Für die Luftfahrt gilt wie für die Schweinegrippe: Lieber auf Nummer sicher gehen. Solange die Risiken kaum bekannt und messbar sind, ist eine umfassende Schließung des Luftraumes die einzige Wahl, auch wenn man die starke Vermutung hegt, dass die ganze Sache womöglich harmlos ist. Man stelle sich den Skandal vor, würde es zu einem Unfall kommen - dann auch noch in dem Gewissen, man hätte es leicht verhindern können - das Geschrei wäre riesig!
Sicher, eine Abwägung von Menschenleben und wirtschaftlichen Interessen ist immer schwierig, besonders, wenn die Parameter kaum bekannt sind. Ein großes Dilemma. Im Zweifelsfall gilt: Die Schließung des Luftraumes war/ist richtig - nicht etwa, weil wir gute Daten und Modelle haben, sondern gerade, weil wir keine haben.
Diesen Grundsatz scheinen leider weder Niki Lauda noch AirBerlin noch Lufthansa richtig zu verstehen. Ganz abgesehen von den unverständlichen "Testflügen" der Airlines nach dem Motto "nichts passiert, also wird schon alles ok sein". Wie oft muss man das Mantra - Anekdoten sind keine Daten - eigentlich noch wiederholen?
Stellen Sie sich vor, ein Mathematiker will die Wahrscheinlichkeit für einen Sechser im Lotto herausfinden, kauft sich einen einzigen Losschein, verliert, und stellt fest: "Die Wahrscheinlichkeit ist 1 zu unendlich, null Prozent! Keiner kann jemals den Jackpot gewinnen!"
Selbst bei einer Unfallwahrscheinlichkeit von 1:1 Million wäre der Luftraum noch viel zu unsicher. Bei pro Tag 20 000 Flügen in Europa hieße das, jeden Tag neu Russisch Roulette mit 1:50 für den Jackpot - da würde ich nicht fliegen wollen. Kurzum: Drei Probeflüge und hinterher mit dem Finger über die Scheibe wischen und gucken, ob was hängen bleibt - das ist keine Wissenschaft, sondern bestenfalls Trial and Error, oder sogar nur PR.