Wir haben Apfel- und Birnenbäume und kaufen seit drei Monaten keine Äpfel mehr ein. Wenn man den Apfelsaft selbst durch einen Entsafter bekommen möchte, ist das schon eine sehr energiegeladene Sache. Und das Gerät muss man auch erst einmal haben. Vielleicht macht man es dann, weil man es kann und die eigenen Äpfel hat (garantiert Bio

). Bei Marmelade oder Gelée könnte es rechnerisch wirklich knapp werden, wenn es um das Einsparen geht. Bei Mus allerdings nicht. Der ist schnell gemacht - nur etwas Wasser dazu. Allerdings ist dann die Einschränkung, dass er schnell verzehrt werden will...
Wie ich schon schrub: Die Freude daran und dass es das Eigene ist, ist schon Grund genug - wenn man überhaupt einen Grund braucht.
Mein Bruder hatte in seinem Haus in Polen einige Apfelbäume. Er fand schließlich die Lösung, die Äpfel zu einem Dienstleister zu bringen, der sie entsaftet. Von dem musste er - einmalig - die Flaschen kaufen, danach sind sie Pfandflaschen für die nächste Füllung.
In östlichen Ländern brennen die Leute alle Schnaps aus ihrem Baumobst, das ist natürlich auch eine Lösung und garantiert haltbar (wenngleich nicht legal).
Als ich beim Templerorden war, da brachten uns zeitweise die Nachbarn aus ihren Schrebergärten einen Haufen Äpfel. Die musste ich, aus psychologischen Gründen, brav Danke sagend annehmen. Aber ich hatte weder die Mitarbeiter, noch die Möglichkeiten, daraus für meine Sorgenkinder etwas zu machen.
Und schon gar nicht aus solchen Winzäpfeln in der Größe einer Mandarine.
Schließlich nahm ich Kontakt mit einem nahegelegenden Pferdehof auf und wir brachten die Äpfel klammheimlich den Pferdefreunden. Das mag zwar nicht im Sinne der edlen Spender gewesen sein - die gar nicht so edel sind, sondern nur ihren Schrott loswerden wollen - aber es ist immer noch besser, die Pferde freuen sich über das Obst, als die Kompostierung.
Gerade bei Lebensmitteln neigen wir dazu, diese auf eine Art Denkmal zu stellen - blos nichts wegwerfen, ist doch Sünde! Das ist im Prinzip auch richtig, aber auch nur dann, wenn man es auch unter die Leute bringt. Anderenfalls landet man bei dem Vorteil der Tupperdose: Die Tupperdose ist gut für etwas, was man erst in zwei Wochen wegwerfen mag.
Wenn in meiner Kindheit meine Oma - Flüchtling - für uns kochte, dann musste immer das alte Brot zuerst gegessen werden, bevor man das frische Brot anschnitt. Leider kann man bei solchen Routinen dann dahin kommen, dass man leider immer nur abgelagertes Brot isst und nie frisches. Ähnlich ist es mit besonderen, exklusiven Spezialitäten, an die man in der einen oder anderen Weise gelangt. Und die man für "eine besondere Gelegenheit" aufbewahrt.
Ja, nur muss man sie auch mal kommen lassen, die besondere Gelegenheit - denn anderenfalls giesst man dann nach Jahren den Champagner in den Ausguss oder kippt den Kaviar in die Tonne.
Andere Maßnahmen mögen eine gewisse, romantische Ehrenhaftigkeit haben, aber wenn sie völlig unreflektiert sind, dann schaffen sie nur unnötigen Ballast. Meine klösterlichen Vorgänger in der Lebensmittelrettung haben fleissig und ununterbrochen aus altem Weißbrot Semmelbrösel gemacht und eingelagert - nur wenn man sie praktisch nie (ver-)braucht, die Semmelbrösel, dann ist es eben nur eine Mehlwurm-Zuchtstation.
Eines Tages fand man in irgendeinem Lager acht Jahre altes Butterschmalz - etwa 100 kg, eingelagert in 20 Steinguttöpfen. Es hatte also acht Jahre zuvor mal eine entsprechende Spende von Butter gegeben, und irgendwelche Vollidioten hatten fleißig Butterschmalz gekocht ... nur wofür? Blos nichts wegwerfen! - nur, wie man solche Fettmengen unter die Leute bringen soll, daran hatte offenbar keiner gedacht.
Dafür hatte ich aber acht Jahre später die angenehme Aufgabe, die durchaus ordentlichen Steinguttöpfe wiederherzustellen - und dafür über Wochen die Aufgabe, nebenher in meiner sauberen Küche diesen stinkenden Kram raus zu bekommen.
Oder anders: Man kann immer alles aufheben, aber wenn man keine Verwendung dafür hat, dann ist das alles nur Bleiballast.