Für mich ist das ein wunderbares Beispiel, wie sehr wir in unserer freiheitlichen Wirtschafts- (und Medien)demokratie noch lernen müssen, daß Demokratie nicht über Wirtschaft definiert werden kann... es aber wird.
Es wurde zurecht gesagt, daß "die Politiker (womit hauptsächlich die Politiker der etablierten Parteien gemeint sind) am Volk vorbeiregieren. Das Dumme ist nur, daß beide Seiten - Volk, wie Politiker - insbesondere auf den eigenen Geldbeutel achten. "Das Volk" wählt meist diejenigen, die die schönsten Versprechen erzählen, und "die Politiker" wollen natürlich auch ihren Job behalten, und sehen sich logischerweise gezwungen, ihren "Kunden" (also dem Volk) die Realität zielgruppengerecht zu vermitteln, da dieser ominöse Wähler ja offenbar nicht an Aufrichtigkeit, sondern an Versprechen für seinen Geldbeutel interessiert ist.
Die Medien machen dieses System nun insofern perfekt, da "das Volk" vor allem 30-Sekunden-News, sowie 2-Minuten-Interviews sehen will. Die Medien bedienen natürlich ihre "Kunden" (also "das Volk") da auch sie natürlich ihren Job behalten wollen, der an Zuschauerquoten und somit Werbeeninahmen geknüpft ist. "Die Politiker" bedienen also Wunschdenken und 2-Minuten-Interview-Anfragen und "das Volk" fühlt sich verarscht... obwohl wir Idioten daran mitwirken, indem wir diesen Scheiss guggen, und den Politikern ganz eindeutig das Gefühl geben, daß wir Unaufrichtigkeit eher belohnen, als Aufrichtigkeit (ich rede hier absichtlich nicht von Wahrheit - denn die liegt im Auge des Betrachters).
Daß Politiker eigentlich ständig sagen, daß sie nicht genau wissen, was sie da tun? Undenkbar... wie sollte man als Zuschauer/Kunde/Volk auch jemanden zugestehen, daß er Änderungen, die die Zukunft betreffen, nicht klar voraussehen kann. Politiker müssen also nicht nur Wahrsager sein, sondern das auch noch ernsthaft verkaufen (wobei ich dies als Fan von Realsatire dann durchaus zumindest indofern zu schätzen gelernt habe)
Daß Politiker in schweren Phasen ALLEN bestimmte Opfer aufbürden? Da klingelt doch in meinem Ohr sofort das Wort "Zielgruppe" laut und schrill.
Oder ums etwas anders zu formulieren: Solange ein Großteil der Bevölkerung problemlos einem 120 Minuten-Spiel zuschauen kann, bei dem 22 Millionäre eine Lederkugel über einen Rasen treten... aber keine 12 Minuten einer etwas anspruchsvolleren und inhaltlich komplexeren Politik- oder Gesellschaftssendung (Doku, Interview, was auch immer) erträgt...
... solange kriegt es die Politiker, die es verdient.
Und die Politiker machen nunmal gerne alles so kompliziert, daß sie es unmöglich im Fernsehen erklären könnten - auch wenn die Sendung 12 Stunden dauern würde. Das macht es wunderbar einfach, zielgruppengerechte Botschaften zu vermitteln. Daß dadurch keine 50%-Mehrheiten entstehen, ist doch nun wirklich kein Wunder.
gruß
Booth, der im Moment mal wieder das Gejammer "des Volkes" satt hat
