Das Voynich Manuskript

Grobi

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Wie bereits festgestellt wurde, haben die Menschen auf den Zeichnungen eine größe Ähnlichkeit mit Europiden. Irgendwie wirken alle Zeichnungen gleichzeitig vertraut und fremd. Genauso, wie die Schrift, die uns zwar unbekannt, aber (durch die bekannten Buchstaben und Zeichen) auch vertraut vorkommt. Mir kam daher der Gedanke, daß die (Vorlagen für die) Zeichnungen entweder gar nicht aus unserer Welt oder gar aus einer anderen Zeit stammen könnten.
Daß schon mehrfach erfolglos versucht wurde, die Sprache zu entschlüsseln, spricht aber eher für ein Phantasiewerk.

Die ultimative Wahrheit (Teil 53478659754):
Bibelcode entlarvt satanischen Ursprung


Phasenweise war auch der bekannte Mathematiker und Magier John Dee beim Kaiser zu Gast, er soll für ihn den bekannten Spiegeltelegraphen konstruiert haben. Es ist also überaus wahrscheinlich, dass Rudolf das Manuskript damals erworben hat.

In der Bibliothek Rudlf II. hätte ich gerne mal geschmökert. Neben dem Voynich-Manuskript fand sich dort der mysteriösen Codex gigas und ein griechisches Manuskript des legendären Necronomicon.
 

wintrow

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Für mich sieht das eher wie ein zusammengetragenes Lexikon über grundlegende Naturkenntnisse aus. Biologie, Astronomie, etwas Chemie und als dreingabe vielleicht etwas Religions und Völkerkunde, wenn man die Abbildungen betrachtet. Das der Text nicht bekannt ist muss ncihts heißen. Zur damaligen zeit war ein derartiges Wissen zum einen ziemlich wertvoll und zum anderen ziemlich gefährlich hinsichtlich der Allmacht der Kirche. Daher kann es gut möglich sein das der Verfasser entweder den Text verschlüsselt hat, so wie es schon Cäsar 1400 Jahre früher gemacht hat oder er eine in Vergessenheit geratene Sprache oder Dialekt genutzt hat um das Werk zu sichern.
Das erscheint mir aber dennoch wenig mysterisch.
 

Giacomo_S

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Grobi schrieb:
In der Bibliothek Rudlf II. hätte ich gerne mal geschmökert. Neben dem Voynich-Manuskript fand sich dort der mysteriösen Codex gigas und ein griechisches Manuskript des legendären Necronomicon.

Das "legendäre" Necronomicon ist vor allem eines: Eine Legende. Denn es handelt sich um nichts anderes als eine literarische Fiktion H.P. Lovecrafts.
Aber es soll ja auch Menschen geben, die an die Existenz der historischen Person Sherlock Holmes glauben.

Wer sich einmal mit historischen "Zauberbüchern", wie z.B. Werken der Alchemisten befasst hat, sieht sich meist schnell in der Schwierigkeit, diesen Büchern überhaupt etwas Sinnvolles entnehmen zu wollen. In ihrem ständigen Bestreben, ihr geheimes, "arkanes" Wissen vor dem uneingeweihten Pöbel geheim halten zu wollen, ergehen sich die Alchemisten in endlosen Allegorien.

Man sieht sich bald einer Flut mehrdeutiger Synonyme gegenüber, die darüber hinaus noch, je nach Autor, unterschiedlichste Bedeutungen haben können. Eine Literatur, für die auch barocke Speziallexika keine wirkliche Orientierung bieten können, zumal viele dieser Werke schon damals nicht viel mehr waren als Fantasiegeschichten ihrer Autoren.

Am Versuch, aus alchemistischen Büchern sinnvolle und nachvollziehbare Informationen zu gewinnen, scheiterte selbst ein Genie wie Isaac Newton. Newton beschäftigte sich mehr als 30 Jahre intensiv mit der Alchemie, sah sich denselben Problemen ausgesetzt und legte umfangreiche Listen mit Deutungsversuchen der verwendeten Symbolik an. Heute gilt er als derjenige, der sich so gut in der Alchemie auskannte wie keiner vor ihm - und keiner nach ihm.

