Eva Herman und die Nazis

Simple Man

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Man dürfte es mitbekommen haben, aber trotzdem nochmal kurz zusammengefasst:

Eva Herman, ehemalige Nachrichtensprecherin, Buchautorin und rotes Tuch vieler Feministinnen ( :wink: ), äußerte sich dahingehend, dass ja am Dritten Reich einiges schlimm war, Hitler zum Beispiel, aber das es auch einiges gutes gab, wie die Förderung des Mutter-Daseins und der Wert der Familie. Der NDR beendete kurz darauf die Zusammenarbeit mit Frau Herman, es gab sowohl Rückendeckung, als auch Schelte für Frau Herman.

Wie steht ihr dazu? War die Reaktion des NDR überzogen? War er zu zögerlich? Hat Frau Herman recht? Spinnt sie? Oder ist das einfach eine typisch deutsche Diskussion?


Links:
Der Fall Eva Herman und die Rolle der Frau
Ende der TV-Ehe: NDR trennt sich von Eva Herman
Frauenrechtlerinnen begrüßen Hermans NDR-Rauswurf
Vertreibung aus dem Paradies
Eva Herman: Immer mit der Hand am Selbstauslöser
Es war nichts gut an Eva
 

LStrike

Großmeister
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In gewisser Weise ist das sicher eine "typisch deutsche" Diskussion, da wir uns aufgrund unserer Vergangenheit sehr intensiv mit diesem Thema beschäftigen, wenn auch nicht immer mit einem richtigen oder vernünftigen bezug.
Festhalten sollte man auf jeden Fall, dass sich Frau Hermann klar von der Nazi Ideologie distanziert hat. In gewisser Hinsicht hat sie aber recht, die Familie hatte durchaus in früheren Zeiten einen höheren Stellenwert als heute. Meines erachtens war das aber auch in der Anfangszeit der BRD noch so.
Erst in jüngerer Zeit geriet die Familie ins Hintertreffen. Es gibt Zungen, die behaupten, dass die 68er und die Emanzipationsbewegung daran Schuld sein sollen. Darüber möchte ich aber kein Urteil fällen.

Was in meinen Augen aber auch wichtig ist, dass Familie und Kindererziehung nicht nur Sache der Frau sein sollte. Es sollte aber, wie oft zu lesen und zu hören ist, in den ersten drei Lebensjahren eines Kindes ein Elternteil immer zu gegend sein. Eine Erziehung vor dem Fernseher oder irgendwelcher Einrichtungen halte ich nicht für Sinnvoll.

Das Heranziehen des Vergleiches der Mutter in der Zeit des Dritten Reiches zu heute mag sicher unklug gewesen sein. Ich glaube worauf sie hinaus wollte ist sicher die Ehrung der Mutter durch das Verdienstkreuz. So etwas gab es halt nur unter dem NS-Regime. Hätte es diese Ehrung im Kaiserreich gegeben und wäre das als Vergleich genommen, hätte es diese Diskussion wohl nicht gegeben.

LStrike
 

Winston_Smith

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Ja, die Mütter wurde "geschätzt" und "gefördert". Das aber nicht, weil der Adolf Muttis so klasse fand. Mütter sollten die nächste Generation gebären. Und davon am liebsten so viel wie möglich. Dafür gabs dann mal nen Orden. Na Wunderbar.

Es ging also nicht um die Familienliebe ansich sondern darum, die Familie und die Mütter auf Linie zu trimmen.

Daran sehe ich wirklich nichts, was auch nur im Ansatz positiv sein soll.

Somit hat Frau Herman für mich einen riesen Bock geschossen.

ws
 

agentP

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Ehrenkreuz der deutschen Mutter bzw. Mutterkreuz hieß das Ding und ich finde den Kommentar von Frau Hermann zynisch, denn was sie einfach unter den Tisch kehrt ist, dass der Mutterkult im 3. Reich stets mit dem Hintergedanken betrieben wurde genügend Gebärmaschinen zur Verfügung zu haben um arische Krieger für den Kampf um den Lebensraum zu züchten.
Das dürfte auch Eva Hermann wissen.
Das Mutterkreuz gab´s übrigens nur, wenn man auch sonst in´s Bild passte. Meine Oma bekam es trotz 6 Kindern nicht, weil Opa vor 1933 in der falschen Partei war. :roll:

edit: Winston war schneller

Die Voraussetzung für die Verleihung war neben der „Auszeichnungswürdigkeit“ der Mutter und der Kinderzahl auch der so genannte Ariernachweis. Es mussten die „Eltern deutschblütig und erbtüchtig“ sein, die Mütter hatten nicht „erbkrank“, „kriminell“ oder „asozial“ zu sein. Verlangt wurde, dass die Kinder „deutschblütig und erbtüchtig“ seien. Schließlich mussten „die Kinder lebend geboren“ sein. Das Mutterkreuz konnte auch nachträglich wieder aberkannt werden, wenn sich die Mütter zum Beispiel nicht „rassegemäß“ verhielten.
http://de.wikipedia.org/wiki/Mutterkreuz
Wertschätzung für die Mutter ja, aber nur wenn sie deutschblütig und erbtüchtig und das Verhalten rassegemäss ist.
 

spriessling

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Dazu möchte ich mal eines loswerden: Auf der homepage von E.H. wird gerade angekündigt, dass diesen Herbst ihr neues Buch erscheint. Oh Wunder!? Oder macht sie vieleicht deshalb gerade so den Hermann?
 

