Widerstand gegen eine Orwell'sche Gesellschaft

Vision

Geselle
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Die jüngsten Ereignisse in den Vereinigten Staaten haben mich dazu bewegt wieder einmal mein "1984" durchzuschmökern. Vielleicht bin ich ja mit der Zeit etwas paranoid geworden, aber nach einigen Vergleichen scheint sich mein Verdacht bestätigt zu haben, dass die Vereinigten Staaten langsam aber sicher in einen totalitären Staat nach Orwell'schem Muster hineinschlittern.

Ob dies nun wirklich passieren wird oder nicht soll nicht unbedingt Thema hier sein, das wird uns ohnehin die Zeit zeigen, viel mehr möchte ich mit euch darüber reden wie die Bürger eines Landes eine Entwicklung hin zu einem totalitären Überwachungsstaat verhindern könnten, oder noch kniffliger, wie man als Bürger in solch einem Staat die allmächtige Partei vom Thron stürzen kann.
Was hätte "6079 - Smith, Winston" anders machen sollen, oder gibt es vielleicht gar keine Möglichkeit solch einen Überwachungsapparat zu überwinden?

Eine meiner Ideen:
-) Er hätte London verlassen und in einer anderen größeren Stadt bei den Proles untertauchen können. Die Identität aufgeben und sich als Prole unter das Volk mischen (Als passende Geschichte: Sein Haus in London wurde bei einem Angriff zerstört -> "Umzug" in die neue Stadt). Er hätte die Proles genau beobachten und ihr Verhalten nachahmen müssen, um nicht als Parteimitglied entlarvt zu werden. Nachdem er sich das Vertrauen der leute dort verdient hätte, hätte er langsam aber stetig den Widerstand gegen die Partei bei ihnen schüren können.

Was hättet ihr gemacht, wenn ihr in Winstons Situation wärt ?
 

Ramses

Großmeister
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Winston hatte eine Anstellung im Wahrheitsministerium. Er schrieb nach Vorgaben ältere Artikel um, um die Archive nach der Meinung der Partei zu formen. Wird es im Buch erwähnt, ob seine Arbeit überprüft wurde, bevor sie veröffentlicht wird? Winston hätte die Partei in noch schlimmerem Licht dastehen lassen können, als sie schon war.

... aber mir fällt ein: der Krieg gegen Ozeanien wurde in Sekundenbruchteilen zu einem Krieg gegen Eurasien umerklärt, obwohl noch überall die Hetz-Plakate gegen Ozeanien hingen. Und wie hat die Masse reagiert? Obwohl ihr jahrelang der Krieg gegen Ozeanien vor den Augen hing, und plötzlich war es Eurasien ... sie haben es geglaubt ...

Was hätte Winston machen können? In einer Welt in der es kein Vertrauen gibt? Die Sprache keine Worte für "Freiheit" oder "Hoffnung" u. ä. mehr kennt? Er selbst die Geschichte jeden Tag neu schreiben muss? Er auf keine Vorbilder blicken kann? Und der Große Bruder einen tatsächlich "sieht"? Wenn es keine Religion oder etwas anderes gibt, dass einem Hoffnung macht? ...
 

asamandra

Erleuchteter
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Den Vergleich mit Amerika hatte ich mal in einem Referat über das Buch gebracht... Unser Lehrer war... etwas pikiert, hat aber nix an der Note geändert (hab in Deutsch meine Standardnote...)

Zum Thema, was Winston hätte tun können: Vermutlich nichts. Dieser Überwachungsstaat ist einfach schon zu ausgereift. Man kann niemandem vertrauen und wie will man gegen die Partei vorgehen, wenn man sich in der Sprache nicht mehr ausdrücken kann?? Wie gesagt, man kann seinem Gegenüber ja nicht mal mehr erklären, was frei ist, weil es Freiheit nicht mehr gibt. Und abhauen? Wohin denn? In den anderen Städten und Staaten sieht es wahrscheinlich auch nicht besser aus... Das wäre, wie der Tausch Pest gegen Cholera.
 

Vision

Geselle
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Moment, zum Handlungszeitpunkt der Geschichte ist die alte Sprache noch die verbreitete und praktizierte, somit gibt es durchaus noch die Möglichkeit Freiheit und dergleichen anzusprechen (Sogar Gott wird im Verhör zur Sprache gebracht)
Mit der Neusprache mag das vielleicht unmöglich werden.

Und Zweifler gibt es meiner Meinung nach genug, bewusst und unbewusst. Die würden durchaus nur zu gerne das Regime fallen sehen, nur hat eben jeder einzelne schiss davor den Mund aufzumachen, ganz so wie bei uns.
 

homer

Lehrling
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Ist das nicht der Sinn der Sache, dass man gar nicht widerstehen kann? Als Einzelperson oder auch als eine Gruppe - die sind einem immer überlegen. Traurig, traurig.
 

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