Veröffentlicht hat er die Ergebnisse seiner Forschungen über die Alchemie nie. Es fand sich nur sein Nachlass mit tausenden handschriftlicher Aufzeichnungen, die sich, heute über die ganze Welt verstreut, einer Auswertung weitestgehend entziehen. Denn Newton hatte die Angewohnheit, Papier mehrfach zu beschriften, teils auf dem Kopf, teils Jahre später.

In seinen späten Jahren beendete Newton seine Auseinandersetzung mit der Alchemie. Für mich ist vollkommen klar: Weil nix dran ist.
 

dkR

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Weil einfach so toll ist:
voynich_manuscript.png
 

Grobi

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Das "legendäre" Necronomicon ist vor allem eines: Eine Legende. Denn es handelt sich um nichts anderes als eine literarische Fiktion H.P. Lovecrafts.

Hi Giacomo_S !
Habe mich schon etwas mit dem Ursprung des Necronomicon beschäftigt. Meines Wissens ist die Frage, ob es nur eine Erfindung Lovecrafts ist, nicht endgültig geklärt. Bevor ich also auf ein Für und Wider eingehe, erstmal die Frage, was macht dich so sicher ? Kann ja gut sein, daß du Informationen besitzt, die mir unbekannt sind.

Gruß
Grobi
 

Simple Man

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Meines Wissens ist die Frage, ob es nur eine Erfindung Lovecrafts ist, nicht endgültig geklärt.
Natürlich ist das eindeutig geklärt ... das Ding wurde ca. 1920 von Lovecraft erfunden, um einen Hintergrund für seine Romane (sprich: Cthulu-Mythos) zu haben ... worauf stützt du denn eine gegenteilige Meinung, bitte?
 

Grobi

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Lovecraft erwähnt das Necronomicon erstmals 1922. Es gibt verschiedene Behauptungen, daß es bereits vorher erwähnt wurde. Einmal soll es Crowley vorher erwähnt haben (in seinen offiziellen Werken konnte ich davon nix finden, eine angeblich von Crowley übersetzte Ausgabe von 1916 existiert wohl auch nicht), an anderer Stelle soll es in einem Briefwechsel ende des 19. Jahrhunderts erwähnt worden sein. Auch weit davor soll es schonmal Erwähnung gefunden haben, allerdings nicht mit Abdul Alhazred als Autor.
Dann gibt es die Behauptung, daß Sonia Green, bevor sie 1921 Lovecraft heiratete eine mehrmonatige Beziehung mit Crowley hatte. Lovecraft soll über sie auf ein Necronomicon-Fragment aufmerksam geworden sein, das auf eine Übersetzung John Dees aus dem Griechischen basiert.
In der Necronomicon-Ausgabe von Neville Spearman wird behauptet, H.P. Lovecrafts kannte eine John Dee-Übersetzung, die sein Vater sich von der Grand Orient Lodge of Egyptian Freemasonry in Providence geliehen habe.

Alles sehr schwammig, und natürlich in keinster Weise dazu geeignet irgendetwas zu beweisen, aber darum geht es ja auch gar nicht, zumindest nicht, solange nicht wirklich bewiesen ist, daß es einzig und allein auf Lovecraft zurückgeht. Aber vielleicht legt mir hier ja endlich jemand diesen Beweis vor.
Einfach zu behaupten, es sei Bewiesen, da eine Erwähnung vor 1922 nicht sicher belegt ist, wäre natürlich auch albern. Selbstverständlich wäre es möglich, daß solch ein Buch über Jahrhunderte im Geheimen existiert.

Für mich selbst ist es eher zweitrangig, ob das Necronomicon nun als erstes von Lovecraft oder schon vorher erwähnt wurde. Ich glaube nicht, daß es eine Erfindung Lovecrafts ist, sondern eher - vorausgesetzt es gab wirklich kein Necronomicon, das ihn inspirierte außer sein eigenes - so etwas wie transformiertes Wissen.
 

Giacomo_S

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Grobi schrieb:
Bevor ich also auf ein Für und Wider eingehe, erstmal die Frage, was macht dich so sicher ?