Wissender?!

Meister
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also wenn man die rede für sich nimmt versteh ich den ganzen rest nicht, frau hermans hat niemals hitles familiepolitik gelobt oder sonst etwas in der weise, sie hat nur gesagt das zu seiner Zeit Werte wie Familie und so weiter angeblich höher gestellt waren als heute.....verständlich damals lebten noch 3 Generationen in einem Haus.... Die Sache mit dem Vortrag einer Untergruppe der FPÖ sieht da wieder anders aus, aber nur wegen diesem Satz sie zu feuern ist schlimm, da kann ich genauso sagen "Als Nixon Präsident war wurde viel korrumpiert aber dadurch haben wir gelernt".....
 

erik

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Ich finde es absolut richtig, daß Frau Hermann für ihre offenbar völlig unflektierten, stammtischhaften Parolen vom NDR vor die Tür gesetzt worden ist.

Ich frag mich sowieso, weshalb diese Frau permanent ihre eigenen Prinzipien mißachtet und überhaupt noch arbeitet:

Wie sie selbst so schön sagte: Frauen sollten öfter mal die Klappe halten...

Also,ab an den Herd, Eva!
 

Shishachilla

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Ich kenn so viele Menschen die in großen Firmen arbeiten und manchmal den ganzen Tag nur gequirlte Shice von sich geben. Deren Chefs interessiert das kein Meter! Geschweige denn, dass sie deshalb gefeuert würden! Sollte man da nich bisschen mehr zwischen Arbeit und Privatleben trennen? Oder hatte man Angst, sich in der Öffentlichkeit die Blöße zu geben?
 

Aphorismus

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Okay, Shisha, aber der entscheidende Punkt ist für mich, dass sie bereits verwarnt war. Ihr Chef beim NDR hatte ihr ausdrücklich mitgeteilt, dass sie den Ball flachhalten soll, weil das Bild, was sie von sich unabhängig von ihrem Job als Moderatorin aufbaut, zusehends in Konflikt mit ihrer Tätigkeit gerät. (Stichwort: Absagewelle bei "Hermann & Tietjen"). Wenn Frau Hernann meint, direkt danach mit einem ganz neuem Level an öffentlich geäußertem Schwachsinn auf den Plan treten zu müssen, darf sie sich meiner Meinung nach über den Rausschmiss nicht beschweren.
 

Shishachilla

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tja,
das hab ich grad vorhin auch gelesen, hast natürlich vollkommen Recht. Wußte nichts von der Verwarnung. Aber finds auch recht heftig von ihren Gesprächspartnern!

naja, jetzt is eh vorbei!
Ich fand die Entscheidung daneben! Und ich finde auch nicht, dass sie irgendwelche nationalsozialistischen Werte oder Taten im dritten Reich hochgelobt hat. Sie hat einfach nur gesagt, dass die Stellung der Familie zu früheren Zeiten ihrer Meinung nach besser war! Ich kann daran jetzt ehrlich nichts Verwerfliches erkennen!

Aber nun gut, sie wird jetzt bestimmt nicht am Hungertuch nagen müssen!
 

polylux

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Hermanns Vergleiche mit den Nazis nehmen ja langsam überhand.
Es kann nicht angehen, dass sie sich in Vergleichen dauernd darauf beruft.

Sie wurde völlig zu recht endlich rausgeschmissen, denn es ist kaum auszumachen welche Position sie eigentlich vertritt.

Shishachilla schrieb:
Sie hat einfach nur gesagt, dass die Stellung der Familie zu früheren Zeiten ihrer Meinung nach besser war! Ich kann daran jetzt ehrlich nichts Verwerfliches erkennen!

Das ist ja das Schlimme daran!
Zudem ignoriert sie die gesamte Emanzipationsbewegung in den 60er Jahren.
Klasse Leistung.
 

LStrike

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Hermanns Vergleiche mit den Nazis nehmen ja langsam überhand.
Es kann nicht angehen, dass sie sich in Vergleichen dauernd darauf beruft.
Wo hat sie denn noch Vergleiche zu den Nazis gezogen?
Mir ist momentan nur der mit den Müttern im Gedächtnis, kann sein, dass ich die anderen, wenn es sie denn gegeben hat, vergessen habe.
 

Shishachilla

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polylux schrieb:
Das ist ja das Schlimme daran!
Zudem ignoriert sie die gesamte Emazipationsbewegung in den 50er Jahren.
Klasse Leistung.
? was ist daran schlimm? dass ich nichts verwerfliches daran erkennen kann??
und wo ignoriert sie denn die emanzipationsbewegung?

