Armut in Deutschland

BaronSamedi

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Shishachilla schrieb:
Monatskarte... eher dann ne Jahreskarte, wobei das denke ich regional unterschiedlich ist, was Kosten und ANzahl der Waben angeht.
Ich hab im Mom ein Semsterticket, das kost mich 110€ für 6 Monate, und gilt für den kompletten Verkehrsverbund Rhein-Neckar. Das deckt schon einiges ab.
ist meiner meinung nach auch ein unding. warum kriegen studenten das so billig während du als azubi hier mehr als das 3fache hinlegst?
jemand der keine ermäßigung kriegt legt hier mehr als das 6fache hin. warum sollte ein zeitarbeiter ermäßigung kriegen, - verdient doch geld.


ganz nebenbei finde ich einige der heutigen billigjobs doch auch noch etwas würdelos und wenig sinnstiftend. z.b. diese callcenter ,lidl spitzelfilialen, günther walraff brotfabrikhöllen (zeitartikel) ....
nebenbei kann man sich als zeitarbeiter oft nicht aussuchen wo man arbeitet - je nachdem wo man wohnt muss man flexibel sein und vll schon viel teures benzin kaufen.

ich find das ziemlich heftig, wie du hier über so einen potentiellen idealfall eines gut lebenden armen herziehst, nur weil du von weniger lebst als irgendeine statistik über armut behauptet, die sonst wie funktionieren mag. du musst doch die realität der armut betrachten und nicht alles von deinem studentenstandpunkt sehen. nebenbei sind v.a. famillien mit kindern arm.


ganz nebenbei hast du ja mit nem studium auch noch eine sinnstiffdende beschäftigung, die nicht allzuviel flexibilität (arbeitsuche) von dir abverlangt. viele arbeitslose werden depressiv und krank weil sie keiner sinnstifftenden arbeit nachgehen. wenn da ein kleiner prozentsatz nach einer weile eine schmarotzermentalität entwickelt sehe ich den fehler auch in unserer kultur. anstatt neidisch auf das "schmarotzte" geld zu sein wäre in bestimmten fällen wohl auch mitleid über eine nicht integrierte existenz angebracht
 

BaronSamedi

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ich sehe da einen gefährlichen kreislauf in der neid auf schmarotzer mentalität:
neid auf schmarotzer Mentalität-->fördert konservative wirtschaftspolitik(vollbeschäftigungsmythos)---->fördert armut bei kindern--->1) u. 2)
1)fördert kriminalität bei jugendlichen--->schürrt angst--->fördert konservative kulturpolitik-->
--->fördert verbote repression, strafverfolgung,überwachungsstaat mafia vetternwirtschaft-->fördert bling bling kultur--->fördert neoliberale wirtschaftspolitik
2)fördert schlechte kindheit--->fördert weltflucht-->fördert spaß und konsumgesellschaft-->fördert schmarotzer und konservative wirtschaftpolitik

natürlich darf man diesen kreislauf in seinen kausalitäten auch eher abstrakt und tendenziell sehen.
 

Helika

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Nur mal so eine Beobachtung:

In der Innenstadt der Stadt in der ich arbeite komme ich auf meinem Weg vom Bahnhof zu meinem Arbeitsplatz an nicht übertrieben den Sitzen von über einem halben Dutzend Leihfirmen vorbei. Auf der selben Strecke auch an mindestens einem halben Dutzend leerstehender Geschäfte... und in eins der leerstehenden Geschäfte zieht jetzt auch noch eine Leihfirma ein.

So subjektiv dies auch sein soll, zeichnet diese Situation für mich doch eine scheinbar langfristige Entwicklung ab.


