Sorry, daß meine Antworten ein paar Tage auf sich warten ließen.
Angel of Seven schrieb:
In "Gespräche mit Seth" [...]
Dieses Buch ist ja keine Veröffentlichung einer offiziellen monotheistischen Religion, oder? Darum ging es mir, da der Absolutheisanspruch bzgl von Gut und Böse (auch in der aktuellen Behauptung Ratzingers bzgl der "Diktatur des Relativismus" impliziert) dazu führt, daß monotheistische Religionen nicht zusammenführen sondern trennen.
Ismael schrieb:
gegenfrage booth ? bist du ein gläubiger mensch ( damit meine ich gott und keine religion)
Jeder Mensch ist in irgendeiner Form gläubig - und sei es im profansten Fall, daß er vor allem ans Geld glaubt (was leider viele tun). Ich persönlich glaube nicht an den
einen personifizierten Gott - erst recht nicht in einer menschlichen Form, mit menschlichen Eigenschaften. Aber ich muss zugeben, daß ich mehr und mehr dem Ignostizismus zuneige.
Je mehr ich mich mit den Problemen der Menschen im Diesseits beschäftige, desto mehr glaube ich, daß es eher unerhelblich ist, was im Jenseits mit uns geschieht, bzw ob es eine Metaphysik gibt. Damit wir hier eine freundlichere und menschlichere Welt gestalten können, müssen wir uns hier im Diesseits entwickeln. Und dies können wir, ohne Götter oder religiöse Instanzen zu benötigen. Ich glaube an den Humanismus und an die Begabung zur Vernunft der Menschen. Ich glaube an die Bildung und die Entwicklungsfähigkeit der menschlichen Gesellschaft. Und ich glaube, daß, wenn alle Menschen humanistische Prinzipien ähnlich wichtig ansehen, jeder dem anderen seine Religiösität gönnen kann.
Übrigens halte ich institutionalisierte Religionen für nur sehr, sehr partiell und langsam entwicklungsfähig. Dies ist eines der zentralen Probleme, das ich mit den großen monotheistischen Religionen habe.
Woran glaube ich also? An die Menschen - weniger an einen Gott.
Noch einige konkrete Dinge:
Ismael schrieb:
Früher hatte die Männer Harems mit 20 Frauen. Dies wurde dann auf 4 Frauen beschränkt
Ein Zusatz im Sinne "und auch das ist für mich ungerecht" hätte mich gefreut. Wieso gibt es eigentlich keine umgekehrten Harems? Wieso müssen sich Männer nicht verschleiern? Wieso gibt es keine weiblichen Imane? Etc etc... Der Islam ist sehr patriarchalisch (wie die anderen monotheistischen Religionen auch). Das mißfällt mir entschieden.
Ismael schrieb:
jemand einen Menschen tötet, ohne daß dieser einen Mord begangen hätte, oder ohne daß ein Unheil im Lande geschehen wäre, es so sein soll, als hätte er die ganze Menschheit getötet
WO ist der Widerspruch jetzt?!?`
Ganz einfach - es erlaubt Menschen zu töten, die andere töten (wodurch eine Spirale in Gang kommt) und vor allem Menschen zu töten, wenn "Unheil im Lande geschehen wäre". Ein Fest für jeden religiösen Fanatiker, da man "unheil im Lande" ja nun wirklich interpretieren kann, wie man lustig ist. Typisch monotheistische Religionsschriften. So allgemein verfasst, daß jeder das draus lesen mag, was er will, bei gleichzeitigem Anspruch auf die absolute Richtigkeit.
Ich sage dir nicht das Allah (t) inhuman ist, da er nichts humanes ist
Auch etwas, daß nicht human ist, kann inhuman handeln.
Der Mensch tut sich das selber an!
Richtig - und er begründet es zuweilen mit den religiösen Schriften.
Wenn jemand in dieser Welt ins Gefängnis kommt, für eine Tat, die er nicht machen durfte, dann sprichst du von "Gerechtigkeit".
Habe ich das? Dann war es falsch - entschuldige. Ich würde nicht von Gerechtigkeit, sondern von der Notwendigkeit sprechen, die Gesellschaft zu schützen. Es gibt keine völlige Gerechtigkeit, und eine Gefängnisstrafe dient aus meiner Sicht in erster Linie zum Schutz der Gesellschaft und in zweiter Linie zur möglichen Abwendung des Täters von der Tat.
Wenn Allah (t) jemanden straft, dann sprichst du von inhuman
Ja - übrigens ist auch das Wegsperren eines Täters bereits inhuman. Aber es ist leider auch notwendig. Wieso Allah bestrafen soll (sogar eine Ewigkeit lang) ist mir nicht ganz klar. Eine Gesellschaft muss sich leider das Recht einräumen, inhuman zu sein, wenn die Gesellschaft geschützt werden soll. Das Thema ist in der Tat schwierig, und sehr differenziert zu betrachten. Aus der Historie sehe ich ja auch, daß die Religionen damals vor Tausend Jahren und mehr Gesellschaftsmodelle hervorriefen, die damals hochmodern waren. Das gilt aus meiner Sicht inzwischen jedoch nicht mehr.
was ist die alternative ? nur ein leben ? und das ist kurz alles reinpressen weil man hat ja nur ein leben
Nun - wieso müssen wir Menschen den Anspruch an unser Sein haben
alles reinpressen bzw erleben bzw kennenlernen zu müssen? Ich persönlich komme mit der Annahme, daß es nur dieses Leben gibt, sehr gut klar. Ein wenig Bescheidenheit ist zum Beispiel auch etwas, was ich mir von der zukünftigen Entwicklung der Menschheit erhoffe. Und ich meine explizit Bescheidenheit, weniger (oder gar nicht) Demut.
gruß
Booth