Edit: Die Autobahnen find ich auch toll. Und jetzt?
Der Grundstein dafür wurde allerdings schon lange VOR dem dritten Reich gelegt!
 

polylux

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Shishachilla schrieb:
? was ist daran schlimm? dass ich nichts verwerfliches daran erkennen kann??
und wo ignoriert sie denn die emanzipationsbewegung?

Frauen zurück an der Herd! Gebähren! Marsch! Marsch!


Shishachilla schrieb:
Edit: Die Autobahnen find ich auch toll. Und jetzt?
Der Grundstein dafür wurde allerdings schon lange VOR dem dritten Reich gelegt!

Hier geht es mir gar nicht darum ob die Autobahn toll ist oder nicht.
Hitler wollte die ja sogar eher bekämpfen denn fördern.

Mir geht es darum, dass sie hier und da völlig weiche Bezüge zum 3. Reich herstellt.
 

Shishachilla

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polylux schrieb:
Shishachilla schrieb:
? was ist daran schlimm? dass ich nichts verwerfliches daran erkennen kann??
und wo ignoriert sie denn die emanzipationsbewegung?

Ja eben! Frauen zurück an der Herd!
Versteh ich jetzt nicht. Ich hatte sie so verstanden, dass sie die Stellung der Familie früher besser fand als heute.
polylux schrieb:
Shishachilla schrieb:
Edit: Die Autobahnen find ich auch toll. Und jetzt?
Der Grundstein dafür wurde allerdings schon lange VOR dem dritten Reich gelegt!

Hier geht es mir gar nicht darum ob die Autobahn toll ist oder nicht.
Hitler wollte die ja sogar eher bekämpfen denn fördern.

Mir geht es darum, dass sie hier und da völlig weiche Bezüge zum 3. Reich herstellt.
Beispiel? wieso weich?
 

Booth

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Shishachilla schrieb:
Versteh ich jetzt nicht. Ich hatte sie so verstanden, dass sie die Stellung der Familie früher besser fand als heute.
Und genau das war nur der Fall, wenn man nicht die Menschen in einer Familie als individuelle Personen mit zum Teil schwierigen Bedürfnissen und Ängsten sieht, sondern die Familie als Funktion propagiert. Und alles, was nicht der Konformität entspricht, wird zurechtgebogen oder ausgesondert.

Das mag zwar für die funktionierenden Familien nett sein, für einen Großteil der Menschen ist es pure Folter (Homosexuelle, Künstler, Individualisten, Behinderte, etc etc).

Der Glaube, daß es "die Familie" bei den Nazis besser hat, ist ein Aberglaube. Man müsste sagen "die systemkonforme Familie" hatte es besser - und wehe, auch nur ein Kind brach dort aus (in dieser Hinsicht empfehlenswerter Film: "Napola").

gruß
Booth
 

POW

Großmeister
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Mal eine Frage an alle, die sich über die Frau Herrmann das Maul zerreissen... Hat sich auch nur einer von Euch sich denn mal die Mühe gemacht, eines ihrer Bücher zu lesen? Ich habe es auch noch nicht getan und werde vorerst dazu auch meinen Mund halten...
Aber eines möchte ich dennoch mal los werden... Ich war seinerzeit auf der Landespolizeischule Hamburg und wenn ich daran denke, wie ungleich Männer und Frauen schon beim Einstellungstest behandelt werden, dann wird mir heute noch ganz schlecht... Denn ich würde mein Leben nicht unbedingt einer Kollegin anvertrauen, die nur aufgrund der Herabsetzung der Einstellungsvoraussetzungen Polizistin wurde, weil sie eine Frau ist... entweder erbringt sie die gleichen Leistungen wie ich, als Mann oder sie soll einen dementsprechenden anderen Job erlernen. Versteht nicht mich nicht falsch, aber als ich Jahre später zur Bundeswehr ging, hatte ich auch vor weiblichen Unteroffizieren und Feldwebeln stramm zu stehen und glaubt mir, ich konnte richtig geil und laut die Hacken zusammenknallen und hatte keine Probleme damit, denn die haben Leistungen erbracht, wo ich heute noch sagen muß: Hut ab...
Und um es noch mal deutlich zu machen, allein meine erziehung hat dafür gesorgt, dass Mann und Frau immer gleich berechtig sein sollten..
Soweit erstmal....
 

vonderOder

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Rudolf Frick, in 'Völkischer Beobachter' vom 12. Juni 1934
Die Mutter soll ganz ihren Kindern und der Familie, die Frau sich dem Manne widmen können und das unverheiratete Mädchen soll nur auf solche Berufe angewiesen sein, die der weiblichen Wesensart entsprechen. Im übrigen soll jede Berufstätigkeit dem Manne überlassen bleiben.“
gab es diese Politik und diese Meinung nicht auch in der Bundesrepublik Deutschland bis weit in die 60ger Jahre des vorigen Jahrhunderts?
 

Ein_Liberaler

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In meiner Familie war das jedenfalls anders. Bauersfrauen haben von jeher hart gearbeitet, vielleicht wurde deshalb eine Arbeit als Industriekaufmann nicht als der weiblichen Wesensart fremd empfunden...
 

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