Vergebung und Läuterung
arius schrieb:
Kein Mensch ist berechtigt, Ablass zu erteilen. Das ist reine Profitgier und Effekt-Hascherei.
Bei der Beichte bekennt man vor Gott und der Kirche seine Sünde, welche bei reuigem Verhalten durch die Absolution vergeben werden.
Beim Ablass "erwirbt" man diese Absolution ebenfalls durch Reue und dadurch, dass man eine bestimmte Last (z. B. eine Pilgerschaft) auf sich genommen hat.
Soweit es mich betrifft, geht es hier um Vergebung, nicht um Hinwegtilgung. Der Priester vergibt die Sünden im Namen der Kirche als Repräsentant Christi. Von Hinwegtilgung ist da aber nirgendwo die Rede.
Ich gebe zu, dass dieses Sakrament aus der Warte aus verstanden werden kann und wird, dass man damit wieder frei von Sünde ist.
Was mich persönlich anbelangt, so würde ich es aber so sehen, dass mann keine Hinwegtilgung der Schuld erhält, sondern eben nur das, wovon auch die Rede ist: Vergebung.
Nahezu alle Religionen kennen dieses oder jenes Mittel zur Wiedergutmachung negativer Handlungen (Rezitation von Mantras, Skription von heiligen Texten, Pilgerschaften, religiöse Waschungen, Feuertaufen, etc.). Die katholische Kirche bildet mit ihrem Ablass bzw. der Beichte hier keine Ausnahme. Ich sehe diese Mittel als äußerst dienlich an. Mag sein, dass sie so manchem aus logischen Gesichtspunkten oder aus dem eigenen Glauben heraus zuwider sind, aber für den Gläubigen der diese Mittel nutzt sind sie in jedem Fall nützlich.
Auch was den phsychologischen Aspekt angeht muss ich agentP beipflichten. Die Tatsache, dass man seine Fehler jemandem mitteilen kann, von dem man sicher sein darf, dass er sie nicht ausplaudert und der einem die Vergebung anbietet erleichtert es ungemein, dass man sich die Fehler auch selbst verzeihen kann. Und dieses Sichselbst-Verzeichen ist m. E. sehr wichtig.
Was die unterstellte Profitgier und Effekthascherei angeht, so sehe ich nicht, dass durch den angebotenen Ablass überhaupt mehr Gläubige nach Köln pilgern werden. Der Tag stand schon vor dem Ablassangebot fest und wem es nur darum geht, der hätte einfach Beichten können und sich die Reise nach Köln gespart.
arius schrieb:
Wer von diesen jungen menschen noch darauf herein fällt, ist selbst dafür verantwortlich. Damit wird im gegenteil dem Unglauben noch weiter Tür und Tor geöffnet.
Ich denke Du verwechselst hier "Unglaube" mit "anderem Glaube".
Trotz der Vergehen der kath. Kirche (welche sich auch viele andere Religionen vorwerfen lassen müssten) sollte man keine Pauschalverdammung in irgendeine Richtung betreiben. Man sollte die Eigentümlichkeiten im Glauben/Nichtglauben anderer tolerieren, statt immer nur auf seinem eigenen Dogma herumzureiten und dieses für das einzig wahre zu erklären.
Es ist ja nicht verwerfliches daran, sich ein Dogma zum Lebens-/Glaubensinhalt zu machen; wenn dies aber mit mangelnder Toleranz einhergeht ist es einfach nur beklagenswert.
arius schrieb:
Trotzdem werden sicher viele wieder ihm zujubeln. Bejubelt wurden schon andere bei derartigen Großveranstaltungen...
Diesen Vergleich finde ich geschmacklos (meine Meinung).
arius schrieb:
Wenn ihm klar wäre, was er damit anrichtet und welche Strafe ihn dann dafür erwartet, hätte er gewiss davon Abstand genommen !
Ich denke, was er damit anrichtet ist vor allem zu versuchen, der Jugend moralische Werte zu vermitteln, in einer Zeit in der doch fast das gesamte Leben von weltlichem Streben und materiellen Dinge beeinflusst wird. Sicher, seine Ansicht von Moral ist nicht mit Jedermann konform und bietet viele verbesserungswürdige Kritikpunkte, aber er vertritt wenigstens seine Ansichten.
Wer kann überhaupt ermessen, welchen "himmlischen Lohn" oder welche "höllische Strafe" jemand für seine Taten erntet?
Ich weiss ja nicht wie es Euch geht, aber ich ganz sicher nicht.
Ich kann nur meinem Gewissen gemäß handeln und hierfür die Konsequenzen tragen, ob diese nun im Diesseits oder im Jenseits eintreffen.