Wohin mit dem Verkehr?

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Heute schon im Stau gestanden? Oder mit der Bahn Verspätung gehabt? Flug gestrichen? Mit dem Fahrrad über Scherben gefahren? Oder lief alles?

Individualverkehr versus öffentlicher Nah- und Fernverkehr - ist das der ewige Gegensatz? Man könnte es meinen, wenn man davon liest, wie die Koch-Brüder in den USA Bahnprojekte in den USA torpedieren - sind ja fleißig im Ölgeschäft. Weiter unten im Artikel ist aber auch von der FDP die Rede, wie sie sich per LKW gegen den Trambahnausbau in Berlin stemmt, Nahverkehr als Stauauslöser. Wie viele Kilometer Autostau gibt es denn so am Tag in Berlin? Der Gegensatz dazu: In Berlin will ein Bezirk seine Bewohner mit einem ungewöhnlichen Angebot vom Auto entwöhnen. Auch in anderen Städten werden autofreie Wohnquartiere gebaut. Erfolgsgeschichten? Sind Verkehrsmittel mit wenig Platzbedarf die Lösung, wie es die SZ tituliert: Nur das Fahrrad kann den Stau-Kollaps abwenden. Wäre natürlich auch toll, wenn es weniger Fahrradrowdys geben würde. Aber Zahlen sprechen eine klare Sprache:
Sagen wir direkt, wie es ist: Das urbane Verkehrsmittel der Zukunft ist längst da. Es ist nicht das Elektroauto, kein Hybrid-Fahrzeug und auch nicht der öffentliche Nahverkehr. Wir kennen es seit 200 Jahren und jeder war damit schon einmal unterwegs: das Fahrrad. Den Beweis dafür liefert jeden Tag die Rushhour in einer Großstadt Ihrer Wahl. Beispiel München. Im Februar zeigte eine Studie, dass in keiner anderen Stadt Autofahrer so viel Zeit im Stau verbringen wie in der bayerischen Landeshauptstadt. 51 Stunden im Jahr. Für Münchner Autofahrer fühlt es sich nach mehr an.
Egal, welches Verkehrsmittel man um 8 Uhr werktags in Großhadern in München nimmt, um nach Johanneskirchen zu kommen: es dauert immer eine Stunde.
Noch was anderes: schon mal von Fuel Dumping gehört? Jumbo versprüht 110.000 Liter Kerosin über Deutschland
Von überlasteten Fluglinien und Flughäfen war doch kürzlich auch erst die Rede...
 

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Wie bekommt man den Verkehr in den Großstädten in den Griff? Hat die SZ recht?
 

gaia

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Also: ich kan die SPON Artikel da wo ich bin gerade nicht lesen, da rutscht immer ein Ad Blocker drüber. Aber ich scheib gerne meine Meinung zum Grundgedanken.
Der Verkehr hat auch in den letzten Jahren extrem zugenommen. Obwohl ich mich gerade in einer nur ca 18000 Einwohner großen Stadt befinde, kann ich nachts mit offenen Fenster nur nach totaler Erschöpfung oder mit Hilfe eins großen Glases Wein einschlafen.
Es ist zu laut.
Das ist ein Urlaubs und Erholungsort hier- aber natürlich reist kaum einer mit der Bahn an. Jeder mögliche Meter wird mit Auto oder dem Bus angefahren, was ich irgendwie lächerlich finde.
Man kann sehr wohl eine Stunde mehr einplanen und zum Aufstiegspunkt eines Berges auch mal laufen. In dem Zusammenhang scheint es auch normal zu sein, Rekorde bezüglich "Ich renne einen Weg entlang"aufstellen zu wollen.

Worauf ich hinaus will ist, ist dass es die Anspruchshaltung der Deutschen zu sein scheint, die es zu bekämpfen gilt. Man möchte Luxus, will jederzeit Leistung zeigen und so viel wie möglich in jede Stunde packen. Da kommt das das Verkehrsproblem heraus, dass wie haben.
Selbst wenns nicht die zeit ist, so ist es der Luxus des eigenen Autos. Und ist es das nicht kann man vielleicht einen Radraudi Rekord aufstellen und überall erzählen wie fix man doch ist. ( der es sich selbst beweisen)
Ich weiß ncht so recht wie man Menschen dazu bringen will, da wieder etwas zurück zu stecken um ja am Ende zu dazu zu gewinnen. Manch einer würde vielleicht die Augen wieder aufbekommen und könnte über seine eigenen Bedürfnisse hinaus sehen lernen.
 