Weil es eine diesbezügliche Aussage Lovecrafts selbst gibt, dass es sich um seine literarische Erfindung handelt. Sinngemäß sagte er, dass alle historischen Zauberbücher die er gelesen habe, von dürftigem Inhalt seien und er deshalb eines erfand, das spannender ist.

Für mich gibt es keinen vernünftigen Grund, an Lovecrafts Aussage zu zweifeln. Denn für ihn als Autor von Schauergeschichten wäre der umgekehrte Fall - zu sagen, es sei echt - sicher der Erfolg versprechendere Weg gewesen.
 

Grobi

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Hört sich erstmal überzeugend an. In den verworrenen Weiten des Weltnetzes :mrgreen: habe ich dazu leider nichts Konkretes finden können, außer eben diese Behauptung. Um dem Ganzen eine gewisse Beweiskraft zu verleihen sollte man hinzufügen, wann und wo (z.B. 'in seinem Brief vom x.x. an y') er dies behauptete. Ich sage nicht, daß er diese Aussage nie gemacht hat, bin da ganz offen. Bisher ist sie für mich aber nicht belegt.
 

Grobi

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Habe ausschließlich auf Seiten auf Deutsch gesucht. Deine Anspielung hättest' dir auch sparen können. Trotzdem natürlich vielen Dank für den Link. Auch mit meinen beschränkten Englischkenntnissen habe ich daraus entnehmen können, daß Lovecraft selbst das Necronomicon als seine Erfindung ausgiebt. Ist ja schonmal was. Falls mal jemand diese Briefe auf Deutsch findet, bitte weiterleiten (vielleicht schafft das ja auch jemand in nur fünf Minuten, mir ist's leider nicht gelungen).
In der Zwischenzeit bin ich auf einige interessante Behauptungen gestoßen. So zum Beispiel gab es wohl eine Gruppe namens Enigma Research, die wissenschaftlich (wie wissenschaftlich diese Gruppe wirklich war, kann ich nicht sagen) das Necronomicon bzw. sein Ursprung und andere "verbotenen Bücher” aus Lovecrafts Erzählungen untersuchte.

klick

Was die Enigma Research – Gruppe zum Necronomicon und den anderen “verbotenen Büchern” (die Lovecraft in jeder Geschichte aufzählt) herausgefunden hat, ist aber schon beeindruckend. Akribisch hat man in unzähligen Bibliotheken rund um den Erdball gewühlt, den Stammbaum Lovecrafts pedantisch zurückverfolgt und kann so mit interessanten Ergebnissen aufwarten.
...
Das Necronomicon soll auf den “pnakotischen Manuskripten” basieren, schriftliche Zeugnisse einer mysteriösen Hochkultur aus einer Zeit, die Äonen vor unserem Menschengeschlecht im tiefsten Asien existiert haben soll. Diese Manuskripte überdauerten die Zeitalter und landeten schliesslich in der Bibliothek des misanthropischen und vermutlich wahnsinnigen Herrschers Rudolf II., der von 1583 bis zu seinem Tod 1612 in Prag residierte. Dort fand sie der Astronom, Mathematiker und Alchemist John Dee, der vor allem als Magier eine der interessantesten Persönlichkeiten der abendländischen Esoterik darstellt.
Dee dürfte die in Frage kommenden Dokumente abgeschrieben haben; diese bildeten dann sein sogenanntes “Arabisches Buch“- von dessen Existenz wir nur durch verschiedene Andeutungen wissen, welche der Magier in Briefen an ausgewählte Freunde machte- in den noch heute erhaltenen Inventarlisten von Dee’s berühmter Bibliothek taucht diese spezielle Schrift nämlich nicht auf.
Die intensive Rückverfolgung von Lovecrafts Stammbaum brachte die Enigma Research Gruppe zu der Annahme, dass frühe Vorfahren des Autors in England engen Kontakt mit Dee hatten;
...
Nach Lovecrafts frühem Tod wurden die brisanten Schriftstücke schleunigst entfernt- Robert H. Barlow, Horrorautor, Anthropologe und engster Freund des Meisters, war per Testament dazu bestimmt worden, alle persönlichen Dokumente sofort nach dessen Ableben an sich zu nehmen; sehr zum Verdruß aller Freunde und Kollegen verschwand Barlow samt Lovecrafts Nachlass nach Mexiko und war erst Jahre später bereit, Teile davon herauszugeben
...