Und dass wir weniger Arbeitslose haben... na und? Der Großteil davon sind doch Leiharbeiter, die wenn sie nicht grad sehr großes Glück haben und in einer guten Leihfirma landen vielleicht 50 Euro mehr haben, als wenn sie Hartz IV bekommen würden. Also weniger Arbeitslose, aber was Kaufkraft angeht nichts dahinter. Dafür dürfen sie die selbe Arbeit wie ihre festangestellen Kollegen machen und das für weniger Kohle und ist der Depp im Betrieb, da man ja 'nur die Leihkraft' ist. Da fühlt man sich so richtig akzeptiert! *vorsicht, Ironie*

Auf dem Ast kommt man nicht weiter, man fördert nur die Armut. :-/
 

Shishachilla

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BaronSamedi schrieb:
ist meiner meinung nach auch ein unding. warum kriegen studenten das so billig während du als azubi hier mehr als das 3fache hinlegst?
Weil der Azubi nicht jeden Monat noch zusätzlich 100€ Studiengebühren bezahlen muss, sondern ein regelmäßiges Einkommen hat? :roll:
BaronSamedi schrieb:
ich find das ziemlich heftig, wie du hier über so einen potentiellen idealfall eines gut lebenden armen herziehst, nur weil du von weniger lebst als irgendeine statistik über armut behauptet, die sonst wie funktionieren mag. du musst doch die realität der armut betrachten und nicht alles von deinem studentenstandpunkt sehen. nebenbei sind v.a. famillien mit kindern arm.
Ich habe nie von einem gut lebenden Armen gesprochen, sondern extra betont, dass man Abstriche machen muss. Außerdem hab ich vom einzelnen gesprochen, bei Familien kann das wieder anders aussehen.
Ich hab mich da auch eher auf Arbeitssuchende beschränkt, was natürlich falsch ist. Viele Arbeitnehmer leben ebenfalls in sog. 'Armut'.
Von einem Idealfall bin ich irgendwie auch nicht ausgegangen, ich hab lediglich diesen Grenzberag von 780€ monatlich genommen, und behauptet, dass ICH damit recht gut über die Runden käme. Also jedenfalls nicht in 'Armut' leben würde. Begründet hab ich das damit, dass ich mit weitaus weniger zurecht kommen muss.
BaronSamedi schrieb:
ganz nebenbei hast du ja mit nem studium auch noch eine sinnstiffdende beschäftigung, die nicht allzuviel flexibilität (arbeitsuche) von dir abverlangt. viele arbeitslose werden depressiv und krank weil sie keiner sinnstifftenden arbeit nachgehen.
Jo, auch so was, was ich persönlich NICHT nachvollziehen kann. :egal:
BaronSamedi schrieb:
wenn da ein kleiner prozentsatz nach einer weile eine schmarotzermentalität entwickelt sehe ich den fehler auch in unserer kultur.
Weniger in der Kultur als in der Politik. Imho.
BaronSamedi schrieb:
anstatt neidisch auf das "schmarotzte" geld zu sein wäre in bestimmten fällen wohl auch mitleid über eine nicht integrierte existenz angebracht
Mitleid aber auch nur in echten Ausnahmefällen. Neidisch bin ich da keineswegs, finds eher schlimm, wie wenig Anstand einige haben.
Naja, bei dem Thema gibts ja Meinungen wie Sand am Meer.
Da wird man auch nie zu ner Übereinstimmung kommen. Für die einen ist der Staat schuld, für die andern derjenige, der alles in Anspruch nimmt, ohne an die Allgemeinheit zu denken. Ich behaupte die Schuld, dass es so läuft wie es läuft liegt bei beiden. Was die Politik angeht, hab ich aber im Mom auch nicht wirklich ne Idee zur Verbesserung parat. :egal:
 