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Ich weiß nicht, wie die Zahlen sind, aber der Verkehr nimmt gefühlt recht kontinuierlich zu. Auch den Pendlerverkehr betreffend. Die Pendlerstrecken, egal mit welchem Verkehrsmittel, werden im Schnitt länger. Viele Personen, die in Richtung Land ziehen, kurbeln das Auto in die Großstadt zur gleichen Arbeitsstelle oder nehmen den Zug.
Es stimmt wohl auch, was du sagst, dass oft das Auto genommen wird, obwohl es gar nicht unbedingt genommen werden müsste (zum Beispiel bei einer Strecke unter 1 Kilometer), mit dem SUV von der Dorfmitte zum Dorfrand zur Kita zum Beispiel.

In München nimmt der Fahrradverkehr auch ziemlich stetig zu: es dürfte bald der Verkehrsanteil von 20 % erreicht sein. Dann kann es auf einer Hauptroute auch mal richtig voll werden. Man kommt dann zum Beispiel auch nicht unbedingt in einer Ampelphase über die Kreuzung, da die Fahrradschlange zu lang ist. Wenn München mit steigenden Fahrradverkehr Schritt halten will, muss München ständig die Kapazität der Fahrradverkehrswege steigern. Das ist allerdings nicht überall ohne Weiteres möglich (Zum Beispiel könnten aus vierspurigen Straßen zweispurige werden - ist auch schon passiert.). Aber in der Stadt ist es vielerorts ohnehin schon ziemlich eng. Somit werden Fahrradwege angedacht, die auf hohen Trassen laufen. Mit solchen Gedanken steht München nicht allein, London plant wohl eine Fahrradhochstraße auch. In Kopenhagen gibt es eine solche Hochstraße eh schon. Und auch in Xiamen in VR China, nur dass die mehr als 7 km lang ist...

Ich frage mich auch, wie man das rücksichtslose Fahren aus den Köpfen wieder herausbekommt. Vielleicht hängt da noch mehr dran. Die Einplanung von mehr Zeit und ein entspannterer Lebensstil. Viele Verkehrsteilnehmer wirken in oder auf ihren Gefährten regelrecht gehetzt. Man muss ja nicht alles auf die Minute timen. Kann man oft ohnehin nicht. Aber Staus sollte man auch nicht einfach so in Kauf nehmen.
 

gaia

Meister
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Naja in München fahren die U und S Bahnen ja im zehn Minuten Takt. Hier sind es die Busse und demnächst dann wohl die Straßenbahn.....
Ich kann da nicht wirklich verstehen, warum man sich da noch eine Autofahrt antun möchte.
Im Prinzip müsste der eine Teil auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen, um die Straßen für die Fahrradfahrer zu entlasten :mrgreen:
Da könnte dann eine Spur abgegeben werden.
Die wiederrum müsste man ein wenig im Auge behalten, um sich die Rowdies darunter rauszugreifen. Auch Fußgänger haben ja Rechte.....
Hochfahrradwege fände ich allerdings nicht so prickelnd, ich finde die verschandeln das Stadtbild und pressen ja noch mehr Verkehr in eine Stadt....
Vielleicht muss man die Leute in den Städten ja einfach zu ihrem Glück "zwingen". Also ganze Bereiche für Autos sperren, dafür Parkplätze/ Tiefgaragen zu günstigen Preisen anbieten der die Parkplätze für Monatskartennutzer kostenfrei anbieten.
Ich wäre auch schon lange dafür, dass man bei uns in Regensburg erstens die Straße im zentralen Stadtbereich für Autofahrer sperrt( ausgenommen Sondergenehmigungen meinetwegen) und zweitens, die Fußgängerzone von Radfahrern ( ist ja keine Radfahrerzone) und eben auch für die Autos die einem da jederzeit begegnen.

Was Fahradfahrer angeht, so ist in Regensburg eine Schnellfahrstrecke geplant.
 
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Die autofreie Innenstadt ist in München auch schon eine alte Forderung. Die Fußgängerzone wird allmählich vergrößert. Das ist auch eine schöne Sache. Das macht die Innenstadt dann auch attraktiver.
Ich stimme dir zu: wird der Parkraum umfunktioniert, ist enorm viel Platz gewonnen. Nur müssen die Autos dann irgendwohin . Neue Parkhäuser in der Innenstadt wird es wohl nicht mehr geben, also in die Tiefe. Oder Park+Ride.
Ich würde auch eher die Fahrradwege auf dem Boden ausbauen, die Autowege tendenziell zurück. Gibt man dem Auto Platz, breitet es sich auch aus.
In München ist sogar eine Gondel geplant. Neuer Hype oder Lösung ist die Frage.
 

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