yep, war verständlich, und ich will dem auch nicht kategorisch widersprechen.
aber nochmal:
die erkenntnis, dass alles handeln aus egoismus erfolgt, bringt gegenüber demjenigen, der daran glaubt, alles sei gottgewollt (oder determiniertes schicksal) keinen erkenntisgewinn. du kannst kein verhalten vorhersagen damit. der schicksalsgläubige auch nicht.
man kann alles damit begründen, aber halt nicht vorhersagen.
natürlich ist der selbstmoradattentäter ein egoist, er will ja die 40 oder 400 jungfrauen. und der welt seinen stempel aufdrücken.
aber gegen den lebenserhaltungstrieb läuft das schon. schließlich erhält dieser nicht sein leben, oder?
wenn du sagst, bei dem wirkt dann der arterhaltungstrieb (er will ja mit seiner tat, jetzt sag ichs mal ganz platt, die palästinenser allgemein unterstützen), dann stellt er also das (vermeintliche) gemeinwohl über sein eigenes. ist das noch egoismus?
naja, ich werd auch mal weiter ausholen:
einige soziologische und ökonomische theorien gehen von einem egoistischen menschenbild aus. der mensch maximiert mit seinen handlungen seinen nutzen.
jetzt hat man aber schnell gemerkt, dass man im nachhinein jedes handeln damit erklären könnte.
was ist denn nutzen? das muss vorher definiert werden.
sonst kann man mit dieser theorie keine prognosen aufstellen, und sie somit nicht überprüfen. durch nachträgliches begründen lässt sich diese theorie nicht überprüfen, denn jedes handeln kann mit egoismus begründet werden. das ist eine rein semantische leistung, und wenn man mit dem argument jenseitiger belohnungen kommt, dann ist das nicht mal schwierig.
um nun prognosen aufstellen zu können, wird also gesagt, ok, das ist nutzen, das ist nutzen und das ist nutzen (es ist jetzt eigentlich egal, was genau gemeint ist - wichtig ist nur, dass man es vorher festlegt).
dann kann man schauen, ob sich die prognosen erfüllen. wenn sie sich erfüllen, dann ist das eine bestätigung für die theorie.
z.b. kann man annehmen, dass zumindest im wirtschaftlichen bereich menschen nutzenmaximierend handeln. nutzen wird hier vorher definiert als ökonomischer, materieller gewinn.
und dann findet man z.b. heraus, dass börsenmakler auch auf ihre intuition, erfahrung, routinen vertrauen.
die firma ist nicht glaubwürdig, entgegen den rein technischen prognosen werd ich da keine aktien kaufen.
das ist relativ häufig.
in untersuchungen konnte gezeigt werden, dass börsenmakler damit manchmal schlechter liegen als laien von der straße. die hatten in einem börsenspiel nachher die besseren aktien, weil sie sich nicht von vermeintlichen intuitionen leiten ließen, sondern auf die eher technischen tips aus zeitungen gehört haben.
die börsenmakler haben nicht ihren nutzen maximiert, und zwar wider besseren wissens. es war einzig ihre intuition, die sie vom aktienkauf abgehalten hat. eine irrationale vorgehensweise, die nicht den nutzen maximiert hat.
natürlich ist auch dieses verhalten im nachhinein als egoismus deklarierbar. denn auf routinen zu vertrauen senkt kosten. denk-kosten, sozusagen. aber die waren in unserer materiellen egoismus-definition nicht drin. jetzt haben wir aber einen erkenntnisgewinn. wir wissen jetzt, dass die theorie auch nicht im wirtschaftswesen uneingeschränkt einsetzbar ist, und versuchen, sie weiter einzugrenzen. bis wir auf einen bereich stoßen, wo wir mit diesem prinzip verhalten auch gültig vorhersagen können. das wäre dann ein richtiger erkenntnisgewinn.
das ist mit einer holistischen sichtweise, die jedem menschlichen handeln egoismus unterstellt, nicht möglich. siehe das banker-beispiel. wir können nicht vorhersagen was der banker machen wird, wenn wir nicht vorher festgelegt haben, was nutzen bzw. egoismus ist. wenn wir hier nutzen wieder materiell festmachen, dann folgt aus der these, dass der mensch egoistisch ist, dass er ihm kein geld gibt. (im übrigen, diese hypothese würde jetzt scheitern, wenn er ihm geld gibt. das heisst, wir haben jetzt eine potenzielle möglichkeit definiert, die nicht eintreten muss, aber kann, die gegen unsre hypothese spricht). dann kucken wir wie viele banker dem penner geld geben und stellen fest, nachdem ihm keiner kohle gegeben hat: banker sind egoisten - was jetzt natürlich ein widerspruch zu obiger ausführung ist, aber es war ja keine tatsächliche erhebung, sondern ein gedankenspiel.
nochmal in kurzfassung:
es ist sehr leicht, alles mit egoismus zu begründen.
es ist unmöglich, mit einer solchen egoismus-definition ein verhalten vorherzusagen.
daher meine behauptung, es wäre kein erkenntnisgewinn. es ist nur eine semantische leistung.