Warum Lovecraft in seinen Briefen behauptet, das Necronomicon sei eine Erfindung von ihm, kann sicher auch nicht restlos geklärt werden. Vielleicht, weil es genauso war, theoretisch gibt es aber auch andere Möglichkeiten.
Aufhorchen ließ mich das in der Quelle erwähnte “Arabische Buch". Auf dieses und weiteres rund um's Necronomicon wird auch in folgendem Artikel eingegangen:

klick

Einigen Behauptungen darin werde ich sicher noch nachgehen. Interessant fand ich u.A.:

Es ist anzunehmen - auch wenn es heute noch unmöglich scheint, herauszufinden, wie nun das Necronomicon über all die Jahrhunderte von Hand zu Hand weitergereicht wurde - dass Kaiser Rudolf während seiner okkulten Studien in Spanien auf eine Kopie des Kodex gestoßen war und diese - oder auch »nur« eine Abschrift davon - später bei seiner Rückkehr nach Prag mitgenommen hatte.[38]

Diese Annahme wurde erst vor kurzem zu einer mehr als verblüffenden Tatsache, als es nachzuweisen gelang, dass das Necronomicon zwar real existiert, aber nicht das Werk einer einzelnen, anonymen Person ist, »[...] sondern eine Kompilation von magischen Materialien aus Akkad, Babylon, Persien und Israel, und wurde wahrscheinlich von Alkindi (Ya’kub ibn Ishak ibn Sabbah al-Kindi, der etwa um das Jahr 850 n. Chr. starb) zusammengestellt.“x3vii

Eine Kopie von dieser »Großen Kompilation«[39] Alkindis fand man von dem Bibliothekar Kaiser Rudolf II. in einer Bücherliste katalogisiert.
...
[38] Vergleiche hierzu: »[...] sowie die Tatsache, dass vieles von Rudolfs literarischen Besitztümern aus Spanien stammte und somit eine direkte Verbindung zum arabischen Okkultismus nachzuweisen ist.« (Müller: »Schatzmeister« Seite 67)

[39] Der originale, arabische Titel lautet »Kitab ma’ani al-nafs« (George Hauy [Hrsg.] »Das Buch der Toten Namen« Seite 65)
...
x3vii Aus einem Brief von Dr. Stanislaus Hinterstoisser, ehemaliger Präsident der »Gesellschaft zur Untersuchung magischer und okkulter Erscheinungen Salzburg«, zitiert nach Hay: »Das Buch der Toten Namen« Seite 64

und

Nach intensiver Recherche gelang es tatsächlich, auf jenen Listen der verbotenen Bücher eine Schrift zu identifizieren, die sich ganz mit dem Hintergrund des Necronomicon deckte.

Auf insgesamt fünf Indizes aus den Jahren 1551 bis 1583[23] fand man den Titel Interpretatio nominum chaldaeorum oder auch Decleratio nominum chaldaeorum[24] aufgeführt.

Dieser Titel erfüllte nun gleich zwei Kriterien, nach denen gesucht worden war. Erstens war er unter der Rubrik »Incertum auct. Libri prohibiti«[25] aufgelistet. Dies gleicht den Aussagen Lovecrafts insofern, als seinen eigenen Angaben ja zu entnehmen ist, dass der Autor des arabischen Originaltextes anonym geblieben war.[26]

Zum zweiten war der Begriff »Chaldäer« bereits in der spätrömischen Literatur ein Synonym für Magie, Divination und Astrologie - kurz, für die Geheimwissenschaften. Hinzu kommt die weniger bekannte Tatsache, dass Chaldäer wörtlich übersetzt »Babylonier« heißt.[xliv]

Mit dem Titel »Erklärung und Interpretation der verbotenen, babylonischen Namen« ist der Inhalt und die Bedeutung des Necronomicon perfekt umschrieben.[27]
...
[23] Die ausführlichen Namen der Indexen sind folgende:

a, Der Index des spanischen General-Inquisitors Valdes, 1551
b, Der Index von Paul IV., 1559
c, Der Index von Valdes, 1559
d, Der sogenannte »Trienter« Index von Pius IV.
e, Der Index des spanischen General-Inquisitors Gasparis Quiroga, 1583
(siehe hierzu auch »LOVECRAFT - Schatzmeister des Verbotenen« Seite 68/69)

