Hyperonyme oder die Vergewaltigung der Sprache

agentP

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Raubtiere werden Beutegreifer werden Prädatoren - also bitte, ist das nicht ein Paradebeispiel dafür, wie eine zunächst kleine Gruppe versucht, den allgemeinen Sprachgebrauch ihrem Bewußtsein anzupassen, um im Endeffekt das allgemeine Bewußtsein zu ändern?
Ja und wie im Beispiel mit der Migration handelt es sich bei der kleinen Gruppe jeweils um Fachwissenschaftler. Ob es denen nun einfach darum geht ihre Fachsprache präziser zu machen oder ein bestimmtes Bewusstsein zu transportieren, das vermag ich nicht zu beurteilen und halte es in der Tat für schwer nachweisbar und deswegen bin ich auch skeptisch, wenn so getan wird als läge das so sehr auf der Hand.
 

Ein_Liberaler

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Natürlich halte ich mich als Jäger selbst für einen Fachmann, zumindest was die Beutegreifer angeht... Selbstverständlich kann man das auch Einsatz für eine präzisere Fachsprache nennen, schließlich ist das neue, sympathischere Bild, das der Öffentlichkeit vermittelt wird, zutreffender. Das hat schon alles seine innere Logik, sonst würden ja nur Dummköpfe aus eigenem Antrieb mitmachen. Aber es wird, meine ich, objektiv betrachtet zweigleisig gefahren. Der hübschere Name entspricht dem (eigenen) sympathischeren Bild, aber soll es auch (bei anderen) prägen helfen, und deshalb wird versucht, ihn unabhängig vom Gelingen der Vermittlung des Bildes durchzusetzen.
 

jones

Erleuchteter
Aber der "hübschere" Name kann auch zum Bumerang werden;

Migrationshintergrund oder Südländer sind ja nicht mehr nur noch positiv belegt, sondern werden ja auch durchaus schon zynisch oder abwertend genutzt; erst recht seit immer klarer wird, daß sich hinter den Südländern oder MIHIGRUs seltenst Spanier, Italiener oder Griechen verbergen.
 

agentP

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Wobei sich mir wirklich nicht erschliesst, was an Migrant hübscher sein soll, als an Immigrant oder an Beutegreifer hübscher als an Raubtier.
 

agentP

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Naja, bleiben noch "Beute" und "Greifer" auch beides nicht gerade positiv besetzte Begriffe, oder?


erst recht seit immer klarer wird, daß sich hinter den Südländern oder MIHIGRUs seltenst Spanier, Italiener oder Griechen verbergen.
Verstehe ich nicht. Natürlich verbergen sie sich seltener dahinter, weil sie schlicht eine kleinere Gruppe innerhalb der Gruppe der Migranten darstellen, ändert aber doch nichts daran, dass sie per definitionem auch gemeint sind.

Südländer ist denke ich sowieso dubios konnotiert, weil z.B. niemand einen hellhäutigen Australier oder Neuseeländer als Südländer bezeichnen würde, obwohl die das deutlich eher verdient hätten, als ein Italiener.

"Südländer" meint also mitnichten einfach "Menschen die südlich von mir leben", sondern Menschen aus dem Mittelmeerraum inklusive aller Stereotypen die der Nordländer so bezüglich dieser Menschen pflegt, von heissblütig über unzuverlässig bis diebisch, etc.
 

Ein_Liberaler

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Korrekt. In den entsprechenden Kreisen, ich nenne mal die berüchtigte politisch unkorrekte Webseite als Besipiel, wird Südländer weiter eingegrenzt. Es wird davon ausgegangen, daß der Begriff in der Presse gebraucht wird, um die türkische Herkunft von Straftätern gewissermaßen verschleiert zu enthüllen, wenn ich das so sagen darf, und der Begriff wird selbst in diesem Sinne gebraucht. Unter Xenophoben bedeutet Südländer nichts anderes als Kümmeltürke, wenn nicht Kameltreiber.
 

antimagnet

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äh, wegen hier:

[url=http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0 schrieb:
zwiebelfisch[/url]]Die Bewohner der Insel Zypern werden heute meistens Zyprer genannt. [...] Die Bezeichnung "Zyprioten" gilt als veraltet. Besonders schnörkelig klingende Ableitungen von Ländernamen (-esen, -assen, -ioten) geraten zunehmend zugunsten der regelmäßigen Endung -er aus der Mode: Panamaer statt Panamesen; Ghanaer statt Ghanesen; Tibeter statt Tibetaner; Taiwaner statt Taiwanesen; Zyprer statt Zyprioten.

Diese Entwicklung wird vom Auswärtigen Amt gefördert; Ableitungen auf -er gelten generell als neutral und unbelastet.
 

jones

Erleuchteter
Besonders schnörkelig klingende Ableitungen von Ländernamen (-esen, -assen, -ioten) geraten zunehmend zugunsten der regelmäßigen Endung -er aus der Mode:

Das ist dann aber nur die meinung des AA, zumal es ja auch noch die "schnörkeligen"
Monegassen, Portugiesen und Franzosen gibt.


Und ich bin und bleibe ein Zypriot :motz: :motz: :motz: :motz:
 

vonderOder

Ehrenmitglied
antimagnet schrieb:
äh, wegen hier:

[url=http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0 schrieb:
zwiebelfisch[/url]]Die Bewohner der Insel Zypern werden heute meistens Zyprer genannt. [...] Die Bezeichnung "Zyprioten" gilt als veraltet. Besonders schnörkelig klingende Ableitungen von Ländernamen (-esen, -assen, -ioten) geraten zunehmend zugunsten der regelmäßigen Endung -er aus der Mode: Panamaer statt Panamesen; Ghanaer statt Ghanesen; Tibeter statt Tibetaner; Taiwaner statt Taiwanesen; Zyprer statt Zyprioten.

Diese Entwicklung wird vom Auswärtigen Amt gefördert; Ableitungen auf -er gelten generell als neutral und unbelastet.

man sagt übrigens mittlerweile zyprer. :mrgreen:
vielleicht wollen wir das aber auch dort weiterdiskutieren...
"vom Auswärtigen Amt gefördert" - schön. ist das nun Neudeutsch oder Weltweit? vielleicht sollte man mal die Leute fragen die dort leben.
 

haruc

Ehrenmitglied
Fürchterlich!
Wiedermal aus falsch verstandener "Rücksichtnahme" die Befindlichkeiten der halben Welt durcheinander gebracht ;)
Und vor allem Meine! :k_schuettel:

Ich glaub kaum, dass dass ein weltweiter Trend ist; die führenden persönlichkeiten dürften erkennen, dass es keine Notwendigkeit gibt, das Niveau der Sprache weiter zu senken, um Leuten, denen es Egal ist, ob sie in irgendeiner Sprache, die 10000 Kilometer von ihrer Heimat entfernt gesprochen wird, nun "Australier" oder "Australiener" genannt werden, in den Poppes zu kriechen.

baah!


edit: Da stecken bestimmt die grünen Kulturvernichter dahinter! :quelle:
 
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