BaronSamedi

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Shishachilla schrieb:
Weil der Azubi nicht jeden Monat noch zusätzlich 100€ Studiengebühren bezahlen muss, sondern ein regelmäßiges Einkommen hat? :roll:
naja kommt drauf an was du lernst
studiengebühren sind ja jetzt auch relativ neu
Shishachilla schrieb:
BaronSamedi schrieb:
ganz nebenbei hast du ja mit nem studium auch noch eine sinnstiffdende beschäftigung, die nicht allzuviel flexibilität (arbeitsuche) von dir abverlangt. viele arbeitslose werden depressiv und krank weil sie keiner sinnstifftenden arbeit nachgehen.
Jo, auch so was, was ich persönlich NICHT nachvollziehen kann. :egal:
echt nicht?
wenn da ein kleiner prozentsatz nach einer weile eine schmarotzermentalität entwickelt sehe ich den fehler auch in unserer kultur.
Mitleid aber auch nur in echten Ausnahmefällen. Neidisch bin ich da keineswegs, finds eher schlimm, wie wenig Anstand einige haben.
ja, mein problem bei der ganzen sache ist vor allem, wie diesem umstand -den schmarotzenden arbeitslosen- in der öffentlichen diskussion soviel aufmerksamkeit geschenkt wird.
das thema ist einfach so überrepräsentiertz, dass es einer rationalen beschäftigung über die sozialthematik im wege steht.
ich hab ja im letzten thread noch diese kausalkette gepostet, wie diese mentalität in unserer kultur rückkoppelt.

..Mitleid sollte man aus meiner meinung aber grundsätzlich mit jedem wesen haben. zumal hat man ja auch nur eine sehr beschränkten einblick in die meisten dieser existenzen- da ist unser bild bestimmt auch von irgendwelchen medienberichten geprägt.



wenn da ein kleiner prozentsatz nach einer weile eine schmarotzermentalität entwickelt sehe ich den fehler auch in unserer kultur.

Weniger in der Kultur als in der Politik. Imho.
warum das?
 

agentP

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naja kommt drauf an was du lernst
studiengebühren sind ja jetzt auch relativ neu
1. Kenne ich durchaus auch Betriebe, die ihrenn Azubis Monatskarten oder einen fahrtkostenzuschuss spendieren.
2. In was für Ausbildungsberufen bekommt man gar keine Vergütung?
3. Meine Freundin hat schon vor 10 Jahren über 100 € für Rückmeldegebühr, inkl. Semesterticket bezahlt. Ganz so umsonst ist es also auch schon länger nicht mehr gewesen. Ich habe Anfang der 90er in München meine Montaskarte als Student komplett selbst bezahlen dürfen.
Deine Sicht scheint mir diesbezüglich ein wenig einseitig.
 

Giacomo_S

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Ein Freund von mir ist Hartz IV - Empfänger.
Kürzlich gewann er EUR 200,- im Lotto und liess sie auf sein Konto überweisen. Die 200,- Euro zog man ihm vom Harz IV wieder ab: Einkommen sei Einkommen, hiess es.
 

InsularMind

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Warum wird eigentlich nicht an der Bewertung für Arbeit nivelliert? Man könnte etwa den Wert von Leistung an den 24-Stunden-Rhythmus knüpfen. So könnte doch zumindest vermieden werden, dass Menschen in Armut fallen, obwohl sie arbeiten. Bzw. könnte ebenso vermieden werden, dass die Bewertung von Arbeitsleistung zu solch extrem krassen Unterschieden führt, wie sie zwischen Telekom-Manager und etwa Friseuse vorhanden sind.

Wenn jeder weiter dem anderen gönnen kann, was er selbst in Sachen Lebensqualität vom Leben erwartet, und seinen Bedarf daran bemisst, was ihm andere aus dieser Überlegung gönnen, müsste es doch auch möglich sein, Armut innerhalb eines Kollektivwirkens zu verhindern, bzw. mindestens zu reduzieren.
Manche "Arme" scheinen so besser zu leben, oder mit weniger Fremdbestimmung / Gängelung, und ziehen es wohl vor, materiell arm zu leben. Bei der SBG-II-Bezieherschaft sehe ich eher über diverse Methoden eine "staatlich geförderte" Verschlimmerung ihrer Armutsgeschichte, zum Beispiel durch eine Art Enteignungstaktik,
( Verwertung von Grundbesitz in Vermögen ) nach der Leute mit bisher noch eigener Basis auch diesen letzten Halt verlieren, und in ein volles Abhängigkeitssystem gezwungen werden. Wo immer ich sowas mitbekomme, macht es mich doch recht nachdenklich. Nicht nur, was die Widersprüchlichkeit zu den Grundsätzen dieser Gesellschaftsform angeht. Aber wie soll ein Mensch aus dieser Perspektive wieder zu einer vernünftigen Ausgangsbasis für ein selbstversorgtes Leben finden?