[24] Übersetzung aus dem Lateinischen: »Auslegung oder Erklärung der Chaldäischen Namen«

[25] Übersetzung aus dem Lateinischen: »Unbekannte Autoren verbotener Bücher«

[26] Es ist wichtig an dieser Stelle daran zu erinnern, dass der Name »Abdul Alhazred« seit frühester Kindheit Lovecrafts eigener Spitzname war, den ihm seine begeisterte Lektüre von »Tausendundeiner Nacht« einbrachte.

[27] Die Verfahrensweise des Vatikans, Buchtitel aufzulisten, schloss die Möglichkeit aus den eigentlichen Namen »Necronomicon« in einer der Indizes zu entdecken. Die Buchtitel und auch die Autorennamen erschienen auf den Listen jeweils so gekürzt oder entstellt, dass diese nur mit einem bestimmten Schatz an Hintergrundinformationen zum Buch selbst wiedergefunden werden konnten. (Siehe hierzu auch »LOVECRAFT - Schatzmeister des Verbotenen« Seite 66/67)

Das hier erwähnt Buch "LOVECRAFT - Schatzmeister des Verbotenen" von W. H. Müller soll übrigens, wie man dem ersten Link in diesem Beitrag entnehmen kann, von einem Mitglied der Enigma Research - Gruppe geschrieben worden sein.
 

Giacomo_S

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Grobi schrieb:
Warum Lovecraft in seinen Briefen behauptet, das Necronomicon sei eine Erfindung von ihm, kann sicher auch nicht restlos geklärt werden. Vielleicht, weil es genauso war, theoretisch gibt es aber auch andere Möglichkeiten.

Und was für Gründe sollten das Deiner Meinung nach sein ?

Um einer Profanisierung durch Uneingeweihte vorzubeugen, wie es das erklärte Ziel der Alchemisten seit Jahrhunderten gewesen ist ? Wäre dem so, dann hätte er es erst gar nicht veröffentlichen müssen, es wäre die viel einfachere Möglichkeit gewesen.

Verschiedenerlei "Zauberbücher" waren übrigens Ende des 18. Jh. derart in Mode, dass ein Kommentator anlässlich der Leipziger Buchmesse meinte (sinngemäß, das wörtliche Zitat liegt mir leider gerade nicht vor), "man könne mit ihnen die Straße von Leipzig nach Frankfurt gar wunderbar eben machen."

Tatsächlich folgen die Zauberbücher der Alchemisten dieser Zeit ihrer Tradition: Alles in oft widersprüchlichen Allegorien zu verpacken, damit bloß kein "Uneingeweihter" hinter den Sinn kommt. Den der aufgeklärte Leser im übrigen vergeblich suchen wird, denn die meisten dieser Bücher dürften bereits damals von den Dänikens, Butlars und Berlitzens ihrer Zeit verfasst worden sein. Erschrökliche Parawissenschaften gab's eben auch schon damals.

Verständliche Bücher über die Magie sind eine verhältnismäßig junge Erscheinung des 20. Jh. Persönlich habe ich nur eines darüber gelesen, Franz Bardons "Die Praxis der magischen Evokation" (1956). Als Naturwissenschaftler lehne ich die Existenz der dort beschriebenen Inhalte ab, aber nun ja ... Bardon strahlt in diesem Buch eine deutliche Selbstsicherheit aus.

Eine Bekannte bat mich um einen Talisman. Ich sagte ihr, nur sie selbst könne ihn für sich anfertigen und gab ihr das Buch. Das nächste Mal traf ich sie völlig erschrocken: "Ich verkaufe doch nicht meine Seele !", rief sie aus. Im großen und ganzen hat sie Recht, auch wenn die Seele dabei vielleicht anders auf der Strecke geblieben wäre, als Bardon es meinte. In diesem Zusammenhang verschwand das Buch, darüber war ich ganz froh; hoffentlich ist es in die richtigen Hände geraten.

