Einwand: Bei weitem nicht jeder, mit dem ich spreche wird von mir geliebt. Bei weitem nicht jeder, den ich mal umarme, wird von mir geliebt. Bei weitem nicht jeder, dem ich mehr Aufmerksam zukommen lasse, als nur Nahrung zu reichen, wird von mir geliebt.
Rebeca Wild schreibt, dass man, wenn man keine Liebe erfährt unendlich viele Strategien entwickelt um ein Mindestpensum an Liebe zu erfahren. Ohne Liebe könnte sich ein Mensch nicht entwickeln, Liebe ist der Motor der Menschheit. Hier müsste man klären, was eigentlich Liebe ist. Bei einer Eltern-Kind Beziehung ist es ja noch relativ einfach. Schließlich lieben Eltern ihre Kinder im Allgemeinen. Jedoch gibt es einen Haken an der Sache. Während das Kind bedingungslos seine Eltern liebt und selbst auf seine Autonomie verzichtet um Liebe zu erfahren, können wir diese Liebe nicht immer so zurückgeben. Eltern haben die unangenehme Angewohnheit die Liebe von Verhaltensweisen abhängig zu machen z. Bsp. ‚wenn du das machst, hab ich dich nicht mehr lieb.’ oder sie bestrafen, konditionieren, kontrollieren, brechen den Willen… In den ersten 12 Jahren werden die Grundbausteine gelegt. Wie die jeweiligen Vorbilder (Eltern, Erzieher, Lehrer…) mit den Kindern umgehen, ist maßgeblich entscheidend für die späteren Beziehungsprobleme und deren Konfliktlösungen. Wurde beispielsweise ein Kind permanent kritisiert (dazu zählt auch ein permanentes korrigieren von Leistungen), verliert es sein Selbstwertgefühl und lebt in einer ‚mich kann eh keiner leiden’ Welt (stark vereinfacht). Die Kinder, welche nicht genügend bedingungslose Liebe erfahren haben, suchen sie später mehr oder weniger in einer Partnerschaft. Das muss schief gehen, denn wenn es bedingungslose Liebe gibt, dann nur in einer Eltern-Kind Beziehung. Später wenden wir unsere Erfahrungen genauso an, wie wir sie von unseren Vorbildern gelernt haben. Nur rücken wir in die Rolle der Vorbilder und erwarten, dass jetzt der andere zurückstecken muss. Was auch schief geht.
Liebe in einer Beziehung bedeutet für mich: Sicherheit, Akzeptanz, Respekt, Geborgenheit, Wärme, Dasein, Trost, Verständnis, Freiheit und die Gewissheit, der andere tut das bestmögliche, was im Moment für ihn möglich ist.
Ich liebe meine Eltern nicht so, wie meinen Mann und beide nicht so, wie meine Kinder. Liebe ist nichts starres, sie verändert sich auch. Vor fünfzehn Jahren habe ich meinen Mann anders geliebt, als jetzt. Genauso Liebe ich mein großes Kind anders, als mein Kleines.
Dieses Experiment hätte (sofern es stattgefunden hat) meines Erachtens viel mit Aufmerksamkeit gegenüber einem Säugling zu tun. Über Liebe sagt es aus meiner Sicht kaum etwas bis gar nichts aus.
Das Experiment diente ja auch nicht als Beweis, dass ohne Liebe kein Mensch existieren kann. Friedrich der Große wollte wissen, was die Ursprache, die Sprache der Götter sei. Er dachte sich, dass Kinder, welche keinerlei Beeinflussung durch Kommunikation, Spiel, Aufmerksamkeit ect. bekommen, die göttliche Sprache sprechen mussten. Das alle gestorben sind, war wohl eher ein „störender Nebeneffekt“. Ich kenne keine Arbeiten, wo dieses Experiment in der Psychologie eine Rolle spielt.