Vielleicht denke ich auch wieder zu abstrus. Mir fällt auf, dass ich immer weniger verstehe, wie diese Welt funktioniert, und warum sie sich ausgerechnet so zeigt, wie sie das tut, obwohl es auch ganz ( menschlich gesehen ) vernünftig möglich wäre. Die StudentInnen / jungen ArbeiterInnen in Kiel scheinen zumindest relativ reich zu sein. Sonst würden sie nicht jedes WE genug Flaschenpfand für ein Dutzend Sammler im Park oder vor den Kneipen rumliegen lassen. Das kann natürlich auch daraus resultieren, dass sie desöfteren sturzbesoffen sind. :zwinker:
 

Giacomo_S

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paul20dd schrieb:
Giacomo_S schrieb:
Einkommen sei Einkommen, hiess es.

mich würde mal interessieren ob das wirklich so ist.

vieleicht hilft das etwas weiter... gewonnen=geschenkt ? :|

Auch wenn Du möglicherweise recht hast - oft genug hat man in der Situation eines Hartz IV - Empfängers weder die Mittel noch die Kraft, sich dagegen zu wehren.
 

wintrow

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Nur kann meines erachtens ein Hartz4 Empfänger auch nicht mehr verlangen als er jetzt schon bekommt. Das wäre nicht fair den Menschen gegenüber die den ganzen Tag schaffen!
 

Giacomo_S

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wintrow schrieb:
Nur kann meines erachtens ein Hartz4 Empfänger auch nicht mehr verlangen als er jetzt schon bekommt. Das wäre nicht fair den Menschen gegenüber die den ganzen Tag schaffen!

Darum geht's ja auch gar nicht, mir ging es jedenfalls nicht darum.
Aber so arm ist der Staat dann auch wieder nicht, das man einem Hartz IV- Empfänger auch noch wieder etwas wegnehmen muss, nur weil er mal ein paar Mark im Lotto gewinnt.
 

wintrow

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Aber mir gehts darum. Es kann nicht sein das eine Frisöse mit ihren 4 euro brutto den ganzen tag hart arbeiten muss und am Ende nicht mehr raus hat als ein hartz 4 Empfänger der ganzen tag auf dem Sofa gelegen hat!
 

Angel of Seven

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wintrow schrieb:
Aber mir gehts darum. Es kann nicht sein das eine Frisöse mit ihren 4 euro brutto den ganzen tag hart arbeiten muss und am Ende nicht mehr raus hat als ein hartz 4 Empfänger der ganzen tag auf dem Sofa gelegen hat!

Stimmt... deswegen ist es ein Unding das die Frieseurin nur 4€ die Stunde bekommt. Man sollte nicht auf den Politikertrick reinfallen, nämlich Geringverdiener und HartzIV-Empfänger gegenseitig ausspielen um dadurch das Einkommen beider Gruppen immer weiter nach unten zu drücken... aber niemals nach oben oder wenigsten so viel um die Inflation auszugleichen... gelle..

LG

AoS
 

wintrow

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Tja aber das Problem ist das den Geringverdienern nicht mehr bezahlt werden kann, weil der Beruf das nicht hergibt...
 

Ein_Liberaler

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Wie wäre es damit: Jeder der will, bekommt einen Beruf. Garantiert. Vierzig Wochenstunden, vier Wochen Urlaub, Gehalt = Hartz IV. Wer nicht arbeiten will, hat Anrecht auf ein Kasernenzimmer und Kantinenverpflegung. Was man Soldaten zumuten kann, kann man ja wohl auch Arbeitsscheuen zumuten.
 
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