Oder anders gesagt:
Nehmen wir einmal an, das Necronomicon sei "echt" (für was immer hier der Begriff "echt" stehen soll): Meinst Du, etwas aus ihm etwas entnehmen zu können, was in irgendeiner Form für den heutigen Menschen eine Relevanz hätte ? Psychiatrische Kliniken sind voll von Menschen, die sich mit mangelnder Vorbereitung auf Bewusstseinsexperimente eingelassen haben. Persönlich bezweifle ich stark, dass man sich überhaupt darauf richtig vorbereiten kann.

Ganz abgesehen davon war z.B. Bardon der Meinung, dass magische Praktiken aus anderen Kulturen, also auch der arabischen, für den westlichen Magier ohne Wert sind. Denn auch der Magier steht im Zusammenhang mit seiner Kultur und kann nur die magischen Praktiken ausführen, die aus seiner Kultur stammen.
 

Grobi

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Und was für Gründe sollten das Deiner Meinung nach sein ?

Wenn ein Mensch etwa 100 000 Briefe schreibt und in gerade mal elf davon auf das Necronomicon eingeht kann das durchaus verschiedene Gründe haben; lass mal spekulieren:
Erstmal sollten wir uns bewußt machen, daß diese Briefe nicht für die Öffentlichkeit vorgesehen waren. Möglichkeiten, warum er in privaten Briefen gegenüber ein paar Leuten behauptet, er habe das Necronomicon erfunden gibt es haufenweise, z.B. um sich wichtig zu machen oder um gerade diesen Personen das Interesse daran zu nehmen oder vielleicht, weil diese Personen ihn immer wieder bedrängt haben könnten, ihnen Informationen zum Necronomicon zukommen zu lassen.

Wäre dem so, dann hätte er es erst gar nicht veröffentlichen müssen, es wäre die viel einfachere Möglichkeit gewesen.

Lovecraft hat ein Necronomicon veröffentlicht ? Bin ja schon auf so einige Versionen gestoßen, auf die noch nicht.

Übrigens geht es mir in keinster Weise um die Beschwörungen, sondern viel mehr um den "geschichtlichen" Teil, insbesondere die Magan -Schrift. Hätte ich wohl schon früher mal erwähnen sollen, um Mißverständnissen vorzubeugen, die nun scheinbar aufgetreten sind.
Trotzdem noch ein Wort zu Bardon: Habe vor ein paar Jahren mal "FRABATO" gelesen und konnte gelinde gesagt mit dem darin beschriebenen Franz Bardon nicht viel anfangen. Kann mich natürlich irren, aber mir schien er wie ein Vorläufer Uri Gellers, den man zum Gottmenschen (eigentlich mehr Gott und nicht wirklich Mensch) machte.
Dementsprechend fand ich "Die Praxis der magischen Evokation" mit damals glaube ich 60 Mark (heutiger Preis 40 Euro) zu teuer für ein Buch von zweifelhaften Ursprung.

Nehmen wir einmal an, das Necronomicon sei "echt" (für was immer hier der Begriff "echt" stehen soll): Meinst Du, etwas aus ihm etwas entnehmen zu können, was in irgendeiner Form für den heutigen Menschen eine Relevanz hätte ?

Ja !

Ganz abgesehen davon war z.B. Bardon der Meinung, dass magische Praktiken aus anderen Kulturen, also auch der arabischen, für den westlichen Magier ohne Wert sind. Denn auch der Magier steht im Zusammenhang mit seiner Kultur und kann nur die magischen Praktiken ausführen, die aus seiner Kultur stammen.

Ein weiterer Hinweis für mich, daß ich mit meiner Meinung über Bardon richtig liege. Meines Erachtens kann man alle "magischen" Praktiken ausführen, zu denen man ein Bezug aufbauen kann. Aber das nur am Rande, da es mir -wie gesagt - beim Necronomikon nicht um irgendwelche ("magischen") Rituale geht.
____________________________________________________________

Ich möchte da dieses Buch empfehlen:
Grimoires: A History of Magic Books
von Owen Davies

Da wird ganz gut aufgeräumt mit den historischen Quellen und Bezügen. Es ist recht ernüchternd aber spannend zu lesen.

