@ antimagnet
darf ich dich fragen, wie weit deine "schriftgläubigkeit" geht, lyle?
ich will dich nicht auf den prüfstand stellen damit, und auch nicht dich "bloßstellen", aber mich würde interessieren, ob du die geschichten der bibel "eins-zu-eins" für tatsächlich geschehen ansiehst, ob tatsächlich der heilige geist den schreibern "diktiert" hat, oder ob du das eher als "menschliche" metaphern über das zusammenleben der menschen ansiehst...
Keine Sorge Du kannst mich ruhig fragen. Ich hab kein Problem damit hier zu sagen was ich glaube. Ich glaube wirklich daran, dass die Geschichten in der Bibel eins-zu-eins so geschehen sind, ebenso wie ich daran glaube, dass die Anweisungen der Bibel verbindlich sind. Ich glaube aber auch, dass die Auswahl dessen was in der Bibel steht, sowie die Art und Weise wie es beschrieben wird, mit Absicht so gewählt wurde, dass man sie als Metaphern o.ä. verwenden kann.
Ich glaube ferner an die wörtliche Inspiration, das direkte Diktat stellt dabei aber wohl eher die Ausnahme dar, obwohl das auch vorgekommen ist.
wie geht erkenntnis - wissenschaftliche und religiöse?
du findest ein phänomen in der welt und versuchst es zu begründen. bis hierher sind sich wissenschaft und religion einig. nun überprüft aber die wissenschaft diese erklärung systematisch, indem aus der erklärung weitere logische folgerungen gezogen werden und geschaut wird, inwiefern diese vorhersagen denn auch wirklich zutreffen. das macht die religion nicht.
oder?
Nette Idealvorstellung, aber nicht ganz zutreffend. Ich werde Dir jetzt mal ein "Geheimnis" verraten. Die meisten Wissenschaftler sind in gewissen Grenzen auch "schriftgläubig" und vertrauend. Ich werde Dir jetzt mal wissenschaftliche Forschung beschreiben:
Du hast eine Problemstellung, auf die bist Du gekommen, in dem Du die Publikationen anderer Wissenschaftler gelesen hast. Bevor Du anfängst zu forschen machst Du dann eine Literaturrecherche, das heißt, Du suchst Dir das zusammen, was irgendjemand mal zu diesem Thema geschrieben hat. Wenn Du dann tatsächlich anfängst selber zu arbeiten, dann bauen Deine Methoden auf dem auf, was andere vor Dir gemacht haben. Bei all dem musst Du aber entscheiden, in wie weit Du dem was andere veröffentlicht haben vertraust. Wenn Du einer Publikation vertraust, dann verlässt Du dich auf deren Ergebnisse, wenn nicht, dann bist Du vorsichtig.
Und jetzt kommt die Frage, warum vertraust Du jemanden? Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zunächst mal die Fachbezogenen: Ist das was veröffentlicht wurde ist in sich logisch und widerspricht es keinen allgemeinen anerkannten Prinzipien? Ein anderes Kriterium sind andere Veröffentlichungen. Was hat der Autor früher geschrieben, war das verlässlich oder aus was für einer Schule kommt der Autor, was haben seine Lehrer geschrieben? Dabei verlässt Du dich nicht nur auf Dein eigenes Urteil sondern auch auf das anderer. Du fragst zum Beispiel andere Wissenschaftler die sich schon seit längerer Zeit mit dem Problemgebiet befassen, was sie von den und den Leuten halten. Wie zuverlässig ist das ganze? Gut ist es auch wenn Du diejenigen die Veröffentlicht haben persönlich fragen kannst, denn dann erfährst Du so einiges was nicht öffentlich gemacht wird.
Und dann wenn Du selber anfängst zu arbeiten wirst Du sehen in wie weit, das was Du selber erfährst mit dem in Übereinstimmung steht, was geschrieben wurde.
Als "Bibelgläubiger" verhalte ich mich auch nicht viel anders. Ich schenke der Bibel Vertrauen, aber Vertrauen braucht Gründe. Und darum frage ich mich eben auch, wie verlässlich ist das was geschrieben wurde, wie logisch ist das ganze in sich, wie stimmt es mit allgemeinen Prinzipien überein. Ich frage mich in wie weit die Bibel das was bekannt ist richtig beschreibt, ich sehe die Aussagen anderer, die die Bibel besser und länger kennen als ich, was sie für Erfahrungen gemacht haben, in wie weit sie sie zuverlässig gefunden haben. Ich überprüfe in wie weit die Bibel mit dem was ich täglich erlebe übereinstimmt in wie weit sie das Leben so wie ich es erlebe richtig beschreibt. Ich frage mich, ob die Vorhersagen die die Bibel gemacht hat zutreffen, sowohl in Bezug auf mein eigenes Leben, wie auch in bezug auf die Welt insgesamt.
So und jetzt kommt der Entscheidende Punkt. Nachdem ich so zu der Überzeugung gekommen bin, dass die Bibel zuverlässig ist, eben weil sie sich bereits als zuverlässig erwiesen hat, dann vertraue ich ihr, auch auf Gebieten wo ich sie nicht überprüfen kann.
Um das zu verdeutlichen ein Beispiel: Die Bibel macht viele Aussagen über Israel. Sie beschreibt die Geschichte dieses Volkes un des Landes. Diese Beschreibungen haben zum Teil die Eigenschaft dass zukünftige Ereignisse beschrieben werden, sie sind also Prophezeiungen. Weil sich von diesen Prophezeiungen schon viele erfüllt haben, weil sie nachweislich richtig waren, glaube ich auch daran, dass sich auch die Prophezeiungen erfüllen werden, die noch in der Zukunft liegen.
nun überprüft aber die wissenschaft diese erklärung systematisch, indem aus der erklärung weitere logische folgerungen gezogen werden und geschaut wird, inwiefern diese vorhersagen denn auch wirklich zutreffen. das macht die religion nicht.
Vielleicht hast Du es mittlerweile mitgekriegt.: Ich sehe das anders. Als Gläubiger - zumindest als Christ - musst Du deinen Verstand und deine Logik nicht ausschalten oder vergewaltigen. Du kannst die Aussagen durchaus überprüfen. Bei diesen Überprüfungen bin ich bislang aber zu der Erkenntnis gelangt, dass die Aussagen stimmen und eben darum vertraue ich auch den Aussagen, die ich nicht überprüfen kann.