation in dem Fall? Müsste nicht schon die Dokumentation allein Anlass zu einer staatsanwaltschaftlichen Ermittlung sein, da Tierquälerei ein Offizialdelikt ist?

Helika schrieb:
Gibt es hier nicht auch staatliche Kontrollen, die unangekündigt sich solche Betriebe anschauen und auf Einhaltung von Tierschutz und Hygienevorschriften prüfen? Kann doch nicht sein, dass das für die zuständigen Stellen unbekannte Zustände sind...
Siehe da:
So fand bei einem Partnerbetrieb von Wiesenhof in der Nacht von 25. auf 26. August 2011 eine unangemeldete amtliche Untersuchung des Veterinäramtes des Landkreises Cloppenburg statt, bei welcher Mitarbeiter der besagten Ausstallungsfirma kontrolliert wurden. Bei dieser Ausstallung wurden keinerlei Auffälligkeiten festgestellt. Auch ein in der Nacht von 29. auf 30.08.2011 erfolgtes unangekündigtes QS-Audit belegt, dass sich Mitarbeiter der Ausstallungsfirma an die Vorgaben des Tierschutzgesetzes gehalten haben. Des Weiteren belegt eine amtliche Untersuchung des Veterinäramtes, dass diejenigen Tiere, die von der betroffenen Putenfarm an den fraglichen Tagen zur Schlachtung angeliefert wurden, keine tierschutzrelevanten Auffälligkeiten aufwiesen. Wörtlich heißt es in dem Schreiben, dass "tierschutzrelevante Veränderungen im Vergleich zu anderen Putenschlachtungen aufgrund der Fleischuntersuchungsbefunde nicht festgestellt werden."
http://www.presseportal.de/pm/70059/2104825/wiesenhof-zieht-konsequenzen-aus-fernsehbildern
 

Goatboy

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Ich lasse mich gern vom Gegenteil überzeugen, allein schon weil es mir den Einkauf erleichtern würde, aber die von Winston_Smith verlinkten Beiträge - beide von Wiesenhof selbst - finde ich nicht sehr aussagekräftig. So wie ich den Umgang des Unternehmens mit dieser Situation insgesamt merkwürdig finde: wenn gegen mich schwere Vorwürfe erhoben werden, ich mir aber sicher bin, dass sie nicht zutreffen, na, dann gehe ich doch in die Offensive! Dann lehne ich keine Interviews zum Thema ab, dann schmeiße ich keine Filmcrew raus, sondern lasse sie drehen, um zu zeigen, dass der gewählte Arbeitstitel nicht zutrifft. Wenn nötig, würde ich Webcams in den Hallen installieren, um zu demonstrieren, dass ich nichts zu verbergen habe. Wie gesagt, wenn sich herausstellen sollte, dass die ARD unrecht hat und bei Wiesenhof alles dufte ist - umso besser! Nur sehe ich das momentan nicht.
 

Winston_Smith

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So wie ich den Umgang des Unternehmens mit dieser Situation insgesamt merkwürdig finde: wenn gegen mich schwere Vorwürfe erhoben werden, ich mir aber sicher bin, dass sie nicht zutreffen, na, dann gehe ich doch in die Offensive! Dann lehne ich keine Interviews zum Thema ab, dann schmeiße ich keine Filmcrew raus, sondern lasse sie drehen, um zu zeigen, dass der gewählte Arbeitstitel nicht zutrifft.