Danke, aber ich werde mir bestimmt kein Buch kaufen, das auf Englisch ist, eine Übersetzung bibt es leider nicht. Was schreibt er denn bezüglich des Necronomicons ?
 

Giacomo_S

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@Grobi

Frabato kenne ich nicht, es soll so ein fragmentarischer Roman sein, egal ...

Bardons "Praxis der magischen Evokation" lässt sich in jeder besseren Großstadtbücherei finden (ist aber meistens gerade ausgeliehen :hot: ), es ist also weder sonderlich geheim, noch besonders selten.
Ich halte es - so man sich für das Thema interessiert - für lesenswert, allerdings wirkt der 2. Teil mit seinem lexikalischen Teil über 35487 Beschreibungen der Dämonen und Vorsteher eher wie eine Fleißarbeit.

Was den Sinn oder Unsinn solcher Bücher betrifft - man sollte sie mit dem Abstand des gebildeten Menschen betrachten. Der Magier behauptet von sich, mittels der Dämonen zu einem übergeordneten Blick auf die Welt in der Lage zu sein. Leider nur kann der wissenschaftlich geschulte Mensch auch die Fehler erkennen, die der Autor so von sich gibt. Erzählt er naturwissenschaftlichen Müll, der ihm bereits damals hätte besser bekannt sein sollen, wird's ganz peinlich.

Wir beurteilen auch andere Klassiker kritisch, warum sollten wir Zauberbüchern einen Bonus geben ? Weil es eine Glaubenssache ist ?
Mir ergeht es da wie mit Goethes Farbtheorie: Nur noch von kulturhistorischem Interesse. Die ist leider komplett falsch - und trotzdem gibt es noch immer nicht wenige Schwachköpfe, die sie auch noch lehren.
 

Grobi

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"Praxis der magischen Evokation" ist ja der zweite Teil einer Trilogie. Daher habe ich mir gerade mal den ersten Band "Der Weg zum wahren Adepten" im Netz besorgt. Mal anschauen...
 

Giacomo_S

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Grobi schrieb:
"Praxis der magischen Evokation" ist ja der zweite Teil einer Trilogie. Daher habe ich mir gerade mal den ersten Band "Der Weg zum wahren Adepten" im Netz besorgt. Mal anschauen...

Bardon riecht nach Schwefel.

Er warnt davor, mit einem Vorsteher einen Pakt abzuschließen, was selbst die gutmütigsten dieser Wesen immerzu zu arrangieren versuchen würden.
Kommt es dazu, so muss der Magier nach seinem Tode dem Vorsteher dienen - und wenn ich mich recht erinnere, so löst sich dann im Anschluss die Seele offenbar auf, wie Salz in der Suppe.
Also Vorsicht, denn das ist doch am klassischen Seelenverkauf recht nah dran.

Die "Evokation" besaß ich gut 15 Jahre, was mir doch irgendwie Kopfschmerz verursachte. Einerseits wollte ich das Buch nicht wegwerfen, dazu war mir es zu schade. Andererseits wollte ich es nicht weggeben, weil mir sein Inhalt zu gefährlich schien.

Dann verlieh ich es an eine Bekannte, und im Zusammenhang mit dem Rückgabeprocedere verschwand es. Irgend jemand hat es mitgenommen, ein Unbekannter, auch gut. Ich bin's los und hab's niemanden gegeben, perfekt.
 

20-1-30-40

Lehrling
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Giacomo_S schrieb:
Dann verlieh ich es an eine Bekannte, und im Zusammenhang mit dem Rückgabeprocedere verschwand es. Irgend jemand hat es mitgenommen, ein Unbekannter, auch gut. Ich bin's los und hab's niemanden gegeben, perfekt.


Eine Synchronizität, Dein Wunsch erfüllte sich.
Da hast Du das Buch also sehr aufmerksam gelesen und was gelernt :mrgreen:
 

Helika

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@dkR:

Ja, es IST wirklich zu offensichtlich und als eingefleischte RPGlerin, habe ich auch zuerst an genau DAS gedacht!

Alternativ konnte der Zeichner auch einfach nicht sauber genug Pflanzenstrukturen usw. zeichnen. Wenn ich dran zurückdenke, was manch meiner Mitstudierenden in Botanik so fabriziert haben...
 

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