Aber wenn ein Redakteur einen Beitrag plant, in dem er die "Ausbeutung blabla" darstellen will, steht das Ergebnis der Dreharbeiten doch schon vorher fest. Und wenn besagter Redakteur das feststehende Ergebnis noch verschleiert und vorher eine andere Intention für den Beitrag ankündigt, ist dies mehr als Fragwürdig.

ws
 

Goatboy

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Einverstanden. Doch wenn bei Wiesenhof alles so lieb und nett ist wie die Firma behauptet, hätten es die Journalisten schwer gehabt, ihr Ziel zu erreichen. Man hätte sie ja gemeinsam mit dem eigenen Kamerateam in die Ställe lassen und anschließend die an demselben Ort gedrehten Bilder vergleichen können, oder? Ich fand die Doku als Ganzes übrigens bestenfalls mittelmäßig, aber die Vorwürfe wiegen schwer (und sind außerdem nicht neu), und solange es keine Gründe gibt, ans Gegenteil zu glauben, möchte ich ein solches Unternehmen nicht unterstützen. Wenngleich die Konkurrenz da mutmaßlich auch nicht besser ist.
 

Ein_Liberaler

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Entgegen meinen Gewohnheiten schaue ich mir den Streifen an... Berufen die sich als Kronzeugin allen Ernstes auf die Pächterin einer Eierfarm, die die Mißstände in ihrem eigenen Betrieb Wiesenhof anlasten will? Wie absurd soll es denn noch werden?
 

Winston_Smith

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Einverstanden. Doch wenn bei Wiesenhof alles so lieb und nett ist wie die Firma behauptet, hätten es die Journalisten schwer gehabt, ihr Ziel zu erreichen. Man hätte sie ja gemeinsam mit dem eigenen Kamerateam in die Ställe lassen und anschließend die an demselben Ort gedrehten Bilder vergleichen können, oder? Ich fand die Doku als Ganzes übrigens bestenfalls mittelmäßig, aber die Vorwürfe wiegen schwer (und sind außerdem nicht neu), und solange es keine Gründe gibt, ans Gegenteil zu glauben, möchte ich ein solches Unternehmen nicht unterstützen. Wenngleich die Konkurrenz da mutmaßlich auch nicht besser ist.

Das bei den Wiesenhof-Zulieferern nicht alles glatt läuft, kann ich mir vorstellen und gehört schleunigst abgestellt. Gar keine Frage. Da sind wir uns wohl alle einig.

Zum TV-Beitrag. Natürlich hätte man die Redakteure trotzdem einladen und begleiten können. Aber mal ehrlich. Da will jemand einen Film drehen und darstellen, was für ein mieses Unternehmen man ist. Ich kann wirklich verstehen, dass man diese Leute nicht im Haus haben will. Zumal diese Leute vorher noch dreist gelogen haben und das Ergebnis der Aufnahmen eben nicht offen ist, sondern schon fest steht. Das ist einfach ein schlechter journalistischer Stil.

Man stelle sich mal vor. Ein Filmteam bittet einen Pizzeriabesitzer um eine Drehgenehmigung, weil man einen Film mit dem Titel "Speisen wie in der Toskana. Italienische Küche in Deutschland" drehen will. Dann kommt aber heraus, dass der Film den Titel "Don Giovanni. Der größte Drecksladen der Stadt" haben wird.

ws
 

Ein_Liberaler

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Ja, hätte man tun können. Und? Die Intention der Journalisten war klar, welche Bilder sie auswählen würden, war klar, wie hilflos jeder Rechtfertigungsversuch wirken würde, war klar. Das ist industrielle Tiererzeugung, -mast und -verarbeitung, da wird es immer genug Bilder geben, die keiner sehen will. Selbst wenn man sehr offensiv mit solchen Vorwürfen umgeht und großzügig Einblick in den Betrieb gewährt, wird man es den Herrschaften von Peta und bestimmten Tierfreunden, die Hähne für "traumatisiert" halten, weil sie etwas ruppig angepackt wurden, ohnehin nie recht machen können.
 

Goatboy

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Sorry, Liberaler, es geht nicht um "etwas ruppiges Anpacken", sondern darum, dass Tiere getreten und durch die Halle geschleudert wurden. Das ist selbst in der industriellen Tiererzeugung nicht zu rechtfertigen und sollte nicht verharmlost werden.
 
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